Südsee 4(10)
01.10.2017: Überfahrt nach Moorea Nach ein paar Stunden und einigen kurzen Päuschen, etwa in dem kleinen Bistro, in dem uns die bereits erwähnte "Gerolstein-Geschichte" widerfahren ist, entscheiden wir uns am Nachmittag spontan, einen Kurztrip auf die Insel Moorea zu unternehmen. Die Insel ist nur 20 km entfernt, und nach dem Studium der Fahrpläne entscheiden wir uns für eine Schnellfähre auf der Hinfahrt und für einen normalen Dampfer am Abend für die Rückfahrt. Auf dem Hinweg treffen wir doch tatsächlich Deutsche, die ersten! Wir kommen mit dem jungen Paar ins Gespräch. Der Mann erzählt mir, dass er ursprünglich nach Neuguinea wollte. Aber nachdem dort vor einiger Zeit eine Frau entführt und nur gegen Zahlung einer größeren Summe Bargeld wieder freigelassen worden sei, habe er dann doch einem etwas sichererem Urlaubsziel zugestimmt. Na ja, und dann seien sie dann doch lieber nach Tahiti gefahren... Beruhigend, dass sie es hier sicher finden! Die Fahrt von nur 30 min mit der Schnellfähre ist ein wirklich tolles Erlebnis. Bei blauem Himmel fegt die Fähre aus dem Hafen, lässt "normale" Fähren weit hinter sich und ermöglicht einen tollen Blick auf Tahiti aus größerer Entfernung. Man spürt die hohe Dünung des Pazifik und die Tatsache, dass es hier unter dem Kiel erst in 4.000m Tiefe Meeresgrund gibt. Ich habe ein paar Szenen der Überfahrt zu einem kurzen Video zusammengeschnitten, nur einen "Klick" entfernt hier auf der rechten Seite. Aber alle Schönfärberei nützt nichts, wir müssen es einfach
hier schreiben: Auch auf Moorea ist es
dreckig - schlicht und ergreifend. Und wie auch auf Tahiti schmoren hier an etlichen
Stellen Feuer vor sich hin. Es riecht
fürchterlich. Auf Moorea haben wir keine Hotelanlage gesehen, dazu hätte es
eines Autos bedurft, aber wir sind sehr sicher, dass es dort ähnlich schick
und fein und vollendet sauber ist wie in unserer! |
Schnellfähre Moorea Sunset auf Moorea |
02.10.2017: Eine Autotour um Tahiti Heute leihen wir uns einen Kleinwagen, um einmal gegen den Uhrzeigersinn um die Insel herum zu fahren. Zunächst haben wir noch die Hoffnung, dass die Uferstraße auch den Blick auf's Meer freigibt, das ist aber leider nicht der Fall. Überwiegend gibt es kleine Grundstücke am Meer, mit winzigen Häusern, Holzzäunen und hohen Büschen oder Palmen, die den Blick über's Meer verwehren. Immer, wenn die Straße ein paar Meter erhöht verläuft, etwa beim Überqueren eines der vielen Bergbäche, dann sieht man kleine Schrebergärtchen, manchmal auch doppelstöckige Häuser, und dahinter befindet sich direkt der weiße (!) Sandstrand am türkisfarbenen Meer. Wir haben gelesen, dass der weiße Sand an manchen Hotels extra angefahren wurde, weil dort der Strand eben schwarz war. Aber hier in der "Wildnis" Tahitis ohne ein Hotel weit und breit kann man wohl davon ausgehen, dass es dafür kein Geld gibt. Tahiti hat also auch natürliche weiße Strände! Freilich sieht die Landschaft ganz anders aus, als wir es gewohnt sind. Es erinnert uns ein wenig an den tropischen Urwald auf Kauai (Hawaii). Auf der linken Seite Berge und tropischer Urwald, riesige Palmen, von riesigen Büschen unter- und überwuchert, Agaven, wild wachsende Bananenstauden und viele andere Pflanzen, die zu bestimmen wir nicht einmal in der Lage sind, und alles ohne Wege oder Straßen. An einigen Stellen werden wir gar an die Slums von Südafrika erinnert, so schmutzig und unattraktiv ist es hier. Und manches erstaunt uns wirklich sehr, auch alltägliche
Situationen wie z.B. der Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern auf der
Straße. Sie werden getragen! Ausnahmslos! Sie werden eingehüllt in Tücher
und vor dem Bauch oder auf dem Rücken getragen. Von Müttern
und auch von Vätern! Gleichberechtigung
und moderne Kindererziehung bzw. -betreuung wird auch auf Tahiti schon
praktiziert. Es gibt aber keinerlei
Kinderwagen, Buggys oder andere Erleichterungen für den Kindertransport.
Dabei liegt das doch so nahe, denn die meisten haben kein Auto. Das ist
ebenso merkwürdig wie die Tatsache, dass es auch keine Fahrräder gibt. |
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Polynesischer Autofriedhof An einer Stelle finden wir so etwas wie einen Autofriedhof. Es sieht ganz ähnlich aus wie das Automuseum im Neandertal, allerdings sind diese Autos kein Privateigentum in einem ebenso künstlichen wie natürlichen Museum, sondern einfach nur weggeworfen! Die Entsorgung von PKW ist vermutlich sehr teuer, und so werden sie einfach irgendwo hingeschoben und der Natur überlassen. Dass dabei auch ein traumhaftes Fotomotiv entstanden ist, kommt uns nun entgegen, aber es zeigt auch ein wenig die Mentalität des Landes. Wir fahren jeweils halb um die andere Teilinsel "Iti" herum, so lange, bis dass die Straße endet. Leider regnet es an diesem Nachmittag, teils auch ergiebig, so dass es keine große Gelegenheit zum Aussteigen gibt. An einer Stelle jedoch kommt noch einmal Begeisterung auf. Wir fahren eine winzig kleine Straße den Berg hinauf, laut meiner elektronischen Karte soll es dort oben eine schöne Aussicht geben, das "Plateaux de Taravao" (Tahiti Bild 34). Etwa 50 m vor dem Erreichen des kleinen Parkplatzes spüre ich plötzlich, wie die Lenkung immer schwerer wird. Wir schaffen es gerade noch auf den Parkplatz. Meine erste Vermutung erweist sich richtig: Wir haben uns vorne rechts einen Plattfuß eingefangen - bei einem Auto mit nicht einmal 2.000 km Laufleistung. Puuhhh, das hatten wir ja lange nicht mehr! Der letzte
platte Reifen müsste so ca. 2003/04 gewesen sein. Während ich im Auto nach
Werkzeug und Ersatzreifen fahnde - und tatsächlich fündig werde!!! - hat
eine kleine Gruppe von Einheimischen mitbekommen, dass wir ein Problem
haben. Die "Mama" der Gruppe, eine Frau von geschätzten 150 kg, überschlägt
sich förmlich in Höflichkeit und Aufmerksamkeit. Während ich mich damit
beschäftige, den Scherenwagenheber hochzudrehen, wuchtet sie bereits das
Ersatzrad aus dem Kofferraum. Das eine Rad herunter, das andere wieder
drauf, nach weniger als 30 min ist das Auto wieder fahrbereit. Ich hätte es
auch allein geschafft, aber dieses hohe Maß an Hilfsbereitschaft hatten wir
nicht erwartet. Aber es deckt sich mit vielen anderen Beobachtungen, die wir
gemacht haben. |
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Dann können wir - endlich! - diese wunderschöne Aussicht über die Landbrücke von Taravao genießen. Von hier oben bekommt man ein Gefühl dafür, wie hoch und wie klein Tahiti eigentlich ist, da man beide Vulkanberge gut erkennen kann. Auf dem einen sitzt man, auf den anderen schaut man hinunter. Unsere Panoramaaufnahme Nummer 34 lässt erahnen, wie idyllisch es hier oben ist, auch wenn die Wolken immer noch sehr tief hängen und die beiden Inselteile einhüllen. Im Grunde war es die schönste Stelle der ganzen Insel. Wieder unten angekommen, fahren wir nun auch die Ostseite
von "Nui" entlang. Das Bild ändert sich nicht. Das hatten wir allerdings
auch nicht erwartet. Auch auf dieser Seite sieht die Insel nicht nach
Ferienparadies aus. Alte Häuser inmitten von tropischem Regenwald bestimmen
das Straßenbild, herumstreunende Hunde, oft abgemagert bis auf die Knochen,
laufen manchmal sogar in Gruppen durch die Straßen oder liegen einfach nur
herum. Es sind hingegen kaum Katzen zu sehen. Wieder einmal dampfen viele kleine
Feuer vor sich hin, der Qualm zieht in die Bäume und in die Täler hinein,
und in der Folge stinkt es ganz fürchterlich, man traut sich kaum, das
Fenster mal zu öffnen. Und wieder einmal kommen Erinnerungen an Hawaii hoch,
weil hier auf der Ostseite von Nui viele Häuser auf Stelzen stehen, was ja
eigentlich nur eine Maßnahme gegen Hochwasser sein kann. |
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Unser Flug von Tahiti nach Bora-Bora Der nächste Tag ist gleichzeitig unser Abreisetag. In aller Ruhe frühstücken wir ein letztes Mal in dieser wunderschönen Atmosphäre und fokussieren uns dabei schon ein wenig auf die nächste Insel. Während eines letzten Spaziergangs am Strand genießen wir noch einmal diese schöne Hotelanlage und werden am Nachmittag vom Hotelshuttle zum Flughafen gebracht. Eine ATR72 bringt uns in einer Dreiviertelstunde an Moorea und einigen anderen kleinen Inselparadiesen vorbei in nordwestlicher Richtung nach Bora-Bora. In den letzten Sonnenstrahlen des Tages setzt unser Flieger auf. Der Flughafen Bora-Bora liegt auf einer vorgelagerten
Insel, dem ehemaligen Caldera-Rand des Vulkans. Man muss, um zur Hauptinsel zu
kommen, erst einmal auf ein
Schiff wechseln. Diese Schiffsverbindung wird von Air Tahiti betrieben und
muss von uns nicht bezahlt werden. Ein kleiner Hotelbus wartet schon auf uns
und bringt uns in 15 min zum "Hotel Maitai Polynesia". Dort werden wir gegen
20 Uhr individuell und mit einem Cocktail empfangen. Nach einem kurzen
Briefing für die wesentlichen Dinge des Hotels gehen wir zu unserem
Hotelzimmer, welches einen kleinen Hang hinauf am Berg gelegen ist. Es ist
eher ein kleines Apartment als ein Hotelzimmer. Noch im Stockdustern
nehmen wir wahr, welch ein Ausblick uns nun die nächsten 5 Tage zur
Verfügung steht. |
Tahiti nach
Bora-Bora |