Andalusien 4(7)
Samstag, 11.06.2011: Die Ost-Algarve - und ein Besuch bei Kolumbus Das bevorstehende Wochenende nutzen wir, um der portugiesischen Algarve einen Besuch abzustatten. Dabei durchfahren wir die berühmte Stadt Sevilla, haben aber leider keine Zeit, sie näher zu entdecken. Die Randbezirke sind jedenfalls furchtbar, sehr viel Industrie, nur unterbrochen von vielen Baustellen. Eine größere Bedeutung hatte die Stadt nur in der Zeit nach der Entdeckung Kolumbus', als sie Handelsmetropole mit der neuen Welt war. Die Altstadt sieht jedenfalls noch sehr mittelalterlich aus. Die Liste berühmter Bürger der Stadt ist allerdings lang. Hier wollen wir nur mal zwei herausheben: Amerigo Vespucci und Ferdinand Magellan. Sie beide planten und starteten hier ihre globalen Entdeckungsreisen nach West und Ost, insbesondere nach Amerika und Indien. Und eher durch Zufall, wir werden aus einer Notiz im
Reiseführer darauf aufmerksam, entdecken wir noch einen weiteren ganz
Großen: Christoph Kolumbus (spanisch: Cristóbal Colón). Er plante und
startete seine Reisen in die neue Welt von hier aus! Genauer: In Huelva.
Noch genauer: In dem Kloster "Monasterio de La Rabida",
das ist genau
hier. Wir konnten sogar den Raum betreten, in dem Kolumbus seine erste
Reise nach "Indien" plante. Das war extrem fesselnd. |
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Man kann die Leistung Kolumbus' heute kaum hoch genug einschätzen, weil eine Transatlantikreise inzwischen selbstverständlich ist und nur noch ein paar Stunden dauert statt drei Monate. Aber man stelle sich in den mittelalterlichen Kontext: Indien liegt doch im Osten! Wieso sollte man dann nach Westen fahren? Im sehr streng katholischen Spanien des Mittelalters, in der die Kirche auch alle weltlichen Themen beherrschte, ist es eine außerordentliche Geistesleistung, gepaart mit ungeheurem Mut, es einfach zu tun!!! Niemand glaubte ihm damals ernsthaft. Nicht einmal die spanische Königin! Hätte sie ihm sonst nur 2 Schiffe gegeben, wenn sie von seinem Vorhaben überzeugt gewesen wäre? Wohl kaum! Das dritte Schiff musste er sich nämlich selbst "chartern". Zwar war zu der Zeit schon bekannt, dass die Erde eine Kugel ist, aber dieses Wissen darf man wohl nur in den gebildeten Kreisen voraussetzen. Das "einfache Volk" (und damit auch seine Matrosen) lebte wohl überwiegend noch "auf einer Scheibe". Und selbst, wenn man heute weiß, dass Amerika schon rund 500 Jahre früher von Isländern entdeckt wurde, kann das diese Leistung nicht schmälern. Mit Kolumbus begann das, was wir heute "Globalisierung" nennen, also die weltweite Verknüpfung allen Wissens und aller Wirtschaftsbeziehungen. Zum ersten Mal überwanden Ideen und Produkte interkontinentale Grenzen! Ein paar Beispiele seien genannt:
Die Deutschen erkannten die Bedeutung der Kartoffel als
Massen-Nahrungsmittel übrigens so ziemlich als letzte in Europa! Der
alte Fritz nämlich war es, der seinerzeit die Kartoffel für Preußen
"entdeckte". Wenn man das alles im Hinterkopf hat, ist ein
Spaziergang durch das Kloster, ein Blick in den "Besprechungsraum" von
damals und in Kolumbus' nachgebildeter Kajüte auf der Santa Maria von einer bemerkenswerten Spannung
geprägt. Ausführlich besichtigen wir das Kloster und natürlich auch die
Nachbauten der drei Schiffe, die hier in einem eigens dafür gestalteten
"Hafenbecken" liegen: Pinta, Ninja und Santa Maria. |
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Aber zurück zum Thema! Wir erreichen die Algarve (der Name kommt übrigens - wie vieles hier unten - aus dem Arabischen: Al Gharb) gegen 13 Uhr und fahren an der Küste entlang nach Westen. Unser erster richtiger Boxenstopp ist Faro. Das Städtchen hat einen gut frequentierten internationalen Regionalflughafen, der pausenlos Touristen zu den Sandstränden bringt, die hier wirklich sehr gut sind. Die Altstadt mit ihren Häuschen, der Barockkarmeliterkirche, dem Rathaus und vielen anderen mittelalterlichen Gebäuden ist durchaus sehenswert. Aber noch besser hat uns Quarteira gefallen, nicht nur wegen seines neuen Yachthafens, auch wegen der ersten richtigen Steilküste, die wir sehen. Beim Gang durch die einzelnen Städtchen und Dörfer fällt uns immer wieder auf, dass die Portugiesen ihre Häuser irgendwie anders bauen als die Spanier. Es hat alles einen etwas anderen Charakter als bei den spanischen Nachbarn. Etwas vergröbernd kann man sagen: Die Küste und die
Städte werden - je weiter man nach Westen kommt - immer attraktiver. Und
noch etwas gefällt uns ausgesprochen gut: Die Portugiesen sprechen
überwiegend ein "Basic-English", mit dem man sich hier sehr gut verständigen
kann. Im Gegensatz zu den Spaniern! Sie geben sich nicht einmal Mühe!
Die wenigen Einheimischen, die wir treffen, ein Parkplatzwächter etwa
oder die Kellnerin, sie alle sind deutlich touristenfreundlicher als wir
das in Spanien erleben. Ein Unterschied, der uns nicht nur einmal
auffällt. Wir "klappern" noch die ganze Küste ab. Am Abend kommen wir
nach Portimao, wo wir unser Hotel vorab gebucht hatten. Hier fällt uns
erstmals auf, dass Portugal eine andere Zeitzone ist. Es ist eine Stunde
früher als in Spanien oder Deutschland. |
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Sonntag, 12.06.2011: West-Algarve Am anderen Morgen staunen wir nicht schlecht. Wow, das ist eine Aussicht! Und das schon während des Frühstücks!!! Wir schauen fast über die ganze Stadt, den Hafen und die Strandpromenade, wobei hinter den Häusern sogar schon der Atlantik zu sehen ist. In Portimao beginnt die Fels-Algarve. Ab hier, bis zur
Südwestspitze Portugals bei Sagres, findet man die
sagenhaft zerklüfteten Küstenlandschaften, die man von so vielen Fotos
hier aus dieser Gegend kennt. Und eine Bucht ist schöner als die andere.
Wir unternehmen gleich mehrere ausgedehnte Spaziergänge! Und wir stellen
fest, wie hilfreich doch ein Smartphone ist. Mal eben die Karten-App aufgerufen
und sofort führt es uns ohne Umwege dorthin, wo unser Ziel gerade ist. |
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