Andalusien 3(7)

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Freitag, 10.06.2011: Málaga und Mijas

Aufgrund ihres milden mediterranen Klimas ist Málaga eines der beliebtesten Ziele in Spanien. Sie ist nach Sevilla die zweitgrößte Stadt in Andalusien und hat einen relativ großen Airport, auf dem auch permanent Jets starten und landen.

Auf uns wirkt Málaga zunächst industriell, sogar im Zentrum der Stadt. Bei der ersten Rundfahrt sehen wir überall Schornsteine, Werften, Baustellen und Firmen, zu einem nicht geringen Teil wirken die Firmen modern auf uns. Und interessanterweise sind die besonders großen Firmen, die wir sehen, aus Deutschland. Zum Beispiel sind alle großen Automobilhersteller vertreten, mit demselben üppigen Corporate Design wie bei uns. An wichtigen Industriestandorten dominieren die deutschen Firmen geradezu.
 



Bei der Sightseeing-Tour durch die Stadt bemerken wir schnell eine Besonderheit des spanischen Verkehrs: Linksabbieger werden erst in eine kleine Gasse nach rechts geführt, um nach einem Linksbogen dann als Geradeausfahrer die Straße zu überqueren. Das ist eigentlich ganz praktisch. Man hält als Linksabbieger keine Nachfolger auf, und die Unfallgefahr ist auch noch geringer. Und noch etwas fällt uns auf: Obwohl es sehr viel Polizei in der Stadt gibt, hat der größte Teil aller Wohnhäuser vergitterte Fenster im Erdgeschoss. Viele Häuser darüber hinaus sogar noch im Obergeschoss! Wir fragen uns sehr ernsthaft: Wozu? Wird hier so viel eingebrochen, dass die Spanier ihre Häuser vor den eigenen Landsleuten schützen müssen?

Nach unserer Stadtrundfahrt besuchen wir die aus dem 11. Jahrhundert stammende Festung "Alcazaba". Sie liegt hoch über der Stadt auf einem Bergrücken. Von hier kann man sehr gut die gesamte Stadt überblicken. Es lohnt sich, hier einen ausführlichen Spaziergang zu unternehmen, das Museum zu besuchen und im kleinen "Biergarten" einen Kaffee unter natürlichem Schatten zu nehmen. Auf den Besuch weiterer Sehenswürdigkeiten haben wir aber zugunsten anderer Ziele verzichtet.
 

Mijas

ist eines der schönsten aller weißen Dörfchen, die wir gesehen haben - wenn nicht das schönste!! Zwar bremst der ungehemmte Autoverkehr und der damit verbundene Lärm (und Gestank) der alten Fahrzeuge ein wenig die Begeisterung, aber die Parkanlagen, die winzig kleinen Gässchen, die vielen Terrassen mit ihren Aussichtspunkten, die Kirche inmitten in einer kleinen Parkanlage - all das hat eine Beschaulichkeit und Niedlichkeit, die ihresgleichen sucht.
 

Noch ein paar interessante Beobachtungen, besonders im Straßenverkehr

Zuerst die gute Nachricht: Der Kraftstoffpreis hier in Spanien ist seit einer Woche unverändert. Und er sollte es auch in der folgenden Woche bleiben! Fast so hoch wie bei uns in Deutschland, aber stabil. Und er kostet überall dasselbe. Kein ständiges "Rauf und Runter" wie bei uns. Es ist schon komisch, dass die (vermeintlichen!) Gesetze der Marktwirtschaft und des Einkaufs von Rohöl, mit denen die Mineralölfirmen bei uns die Preisschwünge erklären, hier nicht gelten sollen!

Aber etwas anderes beobachten wir noch, um nicht zu sagen, es beunruhigt uns auch ein ganz kleines bisschen! Vielleicht sind wir zu sensibel geworden - nach der Einstiegserfahrung auf der Autobahn. Aber auch hier auf der Burg über Málaga herrscht dasselbe Bild wie auch im Straßenverkehr: Wir begegnen auffallend vielen sehr unfreundlichen und wenig zuvorkommenden Spaniern. Eine ganze Sammlung von Beispielen fällt uns ein:

  • Ich filme oder fotografiere ein bestimmtes Motiv. Normalerweise würde man erwarten, dass Passanten dann hinter dem Fotografen herlaufen, nötigenfalls die 2-3 Sekunden kommentarlos und lächelnd abwarten, aber nicht in das Motiv hineinlaufen! Nicht so die Spanier, sie laufen ohne Zögern in die Aufnahme hinein. Aber nicht absichtlich mit einem "Ist mir doch egal!" Sondern sie bemerken es gar nicht erst. Und das alles nicht nur bei uns Touristen! Auch bei den eigenen Landsleuten haben wir das oft beobachtet.
  • Auch umgekehrt funktioniert das nicht: Ich warte geduldig das Foto eines Spaniers ab und laufe nicht durch sein Familienmotiv hindurch. Reaktion? Fehlanzeige! Kein Blick, kein Lächeln, nichts. Keine Wahrnehmung!
  • Ganz ähnlich im Straßenverkehr. Hier nimmt sich jeder sein "Recht", wie er es bekommen kann. Das kennen wir in diesem ausgeprägten Maße aus anderen europäischen Ländern nicht. Mindestens eine Handbewegung oder sogar ein Lächeln ist woanders an der Tagesordnung, hier aber nicht.
  • Bei der Abfahrt aus Mijas fahren wir hinter einem Ortsbewohner her, der gleich mehrfach anhält und minutenlang mit Passanten redet. Inzwischen hat sich eine ansehnliche Autoschlange von 4-5 Autos hinter uns versammelt. Dann hält er gleich nochmals an und vertieft sich in ein Gespräch mit einer weiteren Passantin. Nach einer endlosen Minute fährt er wieder los. Ich setze aber meinerseits nicht sofort nach, weil ich schon sehen kann, dass er ein paar Meter weiter wegen eines Fußgängers auf der Straße abermals anhalten muss. Prompt werde ich von meinem spanischen Hintermann angehupt. Einen anderen Autofahrer lasse ich mit einer freundlichen Handbewegung von rechts vor mir einbiegen. Reaktion? Keine! Nicht einmal ein kurzer Blick. Geschweige denn ein Gruß.
  • Als derselbe Fahrer nur wenig später seinerseits die Möglichkeit hat, mich vorzulassen, drängelt er sich so eng hinter seinen Vordermann, dass ich zurück stecken muss.
  • Nicht anders ist es beim Einfädeln auf der Autobahn: Spanier lassen keine Spanier einfädeln! Uns natürlich auch nicht. Wir müssen uns jedes Mal mit sanfter "Gewalt" in die Lücke hineinzwängen. Die Spanier wechseln auch nicht auf die linke Spur, um dem Auffahrer Platz zu machen, sondern jeder fährt einfach stur weiter und zwingt andere dadurch, auf dem Beschleunigungsstreifen anzuhalten.
  • Noch ein anderes Beispiel: Da steht eine spanische (!) Familie mit 2 Kindern und kommt mit dem Busticket-Automaten nicht klar. In unmittelbarem Abstand stehen 5 (in Worten: FÜNF) Personen, die man anhand der Uniform als "Personal" identifizieren kann, herum. Keiner dieser Personen kommt der Familie zu Hilfe! Sie nehmen nicht einmal wahr, dass da jemand mit "ihrer Firma ein Problem" hat! Die spanischen Besucher ärgern sich derweil heftig über den Automaten.
  • Solche kleinen "Nickeligkeiten" erleben wir hier ständig! Dabei sieht man uns schon von weitem an, dass wir ein D auf dem Kennzeichen haben. Aber vielleicht ist es ja auch gerade das? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall ist das in der Fülle des Auftretens schon sehr bemerkenswert. In keinem anderen Land ist uns das jemals derart ausgeprägt aufgefallen.

  

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