Primavera Siciliana 3(9)

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Donnerstag, 03.05.07: Im Nationalpark Madonie

Heute Nacht hat es geregnet. Nun ist erst einmal Katzenwäsche an der RT angesagt, sie sieht furchtbar aus! Es ist wieder dieser Saharasand, den wir von Korsika und Sardinien schon kennen und der den Regen so furchtbar dreckig werden lässt. Aber nun geht es in die Berge. Zwar sieht das Wetter nicht sooooo gut aus - es gibt auch ein paar dunkle Wolken am Himmel - aber setzen unseren Plan trotzdem um: Hinauf in den Nationalpark "Madonie". Und haben natürlich unsere Regenkombis dabei.

Das erste nennenswerte Ziel ist Gibilmanna mit der Pizzo Sant’ Angelo, einer Walfahrtskirche, zu der eine kleine Serpentinenstrecke hinaufführt. An dem Abzweig treffen wir 2 Biker aus GAP auf ihren Choppern. Die Strecke führt permanent hoch bis Isnello auf gut 500 m. Die nun folgende Strecke nach Castelbuono lohnt sich sehr. Eine sehr belebte Stadt mit mittelalterlichem Flair in ihren Gassen, Plätzen und Lokalen.

Dann geht es weiter! Der Ginster, der hier in großen Mengen blühend am Straßenrand steht, durftet ungemein stark. Aber auch landschaftlich ist es hier sehr reizvoll. Wiesen, Felder und karge, hohe Felswände wechseln einander ab. Allerdings könnte die Straße besser sein. Hier begegnen uns auch zum ersten Mal Kühe auf der Fahrbahn. Auch wegen der sizilianischen Autofahrer muss man sehr gut aufpassen. Die kommen einem sehr oft in der Kurve schon mal halb auf der eigenen Straßenseite entgegen. Dann ist es gut, wenn man selbst eine Reserve hat.
 

 

Castelbuono ist eine sehr belebte Stadt. Sie wirkt mit ihren Plätzen, Gassen und kleinen Lokalen noch sehr mittelalterlich, viele Gassen sind größtenteils mit Bruchstein ausgelegt, Asphalt gibt es erst weiter draußen wieder. Die SS286 führt am Rande eines großen Tals entlang, das wir auf unserer linken Seite haben. Gegenüber sehen wir das Bergdörfchen San Mauro auf der Kuppe eines Berges thronen. Und unten am Berg führt die Straße von Finale nach Gangi hinauf.

Um 11:00 Uhr fallen die ersten Tropfen auf die Visiere. Aber es wird zumindest nicht richtig nass. In Geraci Sicolo auf 1.000 m Höhe gibt es 2 Dörfer: Ein altes weiter oben auf dem Berg liegendes und ein wie völlig neu aufgebaut aussehendes zweites Dorf unterhalb. Sieht toll aus, wenn… ja, wenn nicht der Regen jetzt stärker würde. Da über den Bergen noch weitere dunkle Wolken hängen, beschließen wir, den Regen hier erst mal abzuwarten. Wir finden neben einer Tankstelle einen kleinen aus Bruchsteinen gemauerten Unterstand. Mit etwas Mühe passt die RT hinein. Wir tun uns jetzt an unseren beiden mitgebrachten Croissants gütlich und stellen uns auf eine Stunde Regen ein. Aber er bleibt aus! Nach 20 min fahren wir weiter.

Obwohl man das bei diesem Wetter kaum richtig wahrnimmt, ist diese Landschaft sehr schön. Wegen des geringen Nieselregens habe ich aber kaum Bilder gemacht. Die beiden Dörfer Petralia Sottana und Petralia Soprana liegen auf 1.100 m Höhe und sind sehr sehenswert. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir das obere der beiden: Soprana. In der Karte sind sie falsch herum bezeichnet. Das Navi macht es aber richtig und führt uns erst zum unteren. Wir finden ein Dorfzentrum mit einer kleinen Bar. Die RT stelle ich unter einem Denkmal ab. Der Platz ist wie alle Dorfplätze gut gefüllt - mit (wie immer in südlichen Ländern überwiegend) alten Männern. Wir sind jedesmal die "Attraktion des Tages" und ganz bestimmt Gesprächsstoff für die nächste Stunde! Die Bar erweist sich als prima: Für einen Teller mit warmen Nudeln, zwei Latte Macchiato sowie einen Cappuccino bezahlen wir ganze 6,50€.

Plötzlich kommt Luigi, 73jährig, mit einem freundlichen "Grüß Gott" auf uns zu: Wir sollten das Motorrad doch bitte lieber nicht unter dem Denkmal parken. Das würde die gefallenen Soldaten entweihen. Wir versichern ihm, dass das nicht unsere Absicht ist und holen uns von ihm die Erlaubnis, noch 10 min dort stehen zu dürfen. Prompt kommen mit ihm ins Gespräch. Er hat seinen Führerschein in D gemacht und 15 Jahre lang in München als Kraftfahrer gearbeitet. Sein Sohn arbeitet immer noch als Taxifahrer in D und seine Tochter ist inzwischen zurückgekehrt. Als wir wegfahren, fragt er noch, was die RT kostet. Ich überlege, ob ich ihm die Wahrheit sage und als ich es dann tue, meint er erschrocken: "Großer Gott! Dafür bekommt man hier zwei Autos!" Da sind wir mal wieder angekommen in der "realen Welt"...  Durch die eine oder andere Art des Kontakts zu Einheimischen finden wir eine stärkere Bindung zur Insel. Das genießen wir sehr!

Was uns immer wieder wundert, ist, dass diese Bergdörfer nicht verkommen wirken, im Gegenteil, sie sehen sogar überwiegend sehr sauber aus. Und fast überall wird gebaut. Es gibt sehr viele neue Häuser. Das ist uns jetzt schon mehrfach aufgefallen! Und noch etwas fällt auf: Es gibt hier sehr viel mehr Olivenbäume und -plantagen als auf Korsika oder Sardinien.
 

Freitag, 04.05.07: An der Küste entlang zwischen Palermo und Cefalù

Wir fahren ein Stückchen Autobahn für 70 ct Richtung Palermo, um auf dem Rückweg an der Küste entlang zu fahren. Es ist sehr, sehr windig heute. Ich muss ganz schön aufpassen. Kurz vor dem Capo Zafferano fahren wir dann die Küstenstraße. Gegen 12:00 Uhr machen wir eine kleine Pause unterhalb des großen Felsens von Capo Zafferano. Dann geht's weiter nach Aspra. Sehr schöne Straße hier, aber alle Grundstücke sind in Privathand, man kann kaum mal bis zum Meer hindurch gucken. Der Felsen von Zafferano ist sehr sehenswert. Hier haben wir erstmals einen Blick auf Palermo. Und nur Italiener - schöööön!

Mittags hat sich endlich schönes Wetter durchgesetzt. Nur dünne Schleierwolken sind am Himmel zu sehen. Wir fahren die Küstenstraße bis Ficarazzi, um die beiden grün markierten (landschaftlich schönen) Straßen zu fahren. In Trabia finden wir ein sehr schönes Restaurant direkt am Meer. Hier ist es abseits der Straße sehr ruhig, gut geeignet für ein ausgiebiges Päuschen. Da die Gasthauseigentümer ein wenig Englisch sprechen, kommt es auch hier zu einem fast persönlichen Gespräch. Das geht wohl auch nur, weil die Vorsaison es zulässt. Noch ein Telefonat mit der Heimat, dann geht’s zurück zur Wohnung.
 

 

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