Primavera Siciliana 1(9)

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Primavera Siciliana – Sizilianischer Frühling vom 1. bis 16. Mai 2007

"Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?" fragte schon 1787 der große Goethe und schwärmte, Italien mache ohne Sizilien gar kein Bild in der Seele, erst hier sei der Schlüssel zu allem! Und vielleicht hatte er sogar Recht. Denn wenn man - wie wir - nicht das Strand- und Abendleben sucht, wird man schnell feststellen, Sizilien ist vor allem das Land der Kultur und der Natur. Sie ist die größte Insel im Mittelmeer und eine Region Italiens. Außerdem gehören zu ihr einige vorgelagerte Inseln. Sizilien liegt südwestlich vor der "Stiefelspitze" der Apennin-Halbinsel, und ihr Westende ist nur rund 150 km von der Küste Afrikas entfernt. Die Hauptstadt ist Palermo. Die Straße von Messina (die Meerenge zwischen dem Festland und der Insel) ist ein erst vor 600.000 Jahren entstandener Grabenbruch, durch den Sizilien zur Insel wurde.

Immer wieder - gerade im Umgang mit Italienern - hört man die Frage: Gehört Sizilien eigentlich zu Italien? Klar, rechtlich ist die Sache eindeutig. Aber man bedenke: 150 Jahre im Vergleich zu einer 3.000 Jahre währenden Ahnengalerie. Wer war nicht schon alles hier? Griechen, Karthager, Römer, Araber, Normannen, Deutsche, Franzosen, Spanier. Alle kamen - und gingen! Und zurück blieben die Sizilianer, keine Italiener. So sehen das die Sizilianer - und viele Festland-Italiener übrigens auch!

1994 waren wir das erste Mal auf der Insel. Damals mit dem Wohnmobil und 2 kleinen Kindern. Am vierten Tag wurde unser Wohnmobil während des Abendessens im Ristorante aufgebrochen und einige Wertsachen wie Fotoapparat, Radio, Fernglas und ähnliches gestohlen - 3.000 DM Verlust sind damals zusammengekommen. Sogar ein paar Dosen Erbsen und ein Marmeladenglas haben die Diebe mitgenommen. Das schlimmste war jedoch diese Einbruchserfahrung für unsere Kids, die nachts nicht mehr richtig schliefen, und so war unser erster Sizilientrip von diesem Einbruch ziemlich überschattet und nach 4 Tagen bereits Geschichte. Zu diesem Pech gesellte sich ein paar Tage vorher auch noch schlechtes Wetter auf dem Ätna, so dass wir von dieser wunderschönen Insel nur wenig Gutes in Erinnerung haben.
 

Das wollten wir nun ändern! Und da meine Frau und ich schon seit 2003 keinen richtig großen Motorradurlaub mehr gemacht haben, war schnell klar: Nach Korsika 2002 und Sardinien 2003 wollten wir nun auch Sizilien auf 2 Rädern "erfahren"! Und gefunden haben wir vor allem folgendes:

  • Fruchtbare Hügel und Täler, riesige Mohnwiesen
  • Landwirtschaft in großem Stil, vor allem Zitrusfrüchte, Gemüse und Tomaten
  • Gebirge und Naturschutzgebiete (vor allem im Norden und im Osten)
  • Schluchten und Canyons
  • Griechische Kultur und Tempelanlagen, römische und griechische Theater
  • Strände und viel, viel kristallklares Meerwasser an herausragend hübschen Küsten
  • Ja, und schließlich das (zumindest für uns) überwältigende und alles überschattende Highlight: Der Vulkan Ätna - Mongibello, der "Berg der Berge", wie die Sizilianer ihn nennen.

Zweifellos haben uns alle diese Dinge stark in ihren Bann gezogen, aber auf einen aktiven Vulkan hinauf zu "geigen" oder ganz oben auf ihm spazieren zu gehen, den heißen Boden unmittelbar zu spüren, in nächster Nähe zu einem Magmafeld, das gerade mal 1 Woche alt war, das war für uns schon eine unglaubliche Sensation und Attraktion. Fast schon ein Abenteuer. Doch davon später mehr. Leider hat die Zeit nicht mehr für einen Besuch der liparischen Inseln ausgereicht. Die müssen einem späteren Besuch vorbehalten bleiben.

Natürlich bleibt es nicht aus, dass wir die Eigenheiten dieser Insel mit unseren Besuchen auf Korsika und Sardinien vergleichen. Da ergeben sich viele Punkte, die es wert sind, zusammengefasst zu werden. Hier ist unser Inselvergleich.
 

Das Reisekonzept und die Route

Nach den Erfahrungen von Korsika und Sardinien haben wir dieses Mal eine andere Variante ausprobiert. Wir haben von Deutschland aus in 4 Regionen Siziliens ein Hotel bzw. eine Ferienwohnung gemietet und haben die Anzahl Tage nach der (erwarteten) Attraktivität der Region ausgerichtet. Diese vier Orte sind:

  • Cefalú (im Norden): 4 Tage Ferienwohnung
  • Selinunte (im Südwesten): 2 Tage Strandhotel
  • Marina di Ragusa (im Südosten): 2 Tage Strandhotel und
  • Giardini Naxos (im Osten): 7 Tage Ferienwohnung

Das Konzept ist hervorragend aufgegangen, weil es ein Abbild der landschaftlichen und kulturellen Attraktivität der Insel wiedergibt.

Die Route führt uns wie immer gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. So kommt das Highlight zum Schluss:

  • Messina
  • Capo d’Orlando
  • Palermo
  • Erice
  • Selinunte
  • Agrigento
  • Marina di Ragusa
  • Noto
  • Catania
  • Taormina
  • Messina

Wir sind in den 16 Tagen (netto) ca. 2.800 km gefahren, das sind 175 km durchschnittlich pro Tag. Darunter sind Tage des Hotelwechsels mit über 300 km genau so wie andere Tage, an denen wir gerade mal 30 km zu einem Ausflugsort und wieder zurück gefahren sind. Auch der Wettergott war uns gnädig gestimmt. Zwar war es die ersten 5 Tage bewölkt, aber in der zweiten Woche hatten wir kein Wölkchen am Himmel und bis knapp 30°. Zweimal fiel in den Bergen ein wenig Regen, aber richtig "nass" wurden die Straßen nicht.
 

Fotos



Route

Die Triskele, das Wahrzeichen Siziliens

Ich kannte die Triskele bisher nur als Wahrzeichen der "Isle of Man". Aber was genau ist das überhaupt? Das Lexikon gibt Auskunft: Die Triskele, auch der oder das Triskel ("dreibeinig"), ist ein uraltes Symbol in Form von drei in einem gleichseitigen Dreieck angeordneten laufenden Beinen oder  (verallgemeinert) offenen Spiralen, das gewöhnlich dem keltischen Kulturkreis zugeordnet wird. Tatsächlich ist sie aber in annähernd allen Kulturen der Welt zu finden ist: Vom Norden Afrikas (besonders Ägypten) und dem europäischen Mittelmeerraum über Kleinasien und Südostasien bis hin auch zum gotischen Baustil des späten europäischen Mittelalters. Die Triskele ist neben Sizilien auch nationales bzw. regionales Symbol der Isle of Man und der Bretagne. Außerdem prägt sie - wer hatte das gedacht - das Stadtwappen von Füssen!
 

Triskele

Die sizilianische Cosa Nostra

ist uns nicht begegnet. Die stärkste Mafiaorganisation Europas mit Hauptsitz auf Sizilien zählt ca. 5.000 Mitglieder und mindestens 20.000 Sympathisanten. Die Basisorganisation ist die Familie, aber nicht die des Blutes, sondern eine Mafiagruppe, die ein Territorium, im allgemeinen ein Land oder ein Viertel einer großen Stadt kontrolliert. Und dass es diese Organisation gibt, ist uns ja spätestens nach den Morden von Duisburg im August 2007 wieder bewusst geworden.
 

Die Anreise

ist zeitaufwändig und lang. Über 2.000 km kommen aus dem Rheinland über Basel, Mailand, Bologna, Rom und Neapel zusammen. Wie immer packen wir unsere RT auf einen 100 km/h - Hänger und los geht's. Am ersten Tag kommen wir fast bis Rom. Und am frühen Nachmittag des zweiten Tages sind wir in Kalabrien. Dort übernachten wir ein zweites Mal und lassen - gegen ein Entgelt von ca. 30€ - das Auto samt Anhänger bei unserem Hotel stehen. Dann geht's nach Reggio zur Fähre, ein paar Tipps für Motorräder auf Fähren haben wir ebenfalls. Und dann beginnt der Urlaub erst so richtig!
 

 Fazit der Reise:
  • Die Jahreszeit ist einfach genial. Wir haben Sizilianer getroffen, denen der Frühling "heilig" ist - und die Sommer einfach zu heiß!
  • Die Menschen: Im Großen und Ganzen ist alles wie im Italien des Festlands. In fast jedem Bergdorf, in dem wir auf dem Marktplatz eine Pause gemacht haben, haben wir Kontakt zu Einheimischen gehabt.
  • Die Natur: Knapp 9% der Insel ist Naturschutzgebiet. Vor allem die 3 Nationalparks sind sehr schön: Madonie, Nebrodi und Ätna, alle drei im Norden und Nordosten. Große Industriezentren gibt es keine, das größte bei Gela. Ja, und im Frühling hat die Insel eine Farbe: Das GELB des Ginsters!
  • Kultur: Für Kulturfreunde ist die Insel ein Eldorado! Die Hauptregionen dafür liegen an der Süd- und Ostküste.
  • Parade-Tourismus gibt es nur in Cefalù und Taormina. Wir raten jedem, sehr auf sein Eigentum zu achten!
  • Ein Inselgefühl haben wir allerdings ein wenig vermisst. Es will sich so richtig nicht einstellen, das Eiland ist einfach zu groß dafür!
  • Die Straßen: Ist Sizilien eine Motorradregion? Die Antwort heißt "Jein!"
    - sehr gut in den drei Naturschutzgebieten (Gebirge und damit auch viele Kurven)
    - landschaftlich hochinteressant
    - wenig Verkehr
    - geringe Regenwahrscheinlichkeit
    - sehr gute Straßen im Ätna-Nationalpark, diese Region ist extrem gut geeignet zum Biken
    Aber:
    - Straßenqualität in den Bergen oft schlecht, viele Querrillen und Löcher; Ausnahme: Die Region rings um den Ätna
    - Straßenbelag ist oftmals sehr glatt; der Grip ist überwiegend schlecht
  • Absolutes Highlight ist der Ätna: Man muss schon großes Glück haben, wenn man Zeuge eines Ausbruchs werden will, aber es ist möglich! Eine Woche vor unserer Reise gab es aus dem Hauptkrater eine Eruption, die von Touristen, die sich gerade auf dem 3.000 m - Plateau aufhielten, unmittelbar, sozusagen "Live und in Farbe", beobachtet werden konnte. Dieses "Glück" war uns nicht beschieden - sehr zur Erleichterung meiner Frau! Aber den erkalteten Lavafluss konnten wir noch deutlich erkennen.
 Planung und Karten

Geplant habe ich an dieser Tour vor allem mit Hilfe der ADAC-Karte. Danach haben wir auch unsere 4 Hotel-Standorte ausgesucht. Aber ein guter Reiseführer ist trotzdem unentbehrlich.

  • Die ADAC-Karte "Sizilien": Zur Übersicht und Planung ist sie hervorragend geeignet. Allerdings um die eine oder andere kleine Kurvenstrecke zu finden, braucht es schon eine weitere Detailkarte.
  • Reiseführer von Baedeker
  • Internet-Online-Reiseführer

 

 

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