Andalusien 2(7)

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Mittwoch, 08.06.2011: Gibraltar und Tarifa

Obwohl uns lange Autofahrten nichts ausmachen, sind wir es doch nach 2 Tagen erst einmal ziemlich leid. Daher vergammeln wir den ersten Tag nach der langen Anreise in unserer Hotelanlage und schauen uns ein wenig um. 

Aber dann hält uns nichts mehr. Als erstes unternehmen wir eine Motorradtour nach Gibraltar. Wir fahren über Alhaurin einen Bogen durch die Berge, vorbei am wunderschönen Dörfchen Ojen und dann ab Marbella am Meer entlang. Auch hier unten in Spanien sind die Straßen sehr gut ausgebaut. Aber die Landschaften sehen ganz anders aus als sonst am Mittelmeer, etwa in Frankreich oder Italien. Dafür sind die Tempolimits aber eine einzige Beleidigung. Tolle Kurven, die für 100 "gut" sind, werden mit "50" eingebremst. Das macht keinen Spaß!
 

 

Der Felsen von Gibraltar ist schon aus 20 km Entfernung sichtbar! Von einer Anhöhe aus genießen wir erst einmal den Blick über den Felsen, das Meer und die afrikanische Küste. Die Halbinsel ist britisches Überseegebiet, gehört zur EU und ist vermutlich das einzige Fleckchen Erde, wo Briten rechts fahren. Wir hatten vorher gelesen, dass ein Besuch dieses britischen Stadtstaates nicht lohne, sind aber sehr froh, dass wir es trotzdem "gewagt" haben. Schon allein diese Grenze ist ein Erlebnis. Ein ungeheures Gewusel von Zweirädern, LKW und jeder Menge Touristen quält sich hier durch die Kontrollen der "Bobbys". Und auch der Blick auf den exponiert gelegenen Airport ist es wert, einmal um den Felsen zu fahren. Es ist nämlich der einzige Flughafen weltweit, der von einer Straße gekreuzt wird, die mit Schranken geschlossen wird, wenn ein Flugzeug startet oder landet. Der größte Teil des auch "Affenfelsen" genannten Kalksteinfelsens ist Naturschutzgebiet und Lebensraum der etwa 250 Berberaffen, von denen nicht genau geklärt ist, wie sie hierher gekommen sind - vermutlich eingeführt aus Marokko.

Wir fahren einmal komplett um den Felsen herum. Den Europa-Point, die Südspitze Gibraltars, lassen wir natürlich nicht aus. Die südlichste Stelle Gibraltars ist derzeit eine einzige Baustelle: Anlagen zum Flanieren, Kinderspielplätze und Parkplätze werden hier gebaut. Auch eine Moschee steht hier seit 1997. Sie ist ein Geschenk des saudi-arabischen Königs und ist die südlichste Moschee Europas.

Aber Gibraltar ist nicht die südlichste Stelle des europäischen Festlands. Dorthin fahren wir als nächstes! Hier in Tarifa, aber auch schon vorher, sieht es aus "wie in Mexiko" (natürlich ist es eigentlich genau umgekehrt). Kleine weiße Häuser, viel Reklame, Geschäft neben Geschäft, sehr betriebsam und laut. Und je weiter man kommt, um so orientalischer sieht es aus. Aufgrund seiner besonderen Lage war Tarifa schon immer strategisch wichtig. Während der spanischen Kolonialzeit war es einer der wichtigen Transferhäfen in die neue Welt. Nach dem Ende der spanischen Weltherrschaft (nicht nur Südamerika, auch die Philippinen gehörten damals zu Spanien) verlor es komplett an Bedeutung und ist erst wieder in den Schlagzeilen, seit Spanien in der EU ist und viele Afrikaner versuchen, über diese kürzeste Strecke europäischen Boden zu erreichen.

Und noch ein berühmter Ortsname begegnet einem hier: Denn etwa 50 km nordwestlich von Tarifa liegt das berühmte Kap von Trafalgar, vor dessen Küste die berühmte gleichnamige Seeschlacht des Lord Nelson stattfand. Bekanntlich starb er in dieser Schlacht, besiegte aber hier die mit den Spaniern verbündeten Franzosen und machte sich damit für die Briten unsterblich. Jeder kennt schließlich die Nelson-Säule auf dem Trafalgar-Square mitten in London.
 

Donnerstag, 09.06.2011: Ronda 

Der heutige Tag ist der Kultur gewidmet. Ganz gemütlich mit dem Auto fahren wir über viele Pässe mitten durch die Berge nach Ronda. Ronda ist eines der vielen kleinen "weißen" Städtchen hier in Andalusien. Die "weißen Dörfer" zeichnen sich durch die ausschließlich weißen Häuserfronten aus sowie durch die vielen kleinen und verwinkelten Gassen und Wege. Ronda liegt sehr exponiert auf einem Felsplateau inmitten der Berglandschaft "Serranía de Ronda". Mit rund 35.500 Einwohnern ist Rondeños - wie es hier genannt wird - ein sehr großer Ort. Wir haben viele sehr viel kleinere weiße Dörfchen gesehen.

Herausragende Sehenswürdigkeit ist die Puente Nuevo, die "neue Brücke". Sie verbindet die Altstadt mit dem neuen Stadtteil und führt Fußgänger und Autos über die 100 Meter tiefe Schlucht "El Tajo", die sich durch die ganze Stadt zieht. Weiter unterhalb der ins Plateauinnere führenden Schlucht gibt es gleich mehrere uralte Steinbrücken, welche die Ausläufer dieses Bergeinschnitts überwinden.
 

 

Und noch ein Superlativ zeichnet Ronda aus: Es besitzt die älteste Stierkampfarena Spaniens. Von hier aus verbreitete sich der "moderne Stierkampf" über ganz Spanien. Nun, unser "Ding" ist Stierkampf nicht gerade, wir finden, der gehört abgeschafft, aber als historische Tatsache können wir ihn akzeptieren.

Und wer war nicht schon alles hier in Ronda? Unter anderem:

  • Gustave Doré, Maler und Grafiker,
  • Rainer Maria Rilke, Lyriker,
  • Ernest Hemingway, der uns ja schon im letzten Jahr in Pamplona "begegnete",
  • Orson Welles, Regisseur,
  • Ava Gardner, Schauspielerin,
  • Julia Migenes und Plácido Domingo spielten hier die Oper "Carmen",
  • sogar die Popdiva Madonna drehte in der Stierkampfarena von Ronda eines ihrer Videos,
  • und erst in 2010 war sogar die amerikanische Präsidentengattin Michelle Obama mit ihrer Tochter hier auf Besuch.

  

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