Toskana 3(8)

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Dienstag, 14.06.05: Regentag

Heute morgen regnet es - wie aus Eimern. Erst gegen 14 Uhr brechen wir doch noch auf und drehen eine kleine Runde. Wir kommen durch Tavernelle. Das Städtchen ist ansprechend, aber nichts besonderes. Da ist Barberino im Val d’Elsa schon besser, sehr klein zwar, aber ein Mini-Dorf mit viel Charakter. In Certaldo Alto gefällt uns der alte Stadtkern recht gut. In die charmante und hübsche Oberstadt fährt eine kleine Zahnradbahn. Dort kann man die kleinen und niedlichen Häuser bestaunen. Sogar einen kleinen mittelalterlichen Palast gibt es dort.
 

 

Dann kommt als nächstes San Gimignano. Es ist das erste Dorf, in dem uns in erwähnenswerter Anzahl deutsche Urlauber über den Weg laufen. Hier peilen wir heute allerdings nur die Lage, überlegen, ob es vor- oder nachmittags besser ist und fahren anschließend weiter. Hier wollen wir schon einen halben Tag verbringen, um das süße Städtchen ausführlich zu besuchen.

Durch reinen Zufall und ein wenig Intuition ("hinter diesem Hügel müsste doch SG liegen") fahre ich nach 3 km von der Hauptstraße ab und über einen Feldweg einen Berg hinauf - und tatsächlich: Zwischen Olivenhainen und inmitten von Weinbergen sind wir auf dem Nachbarhügel von SG. Trotz des dunklen Himmels hat das was besonderes, fast romantisches. Wir holen unsere Stühle aus dem Kofferraum und genießen die Aussicht.

Das Mini-Dorf "Castel San Gimignano" hat uns hingegen eher etwas enttäuscht, hier sagt der Name mehr, als das Dörfchen hergibt. Sehr gut gefallen hat uns hingegen Colle di Val d’Elsa. Auch die passartige Straße ist echt gut. Hier ist endlich mal flottes Fahren statt Cruisen angesagt. So gegen 17 Uhr kommen wir durch Poggibonsi. Schon beim Durchfahren merken wir, dass uns die Stadt unsympathisch ist und überhaupt nicht gefällt. Das mag zwar vielleicht auch am Regen liegen, der wieder eingesetzt hat, aber die Stadt hat in unseren Augen nichts attraktives. In einer kleinen Bar nehmen wir einen Caffè Latte. Dann geht es die letzten paar km wieder zurück zur Wohnung.
 

Mittwoch, 15.06.05: Tour durch das Chianti-Gebiet

Auch heute morgen werden wir vom Regengeprassel geweckt. Wie gestern regnet es bis zum Mittag, teils heftig. Als es schließlich trocken ist, fahren wir los. Heute steht das Chianti-Gebiet auf dem Programm. Zunächst wieder durch das Pesa-Tal, aber diesmal hinauf statt hinunter. Il Ferone ist das erste Etappenziel. Ist aber nichts besonderes. Da ist das Dörfchen Greve schon deutlich attraktiver, aber leider ist die gesamte "Innenstadt" (=Piazza) in Bau, daher fahren wir nur eine Runde durch die Stadt und danach weiter. Aber hier wird mal was draus!

Wider Erwarten gibt es hier relativ viel Industrie: Klinkerfabriken, Zementwerke und natürlich jede Menge Terracotta-Erzeugnisse stehen hier überall herum. Panzone ist ein Bergdorf mit einer klasse Anfahrt: Geile Kurven und eine Super-Straße macht die Zetti-Fahrt hier zu einem Fahrerlebnis. Dieses wird abgerundet von dem netten Charme der paar Häuser hier "oben" auf 600 m Höhe. Man hat hier einen tollen Blick auf das umgebende Umland. Während gestern die Straße nicht so gut war, hier im Chianti-Gebiet ist sie echt klasse! Oft auch flott zu fahren, trotz der Unübersichtlichkeit. Nebenbei fällt uns auf: In der Schweiz haben wir an den beiden halben Tagen vier oder fünf Z4 gesehen, hier in Italien noch nicht einen einzigen. In jeder Stadt fallen wir daher auf.

Sehr nett ist das Städtchen Castellina. Bei dem Versuch, auf einen normalen Parkplatz zu fahren, scheitern wir an der Auffahrt. Zu steil für unseren tiefergelegten Z4. Ich muss rückwärts die Schräge wieder hinauf. Zum Glück hat ein hinter mir fahrender Audi noch etwas Platz zum Ausweichen. Aber kurze Zeit später finden wir wieder eine freie Parkreihe. Castellina hat ein kleines Castel, eine sehr charmante Innenstadt und jede Menge Weingüter. Hier konnte ich nicht widerstehen, habe zwei Weine probiert und sechs Flaschen mitgenommen. In diesem Geschäft – es ist in einem uralten Haus untergebracht – gibt es eine tolle Sammlung von Weinen, Likören und anderen Mitbringseln. Weine des Jahrgangs 1927 sind dort ausgestellt, allerdings unverkäuflich. Sie würden wohl auch ein kleines Vermögen kosten.
 

Auch Radda – nur 14 km weiter – ist echt klasse. Schnuckelig, klein und sehr attraktiv kommt das Dörfchen daher. Wenn ich nicht schon Wein im Kofferraum hätte, würde ich hier nochmals anhalten. Danach fahren wir weiter über Castello di Brólio nach Castelnuova (Berardenga). Unterwegs an einer sehr einsamen Stelle holen wir unsere Stühle heraus, setzen uns neben unseren Zetti und genießen ganz einfach diese wunderschöne Gegend. Es ist so still hier, dass wir weit entfernt einen Kuckuck rufen hören.

Castelnuova hat uns nicht so gut gefallen, die Piazza auch nicht, und so haben wir die Burg erst gar nicht besichtigt. Der Pass zwischen Castelnuova und Monte San Savino hingegen ist echt gut. Über 600 m hoch, tolle Straße und knackige Kurven. Als nächstes kommt Lucignano. Ein sehr nettes, kleines, mittelalterliches Dörfchen, aber wenig Restaurants, die unseren Bedarf an Cappuccino stillen könnten. Auch Asciano ist nur Durchschnitt.

Hier fällt mir wieder einmal auf, dass die Navi-DVD nicht immer auf dem neuesten Stand ist. Kreuzungen, Einmündungen, Einbahnstraßen und Kreisverkehre sind deutlich häufiger nicht aktuell digitalisiert als in Deutschland. Oder es wird hier sehr viel und sehr schnell gebaut. Jedenfalls können wir eine Auffahrt auf eine größere Straße nicht nehmen, da sie zugeschüttet ist. 

Zwischen Asciano und Siena erleben wir dann plötzlich eine ganz andere Toskana: Die Hügel sind hier "nackt", fast ohne Bewuchs, allenfalls Gräser mit ein paar Büschen. Die Anhöhen und Erhebungen werden noch sanfter und geschwungener, der Wald ist völlig verschwunden und teilweise schaut nackter Fels aus den Hügeln. Im Reiseführer lese ich daraufhin, dass hier schon die Römer seinerzeit den Wald abgeholzt haben und die Erosion mit Wind und Regen diese Landschaft geformt hat. Aber auch sie hat ihren Reiz. Besonders jetzt, in der abendlichen Sonne, die ihr Rot über die sanften Hänge legt und der Landschaft den so typischen Charakter der Toskana verleiht. Hier sehen wir auch die ersten Zypressenalleen, die sich an den Wegen und Straßen entlang schlängeln.
 

 

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