Südsee 1(10)
Besuch von vier südpolynesischen Inseln: Vom 25.09. bis 18.10.2017 In 2009 waren wir auf Hawaii. Damals haben wir gelernt, dass Hawaii - obwohl im Nord-Pazifik gelegen - gleichwohl zu Polynesien gehört. Diese Reise hat uns seinerzeit so extrem gut gefallen, dass wir - noch auf den Inseln!!! - beschlossen, uns auch die anderen polynesischen Inseln anzuschauen. Und zwar genau die vier, deren Tänze und kulinarische Spezialitäten uns damals beim "Luau", dem "Feast at Lele" auf Mauii, kredenzt wurden. Jetzt endlich, 8 Jahre später, ist es soweit.
Zur Orientierung: Der Pazifik ist in eine Reihe von Riesen-Arealen aufgeteilt, von denen
"Polynesien" das größte ist. Das polynesische Dreieck ist das Riesengebiet
zwischen Hawaii im Norden, den Osterinseln im Osten sowie Neuseeland im
Südwesten. Diese Struktur ergibt sich aus kulturellen, insbesondere
aus sprachlichen Besonderheiten. Dieser Systematik folgend gehört Fidschi, im
Gegensatz zu allen anderen hier im Fokus stehenden Inseln, streng genommen nicht
zu
Polynesien, sondern zu
Melanesien. |
Polynesisches
Dreieck |
Die Gesellschaftsinseln Etwa in der Mitte des polynesischen Dreiecks liegt Französisch-Polynesien. Die bekannteste Inselgruppe dort nennt sich Gesellschaftsinseln. Es gehören aber noch vier andere Inselgruppen dazu. Drei Inseln aus der Gruppe der Gesellschaftsinseln haben wir besucht: Tahiti, Moorea (heißen auch Inseln über dem Winde) und Bora-Bora (gehört zu den Inseln unter dem Winde).
Die Bezeichnungen "über/unter" sind historisch bedingt und haben ihre
Wurzeln in der Tatsache, dass im zentralen Pazifik (ebenso wie im Atlantik)
die Winde meistens östliche Passatwinde sind, was wiederum seine Ursache in
der Erddrehung hat. Die dem Wind zugewandten Inseln, also die östlich
gelegenen, heißen deshalb "über" dem Winde und die westlichen "unter" dem
Winde. Dieselbe Benennung finden wir übrigens auch in der Karibik. |
Fotos der Reise Video der Reise |
Welche Inseln haben wir besucht? Unser Reisekonzept: Aufgrund der riesigen Entfernungen haben wir versucht, besonders die extrem langen Flüge mit mehrtägigen Städtetrips zu unterbrechen. Aus diesem Grund haben wir bereits in Singapur einen ersten Stopp eingelegt. Und nach etwa der Hälfte der Zeit, auf dem Weg von Bora-Bora nach Samoa, haben wir auch Auckland auf Neuseeland einen Besuch abgestattet. Dazwischen 4 teils paradiesisch anmutende Inseln:
Lediglich den Heimflug von Fidschi über Los Angeles und London nach
Frankfurt, der mit seinen 18.500 km und zwei kurz aufeinander folgenden
Nächten allein 30 Stunden dauert, haben wir an einem Stück abgerissen. Für
den 2. Nachtflug von LA nach Heathrow haben wir dann ein Sitzplatz-Upgrade
für 120 € gebucht: Nur 2 Plätze nebeneinander und zwischen den Sitzen sowie
rechts wie links daneben deutlich mehr Platz. Unter diesen speziellen
Umständen hat sich dieser Aufpreis durchaus gelohnt. |
|
Down Under - eine andere Welt Die Welt ist ein wenig "anders" dort unten. Man steht zwar nicht Kopf, die Uhren aber gewissermaßen schon, denn die spielen tatsächlich "verrückt" hier: Eine Zeitverschiebung von 12 Stunden macht die Kommunikation mit den daheim Gebliebenen tendenziell schwierig. Die Sonne steht senkrecht am Himmel oder mittags im Norden. Und es gibt Tage, die man plötzlich zweimal erlebt. Dafür gibt es andere Tage, die uns komplett fehlen!!! Der 9. Oktober 2017 hat in unserem Leben nicht stattgefunden. Damit muss man erst mal klarkommen! Dafür haben wir aber den 28. September gleich zweimal erlebt. Verantwortlich für diese Kuriosität ist die Datumsgrenze, die wir in diesem Urlaub gleich dreimal überquert haben. Aber es gibt noch weitere Indizien, dass wir nun irgendwie auf einem
"anderen Himmelskörper" sind. Dieser Teil der Welt ist von Deutschland so
schier unglaublich weit weg wie kein anderer. Er liegt komplett auf der
gegenüberliegenden Seite des Planeten. Wenn ich in Südeuropa eine Stecknadel
durch den Planetenmittelpunkt schieben könnte, dann würde die Nadelspitze
östlich von Neuseeland wieder herauskommen! Das ist so weit weg, dass nicht
nur die normale Bevölkerung, sondern sogar Geschäftsleute, die im Reise-Metier arbeiten, ins Schleudern kommen können. Heidelberg in Osteuropa In Singapur
beispielsweise macht eine Reiseagentur (ausgerechnet!!!) mit einem großen
Plakat eine fulminante Ankündigung: "Besuchen sie Osteuropa". Und auf den
nett anzuschauenden Fotos sieht man dann das Heidelberger Schloss, Neuschwanstein und den Eiffelturm. Als ich das sehe, muss ich schallend
lachen, mache natürlich gleich ein Foto und amüsiere mich köstlich darüber, dass ich neuerdings in Osteuropa
wohne! Aber das hat die Chefin der Reiseagentur wohl gesehen, jedenfalls
kommt sie voller Neugier, was wohl meinen Lachanfall ausgelöst haben könnte, aus
ihrem Laden heraus und spricht mich an. So freundlich und unverletzend, wie es nur
eben in Englisch kann, erkläre ich ihr, dass diese Ziele in Frankreich und
Deutschland liegen, damit in Westeuropa und dass "Osteuropa"
Staaten wie Polen, Bulgarien oder Rumänien sind. Und dass ich das wirklich ganz genau wisse, weil ich dort
wohne. Sie ist sichtlich gleichermaßen schockiert und dankbar, dass ich sie
auf diesen Fehler aufmerksam mache. Prompt lädt sie uns deshalb auch ein,
mit ihr in ihrer Agentur einen Kaffee zu trinken. Deutschland? Nie gehört. Sehr oft und auf allen Inseln sind wir gefragt worden, woher wir kommen -
sicherlich meist mehr aus Höflichkeit denn aus echtem Interesse. Und unsere
Antwort ist natürlich immer dieselbe: "We come from Germany, that's in
Europe!" Und in fast allen Fällen schauen wir in relativ ratlose Gesichter.
Manche tun dann so, als ob sie es einordnen können. Man sieht förmlich, wie
sie sich fragen: Welcher Teil von Neuseeland heißt denn nun "Europa"? Denn
die größte Anzahl Besucher Polynesiens kommt aus NZ und Korea. Aber meistens sieht man
schon am Gesichtsausdruck: Sie haben nicht die
leiseste Ahnung! Auch "Europa" kann man hier unten nicht (oder nur
selten!) einordnen. Fast scheint es, als wäre die Globalisierung hier noch
nicht angekommen. Trotz der EU-Anbindung Französisch Polynesiens und der Trägerschaft 2017 der
Klima-Konferenz Bonn durch Fidschi-Island. Aber es gibt auch andere
Highlights: Als wir am Airport Samoa auf unseren verspäteten Flieger warten,
kommen wir mal wieder mit einer Einheimischen ins Gespräch. Auch sie sieht
uns natürlich sofort an, dass wir "von weit weg" kommen. Aber unsere Antwort
"Deutschland" verzückt die Dame sehr, sie war geradezu "aus dem Häuschen"!
Dazu später mehr. Ein Stück Eifel auf Tahiti Und gleich noch eine amüsante Story: Wir sitzen in Papeete in einem kleinen Café, freuen uns des Lebens, während unsere Blicke über den Hafen und das Meer auf die gegenüberliegende, meist in Wolken gehüllte Insel Moorea fallen, und bestellen zwei wohlschmeckende Cappuccini original italienischer Art "Lavazza". Am Nachbartisch bestellt eine Gruppe verschiedene Getränke, unter anderem auch Mineralwasser. Zu unserer großen Überraschung wird jedoch kein "Perrier" gebracht, sondern? Naaaa? Gerolsteiner!! Man glaubt es nicht. Ausgerechnet hier! Ausgerechnet Gerolsteiner! Wir sitzen hier am anderen Ende der Welt und dieses winzig kleine Bistro mit 8 Tischen verkauft Gerolsteiner Mineralwasser aus der Eifel. Ich kann mich nicht beherrschen und frage die Bedienung, wie es denn komme, dass sie hier das Eifelwasser ausschenken? Und ob sie wisse, was "Gerolstein" eigentlich genau ist? Und weil nur wenige Gäste da sind, entwickelt sich wieder einmal ein schönes Gespräch. Was herauskommt, ist: Die arme Frau hat keine Ahnung, wo Deutschland
liegt, nicht einmal "Europa" sagt ihr irgendetwas! Aber sie erzählt uns,
dass man hier auf Tahiti sehr gerne Apfelsaft mit Kohlensäure trinkt. Und
da sei Gerolsteiner der einzige Anbieter. Und kurz nach unserem Gespräch,
noch vor dem Bezahlen, fällt ihr plötzlich noch etwas
wichtiges ein, es schießt förmlich aus ihr heraus: "Wie spricht man den
Namen denn eigentlich richtig aus?" fragt sie. "Heißt es >Gerolsteiner<
oder >Dscherolsteiner<?" |