Südsee 2(10)

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Stopover Singapur

Mittags um 13:00 Uhr startet unser A380 (Singapore Airlines) von Frankfurt nach Singapur. Selbst mit einem zweistündigen "Staupolster" brauchen wir gar nicht so früh loszufahren. Alles klappt wie am Schnürchen. Zum ersten Mal erleben wir die sogenannten "Ganzkörperscanner", bei dem man sich auf zwei bestimmte Fußstellen platzieren und die Arme nach oben halten muss. Es hat ein wenig was von "Ausziehen und Hände hoch!". Nun denn, wenn es der Sicherheit dient...

Um 11:30 Uhr beginnt das Boarding, wir haben keine Fensterplätze mehr bekommen, schade! Aber die längste Zeit kann man ohnehin nichts sehen, denn wir fliegen nach Osten und damit dem Nachtschatten der Erde entgegen. Zum Lunch gibt es Chicken und Pork auf Thailändisch. Was es halt immer so gibt auf den Langstrecken. Zum Glück ist der A380 üppig ausgestattet mit Entertain-Angeboten, und so haben wir um 17:00 Uhr, als es dunkel wird, schon den ersten Film angeschaut. Dem folgen noch 2 weitere und eine gute halbe Stunde nach Mitternacht deutscher Zeit fängt es bereits zu dämmern an. Kurze Zeit später ist es hell, noch 20 min bis SIN. In SIN muss man wie immer und überall für die Einreise eine Immigration-Card ausfüllen mit den üblichen Fragen, Zweck der Reise und ob man Tiere oder Rauschgift dabei hat und all' so'n Zeug.
 

Der Staat Singapur

In diesem Moment wird uns noch einmal bewusst, dass wir gleich sehr auf unser Gepäck aufpassen müssen. Nicht, dass uns hier was untergeschoben wird. Der Stadtstaat Singapur geht mit Rauschgiftsündern sehr rabiat um. Nicht weniger als die Todesstrafe steht auf Drogenhandel, und der beginnt schon oberhalb von 5 Gramm Haschisch. In 2002 entging eine junge Deutsche nur knapp der Todesstrafe. Ganz allgemein kann man sagen, dass Singapur nur eingeschränkt als "westlich" gelten kann und definitiv nicht als christlich. Aus der Historie des Landes - und damit meine ich nicht die Kolonialzeit, sondern davor - ist schon immer der Staat das Wichtigste gewesen. Hier herrscht von jeher eine Kultur von "Zuckerbrot und Peitsche". Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, und das haben in 2015 auch 2 Deutsche erfahren müssen, an denen für eine vergleichsweise harmlose Tat, ein Graffiti an einer S-Bahn, die Prügelstrafe mit dem Rohrstock vollzogen wurde.

Also auch mit arglosen "Taten" geht man hier sehr hart um. Die Einfuhr und Benutzung von Kaugummi wurde schon Ende der 90er Jahre verboten (später aber teilweise wieder erlaubt), und wer hier eine Zigarettenkippe auf die Straße wirft, zahlt über 300€ Strafe. Für uns Deutsche, die wir unsere Straftäter im krassen Gegensatz dazu viel zu oft eher mit Samthandschuhen anfassen als sie einer echten Bestrafung zuzuführen, mögen diese Fälle als "skurril" gelten. Aber hier ist das so, "Augen offen halten" ist hier also sehr angebracht. Allein das Lesen der Liste möglicher Straftatbestände und deren Ahndungen lösen bei uns Westeuropäern schon leichtes Befremden aus. Aber nun genug der Warnungen, die Stadt hat auf der anderen Seite eine Vielzahl von grandiosen Sehenswürdigkeiten.
 

Singapur ist ein Stadtstaat, der erst 1962 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte. Er ist gleichzeitig der flächenmäßig kleinste Staat Südost-Asiens und eine der reichsten Städte der Welt. Im Wesentlichen verdient der Staat als Finanzmetropole sein Geld und ist zusammen mit Hongkong der wichtigste Finanzplatz Asiens. Knapp 80% der Bevölkerung sind Chinesen, etwa 15% Malaien und Inder, der "Rest" der rund 5,6 Mio. Einwohner (Stand 2015) teilt sich auf andere asiatische Ethnien auf. Überall spricht man gut verständliches Englisch, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Und ganz anders als beispielsweise in Italien oder Spanien, wo uns schon häufig kleinere Betrugsversuche über den Weg gelaufen sind, ist uns hier so etwas nicht ein einziges Mal passiert! Ob es da einen Zusammenhang mit den teils drakonischen Strafen gibt?
 

Singapur ist grün

Der Transfer in die City ist kein Problem, sowohl Shuttles als auch Taxen fahren quasi jederzeit zu jedem Hotel. Wir nehmen heute den Shuttle, jedoch sollte das Taxi 3 Tage später zurück zum Airport sogar günstiger sein.

Schon in den ersten 10 min erleben wir eine pieksaubere, fein aufgeräumte, aber vor allem grüne Stadt. Haben wir je eine Stadt mit mehr "Grün" gesehen? Ich glaube nicht. Die vielen Bäume und Büsche in der Stadt fallen uns schon nach 2 km Shuttlefahrt auf. Und das nicht nur am Stadtrand, auch mitten im Stadtkern, am Singapur-River und zwischen den Hochhäusern stehen hunderte Jahre alte Bäume auf fast jeder Kreuzung. Es gibt keine Verkehrsinsel ohne Grünanlagen, die Straßen scheinen um den uralten Baumbestand herum gebaut worden zu sein. Und das alles, ohne gleich auch pompös und übertrieben zu wirken (wie es uns etwa in Dubai ergangen ist).

Obwohl wir durch die Nacht im Flieger ziemlich müde sind, machen wir doch gleich einen Spaziergang in die Stadt. Unser Hotel "Park Regis Singapore" liegt nahe am Fluss "Singapore-River", wir brauchen etwa 10-15 min bis ins Zentrum. Was sich auf der Shuttlefahrt bereits ankündigte, findet jetzt seine finale Bestätigung: Welch' eine Stadt!!!
 





Eine großartige Stadt, sie erreicht den Level von New York City

Unser erstes Frühstück auf dieser Reise ist zugleich auch das Beste. An Vielseitigkeit, Auswahl und Geschmack. Und international ist es: Butter aus Deutschland, Käse und Joghurt aus der Schweiz. Aber günstig ist es hier natürlich nicht. Die ersten 2 Cappucini des Urlaubs haben uns, hier im Café des "Fullerton Hotel" am Singapur River umgerechnet stolze 18€ gekostet. Wir laufen sehr viel, das ist oft schweißtreibend bei dieser warmen und sehr feuchten Luft. Wir bestaunen die vielen Bistros sowie die alten Gebäude und Brücken inmitten der modernen und vielseitigen Architektur. Es gibt viele Hochhäuser, aber alle versprühen eine gewisse Historie und Kultur, es gibt nichts, was aufgezwungen wirkt oder einfach nur mit viel Geld hingestellt wurde.

Die Stadt wartet heute Morgen mit weiteren Überraschungen auf uns: Wir sehen z.B. keine dicken Menschen wie etwa in USA oder auf den polynesischen Inseln! Alle Fußgänger, Ladenverkäufer und Passanten sind rank und schlank und weit überwiegend schnieke gekleidet. Die meisten sehen deshalb wie Geschäftsleute aus und gehen nicht etwa im Schnellgang, sondern (vermutlich der Temperaturen von über 30° bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit wegen) eher gemächlich und ruhig - man könnte sagen "hektikbefreit". Das wirkt auf jeden Fall entschleunigend auf uns. Es geht hier auch niemand bei rot über die Ampel. Nicht ein einziges Mal haben wir das gesehen! Wir kommen zu dem Schluss: Hier herrscht schlicht und ergreifend Ordnung und Disziplin!

Eine weitere bemerkenswerte Besonderheit hat Singapur zu bieten: Wir sehen sehr viele überdachte Bürgersteige. Nicht nur mal 20m, keineswegs, sondern teils an der kompletten Straße entlang. Was nur einen Schluss zulässt: Es muss wohl sehr viel regnen hier... Plötzlich stehen wir vor einer Reihe größerer öffentlicher Mülleimer. Hier wird doch tatsächlich mitten in der Stadt der Müll getrennt. Vorbildlich!

Aber es ist eben auch die Weltstadt. 9 von 10 Leuten haben ein Handy entweder in der Hand oder am Ohr. Jeder quasselt mit Geschäftspartnern oder Freunden in der Gegend herum, es ist überall laut und geschäftig. Und wenn man mal etwas "frische Luft" will, dann geht man einmal eine Etage tiefer in die Underground-Ebene mit ihren Geschäften, Bars und Bistros. Alles ist auf geschätzte 21° klimatisiert. Es riecht (nicht einmal unangenehm) überall nach Putzmittel, und wenn man sich umschaut, stellt man fest: Es ist pikobello sauber hier. Kein Papierfitzelchen, keine Zigarettenkippe, kein Verpackungsmaterial, nichts. Fast schon steril. Und sogar auf dem Bürgersteig herrscht Ordnung: Man geht (im Gegensatz zu den Autos, die links fahren) "rechts", sonst stößt man permanent mit Passanten zusammen.

Und an fast jeder Ecke gibt es kostenfreies WLAN - und "Keyless" (also "offen") natürlich. So kann man schnell mal ein schönes Foto schießen und innerhalb von Sekunden poppt das Bildchen bei unseren Lieben daheim auf dem Handy hoch. Die Welt ist wirklich klein geworden. Wir unternehmen kurze Stippvisiten in verschiedene Häuser, um zu sehen, wie es dort aussieht. Immer ist es eine Mischung aus Fernost und Europa. Mit ein paar Ausnahmen: Das Fullerton-Hotel zum Beispiel. Meine Güte, was für eine Lobby. Mittelgroße Städte in Deutschland würden sowas gern als Bahnhof haben!
 

Das Marina Bay Sands Hotel

ist ein Luxushotel an der Marina Bay, das in 2010 eröffnet wurde und dessen Bild auf keiner Postkarte fehlt. Diese 3 Hoteltürme mit der "Platte" oben drauf hat sich in den letzten Jahren zu einem einzigartigen Wahrzeichen der Stadt entwickelt. Es sieht deshalb ein wenig wie ein "Bügelbrett" (andere sagen "Surfbrett") aus und besteht aus einem Hotel incl. Casino, etlichen Einkaufszentren neben 2 Theatern, außerdem Konferenz- und Ausstellungsbereiche sowie einer Vielzahl von Einkaufszentren, Bars und Nachtclubs. Ganz oben im 55. Stock, also auf fast 200m Höhe gibt es den inzwischen weltbekannten 146 Meter langen "Infinity Pool" (allerdings nur für Hotelgäste) sowie ein Bistro, in dem wir 2 Stunden lang sitzen, ohne dass es uns langweilig wird. Im Hotel warten über 2.500 Zimmer auf ihre solvente Kundschaft, jedoch nur für einen satten Übernachtungspreis, belohnt allerdings auch mit sensationellen Blicken. Auf der einen Seite sieht man auf die Wolkenkratzer und Finanzhäuser sowie den River, auf der anderen Seite fällt der Blick auf die "Super Trees" und das offene Meer, die "Straße von Singapur".
 



Gardens by the Bay

Diese Sehenswürdigkeit ist so etwas wie das Naherholungsgebiet für die "Singapurianer" (sie selbst nennen sich >Singaporians<). Dazu gehören mehrere Attraktionen: Der Flower Dome und der Botanische Garten, der Cloud Forest und der Garten mit den Supertrees. Diese Stahl-Riesen sind Mammutbäumen nachempfunden und teilweise miteinander verbunden und begehbar. Einer hat sogar ein Restaurant. Besonders schön ist es abends, wenn diese "Bäume" beleuchtet sind und die eine oder andere kostenlose Showeinlage stattfindet. Das alles ist ziemlich beeindruckend. Für Dagmar ist jedoch der Botanische Garten eine herbe Enttäuschung, da sie mindestens 80% aller Pflanzen kennt und zum Teil selbst im Garten hat. Am anderen Ende der Welt sind Stiefmütterchen eben ziemlich "exotische" Pflanzen.
 


Gardens by the Bay

Eine Zeitraffer-Aufnahme
 

China-Town

Am anderen Morgen, dem dritten Tag unseres SIN-Besuchs schlendern wir noch 2 Stunden durch das nahegelegene China-Town. Hier ist es wirklich "bunt", und zwar in jeglicher Hinsicht dieses Begriffes. Gegen Mittag machen wir uns dann langsam auf, ein Taxi zu besorgen, das uns zum Airport Changi fährt. Nachdem unsere Koffer aufgegeben sind und wir noch 2 Stunden "totschlagen" müssen, machen wir noch eine weitere für uns neuartige Erfahrung. Wir setzen uns in ein Bistro und wollen einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen. Eine nette Bedienung legt uns eine Karte hin und ein kleines elektronisches Gerät. Wir kapieren sofort: Wir geben die Nummer von Speisen und Getränken in das Gerät ein und ein paar Minuten später wird es uns an den Tisch gebracht. Nicht schlecht. Wieso gibt es solche innovativen Techniken nicht bei uns?
 

Unser Fazit für Singapur:

Eine hochgradig faszinierende Stadt, in der man auch eine ganze Woche verbringen kann, ohne dass es langweilig wird. Sie ist sehr grün, sie ist weltoffen und international, sie ist modern und zukunftsorientiert und bietet alles, was eine Weltmetropole heute bieten sollte. Die einzigen Abstriche machen wir an dem politisch gewollten System der mittelalterlichen Behandlung von Straftaten. Zwar ist das Versprühen von Graffitis auf S-Bahnen kein Kavaliersdelikt, aber junge Menschen wie Sklaven zu verprügeln - nein, das geht einfach zu weit, das ist nicht akzeptabel.
 

 

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