Drei Wochen Andalusien - vom 6. bis 26. Juni 2011

Mit Andalusien verbinde ich vor allem eines meiner frühen Hobbys, den Flamenco. Seit meinem 11. Lebensjahr spiele ich klassische und Flamenco-Gitarre. Sehr weit habe ich es zwar nicht gebracht, aber immerhin bin ich mit meinem Lehrer ein paar Jahre durch Folk-Clubs, Kleinkunstbühnen und mittelklassige Theater in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen getingelt. In herausragender Erinnerung ist mir ein internationales Folk-Festival in Osnabrück geblieben, das muss 1974 gewesen sein. Bei einigen dieser Auftritte war Dagmar bereits dabei.

Durch den Flamenco hatte ich schon immer das Gefühl, Andalusien bereits zu "kennen": Malagueñas, Rondeña, Sevilliañas, Recuerdos de la Alhambra - um nur einige Namen von sehr berühmten Rhythmen bzw. Stücken zu nennen. Ich hatte sogar das Glück, damals schon berühmte Musiker kennen zu lernen:

• Die Los Romeros, Vater und drei Söhne, durfte ich einmal backstage begrüßen. Ich habe sogar auf einer ihrer Gitarren ein paar Takte spielen dürfen. Unvergesslich!
• Ein anderes großes Vorbild war Paco de Lucia. Auch ihm bin ich anlässlich eines seiner Konzerte einmal persönlich begegnet. Paco kommt gebürtig aus Algeciras, ihm haben sie dort schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Und die Romeros kamen ursprünglich aus Málaga - und dort schließt sich nun der Kreis!

Denn in der Nähe von Málaga haben wir für diese Reise eine Ferienwohnung gebucht. Endlich schaffen wir es, Andalusien, der "frühen Liebe", einen ausführlichen Besuch abzustatten.
 

Andalusien - das ist vor allem

die längst vergangene Kultur der spanischen Hochzeit im Mittelalter. Wo man auch geht und steht, begegnen dem unbefangenen Touristen die Großtaten der Vergangenheit. Der "Rest" Südspaniens besteht aus Fischerei und Landwirtschaft sowie dem Tourismus - und natürlich überall und allgegenwärtig: "La Corrida", der Stierkampf.

Gleichwohl ist die Reihe der Sehenswürdigkeiten kaum vollständig aufzuschreiben. Das wichtigste scheint uns zu sein:

• die großen Städte Granada, Málaga, Marbella, Sevilla (natürlich auch Almeria und Cordoba, die wir aber nicht besucht haben),
• die Alhambra de Granada,
• Huelva und der Startpunkt von Kolumbus' Reisen in die neue Welt,
• die weißen Dörfchen: Mijas und viele andere an der Costa del Sol,
• Ronda und die älteste Stierkampfarena Spaniens,
• der Caminito del Rey,
• Tarifa und der interkontinentale Blick hinüber nach Afrika,
• der Felsen von Gibraltar, ein Stück United Kingdom auf dem Festland.
   

Unser Reisekonzept

• Anreise mit PKW und Motorrad (auf dem Anhänger).
• Auf dem Hinweg eine Übernachtung in der Nähe von Barcelona. Dort haben wir dann auch gleich zwei Übernachtungen gebucht für den Barcelona-Besuch auf der Rückreise.
• Andalusien und seine Ziele siehe Absatz oben.
• Der Süden Portugals in 2 Tagen, die Algarve. Und wenn wir schon mal die lange Anreise an die Südflanke Europas wagen, was liegt da näher, als dass wir einen Abstecher an die portugiesische Algarve unternehmen? Auch das ist ein Grund, weshalb wir mit dem Auto gefahren sind.
• Überragender Zwischenstopp in Katalonien ist Barcelona. Es ist das Highlight schlechthin auf der Rückreise. Auf etwa der Hälfte der Gesamtdistanz liegend, hat uns Barcelona extrem gut gefallen. Nicht nur, dass wir mit dem Motorrad keinerlei Parkprobleme hatten und quasi überall anhalten und parken konnten! Barcelona bietet eine Vielzahl von interessanten Sehenswürdigkeiten. Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen!
   

• Die Jahreszeit ist schon fast zu spät. Wir hatten bereits Temperaturen von über 35 Grad. Und das sogar in den Bergen. Der Mai ist sicherlich noch ein wenig besser geeignet.
• Die Menschen: Ähnlich wie vor einem Jahr in den Pyrenäen, hatten wir auch diesmal nur wenig Kontakt zu Einheimischen! Aber von einer wirklich sehr netten Begegnung mit einem Spanier aus Ronda können wir erzählen. Ansonsten kamen uns die Spanier, besonders im Straßenverkehr, sehr oft nicht "sehr zuvorkommend" vor - um es mal vorsichtig auszudrücken!
• Kultur: Das ist die Stärke Andalusiens. In 3.000 Jahren Kulturgeschichte haben viele Völker auf der iberischen Halbinsel ihre Spuren hinterlassen. Mit den Phöniziern und Griechen ging es los, die Römer waren hier, und zuletzt die Araber. Vor allem diese maurische Epoche macht das heutige Spanien zu einer Einmaligkeit in Europa. Von den Mauren stammt übrigens auch der Name dieser Region, sie nannten es "Al Andalus".
• Die Natur: Ein alles überragendes Naturspektakel gibt es in Andalusien nicht. Die Schlucht von Ronda ist schon spektakulär, der Blick über die paar km nach Afrika ist bemerkenswert, aber das war's.
• Die Straßen: Ist Andalusien eine Motorradregion?
  Die Antwort heißt "Ja, ohne jeden Zweifel". Zwar ist der 3.500 m hohe Pass über die Sierra Nevada nicht mehr öffentlich passierbar. Und auch die ganz kleinen Pässe sind von der Oberflächenbeschaffenheit her nicht immer erste Sahne. Aber schätzungsweise 90% der von uns befahrenen Strecken sind herausragend gut für Motorräder geeignet. Wir waren in den Bergen und an der See, wir sind große wie kleine Straßen gefahren, immer war es kurvig, bergig und vor allem einsam! Nur eines hat wirklich sehr gestört: Die Tempolimits. Übersichtliche, tolle Kurven, die man in satter Schräglage mit 80 km/h nehmen kann, haben ein Limit von 40 km/h - in Worten: VIERZIG!!! Das ist einfach unverhältnismäßig wenig und macht oft keinen rechten Spaß.
• Eine Begegnung der besonderen Art hatten wir auf dem Hinweg, etwa 200 km hinter Barcelona. Ein paar spanische Konquistadoren haben versucht, uns reinzulegen. Aber wir haben aufgepasst. Diesem Ereignis haben wir eine eigene kleine Seite gewidmet.

Insgesamt sind wir gut 7.000 km gefahren plus knapp 1.000 km mit dem Motorrad.