Toskana 1(8)

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Mit dem "Zeta Quattro" in der Toskana: Vom 11. bis 25.06.2005

Wir sind nicht zum ersten Mal in der Toskana gewesen – aber zum ersten Mal richtig intensiv! Vor ein paar Jahren waren wir mit unseren Kindern hier in der Gegend. Damals hatten wir uns auf der Rückreise von Sizilien auch Pisa angeschaut. Florenz hatten wir gestreift, aber einen nachhaltigen Eindruck von der gesamten Toskana konnten wir uns seinerzeit nicht machen. Das haben wir nun nachgeholt.

Im Frühjahr dieses Jahres haben wir sogar extra einen Italienisch-Anfängerkurs absolviert. Und obwohl das nur 12 Doppelstunden waren, hat es sich doch sehr gelohnt. Das reicht zwar noch nicht für eine richtige Konversation, aber es sind uns doch viele Begriffe parat, die man jeden Tag benötigt. Außerdem versteht man die Struktur der Sprache und kann sich so viele Begriffe, Sätze und Formulierungen der Einheimischen "zusammenreimen".

Und noch ein Novum: In diesem Jahr sind wir zum ersten Mal mit unserem neuen Z4-Roadster auf einer großen Tour unterwegs. Nicht nur, dass die Toskana ein herausragend gutes Revier zum "Roadstern" ist, es ist auch gleichzeitig eine richtige "Testfahrt" für das neue Auto: Schnelle Autobahnfahrt, Alpenpässe, Seeuferstraßen im Cruising-Modus und Pässe und Toskana-Straßen im "Born to be wild"-Modus. Und das bei Temperaturen von 8 bis 38° C. Es war also "alles" dabei. Um auch die An- und Abfahrt interessant zu gestalten, sind wir über ein paar Zwischenziele wie Luzern, Gotthardpass und Maranello gefahren. Auf dem Rückweg waren es dann Lokationen wie "Cinque Terre" und Portofino. Doch dazu später mehr!

 

15 Tage "Dolce Vita" zwischen Olivenbäumen und Zypressen

Südlich des Apennin und der Apuanischen Alpen reihen sich zahllose Hügelketten aneinander. Zum Teil dicht bewaldet  wie im Benedetto-Gebirge, teils stark erodiert wie in der Umgebung südöstlich von Siena, teils lieblich und sanft gewellt: Das ist die Toskana. Das Zentrum dieses Hügellandes ist das Chianti-Gebiet in dem Dreieck "Florenz-Arezzo-Siena", dessen intensive Kalksteinböden die idealen Bedingungen für das Wachstum von Trauben und Olivenbäumen bieten.

Romantisch anmutende Zypressenalleen mit dem Z4 fahren, in Pinienwäldern pausieren, sich neben Sonnenblumen- oder Mohnfeldern (letztere waren leider schon verblüht) sitzend an der Umgebung erfreuen, die italienische Küche genießen, natürlich Wein trinken usw. – die Toskana ist ein Land zum Träumen und Genießen. Wir entscheiden uns für eine kleine Ferienwohnung in San Casciano im Val di Pesa (gebucht bei Inter Chalet für 54€ pro Tag). Von dort ist der Norden sehr gut, Siena in einer guten halben Stunde und der Süden immerhin noch über Autostraße oder Autobahn zu erreichen.
 

Die Toskana

Die Toskana ist eine Region Italiens, liegt südlich des Apennin (das ist der 1.500 km lange Gebirgszug im Norden des Landes), ist ungefähr 2/3 so groß wie Nordrhein-Westfalen und hat knapp 3,6 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt der Toskana ist Florenz. Weitere wichtige Städte sind Pisa, Livorno, Lucca, Siena, Grosseto und Arezzo.

Das toskanische Archipel umfasst neben Elba, der drittgrößten Insel Italiens, unter anderem auch die kleineren Inseln Giglio, Capraia, Pianosa, Montecristo und Gorgona. Zu den bekanntesten und beliebtesten Regionen der Toskana zählen das Chianti-Gebiet, die Maremma im Süden, sowie die Etruskische Küste von Livorno bis nach Piombino.
 

 

Karte Toskana

Die toskanische Küche

erscheint uns relativ "einfach". Die Speisen sollen halt ihren eigenen Geschmack behalten! Die Küche unterstützt daher nur vorsichtig, was die Region seit Jahrhunderten an Köstlichkeiten zu bieten hat, z.B. durch die Zugabe von Kräutern, Olivenöl, Salz, Pfeffer oder einem Spritzer Zitronensaft. Im Binnenland wird neben Kalbfleisch auch viel Wild gegessen und am Meer gibt es natürlich vor allem gegrillten Fisch, vorher in Kräuteröl mariniert, dazu natürlich immer "Pane" (ein Weißbrot, das manchmal sogar einen Eigengeschmack hat).

Wir haben beobachtet, dass die Einheimischen immer in mindestens 3, manchmal 5 Gängen essen. Da gibt es erst die Vorspeise (Antipasti, auch Primo), meistens Nudeln, dann den ersten Gang (primo piatto), gefolgt vom Hauptgang (secondo). Beilagen (contorni) müssen explizit bestellt werden, sonst bekommt man nichts (ist uns einmal passiert). Die Nachspeise findet man unter "Dolce" (Süßes), oder man nimmt nur einen Espresso (un Caffè, mit "ä" gesprochen) oder Caffè Latte bzw. Cappuccino. Kurioserweise essen die Italiener aber erst die Beilage und dann das Fleisch. Aber es ist kein Problem, die Beilage zum Hauptgericht zu erhalten. Im Gegensatz zu früher ist es heute auch möglich, nur eine Vorspeise zu essen.

Sowohl von unserem VHS-Italienisch-Lehrer als auch von einer Deutschen, die in Siena eine Osteria (siehe Seite 6) betreibt, haben wir die Unterschiede zwischen den einzelnen Gattungen der Restaurants gelernt. Und vor allem, dass diese Unterschiede heute mehr und mehr verwischen:

  • Ristorante: Das ist wie unser deutsches Restaurant. Reiche Auswahl, oft auch internationale Küche. Preise eher über dem Durchschnitt.
  • Trattoria: Ursprünglich die einfache und regionale Küche. Es kann "ein 6er im Lotto" sein, aber man kann auch "reinfallen". Preise sind Durchschnitt.
  • Osteria: Das ist das Gasthaus (Oste=Gast). Die Osteria hat eher Seltenheitswert. Die Bezeichnung besagt gar nichts mehr, dahinter kann sich auch ein Super-Restaurant verbergen. Preise sind wie im Ristorante.
  • Pizzeria: Der Allrounder unter den Restaurants. Hier kann man quasi nichts falsch machen.
  • Birreria: Nicht einfach vorbeigehen. Hier werden ganz "normale" Mahlzeiten serviert und nicht nur Bier getrunken.

Preise: Alle Preise hängen hauptsächlich vom Ort ab, weniger von der Qualität oder der Art des Hauses. Wir haben in den Bergen den Cappuccino für 90 Cent getrunken, in Florenz auf der Piazzale Michelangelo hingegen haben wir satte 5€ bezahlt (der bislang teuerste Kaffee unseres Lebens). So groß sind die Spannen! Und die Toiletten in diesen Häusern sind oftmals eine echte Katastrophe: Sehr klein, nicht zwingend sauber, geschlechterneutral und oft nicht einmal abschließbar. Und preislich so ähnlich ist es bei den Hotelzimmern. Man kann leicht 150€ oder mehr für ein Doppelzimmer zahlen (ohne Frühstück), aber wir haben auch in einer kleinen Ortschaft in Ligurien incl. komplettem Abendessen und Frühstück 75€ bezahlt. Hohe Preise garantieren keine hohe Qualität.

Ein Wort noch zum Frühstück: Italiener frühstücken nicht (in unserem Sinne). Kein Wunder! Da erst ab 21 Uhr zu Abend gegessen wird, ist man morgens noch richtig satt. Allenfalls einen oder zwei Cappuccino und vielleicht ein Stück Gebäck oder Croissant nennt man hier "colazione", das war's.

 

Verführerische Toskana - ein paar Tipps für Mitbringsel

  • Olivenöl: Wir haben schon bei der Begrüßung in unserer Ferienwohnung eine Flasche aus dem eigenen Garten als Gastgeschenk bekommen. Es ist DAS Geschenk schlechthin.
  • Wein: Besonders im Chianti-Gebiet gibt es jede Menge Weingüter.
  • Alabaster ist seit der Antike ein wichtiger Werkstoff. Vor allem in der Region um Volterra haben wir einige Geschäfte gesehen, die Schachbretter, Lampen, Figuren, Uhren, Anhänger usw. herstellen.
  • Terrakotta-Produkte werden fast überall in der Region verkauft, vorzugsweise aber im Norden. Hier gibt es (fast) alles: Krüge, Vasen, große und kleine Töpfe und Schalen, ja sogar Büsten - und oft günstiger als in Deutschland.
  • Panforte, Cavallucci und Ricciarelli sind typische Süßwaren aus Siena, z.B. Delikatessen aus kandierten Früchten, Mandeln und Gewürzen. Sehr gut geeignet zum Mitnehmen.
  • Goldschmuck gibt es in großer Auswahl an vielen Orten, vor allem aber in Florenz und Arezzo. Beide Städte sind berühmt für Ihr Goldschmiedehandwerk.
  • Kristall haben wir im Val d’Elsa (ein kleines Tal südlich von San Casciano) entdeckt.
  • Kunst (-drucke): Bilder eignen sich ebenfalls sehr gut. Zum Glück gibt unser Z4-Kofferraum nicht so viel her, sonst...

 

Fazit der Reise:

  • Jahreszeit: Der Juni ist nach unserer Meinung bereits zu spät. Leider ging es in diesem Jahr bei uns nicht anders. Aber empfehlen würden wir den Mai. Erstens sind die Temperaturen noch nicht so hoch, zweitens ist noch nicht Ferien- und Reisezeit, und damit sind vielerorts die Preise noch in Ordnung. Und drittens ist die Natur in vielen Gegenden einfach noch etwas schöner. Zum Beispiel haben wir die Mohnfelder von Pienza nicht mehr gesehen, weil sie bereits verblüht waren.
  • Sprache und Menschen: Die Italiener kennen wir ja schon aus zahlreichen Italien-Urlauben. Und wir lieben viele ihrer Eigenschaften: Die Offenheit und Freundlichkeit ebenso wie ihre Emotionalität und Kinderfreundlichkeit. Ein deutliches "Mehr" an intensiver Italien-Erfahrung hat das größere Verständnis der Sprache gebracht.
  • Landschaft: Der Genuss der Landschaften ist für uns wohl das wichtigste. Die Verschiedenheit der Toskana hatten wir bei unseren "Kurzbesuchen" bisher nicht wahrgenommen. Die Hügellandschaften mit ihren Zypressen kennt jeder. Aber es gibt auch hohe Berge bis knapp 1.700 m Höhe ebenso wie karge, von Wind und Regen flach und bis auf die Felsen herunter gewaschene Hügel, auf denen kein Strauch mehr wächst. Außerdem einsame Bergregionen wie etwa unsere Mittelgebirge, in denen kaum Menschen leben, und natürlich die Küstenregionen am Mittelmeer.
  • Kunst und Kultur: Die Toskana ist das ultimative Ziel für Kunstreisende! Na, die großen Kunstliebhaber sind wir zwar nicht - gleichwohl können wir uns an den mittelalterlichen Städten, den faszinierenden Kirchen und Plätzen sowie den Denkmälern einer längst vergangenen Epoche sehr erfreuen. Sieht man einmal vom oft auch alles beherrschenden Kommerz ab, ist hier das Mittelalter noch richtig präsent.
  • Verkehr: Es ist nicht die Hektik von Rom, erst recht nicht das Hyper-Chaos von Neapel, aber in den größeren Städten wie Florenz, Pisa oder Siena geht's ganz schön ab. Vor allem das ständige Hupen nervt anfangs. Und die kleinen Roller, die sich durch jede noch so enge Lücke zur Ampel-Pole-Position nach vorn quetschen müssen und dabei meinem Z4 oft bedrohlich nahe kamen, haben den Stadtverkehr zur weniger interessanten Aktivität verdammt. Uns fällt aber auf, dass es fast keine alten Klitschen mehr gibt wie noch vor 10 Jahren. Das automobile Straßenbild hat sich sehr zum positiven verändert, man sieht auch keine Zweiradfahrer mehr ohne Helm - die Fahrweise allerdings ist unverändert. An den Tankstellen gibt es oft nur Super (ROZ 95), und der kostet überall in Norditalien rund 1,21€. Überwiegend mit Bedienung, dann aber 3 Cent teurer. Manchmal kann man wählen, dann gibt es mehrere Tanksäulen mit unterschiedlichen Preisen für denselben Kraftstoff. EC-Karte oder Kreditkarte nehmen die Automaten meistens nicht, nur Bargeld. Achtung: Die Tankstellen machen lange Mittagspausen. Unser Tipp: Am besten abends tanken!
  • Parkplatztipps: Ich habe jedes Mal meinen krachneuen Zetti mit einem "flauen" Gefühl auf dem Parkplatz abgestellt. Einen kompletten Diebstahl würde zwar die Versicherung abdecken... Aber auch vor Macken hatte ich viel Respekt - im Ergebnis aber unbegründet!!! OK, manche mögen das mit Kopfschütteln quittieren, aber folgende Maßnahmen kann ich empfehlen:
    - immer nur "erlaubt" parken
    - immer Nachbar-Autos aussuchen, die ihrerseits möglichst neu sind
    - das Auto auf "Randparkplätzen" abstellen, das halbiert die Wahrscheinlichkeit eines Türremplers um 50%
    - Auto so abstellen, dass man zwischen 2 rechten Türen parkt; nicht jedes Auto ist mit 2 Personen besetzt
    - immer einen der am weitesten entfernten Parkplätze benutzen; dort ist die Frequentierung geringer
    - schauen, ob Kindersitze im Auto sind; dort wird immer viel hantiert, was auch die eigene Tür gefährdet
    -
    lieber Parkreihe als Parklücke; der Kunststoff vorn und hinten kann eine Berührung besser vertragen als die Türen
    - besonders auf Supermarktplätzen mit Gefälle nie "unterhalb" der abgestellten Einkaufswagen parken
    - vor dem Verlassen alle Nachbar-Autos mit erkennbarem Kennzeichen eben fotografieren
  • Roadsterfahren: Ja, eindeutig! Eine tolle Gegend zum Roadstern! Zwar sind hier (im Gegensatz zu den Dolomiten) nicht alle Straßen in einem tadellosen Zustand. Aber nach meiner Schätzung sind etwa 70% der Straßen gut bis sehr gut zu fahren und nur rund 30% eher schlecht, z.B. durch schlechten Straßenbelag oder Steinschlag. Manchmal mündet eine ganz "normale" Straße gar in einen Schotterweg, das hatten wir zweimal, obwohl sie in der Karte und im Navigationssystem als richtige Straße eingezeichnet war. Die Toskana lädt allerdings mehr zum Cruisen ein als zum "Geigen". Es hat keinen Tag gegeben, an dem wir das Verdeck nicht überwiegend offen hatten. Allerdings war es zweimal mit 38° Celsius so heiß, dass wir das Verdeck geschlossen und uns von der Klimaanlage mit angenehmen 22° versorgt haben.
  • Fototipp: Für gute Fotos, und damit meine ich vor allem gute Lichtverhältnisse an Kirchen, Straßen und Gebäuden, ist in allen Städten der Nachmittag deutlich besser geeignet als der Vormittag. Die Kirchen- und Palastportale in Florenz, Siena oder Pisa liegen immer (mir fällt jedenfalls kein Gegenbeispiel ein) gen Westen, so dass nachmittags die Sonne darauf scheint.
Unsere Touren in der Toskana

Hier ein detaillierter Überblick zu unserer Toskana-Reise. Jede Zeile entspricht einem Tag:

  • Luganer See
  • Maranello + San Casciano 
  • Florenz Teil 1
  • Tour San Gimignano
  • Tour Chianti-Gebiet
  • San Gimignano + Volterra
  • Tour Gebirge San Benedetto
  • Tour Insel Argentário
  • Florenz Teil 2
  • Pisa
  • Siena
  • Tour Suvereto
  • Lucca
  • Portovenere + Cinque Terre
  • Portofino
Planungsunterlagen

Für die Planung benutzten wir hauptsächlich die ADAC-Unterlagen:

  • Florenz:   Stadtplan und Sehenswertes gut beschrieben
  • Toskana: Ein gutes Kompendium mit allen wichtigen Sehenswürdigkeiten
  • Mairs:      Generalkarte Nr. 7 ist unentbehrlich für die kleinen Straßen (1:200.000)

 Und eine Reihe von Internetangeboten, z.B. Toskana.net  Auf weitere Führer haben wir bewusst verzichtet.

Wir sind in den 15 Tagen insgesamt 4.600 km gefahren. Wenn ich die Autobahnan- und -abfahrt nicht mitrechne, sind das ungefähr 180 km pro Tag. Die Tour zur Insel Argentário war mit 400 km dabei mit Abstand der größter Törn. Die Strecke durch das Chianti-Gebiet war gut 200 km lang, die Tour im Südwesten knapp 300 km.

 

 

Übersicht

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