Wie ist Hawaii eigentlich entstanden?


Als die Dinosaurier verschwanden, entstand Hawaii

Die Inseln von Hawaii - und mit ihnen auch die gesamte Inselkette im Nordwesten von Hawaii - verdanken ihre Existenz dem Zusammenwirken von Vulkanismus und Plattentektonik der Erde. Sie sind die Spitzen erkalteter Schildvulkane, deren überwältigender Teil unter der Wasseroberfläche liegt. Hawaii entsteht etwa zur gleichen Zeit wie der Grand Canyon.

 

Hawaii ist ein Vulkan

Über 90% aller Vulkane auf diesem Planeten liegen an den Rändern der sieben großen (neben mehreren kleinen) Kontinentalplatten, die auf der Erdkruste schwimmen. Und nur ein kleiner Teil - wie die Vulkane Hawaiis, aber auch Islands oder der Galapagos-Inseln - bilden einen singulären Punkt in diesen Platten, einen sogenannten Hotspot. Alle polynesischen Inseln (bis auf Neuseeland, das von der Antarktis abgebrochen ist) sind durch solche Vulkane entstanden.

Der Hotspot bei Hawaii hat sich, beginnend vor etwa 70 Mio. Jahren, vom Erdinnern her durch den Meeresboden gebrannt und hat mit seinem Magma unterseeische Gebirge aufgetürmt. Vor ca. 11 Mio. Jahren erreichte die hoch gedrückte Lava mitten im Pazifik die Wasseroberfläche und bildete so die gesamte Inselkette. Dabei muss sich vor etwa 47 Mio. Jahren eine fundamentale Änderung ergeben haben, denn zu der Zeit erfuhr die Hawaii-Emperor-Kette einen deutlichen Knick.

Die älteste der großen Inseln Hawaiis (Kauai) ist heute etwa 6 Mio. Jahre alt. Das ist sehr jung, wenn man bedenkt, dass die gesamte Erde fast 5 Milliarden Jahre alt ist. Als die erste Insel entstand, waren die Dinosaurier schon seit rund 50 Mio. Jahren ausgestorben. Nimmt man die gesamte Ausdehnung der Inselkette mitsamt dem Knick, so erstreckt sie sich über 5.800 km Länge vom Aleutengraben im Nordwesten bis zur Insel Big Island im Südosten (etwa 800.000 Jahre alt) und liegt etwa 3.500 km südwestlich von San Francisco in der Nähe des 20. nördlichen Breitengrads, also etwa auf gleicher Höhe wie z.B. die Kapverden vor Afrika, Bombay oder Hongkong.

 

Hawaii liegt auf der pazifischen Platte

Diese Platte bewegt sich ca. 8-10 cm pro Jahr nach Nordwesten, während der Hotspot darunter mehr oder weniger konstant bleibt. Durch diese Bewegung bildete sich das gigantische unterseeische Gebirge von der doppelten Größe und der dreifachen Höhe der Alpen, deren Gipfel an einigen Stellen schließlich die Meeresoberfläche durchbrochen haben. Die jungen Inseln liegen deshalb im Südosten, die alten im Nordwesten. Und aufgrund der Erosion von Wind und Wetter ist Kauai im Nordosten heute die älteste und niedrigste und Big Island im Südwesten die höchste und jüngste der Hawaii-Inseln. Fliegt man von Big Island nach Nordwesten, findet man eine tausende km lange Kette von Inseln und Atollen, die immer kleiner und niedriger werden. Das Alter der Inseln nimmt mit der Entfernung von Big Island linear zu!

Weiterhin bedeutet das: Aktive Vulkane gibt es nur noch im Südosten, also auf Big Island. Und noch weiter östlich davon kann man schon heute das "Entstehen einer neuen Insel" beobachten. Allerdings befindet sie sich derzeit noch ca. 900 m unter der Meeresoberfläche. Geologen rechnen damit, dass dieser Vulkan in etwa 50.000 Jahren aus dem Meer auftauchen wird und dann mit Big Island zusammenwächst.

Die Schildvulkane der Hawaii-Inseln sind die größten Vulkane der Erde. Alle Vulkanberge dieser Region haben natürlich denselben Meeresgrund. Dieses Fundament liegt aber erst in ungefähr 5.000 - 6.000 m Meerestiefe. Das aber wiederum heißt, dass der Mauna Kea mit seinen 4.200 m Höhe plus 5.400 unter dem Meer absolut gemessen (!) mit Abstand der höchste Berg der Welt ist. Dafür ist der nur wenig niedrigere Mauna Loa nach Volumen gemessen der massivste Vulkan der Erde. Sein Gewicht ist so groß, dass er die gesamte pazifische Platte messbar deformiert.

Viele weitere Details zur geologischen Entwicklung findet man im Internet.

 

Das erste Leben auf Hawaii

Aufgrund dieser ungeheuren Isolation (zeitlich und geografisch) ist es der Flora und Fauna außerordentlich schwer gefallen, hier Fuß zu fassen. Das liegt ja auf der Hand: Alles, was nicht längere Zeit fliegen oder schwimmen konnte, hatte nicht den Hauch einer Chance, hierher zu gelangen! Pflanzen sind hauptsächlich

  • durch Wind (Zyklone) und
  • Wasser (Tsunamis) oder ganz simpel durch
  • schwimmende Kokosnüsse (die wohl nachhaltigste "Reisende" Polynesiens)

hierher gekommen. Das gilt auch für Insekten oder das eine oder andere Reptil. Aber selbst die Kokosnuss hat es nicht allein vermocht, hierher zu kommen. Und weil die Kokosnusspalmen fehlten, konnten sich gigantische Farne entwickeln. Wir sind durch fast 10 m hohe Farnwälder gelaufen!

Kaum 500 Tierarten haben es aus eigener Kraft bis Hawaii geschafft. Aufgrund der überwältigenden Abgeschiedenheit entstanden viele teils bizarre Lebensformen, z.B. fleischfressende Raupen! Kein anderer Ozean hat so viele neue Lebensformen entstehen lassen wie diese Einsamkeit des Pazifik.

Und die Lebewesen, die einmal da waren, hatten keinerlei Konkurrenz oder gar Feinde und konnten sich ungehindert entwickeln. So ist der enorm große endemische Artenreichtum zu erklären, d.h. Tiere und Pflanzen, die nur hier auf Hawaii vorkommen! Die einzigen Säugetiere, die es bis Hawaii geschafft haben, sind Fledermäuse! Alle übrigen Tiere sind erst beginnend vor ca. 2.000 Jahren durch die Menschen auf diese Inseln gekommen.

Apropos Menschen? Wie sind die überhaupt hierher gekommen? Natürlich über das Meer! Erst von Neu-Guinea über die Salomonen-Inseln nach Neuseeland und Fidschi. Dann weiter nach Samoa und zu den Cook-Inseln und schließlich auch ins heutige Französisch Polynesien. Und selbst die noch weiter entfernten Osterinseln wurden irgendwann erreicht. Und eines Tages eben auch noch: Hawaii. Etwa um 800-500 v. Chr. vermuten Wissenschaftler den Zeitpunkt der ersten menschlichen Besiedlung durch Polynesier der Marquesas-Inseln (Französisch-Polynesien). Eine zweite Besiedlungswelle wird auf das 11. Jahrhundert n. Chr. datiert, und zwar von Tahiti (ebenfalls Französisch-Polynesien) aus. Für die Polynesier war und ist deshalb das Meer der Mittelpunkt ihrer Kultur und ihres Lebensraumes, als Nahrungsquelle ebenso wie als Freizeitvergnügen wie das hier vor 1.500 Jahren erfundene Wellenreiten.

 

Eberhard Pilz (gestorben am 20.11.2011) hat die Geschichte Hawaiis
folgendermaßen zusammengefasst (siehe auch sein Film auf Seite 1):

  • zuerst kamen die Polynesier auf diese Inseln,
  • dann James Cook, der erste Europäer,
  • dann die Walfänger,
  • dann die Missionare,
  • dann die Plantagenbesitzer,
  • dann die Militärs,
  • und zum Schluss die Tourismus-Manager.

Knapper und treffender kann man es wohl nicht zusammenfassen.

 

 

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