Südsee 9(10)

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Das letzte Paradies: Fidschi

Fidschi ist wie viele andere Südseeinsel-Paradiese eine ehemalige britische Kronkolonie und erst seit 1970 unabhängig. Aber während Samoa über Jahrhunderte im Dornröschenschlaf verharrte, gab es hier viele politische "Bewegungen" und noch vor kurzer Zeit auch eine Diktatur, das war nach einem Militär-Putsch 2006. Auch etliche ethnische Konflikte gab es, vor allem zwischen den indigenen Völkern und eingewanderten Indern. Aber ein paar Jahre später beruhigte sich das Land wieder und wurde 2014 eine parlamentarische Demokratie. Sonst wären wir wohl nicht hier... Allerdings so ganz lupenrein scheint die junge Republik noch nicht zu sein, noch in jüngster Zeit gab es Foltervorwürfe durch Amnesty International.

Dass die Menschen auf diesen Inseln in früherer Zeit eine besondere Vorliebe für Kannibalismus hatten, dass  Fidschi geradezu bekannt dafür war, seine Feinde als besondere Demütigung und Darbietung der Macht auch noch zu verspeisen und dass wir von dieser Art der "Gastfreundschaft" in Bezug auf Weltreisende sogar noch in jüngster Zeit gelesen haben, das hat uns jedenfalls nicht von einem Besuch abgehalten.

Ein anderer großer Widerspruch auf dieser Insel geht allerdings nicht ganz spurlos an uns vorüber. Denn im November 2017, also kurz nach unserem Südsee-Urlaub, traf sich die Weltgemeinschaft zur Klimakonferenz auf dem Petersberg in Bonn. Und die Republik Fidschi hatte sich bereit erklärt, die Präsidentschaft zu übernehmen, aber nicht auf Fidschi, sondern eben in Bonn - aus organisatorischen Gründen, wie es heißt. Wir wollen das mal dahingestellt sein lassen, Platz gibt es hier jedenfalls genug. Und die Gefahr des Untergangs von Fidschi ist maximal so hoch wie die auf Wangerooge oder Sylt. Und deutlich geringer als die der Niederlande!!! Was für Kiribati gilt, ist nicht automatisch auch für Fidschi richtig. Also worum geht es? Um globale Aufmerksamkeit? Um irgendwelche wirtschaftliche Interessen?

Und wenn dann auch noch Politiker auf dem Petersberg sogar Kinder (in diesem Fall den 12jährigen Jungen "Timoci Naulusala" aus Fidschi) auf der Konferenz dafür einspannen, möglichst emotional Ängste zu schüren, dann zeugt das - vorsichtig ausgedrückt - nicht besonders ausgeprägt von verantwortlichem politischen Handeln, sondern von anderen Motiven. Denn aus unmittelbarer praktischer Erfahrung dieser vier Tage auf Fidschi haben wir einen ganz anderen Verdacht. Um uraltes Brauchtum wie das "Feuerlaufen" geht es ja wohl nicht. Und um eine CO2-Verringerung oder Luftreinhaltung kann es den Politikern von Fidschi ebenfalls nicht gehen. Denn dann hätten sie vor ihrer eigenen Haustür wahrlich genug zu tun!!!

Unsere Kritik richtet sich deshalb vor allem gegen die hohe Luftverschmutzung hier in Fidschi, die durch permanente große offene Feuer entsteht. Es ist schon sehr merkwürdig, wenn auf dem Petersberg ein Untergangsszenario entwickelt wird, während es zur selben Zeit hier auf Fidschi Hunderte von Feuern gibt, die nicht nur CO2 produzieren, was seitens Fidschi ja ebenfalls bejammert wird, sondern die ganze Gegend auch noch sehr heftig mit Qualm verpesten.

Auf unserer Autotour, einmal an der Südküste entlang nach Südost und einmal an der Nordküste nach Nordost, beobachten wir nahezu permanent Feuer bzw. den dazugehörigen teils heftigen Qualm. Wir sehen ganze Landstriche, die von Flammen verwüstet wurden, was für uns mehr nach außer Kontrolle geratenen Feuern aussieht als nach Brandrodung. Seit unserer Kalifornienreise 2001 haben wir so etwas nicht mehr gesehen. Auf allen Inseln brennen diese Feuer, aber keine war so schlimm wie Fidschi.

Haben wir überhaupt das "wahre Fidschi" gesehen? Hier waren jedenfalls die Widersprüche besonders groß. Fidschi scheint - anders als die anderen Inseln, die wir besucht haben, nicht mit sich im Reinen zu sein, so viel steht für uns fest. Und ist es ein Zufall, dass wir ausgerechnet auf dieser Insel Zeugen eines Straßenrand-Gespräches zwischen zwei Männern um die 60 werden, bei dem ein pikfein gekleidetes und säuberlich herausgeputztes ca. 8 jähriges Mädchen von oben bis unten "begutachtet" wird? Wir sitzen nur ein paar Meter entfernt im Auto, und ein gruseliges Entsetzen macht sich breit...



Der Flug nach Fidschi

Der Tag fängt  ja gut an! Es ist 04:55 Uhr. Wir stehen mit unseren Koffern in der Hotel-Lobby und suchen nach dem gebuchten Shuttle. Aber der ist nicht da! Gestern Abend hatten wir uns in weiser Voraussicht explizit vergewissert. Nun ja, die Concierge ist aber sichtlich bemüht und telefoniert eine Zeitlang herum. NOCH werden wir nicht nervös. Es ist ja noch viel Zeit. Und dann heißt es, unser Taxi käme gleich. Es dauert geschlagene 20 min, bis dass ein Auto vor der Tür steht. "Taxi?" fragen wir uns? Ein "Taxi" ist das jedenfalls nicht. Für uns sieht es nun eher so aus, als hätte die Dame an der Rezeption ihren Bruder oder Schwager aus dem Bett geklingelt - so, wie der aussieht.

Dieser Eindruck erhärtet sich auch noch, als der Fahrer nach etwa einem Drittel der Strecke plötzlich mit einem knappen "Just a minute!" mitten auf der Straße vor einer Verkehrsinsel (wo schon zwei andere Autos verbotenerweise stehen) anhält und zu einem kleinen Store hinüber geht. Wir trauen unseren Augen nicht, aber hier herrscht um 05:30 Uhr reges Treiben! Ein Dutzend Menschen steht hier im Stockdustern vor dem Laden, die Männer krakeelen laut herum, lachen und trinken. Unser "Taxifahrer" krakeelt gleich mit, und wir schauen zum ersten Mal leicht beunruhigt auf die Uhr. Ich habe bei Taxifahrten im Ausland immer meine Handy-Offline-Karte eingeschaltet, um die Fahrstrecke zu kontrollieren und im Falle eines Falles gleich zu intervenieren. Auch jetzt schaue ich auf die verbleibende Fahrzeit und setze meinen persönlichen "Samoa-Toleranzradius" auf 10 min. Der wird dann aber glücklicherweise nicht voll ausgeschöpft. Jetzt sehen wir auch, was der vermutlich sehr dringliche Grund für diesen ungeplanten Stopp war: Er hatte keine Zigaretten und musste dringend mal eine Zigarette rauchen...
 

Eigentlich überrascht es: Bei immerhin 11 Flügen in diesem Urlaub gibt es nur einen mit Schwierigkeiten. Dieser hier! Der Flieger soll eigentlich um 08:25 Uhr in Apia (Samoa) abheben und um 08.25 Uhr in Nadi (Fidschi) ankommen. Wir fliegen also 2 Stunden von einem Paradies in ein anderes und verlieren nicht einmal Zeit dabei - soweit jedenfalls der Plan. Aber laut Auskunft eines Airport-Mitarbeiters gab es schlechtes Wetter am Startort der Maschine und daraus resultierend drei Stunden Delay. Das ist verdrießlich, denn dieser kleine Airport gibt nichts her, was uns die Zeit vertreiben könnte.

Allenfalls ein paar nette Gespräche unter Reisenden bieten sich an. Zum Beispiel mit einem britischen Ehepaar, das vor uns in der Schlange steht und eine ähnliche Reise macht wie wir. Mit irgendwie typisch britischem Humor verkürzen sie uns die Wartezeit. Eine weitere Unterhaltung ist noch fester im Gedächtnis geblieben: Eine Samoanerin aus Apia hat das Gespräch mit den Engländern wohl verfolgt und fragt uns, woher wir denn kämen. Durch unsere Antwort gerät sie vollends aus dem Häuschen! Natürlich kenne sie Deutschland, auch München und ganz besonders "Heidelbörg". Sie war sogar schon mal dort, denn ihr Sohn würde in Heidelberg arbeiten und sie hätte ihn schon mal besucht. Ja, manchmal ist sie doch klein, diese Welt.
 

Schließlich hat das Wetter ein Einsehen mit uns, es klappt nun doch noch mit unserem Flug nach Fidschi. Nach etlichen Spaziergängen innerhalb und auch außerhalb des Flugplatzes, nach einer weiteren Stunde "Lesen" in einem der Magazine, die wir auf Reisen extra für solche Zwecke dabei haben, hebt unser Flieger gegen Mittag endlich ab.

Wir genießen den Flug sehr. Zwar regnet es beim Start heftig, aber ein paar Minuten später genießen wir die grandiose Aussicht unter uns. Wenn man am Fenster sitzt, ist der GPS-Empfang meistens recht gut, so dass wir immer ganz genau wissen, wo wir gerade sind. Besonders die Ankunft in Fidschi ist extrem schön. Der Flieger ist schon im Sinkflug, und unter uns zieht eine polynesische Landschaft vorbei, die schöner kaum sein kann. Wie im Reisekatalog. Was gleich beim ersten Anblick des letzten Südsee-Paradieses auf unserer Reise sofort ins Auge fällt, ist der Mangel an Farbe! Die Inseln sind nicht so grün! Es gibt - ganz anders als auf Tahiti und Samoa - keinen dichten tropischen Regenwald. Einige Inseln wirken auf den ersten Blick sogar verdorrt.
 

Flug Samoa nach Fidschi

Ankunft in Nadi

Der Airport Nadi ist ganz schön groß, wir sind überrascht. Es dauert ewig, bis dass alle ihre Einreisezettel ausgefüllt und verarbeitet haben. Als wir endlich draußen sind, kommt, was kommen musste: Der gebuchte Shuttle ist natürlich weg. Na ja, nach über 3 Stunden... Wir stehen eine Zeitlang unschlüssig und nachdenklich in der Gegend herum und stellen dabei fest, wie aufmerksam das Airport-Personal ist. Gleich mehrfach werden wir angesprochen und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Und einer der Offiziellen fragt nach unserem Hotel und weiß sogar, wann das letzte Shuttle weggefahren ist und das nächste wiederkommt. Und so war es dann auch! Es war alles stressfrei und angenehm, auch mit einem hohen Sicherheitsgefühl im Bauch. Und trotzdem nervt es irgendwie, dass wir durch Flugverspätung einen halben Tag verloren haben. Wir können so recht nichts mehr unternehmen.

Nadi ist - genau wie Apia und nach unseren Maßstäben gemessen - eine Kleinstadt. Trotz des Linksverkehrs werden die Entfernungen aber in km gemessen. Weit ist es nicht, es fahren hier aber sehr viele Autos herum, und wir stehen nach 5 min Autofahrt baustellenbedingt bereits im Stau. Es ist der erste Stau in Polynesien, den wir erleben. Schon beim Warten am Flughafen war uns aufgefallen, dass die Luft hier viel trockener und daher deutlich angenehmer ist als auf Samoa, trotz der 30 Grad, die wir natürlich auch hier haben.
 

Hotel

Als wir dann endlich im Hotel sind, ist es früher Nachmittag, und der Tag ist schon fast vorbei. Schade, denn eigentlich hatten wir schon eine erste Exkursion in die Stadt geplant. Das Hotel "Nadi-Mercure" erweist sich bereits nach wenigen Minuten als eine Stufe zu gering gewählt. Es ist zwar nicht so schlecht wie das in Auckland, lässt aber doch an der einen oder anderen Stelle stark zu wünschen übrig. Das Personal ist nicht annähernd so freundlich und zuvorkommend wie bisher, und dann kommt noch dazu, dass man uns nicht glaubt, dass wir Frühstück gebucht haben. Zum Glück habe ich schnell ein Papier zur Hand, das unsere Bestellung dokumentiert. Dann geht's plötzlich! Ein freies WLAN gibt es auch nicht, das lässt man sich für 5$ am Tag fürstlich entlohnen.

Als dann auch noch das Zimmer nicht besonders sauber wirkt, es nur zwei Handtücher gibt und keins für den Fliesenfußboden, sind wir erst einmal bedient. Aber immerhin ist es sehr ruhig, da hatten wir leichte Einbußen erwartet, weil Hauptverkehrsstraße und Flughafen so nah sind. Wir haben aber keinen Flieger gehört, obwohl sie über unseren Köpfen hinweg starten. Das Frühstück ist ganz gut, es ist reichhaltig, und auch der Cappu schmeckt. Dass man unterschreiben muss, dass man gefrühstückt hat, ist eine neue Erfahrung, aber gut, dann ist das halt so.
 

 

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