Südsee 3(10)
Und nun heißt es "Ab in die Südsee" Der Abflug vom Changi-Airport SIN gestaltet sich problemlos. Die
Sicherheitskontrollen sind eher lax: Kein Gürtelcheck, kein
Körperscanner, ich muss kein technisches Gerät auspacken, sogar das
Wasser, das ich im Handgepäck versehentlich vergessen hatte, wird nicht
angemeckert. Unsere "Tripel-Seven" bringt uns in knapp 10 Stunden
diagonal über Australien nach Auckland, Neuseeland. Hier müssen wir
allerdings den ganzen Nachmittag verbringen. Gegen 18 Uhr endlich geht's
dann wieder los, die letzte Etappe bis Tahiti. Erstmals fliegen wir mit
einer Boeing 787, dem "Dreamliner". Was sofort auffällt, sind die
ungewöhnlich geschwungenen Tragflächenenden, die etwas tiefer liegende
Flugzeugnase, die außergewöhnlichen großen
Fenster sowie die Tatsache, dass es keine mechanischen Jalousien mehr gibt.
Die Fenster haben Taster, mit denen das Fensterglas stufenlos elektrisch abgedunkelt
werden kann. In jedem Langstreckenflieger gibt es ja heute USB-Anschlüsse
zum Aufladen von Handy oder Tablet, aber hier gibt es sogar für jeden Sitz
einen eigenen 220V Stromanschluss! Unser erstes großes Ziel: Tahiti Ozeanien wird geologisch nicht als Kontinent betrachtet, da diese Inseln nicht aus Erdkruste bestehen. Der Begriff "Südsee" stammt übrigens von Vasco Núñez de Balboa, der 1513 nach dem Durchqueren der Landenge von Panama den vor ihm liegenden Pazifik als "Mar del sur" (Südmeer) bezeichnete. Alle südpazifischen Inseln waren einmal "Feuerberge", also Vulkane. Manche waren riesig! Es gibt Atolle hier, die haben einen Durchmesser von 50 km. Da sieht man kein Land mehr, wenn man mit einem Schiff mitten drin ist. Und alle Vulkane und damit auch alle Inseln (!) versinken allmählich durch Plattentektonik und Erosion im Meer. Die Kräfte sind gigantisch, aber sehr, sehr langsam. Tahiti verdankt also seine Entstehung - genau wie Mauii - einem ehemaligen Vulkan, der kurz hintereinander (in geologischen Zeiträumen gerechnet!) zweimal durch die Erdkruste brach und die beiden Teile Tahitis schuf. Der größere Inselteil im Nordwesten heißt "Tahiti Nui" und der kleinere im Südosten ist "Tahiti Iti". Wie auch Hawaii sind diese Inseln durch einen "Hot Spot" unter der Pazifischen Platte entstanden. Tahiti bewegt sich zusammen mit der ganzen pazifischen Platte mit etwa 12,5 cm pro Jahr in Richtung Nordwest. Dadurch bildete der Vulkan beide Inselteile Tahiti Nui und Tahiti Iti. Aus der Luft sehen sie aus wie eine Acht. Gleichzeitig - eine weitere Parallele zu Hawaii - versinkt das Atoll Tahiti mit einer Geschwindigkeit von 0,25 mm pro Jahr im Meer. Sollte diese Sinkgeschwindigkeit so bleiben, ist Tahiti in ca. 9 Mio. Jahren komplett im Pazifik versunken. Dabei sind beide Inselteile noch einmal deutlich jünger als das ohnehin schon junge Hawaii: Nur etwa 0,5 bis 2 Millionen Jahre alt, wobei Iti noch einmal deutlich jünger ist als Nui. Tahiti wird auch manchmal als die "Königin
Französisch-Polynesiens" bezeichnet. Auf jeden Fall ist sie zentraler Dreh-
und Angelpunkt für viele weitere Urlaubsziele in Polynesien. Die Insel ist
die größte und bevölkerungsreichste des gesamten südpazifischen Raums. In
der Mitte gibt es eine flache und schmale Landverbindung beider ehemaliger
Vulkanausbrüche. Auf Nui befindet sich die Hauptstadt Papeete sowie der
Flughafen, und dort findet man auch die meisten Städtchen und Dörfer. Um den
südlichen Teil kann man mit dem Auto nicht einmal herumfahren, weil es keine
Straße gibt. Von unserer dortigen Fahrt berichten wir weiter unten. Und
beide Inselteile sind durch eine Art Landbrücke, dem "Isthmus
von Taravao", miteinander verbunden. |
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Am 29.09.2017 um 18 Uhr fliegen wir los und am 28.09.2017 kurz vor Mitternacht kommen wir in Papeete an. Ziemlich merkwürdig,
nicht wahr? Ein "Wurmloch" im Raum-Zeitgefüge? Nein, natürlich nicht. Wir sind
über die Datumsgrenze geflogen. Hiermit ist eine ganze Reihe von
Merkwürdigkeiten verbunden,
die man u.a. hier nachlesen kann. Während es noch in Auckland erfrischend
kühl war (beginnender Frühling), strömt uns, kaum treten wir aus dem
Flieger, sehr warme und feuchte Luft entgegen. Der Flughafen Faa'a ist nicht
besonders groß, vergleichbar europäischen Regional-Airports. Aber anders als
in Bremen, Münster oder Stuttgart wird man hier mit polynesischer Musik begrüßt
- mitten in der Nacht. Und genau
wie auf Hawaii hängt man uns gleich mal einen Blumenkranz um den Hals. Es
scheint, als beginne unser Urlaub gerade erst. |
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Unser Hotel "Tahiti Pearl Beach Resort" ist das Quartier für die nächsten 5 Tage. Es erweist sich als ein sehr gutes 4 Sterne Hotel in historisch berühmter Nachbarschaft. Denn eine Meeresbucht weiter östlich, in der Matavai-Bucht, gingen einst zwei berühmte Schiffe vor Anker:
Jedenfalls hatten die Seeleute damals nicht so viel Platz wie wir heute! Wir
können uns nicht erinnern, je in einem Hotel mit so viel Platz gewohnt zu haben.
Selbst letztes Jahr in Dubai war es zwar opulenter, aber deutlich kleiner.
Oder hattet Ihr in einem Hotelzimmer schon mal ein Gäste-WC? Am
anderen Morgen schauen wir uns das Hotel etwas näher an. Schon vom eigenen
Balkon können wir auf's Meer hinaus und zur gegenüberliegenden Insel Moorea
hinüberschauen. Auf dem Weg zur Frühstücks-Lounge begegnen uns viele sehr
freundliche Menschen. "Jaurana" heißt es überall, jedenfalls
verstehen wir das so und haben es als ein "Hallo und guten Morgen" interpretiert. Und wenn man sich
verabschiedet, sagen die Tahitianer "Nana" mit Betonung auf die erste Silbe. |
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Am ersten Tag, dem 29. September, bleiben wir im Hotel, relaxen und "vergammeln" einfach mal den Tag in der riesigen Hotelanlage am Strand. Die Luft ist sehr warm und schwül, ein paar Treppen hochlaufen und schon steht uns der Schweiß auf der Stirn. Glücklicherweise weht ein permanenter kräftiger Wind, so dass man diese Luftfeuchtigkeit ganz gut aushalten kann. Den schwarzen Strand kennen wir ja auch schon von Hawaii, aber "irgendwie" sieht er nicht so einladend aus wie ein weißer Strand. Die Hotelbediensteten sorgen sich sehr um ihre Gäste, es fällt einigermaßen schwer, nicht den ganzen Tag zu essen und zu trinken. - außer Wasser natürlich!!! Am zweiten Tag haben wir bereits genug vom Herumsitzen in
Liegestühlen und an der Hotelbar.
Wir machen einen Spaziergang und gehen
an der Strandstraße entlang Richtung Papeete. Aber statt "Strand" gibt es rechts und links
an der Straße
kleine Häuschen, teils abgeschirmt, teils offen. Zu unserer Überraschung
sieht das alles überwiegend heruntergekommen aus. In den Gärten stehen Bananenstauden,
Mangobäume und Palmen, deren Kokosnüsse teils sogar auf die Straße fallen.
Frei laufende Hühner überall, nicht selten sogar auf der Straße. Wir werden aber
überall sehr freundlich begrüßt. Leider sieht man wegen der aneinander
grenzenden Grundstücke mit den kleinen Häuschen nicht viel vom Strand. Jedes
der weit überwiegenden Strandgrundstücke ist ein schmaler Streifen und sehr
klein. Und es liegt
unglaublich
viel Müll, Dreck und
Unrat herum.
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01.10.2017: Ein Besuch in Tahitis Hauptstadt "Was wollen Sie denn in Papeete?" fragt uns ganz entgeistert die Concierge, als wir am nächsten Morgen die offene Hotel-Lobby betreten und uns nach einem Shuttle in die Stadt erkundigen. Außerdem sei Sonntag, und in der Stadt gäbe es nun wirklich nicht viel zu sehen! Ich gebe zu, an dieser Stelle fragen wir uns zum ersten Mal, ob "5 Tage Tahiti" wirklich eine gute Entscheidung war! Nun gut, wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen und fahren mit dem Taxi in 10 min zum Hafen, der mitten in der Stadt liegt. Der Stadtpark ist ein wirkliches Highlight. Direkt am Wasser gelegen und mit dem stetigen Blick hinüber nach Moorea bietet er eine sehr schöne Gelegenheit zum Pausieren, Relaxen und Sonne genießen. Jedoch sieht man hier in der City noch deutlicher, dass Anfang des Jahres ein schwerer Zyklon über die Stadt gefegt ist. Auch unser eigentlich gebuchtes Hotel ist vom Sturm renovierungsbedürftig gepustet worden. Und daran liegt es wohl auch, dass die meisten Gebäude, viele kleine Geschäfte, die Markthalle und viele Restaurants ebenfalls geschlossen sind. Etliche Häuser tragen unübersehbare Sturmschäden, die noch immer (ein Dreivierteljahr nach dem Zyklon!) auf ihre Beseitigung warten. Die Zahl bereits reparierter Schäden ist unübersehbar, aber eindeutig in der Minorität. Das Wasser im Hafen ist relativ schmutzig, auf jeden Fall aber dreckiger als in Honolulu, wo wir sogar noch im Hafenbecken exotische Fische bewundert haben. Die meisten Häuser und auch der Hafen
versprühen keinen Glanz, keinerlei Flair, wie wir ihn sonst in Hafenstädten
oft beobachten können. Und als wir den Parkbereich verlassen, sehen wir
mehrere junge Männer mitten am Tag unter der Brücke liegen, zwischen Unmengen von
Müll und herumstreunender Hühner. Das Antlitz Tahitis in puncto Sauberkeit
steht auf jeden Fall in einem krassem Gegensatz zu Singapur. Dort wird das
allerletzte Fitzelchen Papier aus der Steinfuge geangelt, hier hingegen sieht's aus
wie in den mediterranen Hinterhöfen Frankreichs und Italiens. Vor diesem
Hintergrund scheint es
kein Wunder zu sein, dass uns hier (fast) keine Europäer begegnen. |
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