Sardinien 3(7)

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Mittwoch, 28.06.03: Castelsardo und Alghero

Morgens traue ich mich kaum, aus dem Fenster zu schauen: Tatsächlich blauer Himmel. Also Einpacken, Mopped trocknen, Koffer anbringen, Franzosen verabschieden und los geht's. Bis Santa Teresa ist es nicht weit. Nach bereits 7 km haben wir das kleine Städtchen erreicht. Ein paar Minuten kurven wir durch die vielen Einbahnstraßen und Gässchen, bevor wir die "Madonna Teresa" (Name von mir) entdecken. In der Ferne sieht man die Steilfelsen von Bonifacio in der Sonne blitzen. Dort standen wir vor ziemlich genau einem Jahr und schauten sehnsüchtig nach Sardinien hinüber.

Am späten Vormittag kommen wir an der Costa Paradiso vorbei. Ich hatte diesen Küstenstreifen in der Karte zwar markiert, weiß aber nun nicht mehr genau, was uns hier erwartet. Um so verblüffter sind wir, als nach dem Abzweig (Achtung, dies ist eine Sackgasse, in die man explizit hineinfahren muss) die Felsen immer roter, die Häuschen immer schöner und das Meer immer blauer wurde. Riesige Felsformationen stehen hier, und die Häuser sind quasi als Feriendomizile in diese Naturlandschaft hineingebaut und integriert. Man hat die Straßen, die Mauern, die Häuser und Dächer sehr schön an die Farben der Natur angepasst. Das alles sieht toll aus.

Nach einigem Herumkurven immer tiefer zum Meer hinunter finden wir schließlich eine kleine Bar. Dort lassen wir uns nieder, quasi zeitgleich mit einem Harley-Fahrer, mit dem wir sofort in Gespräch kommen. Anschließend machen wir noch einen tollen Spaziergang über die Felsen bis zu einem Sandstrand. Übrigens kann man hier als Besucher nur in der Vorsaison hineinfahren!

Dann geht’s weiter an der Küste entlang. Sie ist zwar ganz nett, aber nichts besonderes. Erst am Nachmittag wird es wieder interessant: Castelsardo und der Lava-Elefant warten auf uns. Kurz vor der Stadt steht an einer Landstraße der aus dem Reiseführer bekannte "Elefantenfelsen". Es ist eigentlich kein Felsen, sondern ein großer verwitterter Trachyt (Lavabrocken), der hier zufällig liegen blieb und durch Wind- und Wassererosion wie ein Elefant geformt wurde, allerdings sieht er nur aus einer ganz bestimmten Perspektive so aus. Auf manchen Bildern wird er meiner Ansicht nach aus der falschen Perspektive abgelichtet.

Danach fahren wir in die Stadt. Schon der erste Anblick erinnert ein wenig an Mont Saint Michel in der Normandie. Steile, enge und verwinkelte Gassen führen auf den kegelförmigen Berg, auf dem ganz oben ein altes Kastell steht und an dessen Hängen die Stadt mit den Häusern aus der Neuzeit aufgebaut wurde. Wir fahren natürlich bis oben hin. Für die RT einen Parkplatz zu finden, ist selbst in diesen sehr engen Gässchen kein Problem. Danach folgt ein Spaziergang durch das (weniger interessante) Museum und auf die Terrasse der Burg. Von dort hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die Küste.
 


  

Wir überlegen uns, dass es mit Alghero, der Steilküste bis Bosa, der Neptun-Grotte und einer bedeutenden Nuraghen-Siedlung nun 4 Highlights gibt, die man in einem Tag gar nicht komplett sehen kann und dass es sich lohnt, nun in einem Hotel 2 Nächte zu bleiben. Dabei stellen wir fest, dass die Gegend von Porto Tórres und auch südlich davon landschaftlich eine echte Katastrophe ist.

Erst in Ittiri finden wir nach anfänglichen Suchen ein gutes Hotel für 48 € (excl. Frühstück) die Nacht. Hier gibt es auch zum ersten Mal eine Möglichkeit, das Motorrad unterzustellen. Was in Korsika die Regel war, ist hier die Ausnahme.

Während des Abendessens in der nächsten Pizzeria werden wir Zeugen des Championsleague-Spiels Juventus Turin gegen AC Milan; man kann sich leicht vorstellen, was selbst in diesem Nest los war!
 

Donnerstag, 29.06.03: Nuraghe Sant Anthines und Grotta di Nettuno

Sant Anthines ist eine der am besten erhaltenen Nuraghen-Siedlungen auf Sardinien. Wer ein paar Einzelheiten zum Thema "Nuraghen" lesen will, kann das hier tun.

Dann geht’s weiter Richtung Alghero. Das Ziel: Die Neptun-Grotte. Das Stückchen Straße zwischen Villanova und Alghero ist das erste tolle Fahrerlebnis. Super Straße, tolle Kurven, zeitweise ein klasse Blick über die Bucht von Alghero.

Bei großer Hitze erreichen wir am frühen Nachmittag die Halbinsel vor der Bucht von Alghero. Es geht hoch hinaus: 120 m über dem Meer ergibt sich ein super Blick nach Osten auf die Bucht, nach Westen auf die Riesenfelsen, die hier 100 m aus dem kristallklaren Wasser herausragen.

Noch ein paar Meter, dann ist das Ende der Straße erreicht. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz und hoch über der Straße ein Bistro. Der Besitzer, selbst ambitionierter Biker, legt uns ein Biker-Tagebuch vor. Hier kann sich jeder Biker mit Datum, Namen, Motorradtyp und einem persönlichen Eindruck in ein dickes Buch eintragen.

Dann steigen wir die 654 Stufen (nicht gezählt, sondern Auskunft des Höhlen-Führers) hinab und lassen uns in die Geheimnisse der Neptunsgrotte einweisen.

Die Treppe wieder hinauf zu gehen ist anstrengend, aber nicht so schlimm wie befürchtet; es gibt ein paar flache Strecken, da kann man sich gut erholen. Die tolle Aussicht zwischendurch entschädigt für die Mühe. Wir beobachten sogar brütende Möwen.

Wieder beim Parkplatz angekommen, es ist 16:30, überlegen wir, was wir nun tun: Noch einen Cappuccino? Mit den RT-Bikern plaudern, die da oben schon sitzen? Oder noch an der Steilküste entlang fahren nach Bosa? Die ist bei Abenddämmerung sicher schöner als früh morgens. Wir entscheiden wir uns für letzteres. Zum Glück! Die Rechnung geht voll auf. Tolle Straße, allerdings keine "Steilküste", wie sie im Reiseführer beschrieben ist, sondern sie hat eher den Charakter eines beginnenden Alpenpasses: Langgestreckte Kurven, sanfte Höhen, die überwunden werden und wieder hinunter führen. Und das bei einer tollen Oberfläche, so dass man trotz flotter Fahrt auch etwas von der Landschaft genießen kann, ohne ständig auf Löcher, Kuhfladen oder derlei Dinge zu achten. Die größte Höhe erreicht die Straße kurz vor Bosa mit 370 m über dem Meer.
 


 

Als wir in Bosa ankommen, statten wir dem Nuraghenturm am Hafen und danach dem Strand einen kurzen Besuch ab und kümmern uns dann um unser leibliches Wohl. Hier macht uns der Wirt, der übrigens als einer der ganz wenigen, denen wir begegnet sind, Deutsch spricht, darauf aufmerksam, dass es erst ab 19 Uhr etwas zu essen gibt. OK, dann eben noch eine Cola trinken. Ist ja hier mit 1 € noch echt preiswert.

Nach dem Essen geht’s zurück: Zu 2/3 dieselbe Strecke wie hierher, dann rechts abbiegen nach Villanova, dann weiter nach Putifigari und Ittari. Kurz bevor wir die Küstenstraße verlassen, schieße ich noch ein paar Fotos vom Sonnenuntergang.

Beim letzten Lichtstrahl (um 21:30 Uhr!) erreichen wir unser Hotel. Heute war unsere Tagesstrecke mit 275 km überdurchschnittlich.
 

 

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