Korsika 5(7)

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Samstag, 25.05.02: Ajaccio

Die Straße nach Ajaccio ist sehr gut befahrbar. Nach knapp einer Stunde sind wir bereits da. Es ist die erste "richtige" Stadt, die wir sehen, und auch die erste, die einen echt französischen Eindruck macht: Die Vorstädte, die großen Reklamebilder auf Holzstelzen, die "Centre Commerciale" usw.

Und natürlich die von Autos hoffnungslos überfüllte Innenstadt. Wir fahren eine Runde durch die Stadt. Das Geburtshaus Napoleons ist beschildert und lässt sich daher leicht finden. Aber wir haben ihm nur einen kurzen Besuch abgestattet. Danach fahren wir auf die Spitze "Îles Sanguinaires" hinaus. Hier gibt es keinen Schatten, und es ist sehr heiß.

Also zur Abwechslung wieder in die Berge. Wir wollen dem Lac de Tolla östlich Ajaccio einen Besuch abstatten. Die Straße ist ganz gut, die Strecke sehr kurvig, die Temperaturen an der Erträglichkeitsgrenze und der See leider viel zu tief unten, um sich ein wenig ans Ufer zu setzen.

Und plötzlich "eiert" meine RT so komisch. Es ist ein ganz komisches Fahrgefühl. Ich halte an und schaue mir meinen Vorderreifen an, den ich in Verdacht habe, aber Gewichtsverlagerung und Lenken scheint normal. Also habe ich mich wohl geirrt. Wir fahren weiter. Aber sofort spüre ich: Hier stimmt was nicht! Nach weiteren 200 Metern halten wir erneut an und steigen ab. Ich kann mit dem Daumen eine Delle in den Hinterreifen drücken, was bei 3 bar schlechterdings nicht möglich ist. Ja, eindeutig: Wir haben einen Plattfuß am Hinterrad.

Wer sich für Einzelheiten meiner Erfahrungen mit der Reparatur von Motorradreifen auf Korsika interessiert, kann hier weiterlesen.

Schließlich geht es uns wieder gut und so gegen 19 Uhr verlassen wir den Außenbezirk von Ajaccio und fahren noch bis Propriano. Wir finden nicht sofort etwas, aber weiter draußen, direkt am Meer, befindet sich ein großes Hotel, das noch ein Zimmer mit Meerblick frei hat.
 

Sonntag, 26.05.02: Rizzanèse-Tal und Bonifacio

An dieser Stelle sei einmal erwähnt, woran man die besondere Identität der Korsen festmachen kann. Dies ist uns ganz besonders in der südlichen Hälfte der Insel aufgefallen. Viele Korsen überkleben z.B. das "F" für Frankreich auf den Nummernschildern ihrer Autos mit dem "Korsenkopf mit Stirnband", sozusagen das "Logo der Korsen". An dieser und an vielen anderen Stellen erkennt man deutlich, dass die Korsen sich von Frankreich ein Stückchen absetzen wollen.

Nachdem wir uns vom Hotelzimmer mit Meerblick endlich trennen konnten, fahren wir weiter ins Rizzanèse-Tal. Dort erwartet uns die Genueserbrücke, die auf dem Cover von Alfreds Reiseführer steht. Auch wenn mir der ursprüngliche Sinn dieser Brücke verschlossen bleibt, ich finde sie sehr schön. Sie ist ein tolles Motiv und ziert auch eine Zeitlang die Startseite unserer Homepage.

Die N196 ist eine gut ausgebaute Straße, zunächst auch mit Kurven, später vor Bonifacio immer mehr geradeaus, führt uns über Sartène nach Bonifacio. Etwa 10 km vor der Stadt sieht man am Horizont zum ersten Mal Sardinien. Auch heute war es kein Problem, ein Hotelzimmer zu finden, selbst, wenn es beim ersten Hotel zum ersten Mal hieß: "Complète!" Beim zweiten Anlauf wurden wir dann fündig.

Eine Besonderheit zum übrigen Frankreich, die immer wieder auffällt, wenn man fragt, ob sein Gegenüber Englisch oder Deutsch spricht. Man bekommt sehr oft zur Antwort, nein, deutsch oder englisch spreche man nicht, aber italienisch!

Bonifacio ist schlicht klasse! Diese Stadt wurde auf einem Kreidefelsen gebaut, der aufgrund eines schmalen Fjords (der sich ins Landesinnere schiebt) eine Halbinsel bildet. Außen majestätisch, bizarr, stolz - innen ein Labyrinth von Wegen, Gängen, Gassen und Plätzen. Wäre hier nicht überall der Konsum eingekehrt mit Restaurants, Souvenirläden usw., man könnte sich ins Mittelalter zurück versetzt fühlen.

Vom Hafen starten ca. alle 10 min kleine Schiffe, die auf's offene Meer hinausfahren und diese Stadt auch von "außen" her bestaunen lassen. Es kostet pro Person durchschnittlich (es gibt verschieden Touren) nur ca. 15 €, man kann (zumindest in der Vorsaison) auch schnell mal 20% herunterhandeln.

 


 

 

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