Eine Insel-Rundreise mit dem Auto
Ein Urlaub nur im Hotel oder am Strand war noch nie unser
"Ding". Wie auf allen Inseln leihen wir uns also auch hier ein Auto und
fahren eine Runde um die Insel. Eine Tour auf eigene Faust, vor allem in
dieser "Wildnis" hier, macht es aber nötig, dass man seine Komfortzone verlässt.
Nicht immer haben wir uns wirklich wohl gefühlt. Aber dafür erhält man Einblicke, die einem ansonsten versagt bleiben.
Das Leihen von Autos funktioniert in der Südsee genau so
wie anderswo. Und vertrauenswürdig sind die Menschen hier auch. Als ich keine größere Menge "Tala" für eine
Kaution zur Hand habe, gibt sich der junge Mann auch mit zwei 50€-Scheinen zufrieden. Er hat zwar
keine Ahnung, wie viel das ist, aber er nimmt es!
Auch Samoa kann man nicht komplett umrunden, weil es
schlicht keine Straße gibt. Und sollte man die Hauptstraße verlassen, sieht
man sich unvermittelt auf einem Waldweg fahren, übersät von Löchern und
Riesen-Pfützen, von denen man nicht weiß, wie tief sie sind. Apropos
"Pfützen": Dieser Tag ist der erste und einzige, an dem es quasi von morgens
bis abends geregnet hat - und nicht zu knapp, manchmal sogar monsunartig. Es
war der erste Tag in Polynesien überhaupt,
Hawaii mitgerechnet, dass es mal länger als 20 oder 30 min ununterbrochen
geregnet hat. Andererseits: Wie sonst soll dieser tropische Regenwald
entstanden sein?
Entdeckungstour:
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Wir fahren gegen den Urzeigersinn um die Insel.
Touristen scheinen hier sehr selten allein unterwegs zu
sein. Jedenfalls sehen wir niemanden. Und aus der Anzahl der Hinweisschilder
für Sehenswürdigkeiten wie Strände, Wasserfälle und ähnliches schließen wir,
dass der Tourismus hier kaum Bedeutung hat. An mehreren Wasserfällen fahren wir
unabsichtlich vorbei, weil es keine Hinweise oder Schilder dazu gibt oder die Wege dorthin
alles andere als einladend aussehen.
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In manchen Dörfern gibt es genau so viele Kirchen wie
Häuser. Die Dörfchen sind herausgeputzt, dass es eine wahre Freude ist. Jede
Hofeinfahrt ist geharkt. Wir sehen viele Schüler, sie tragen alle Schuluniformen. Warum
allerdings manche grün-weiß
sind und andere blau-weiß, haben wir nicht ergründen können. Liegt es an den Konfessionen?
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Mädels und Jungs tragen jedenfalls gleichlange Röcke. Die Röcke der
Mädchen haben Träger, die der Jungen Gürtel. Und auch, wenn es (wie
jetzt gerade!!!) wolkenbruchartig regnet, laufen die Kinder hier km-weit
zu Fuß nach Hause. Ohne Schirm. Ohne Regenmantel. Und ohne Fahrrad. Was
uns mit den vielen Kindern ganz besonders auffällt: Es gibt keine
Fahrräder! Das ist doch seltsam, oder? Dabei wären die doch sehr praktisch hier.
Fast haben wir ein schlechtes Gewissen, die Kinder nicht nur
sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich im Regen stehen zu lassen.
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Auch hier gibt es vereinzelt kleine Resorts und Hotels,
z.B. das "Coconut Beach Resort" an der Südküste der Insel. Alles ist öffentlich zugänglich, daher
wundert es uns schon, dass hier nicht mehr für Touristen gemacht wird.
Einladend ist die Gegend und Landschaft allemal.
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Als wir auf der Suche nach einem Wasserfall mal eine
andere als die Hauptstraße nehmen, finden wir uns nach bereits 100 Metern im
tropischen Urwald wieder. Manche Pfützen sind so tief, dass ich Sorge habe,
mit dem Auto stecken zu bleiben.
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Eine Frau - wir haben den exotisch klingenden Namen leider vergessen - die augenscheinlich auf einen Bus wartet und
deren Blicke wir auffangen, laden wir ein, mit uns zu fahren. Das
verwackelte Handyfoto Bild 25/52 aus dem
Samoa-Fotoalbum
zeigt die Frau. Sie wirkt sehr
zurückhaltend, erzählt aber auf Nachfragen ein paar interessante Dinge. Zum
Beispiel, dass es hier (in dieser Einöde!) sogar Busse gibt, die 2x am Tag
fahren. Auf so einen wartet sie gerade. Als wir an einer Baustelle
vorbeifahren, auf der
heftige Betriebsamkeit herrscht, und fragen, was das denn für ein Bauwerk wird,
meint sie, sie habe keine Ahnung, aber vermutlich eine Kirche. Denn
wenn
hier gebaut würde, dann Kirchen. Dann schnappt sie sich ihr Handy (in dieser
Einsamkeit gibt es ein funktionierendes Mobilfunknetz!!!) und unterhält sich
auf samoanisch mit jemandem. Wir verstehen natürlich keine Silbe, aber
sie erklärt uns, dass sie ihrer Freundin mitgeteilt habe, sie
käme 2 Stunden früher. Wir wundern uns ein wenig über die Flüchtigkeit
des "Thank you!", schließlich haben wir ihr einen langen Fußmarsch oder
wenigstens sinnlose Zeit in der Bushaltestelle erspart, aber gut,
vielleicht ist "Mitnehmen" hier ja ein normaler Vorgang.
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Immer wieder gibt es kleine Dörfer, die man schnell daran
erkennt, dass plötzlich die Straße mit weißen Steinen gesäumt ist, dass die
Seitenstreifen mit Hecken oder Sträuchern wie Kroton und anderen Pflanzen, die wir
gar nicht benennen können, bepflanzt sind und dass ausnahmslos alle Hofeinfahrten
und Straßenränder äußerst gepflegt sind. Die Ortschaften gleichen sich sehr und sind geprägt durch
die Form und das Aussehen ihrer Häuser. Wir sehen Pavillons auf Steinsockel,
rundum offene Säulenhallen, manchmal mit Decken oder Jalousien zugezogen,
Musik und Gesang allerorten. Die Menschen tragen meist nur die "Lava-Lava",
eine Art Lendentuch, das Männer bis zum Knie tragen, Frauen aber durchweg
bis zum Knöchel. Viele haben eine Blume im Haar, aber ein vorsichtiges
Lächeln bekommen wir nur dann, wenn wir zuerst lächeln. Oft sehen wir Menschen, Männer wie
Frauen, die mit einem Besen oder einer Harke bewaffnet den Straßenrand oder
ihre Hofeinfahrt fegen. Könnte das eine kulturhistorische Hinterlassenschaft
der Deutschen sein? Der Gedanke drängt sich auf, denn auf keiner anderen Insel
haben wir das so gesehen.
- Diese unglaubliche Vielfalt aus seltsam intensiven Farben und Formen,
Sträuchern, Palmen und Bäumen macht den Reiz von Samoa aus. Wir sehen
Kokosplantagen, Kakaoanbau, Bananen, Zuckerrohr, Papayas, Kaffee und sogar
Tabak. Und selbstverständlich gibt es Rinder, Schweine, Pferde und jede
Menge Geflügel, nicht selten sogar auf den Straßen. Ja, tatsächlich, wir
haben Pferde allein über die Straße galoppierend gesehen.
- Ganz typisch für Samoa sind auch die meist recht großen
"Säulenhallen". Vermutlich sind es Räume zum Treffen und Essen in Familie
und Nachbarschaft, vielleicht sind sie auch religiöser Natur. Komischerweise haben wir sie fast immer leer gesehen, nur manchmal
steht auch ein Tisch darin, an dem dann eine oder zwei Personen sitzen. Wir
hätten es wohl nur herausfinden können, indem wir hingegangen wären und
gefragt hätten. Heute, hier am Schreibtisch, ärgere ich mich ein wenig
über die verpasste Chance: Wir hätten es tun sollen!
- Ein letztes noch: Man sieht sehr viele dicke Menschen
hier. Auf Samoa wie in der ganzen Südsee bedeutet Dicksein hoher
sozialer Status, Macht und Reichtum. Und insbesondere Samoa hat stark
gegen die Fettleibigkeit zu kämpfen. Und obwohl das jeder weiß und das
auch eine nicht unerhebliche Todesursache ist, ist der Kampf dagegen
ziemlich aussichtslos! So ist das halt mit kulturellen "Errungenschaften"!
Sie sind oft so stark, dass sie dem Fortschritt entgegen stehen.
Es gibt ein Fazit dieser Tour:
Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass hier auf
Samoa (anders als auf den anderen Inseln) die polynesische Kultur noch als Selbstverständlichkeit angesehen
wird. Westlichen Einfluss jedweder Art, und sei es nur Coca-Cola oder Gerolsteiner, sucht man
hier vergeblich.
Wie öffnet man eine Kokosnuss?
Eine der schönsten Geschichten des Urlaubs ist der Besuch
der "Sopoaga-Fall"s. Nicht nur, dass dieser Regenwald landschaftlich sehr
faszinierend ist (hier rechts auf den drei Bildern bekommt man einen ersten
Eindruck dieses Wasserfalls), sondern wir sind heute Mittag auch die
einzigen Touris, die sich in diese Wildnis getraut haben. Wer auf seinem
Rechner "Google-Earth" installiert hat, kann sich hier einmal davon
überzeugen, in welchem Urwald sich die
Sopoaga-Wasserfälle
befinden.
Wir besuchen nun den kleinen botanischen
Garten, den diese Familie hier eingerichtet hat. Und wir lernen gleich auch
die drei Generationen kennen, die hier leben: Oma "Dia", die das alles hier
zu managen scheint, ihre Tochter und auch ihre kleine Enkelin, vielleicht 2
oder 3 Jahre alt. Oma Dia scheint die Chefin dieses Areals zu sein und hat viel Zeit, sich mit uns zu
beschäftigen und uns in Samoas Geheimnisse einzuführen. Denn es schüttet
immer noch wie aus Eimern. Aber dafür ist
Dia gut vorbereitet: Ein halbes Dutzend Schirme hängt hinter ihr an der Wand
- ein weiterer Hinweis dafür, dass "Regen" auf Samoa an der Tagesordnung
ist. Dann erklärt sie uns, was wir uns alles anschauen dürfen und
natürlich vergisst sie nicht, uns ein paar Tala abzuknöpfen. Das ist aber so
lächerlich wenig, dass wir ihr später zum Abschied noch ein paar Scheine mehr in
die Hand drücken. Denn diese kleine Exkursion hat uns wirklich sehr gut
gefallen.
Nachdem wir dem
Wasserfall genügend Ehre gewidmet haben, kümmert sich Dia darum, dass wir lernen, wie man eine Kokosnuss
öffnet. Wir haben diese Szenen in unserem Urlaubsvideo festgehalten,
man findet es hier,
ungefähr bei 14:00 min. Es war lehrreich, amüsant und ohne Frage eine der
unterhaltsamsten Stunden auf unserer Reise.
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Der Eingang zu den Fällen
Monsunartiger Dauerregen
Die "Sopoaga-Falls" ohne Regen
Video
Sopoaga
Falls
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Abendessen
Bliebe eigentlich nur noch das Abendessen in unserem Hotel zu erwähnen!
Abends spürt man übrigens die hohe Luftfeuchtigkeit nicht mehr so stark. Man
kann tatsächlich sitzen und essen, ohne zu schwitzen. Man isst hier à la carte, und es gibt alles, was das Herz begehrt. Man darf alles wünschen, man
bekommt auch alles und es schmeckt ausgezeichnet. Die Musik-Combo spielt
wieder ihre Musik und die Gäste sind sichtlich zufrieden. Was aber wirklich
herausragend ist und was wir bisher auf unseren Reisen
in dieser Art noch nicht erlebt haben, ist die Tatsache, dass hier jeder
besetzte Tisch seine eigene Bedienung, seinen "Boy", hat. Ein
winziger Blick reicht aus, um seinen Wunsch äußern zu können. Wir erwähnten ja
weiter oben schon, dass uns das "seltsam berührt" hat und auch ein
fremdartiges Gefühl in der Magengegend hinterlässt, weil man unwillkürlich an
die einst hier herrschende Kolonialzeit erinnert wird. Aber das scheint
genau so gewollt zu sein: Hier ist die
Bedienung nicht einfach nur "Service-Kraft" - hier ist sie
tatsächlich "Diener".
Aber ernüchternd in diesem Zusammenhang ist immerhin: Als das
Abendessen, das man selbstverständlich auf's Zimmer schreibt, in
beiderseitigem Einvernehmen als "beendet" erklärt war, wurde der "Boy" nicht
mehr gesehen!!! Als wir dann tatsächlich noch ein drittes Getränk (im Urlaub
sind wir schon mal verschwenderisch!) wollten, hatten wir Mühe, jemanden zu
finden, der auch noch eins bringt. Na bitte, geht doch!
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