Primavera Siciliana 2(9)

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Dienstag, 01.05.07: Kalabrien – Beginn der Motorradreise

Gegen 9 Uhr gut 50 km vor Reggio beginnt nun endlich nach der zweiten Übernachtung unsere Reise mit dem Motorrad. Koffer, Topcase und Tankrucksack waren natürlich schon zu Hause gepackt. Nach 10 min sind wir auf der Autostrada und eine gute halbe Stunde später sehen wir schon von der Autobahn aus Sizilien vor uns liegen. Ich habe diese hohen Berge gar nicht mehr in Erinnerung! Das sieht toll aus.

Gegen 10 Uhr stehen wir vor dem Ticketschalter der Messina-Fähren. Keine Auto-Schlangen, keine Warteschlange vor dem Schalter. Nach 5 min haben wir unser Ticket. Für sage und schreibe 9,20 € bekommen wir eine Fahrkarte für Mopped und 2 Personen. Auf die Frage, wann es denn losgeht, bekomme ich zur Antwort: "Subito!" - Sofort.

Und tatsächlich, ein Guide weist uns den Weg in "Gate 1" und wir fahren gleich auf die Fähre. Direkt vorn auf dem Bug parke ich die RT. Hier wird nichts angeschnallt oder festgemacht, daher bleibt die RT einfach auf ihrem Hauptständer stehen. Die Fahrt geht schnell und ist unspektakulär. Es bleibt gerade Zeit für einen Kaffee. In nicht einmal einer halben Stunde, vorbei an der goldenen "Madonna“ sind wir am Ziel: Messina auf Sizilien.

Der Hafenbereich ist wie immer hässlich und sehr unansehnlich. Wir kurven ein wenig durch Messina, aber so richtig schöne Stellen, etwa für einen zweiten Cappuccino (der hier von den Bedienungen nur "Capucco" genannt wird), finden wir nicht. Noch eine kleine Runde Richtung Centro, dann drehen wir ab nach Norden, Richtung Torre Faro, der östlichsten Stelle Siziliens. Denn dort jetzt beginnt unsere Rundreise. Der Himmel ist teilweise bewölkt, aber es droht kein Regen. Bei 20° ist es sehr schön zu fahren.
 

 

Einen kurzen Besuch statten wir dem alten Leuchtturm in Torre del Faro ab. Hier an dieser Stelle soll die große Brücke das Festland mit Sizilien verbinden. Erst hat die Regierung Prodi die Pläne für die sündhaft teure Brücke in 2006 auf Eis gelegt. Dann wurde im März 2009 in den Zeitungen gemeldet, dass Berlusconi das 1,3 Milliarden € teure Projekt durchgeboxt hat. Man darf gespannt sein, was daraus wird.

Dann geht’s langsam und bedächtig auf der SS113 entlang, immer westwärts. Die Straße verläuft überwiegend in Sichtweite des Meeres. Das Capo Tindari ist sehenswert, dort steht eine Burg hoch oben auf einem Felsen, direkt am Meer. Von dort sieht man bequem zu den liparischen Inseln hinüber. Das Capo d’Orlando ist richtig klasse. Landschaftlich eine Augenweide und auch für Strand- und Badeurlaub sehr gut geeignet.

Die Küstenstraße ist überwiegend gut und interessant zu fahren. Nur an wenigen Stellen ist die Straße extrem schlecht, z.B. zwischen Villa Franca und Falcone. Wir schauen hin und wieder links in die Berge hinauf, dort scheint es zu regnen - aber wir fahren weiterhin trocken und überwiegend in der Sonne! Nach dem letzten Stopp in Orlando fahren wir noch ein Weilchen auf der Küstenstraße, aber dann wird es langsam Zeit, sich zu beeilen. Wir wechseln auf die Autostrada, um die restlichen 70 km schnell hinter uns zu bringen. Die Bahn ist ziemlich neu, gut zu fahren und hat im wohltuenden Gegensatz zu vielen anderen Autobahnen in Süditalien keine groben Querrillen. Sie  können also doch gescheite Autobahnen bauen, die Italiener. Um 19:00 Uhr kommen wir in unserer Residenz an. Hier bleiben wir nun 4 Tage.
 

Mittwoch, 02.05.07: Erste Tour in die Berge

Der Himmel ist auch heute morgen bewölkt. Erst gegen 12 Uhr wird es heller, und wir machen unseren ersten Ausflug mit dem Bike. Wir fahren eine Sightseeing-Tour durch Cefalù und fahren dann weiter Richtung Santo Stefano. Die Küstenstraße ist sehr schön, sehr kurvig und auch landschaftlich reizvoll. Es wird sehr viel gebaut hier. Überall entstehen neue Häuser. Allerdings sieht man auch viel Bruchreifes, einzelne verkommene Industrieanlagen und ähnliches. Sogar ein paar Genueser-Türme, jedenfalls sehen sie wie welche aus. Sie erinnern uns an die Türme auf Korsika.

Das erste nennenswert schöne Städtchen ist Santo Stefano. Wir fahren als erste kleine Bergetappe die Strecke Caronia, Capizzi, Mistretta und wieder Stefano. Leider sind die Straßen hier überwiegend schlecht. Aber es gibt Wald hier und viele Felder. Die Charakteristik der Landschaft ist ähnlich der auf Korsika oder Sardinien: Hügel, Berge, Felsen, Felder. Viele grüne Wiesen. Und es gibt fast keinen Verkehr hier. Uns begegnet höchstens alle 15 min mal ein Auto.

In dem Bergdörfchen Capizzi trinken wir einen Kaffee - in Deutschland würden wir Espresso dazu sagen. Was anderes gibt es hier nicht. Als wir weiterfahren wollen, spricht uns Francesco an. Wir geraten ins Plaudern mit dem alten Mann. Was es doch für Zufälle gibt: Er hat 3 Jahre in der Region Köln gearbeitet und spricht sehr gut verständliches Deutsch. Er löchert uns: Wo wir herkommen, was wir machen, wohin es noch gehen soll und ob wir auch Kinder haben. Das ist das schöne an dieser Art Urlaub, man bekommt immer wieder direkten Kontakt zu den Einwohnern. Das ist komplett anders als mit dem Auto - wir genießen das sehr.

Kaum aus dem Dorf sehe ich zwei deutsche Motorräder am Straßenrand stehen. Da das eine echte Seltenheit ist, halte ich an und begrüße die beiden. Es stellt sich heraus, dass es ein Deutscher und ein Amerikaner ist, die von Frankfurt mit 2 BMW GS hier hinunter nach Sizilien gefahren sind - wow. Über die Alpen, durch die Toskana, über Neapel bis hierher. Nicht schlecht. Der eine hat ein T-Shirt an, auf dem die Reise abgebildet ist. Leider war ich nicht so geistesgegenwärtig, dass ich schnell ein Bild gemacht habe!

Mistretta ist wieder ein größeres Städtchen. Auch hier ist viel los. Geschäftigkeit allerorten. Hier preist eine Fahrschule ihre Dienstleistung an: 350 € für 20 Fahrstunden! Wo gibt es das noch? Wir fragen uns, ob ein hier erworbener Schein wohl in D gültig ist!?

Wir sind wieder in Cefalù. Es ist eindeutig touristisch. Das sieht man auf den ersten Blick. Die Speisekarten sind mehrsprachig, mindestens englisch und französisch, oft auch deutsch. Kleine Läden bieten ihre Sachen an, es sieht aus wie in Bardolino am Gardasee. Die Bedienungen in den Restaurants sprechen Englisch. Es ist ein zweites Taormina. Hierher kommen nicht nur Italiener. Und zum ersten Mal nehmen wir auch andere Nationalitäten wahr: Franzosen, Holländer und auch ein paar Deutsche.
 

 

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