Primavera Siciliana 8(9)

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Sonntag, 13.05.07: Die Alcantara-Schlucht

Heute steht der Besuch der Gola dell‘ Alcantara auf dem Programm. Die Schluchten befinden sich an der SS 185 zwischen Giardini Naxos und Randazzo, kurz vor Francavilla di Sicilia. Also fast vor unserer Tür. Nicht so anstrengend, aber auch nicht so herausragend und spektakulär wie der Ätna, sind sie auf jeden Fall ein lohnendes Ziel für einen halben Tag. Es sind Schluchten, die der Fluss Alcantara geschaffen hat. Sie sind bis zu 20 m tief und 4-5 m breit und haben sich über Jahrtausende in das Lavagestein des nahen Ätna gefressen.

Das Lavagestein ist auch eines der charakteristischsten Merkmale der Schluchten. Das Gestein der Wände besteht aus basaltischer Lava, die siliziumarm und reich an Eisen, Magnesium und Kalzium ist. Ein sich langsam erkaltender Lavastrom ermöglichte schließlich die prismischen, fünf- und sechseckigen Formen. Manches sieht wie von Menschenhand hinein gemeißelt aus! Diese Gesteinsformationen bildeten zusammen mit der Erosion des Wassers über tausende Jahre die charakteristischen basaltischen Säulen der Schluchten.

Man kann verschiedene Routen wählen. Wir entscheiden uns für eine Route, für die man nicht ins Wasser muss: Ein kleiner Rundgang am "Strand" und ein großer Rundgang zu einigen Wasserfällen. Aber die Tour ist geführt und fest terminiert. Man kann sich nicht frei bewegen. Außerdem müssen wir eine Stunde Zeit totschlagen. Das machen wir unten am Fluss. Mit dem Lift (!!!) geht’s in die Schlucht hinab. Ist das nicht furchtbar?

Unser Guide "Andrea" führt uns fachkundig durch Zitronen- und Kakteengärten bis zu ausgesuchten Felsen und Schluchten. Die starke Reglementierung gefällt uns nicht so gut. Nach der Führung im Schatten der Bäume essen und trinken wir noch etwas, danach geht es in Allerruhe wieder heim. Den Rest des Nachmittags verbringen wir am Pool.
 

 

Montag, 14.05.07: Der vierte Ätna-Ausflug - den Vulkan umrunden

Darauf warte ich schon seit einigen Tagen: Es geht heute einmal rund um den Vulkan. Möglichst eng am Berg suche ich eine Strecke aus. Außerdem wollen wir die Ponte dei Saraceni aus dem Reiseführer suchen, die mich so sehr an die Brücke von Korsika erinnert. Die Nordseite des Ätna ist morgens noch sehr schön in der Sonne. Uns fällt auf, dass es hier deutlich mehr Ginster gibt als an der Ost- und Südseite, die wir bisher gesehen haben. Mehrere große Ausbrüche aus dem Nordkrater sind hier zu erkennen. Und anders als im Osten und Süden gehen immer wieder kleine Stichstraßen mit Etna-Beschilderung den Berg hinauf. Ausprobiert haben wir aus Zeitgründen aber leider keine.

In Randazzo suchen wir uns ein kleines Straßencafé und genehmigen uns ein Colazione: 2 Frühstücks-Croissants und je 2 Kaffee. Hier, fernab vom Tourismus, bekommen wir das noch zu guten Preisen: Ganze 4,20€ haben wir bezahlt. Dabei fällt uns wieder mal auf, dass in den Bistros und Cafés immer nur Männer sind. Fast nie Frauen. Die sehen wir dafür häufig in den Gelaterias. Das ist wirklich so!

Viele Dörfer und Kleinstädte haben noch Basaltsteine als Straßenoberfläche. Die Steine sind ca. 40x40 cm groß und nicht besonders komfortabel zu fahren! Hinter Randazzo erwartet uns eine wunderschöne Gegend. Das Gelände steigt an bis auf über 1.000m Höhe. Der Ginster versprüht einen extrem intensiven, sehr angenehmen, frühlingshaften Duft. Superschön! Wir sind begeistert. Kurz vor Bronte fällt dann das Gelände wieder auf 500m ab, die Gegend wirkt wieder städtischer, und der Ginsterbewuchs lässt nach.
 

Die Brücke finden wir an genau der Stelle, wo ich sie vermutet habe. Ganze 300 m von der Brücke entfernt hatte ich im Navi den Waypoint gesetzt. Die Brücke sieht klasse aus. Wir packen unsere Sachen unter einen Zitronenbaum und legen uns in den Schatten. Das ist Urlaub - schöööön! Ein Mahnmal für 2 junge Leute, die hier den Tod gefunden haben, steht hier. Ich habe mir den Text übersetzen lassen, aber er gibt die näheren Umstände nicht her. Es sieht aber sehr nach Selbstmord aus, was hier passiert ist.

Der Fluss Simeto bildet genau so eine Schlucht wie der Alcantara in der Gola. Nicht so spektakulär, der Fluss zeigt aber dieselben Strukturen (hohe Felswände aus blau-grauem Basalt, kleine Wasserfälle, große Felsbrocken usw.) Und vor allem: Kostenlos!!! Wir pflücken eine frische Apfelsine vom Baum, fühlen uns schon fast wie im Paradies und voller Hoffnung, dass es jetzt was richtig schönes zu essen gibt - aber weit gefehlt: Sie ist extrem sauer, schlicht ungenießbar! Eine gute Stunde halten wir uns auf, danach setzen wir unsere Reise um den Ätna fort.

Auf der Straße Richtung Grotta di Intraleo und Monte Albano fahren wir wieder durch reinen Ginster! Unglaublich, dieser starke Geruch. Wir fahren die Stichstraße hinauf auf eine Höhe von 1.465 m. Oben angekommen gönnen wir uns wieder etwas Ruhe. Wir legen uns mit der Jacke unter dem Kopf in die Sonne. Dann geht’s weiter Richtung Südrampe. Wir kommen wieder am Refugio Sapienza an. Es ist genau so viel Betrieb wie neulich. Wir trinken wieder einen "Capucco" und fahren die wunderschöne Südostrampe wieder hinunter.
 

 

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