Südsee 8(10)

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Eine Insel-Rundreise mit dem Auto

Ein Urlaub nur im Hotel oder am Strand war noch nie unser "Ding". Wie auf allen Inseln leihen wir uns also auch hier ein Auto und fahren eine Runde um die Insel. Eine Tour auf eigene Faust, vor allem in dieser "Wildnis" hier, macht es aber nötig, dass man seine Komfortzone verlässt. Nicht immer haben wir uns wirklich wohl gefühlt. Aber dafür erhält man Einblicke, die einem ansonsten versagt bleiben.

Das Leihen von Autos funktioniert in der Südsee genau so wie anderswo. Und vertrauenswürdig sind die Menschen hier auch. Als ich keine größere Menge "Tala" für eine Kaution zur Hand habe, gibt sich der junge Mann auch mit zwei 50€-Scheinen zufrieden. Er hat zwar keine Ahnung, wie viel das ist, aber er nimmt es! 

Auch Samoa kann man nicht komplett umrunden, weil es schlicht keine Straße gibt. Und sollte man die Hauptstraße verlassen, sieht man sich unvermittelt auf einem Waldweg fahren, übersät von Löchern und Riesen-Pfützen, von denen man nicht weiß, wie tief sie sind. Apropos "Pfützen": Dieser Tag ist der erste und einzige, an dem es quasi von morgens bis abends geregnet hat - und nicht zu knapp, manchmal sogar monsunartig. Es war der erste Tag in Polynesien überhaupt, Hawaii mitgerechnet, dass es mal länger als 20 oder 30 min ununterbrochen geregnet hat. Andererseits: Wie sonst soll dieser tropische Regenwald entstanden sein?
 

Entdeckungstour:

  • Wir fahren gegen den Urzeigersinn um die Insel. Touristen scheinen hier sehr selten allein unterwegs zu sein. Jedenfalls sehen wir niemanden. Und aus der Anzahl der Hinweisschilder für Sehenswürdigkeiten wie Strände, Wasserfälle und ähnliches schließen wir, dass der Tourismus hier kaum Bedeutung hat. An mehreren Wasserfällen fahren wir unabsichtlich vorbei, weil es keine Hinweise oder Schilder dazu gibt oder die Wege dorthin alles andere als einladend aussehen.
  • In manchen Dörfern gibt es genau so viele Kirchen wie Häuser. Die Dörfchen sind herausgeputzt, dass es eine wahre Freude ist. Jede Hofeinfahrt ist geharkt. Wir sehen viele Schüler, sie tragen alle Schuluniformen. Warum allerdings manche grün-weiß sind und andere blau-weiß, haben wir nicht ergründen können. Liegt es an den Konfessionen?
  • Mädels und Jungs tragen jedenfalls gleichlange Röcke. Die Röcke der Mädchen haben Träger, die der Jungen Gürtel. Und auch, wenn es (wie jetzt gerade!!!) wolkenbruchartig regnet, laufen die Kinder hier km-weit zu Fuß nach Hause. Ohne Schirm. Ohne Regenmantel. Und ohne Fahrrad. Was uns mit den vielen Kindern ganz besonders auffällt: Es gibt keine Fahrräder! Das ist doch seltsam, oder? Dabei wären die doch sehr praktisch hier. Fast haben wir ein schlechtes Gewissen, die Kinder nicht nur sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich im Regen stehen zu lassen.
  • Auch hier gibt es vereinzelt kleine Resorts und Hotels, z.B. das "Coconut Beach Resort" an der Südküste der Insel. Alles ist öffentlich zugänglich, daher wundert es uns schon, dass hier nicht mehr für Touristen gemacht wird. Einladend ist die Gegend und Landschaft allemal.
  • Als wir auf der Suche nach einem Wasserfall mal eine andere als die Hauptstraße nehmen, finden wir uns nach bereits 100 Metern im tropischen Urwald wieder. Manche Pfützen sind so tief, dass ich Sorge habe, mit dem Auto stecken zu bleiben.
  • Eine Frau - wir haben den exotisch klingenden Namen leider vergessen - die augenscheinlich auf einen Bus wartet und deren Blicke wir auffangen, laden wir ein, mit uns zu fahren. Das verwackelte Handyfoto Bild 25/52 aus dem Samoa-Fotoalbum zeigt die Frau. Sie wirkt sehr zurückhaltend, erzählt aber auf Nachfragen ein paar interessante Dinge. Zum Beispiel, dass es hier (in dieser Einöde!) sogar Busse gibt, die 2x am Tag fahren. Auf so einen wartet sie gerade. Als wir an einer Baustelle vorbeifahren, auf der heftige Betriebsamkeit herrscht, und fragen, was das denn für ein Bauwerk wird, meint sie, sie habe keine Ahnung, aber vermutlich eine Kirche. Denn wenn hier gebaut würde, dann Kirchen. Dann schnappt sie sich ihr Handy (in dieser Einsamkeit gibt es ein funktionierendes Mobilfunknetz!!!) und unterhält sich auf samoanisch mit jemandem. Wir verstehen natürlich keine Silbe, aber sie erklärt uns, dass sie ihrer Freundin mitgeteilt habe, sie käme 2 Stunden früher. Wir wundern uns ein wenig über die Flüchtigkeit des "Thank you!", schließlich haben wir ihr einen langen Fußmarsch oder wenigstens sinnlose Zeit in der Bushaltestelle erspart, aber gut, vielleicht ist "Mitnehmen" hier ja ein normaler Vorgang.
  • Immer wieder gibt es kleine Dörfer, die man schnell daran erkennt, dass plötzlich die Straße mit weißen Steinen gesäumt ist, dass die Seitenstreifen mit Hecken oder Sträuchern wie Kroton und anderen Pflanzen, die wir gar nicht benennen können, bepflanzt sind und dass ausnahmslos alle Hofeinfahrten und Straßenränder äußerst gepflegt sind. Die Ortschaften gleichen sich sehr und sind geprägt durch die Form und das Aussehen ihrer Häuser. Wir sehen Pavillons auf Steinsockel, rundum offene Säulenhallen, manchmal mit Decken oder Jalousien zugezogen, Musik und Gesang allerorten. Die Menschen tragen meist nur die "Lava-Lava", eine Art Lendentuch, das Männer bis zum Knie tragen, Frauen aber durchweg bis zum Knöchel. Viele haben eine Blume im Haar, aber ein vorsichtiges Lächeln bekommen wir nur dann, wenn wir zuerst lächeln. Oft sehen wir Menschen, Männer wie Frauen, die mit einem Besen oder einer Harke bewaffnet den Straßenrand oder ihre Hofeinfahrt fegen. Könnte das eine kulturhistorische Hinterlassenschaft der Deutschen sein? Der Gedanke drängt sich auf, denn auf keiner anderen Insel haben wir das so gesehen.
  • Diese unglaubliche Vielfalt aus seltsam intensiven Farben und Formen, Sträuchern, Palmen und Bäumen macht den Reiz von Samoa aus. Wir sehen Kokosplantagen, Kakaoanbau, Bananen, Zuckerrohr, Papayas, Kaffee und sogar Tabak. Und selbstverständlich gibt es Rinder, Schweine, Pferde und jede Menge Geflügel, nicht selten sogar auf den Straßen. Ja, tatsächlich, wir haben Pferde allein über die Straße galoppierend gesehen.
  • Ganz typisch für Samoa sind auch die meist recht großen "Säulenhallen". Vermutlich sind es Räume zum Treffen und Essen in Familie und Nachbarschaft, vielleicht sind sie auch religiöser Natur. Komischerweise haben wir sie fast immer leer gesehen, nur manchmal steht auch ein Tisch darin, an dem dann eine oder zwei Personen sitzen. Wir hätten es wohl nur herausfinden können, indem wir hingegangen wären und gefragt hätten. Heute, hier am Schreibtisch, ärgere ich mich ein wenig über die verpasste Chance: Wir hätten es tun sollen!
  • Ein letztes noch: Man sieht sehr viele dicke Menschen hier. Auf Samoa wie in der ganzen Südsee bedeutet Dicksein hoher sozialer Status, Macht und Reichtum. Und insbesondere Samoa hat stark gegen die Fettleibigkeit zu kämpfen. Und obwohl das jeder weiß und das auch eine nicht unerhebliche Todesursache ist, ist der Kampf dagegen ziemlich aussichtslos! So ist das halt mit kulturellen "Errungenschaften"! Sie sind oft so stark, dass sie dem Fortschritt entgegen stehen.

Es gibt ein Fazit dieser Tour: Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass hier auf Samoa (anders als auf den anderen Inseln) die polynesische Kultur noch als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Westlichen Einfluss jedweder Art, und sei es nur Coca-Cola oder Gerolsteiner, sucht man hier vergeblich.

 

Wie öffnet man eine Kokosnuss?

Eine der schönsten Geschichten des Urlaubs ist der Besuch der "Sopoaga-Fall"s. Nicht nur, dass dieser Regenwald landschaftlich sehr faszinierend ist (hier rechts auf den drei Bildern bekommt man einen ersten Eindruck dieses Wasserfalls), sondern wir sind heute Mittag auch die einzigen Touris, die sich in diese Wildnis getraut haben. Wer auf seinem Rechner "Google-Earth" installiert hat, kann sich hier einmal davon überzeugen, in welchem Urwald sich die Sopoaga-Wasserfälle befinden.

Wir besuchen nun den kleinen botanischen Garten, den diese Familie hier eingerichtet hat. Und wir lernen gleich auch die drei Generationen kennen, die hier leben: Oma "Dia", die das alles hier zu managen scheint, ihre Tochter und auch ihre kleine Enkelin, vielleicht 2 oder 3 Jahre alt. Oma Dia scheint die Chefin dieses Areals zu sein und hat viel Zeit, sich mit uns zu beschäftigen und uns in Samoas Geheimnisse einzuführen. Denn es schüttet immer noch wie aus Eimern. Aber dafür ist Dia gut vorbereitet: Ein halbes Dutzend Schirme hängt hinter ihr an der Wand - ein weiterer Hinweis dafür, dass "Regen" auf Samoa an der Tagesordnung ist. Dann erklärt sie uns, was  wir uns alles anschauen dürfen und natürlich vergisst sie nicht, uns ein paar Tala abzuknöpfen. Das ist aber so lächerlich wenig, dass wir ihr später zum Abschied noch ein paar Scheine mehr in die Hand drücken. Denn diese kleine Exkursion hat uns wirklich sehr gut gefallen.

Nachdem wir dem Wasserfall genügend Ehre gewidmet haben, kümmert sich Dia darum, dass wir lernen, wie man eine Kokosnuss öffnet. Wir haben diese Szenen in unserem Urlaubsvideo festgehalten, man findet es hier, ungefähr bei 14:00 min. Es war lehrreich, amüsant und ohne Frage eine der unterhaltsamsten Stunden auf unserer Reise.
 


Der Eingang zu den Fällen


Monsunartiger Dauerregen


Die "Sopoaga-Falls" ohne Regen

 Video Sopoaga Falls

Abendessen

Bliebe eigentlich nur noch das Abendessen in unserem Hotel zu erwähnen! Abends spürt man übrigens die hohe Luftfeuchtigkeit nicht mehr so stark. Man kann tatsächlich sitzen und essen, ohne zu schwitzen. Man isst hier à la carte, und es gibt alles, was das Herz begehrt. Man darf alles wünschen, man bekommt auch alles und es schmeckt ausgezeichnet. Die Musik-Combo spielt wieder ihre Musik und die Gäste sind sichtlich zufrieden. Was aber wirklich herausragend ist und was wir bisher auf unseren Reisen in dieser Art noch nicht erlebt haben, ist die Tatsache, dass hier jeder besetzte Tisch seine eigene Bedienung, seinen "Boy", hat. Ein winziger Blick reicht aus, um seinen Wunsch äußern zu können. Wir erwähnten ja weiter oben schon, dass uns das "seltsam berührt" hat und auch ein fremdartiges Gefühl in der Magengegend hinterlässt, weil man unwillkürlich an die einst hier herrschende Kolonialzeit erinnert wird. Aber das scheint genau so gewollt zu sein: Hier ist die Bedienung nicht einfach nur "Service-Kraft" - hier ist sie tatsächlich "Diener".

Aber ernüchternd in diesem Zusammenhang ist immerhin: Als das Abendessen, das man selbstverständlich auf's Zimmer schreibt, in beiderseitigem Einvernehmen als "beendet" erklärt war, wurde der "Boy" nicht mehr gesehen!!! Als wir dann tatsächlich noch ein drittes Getränk (im Urlaub sind wir schon mal verschwenderisch!) wollten, hatten wir Mühe, jemanden zu finden, der auch noch eins bringt. Na bitte, geht doch!
 

 

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