Andalusien 7(7)

1     2     3     4     5     6     7


Sonntag und Montag, 19. und 20.06.2011: Barcelona

Wow, welch eine Stadt. Schon in 2010 während unseres Urlaubs in den Ostpyrenäen hatten wir eine Stippvisite dieser großartigen Stadt geplant. Da hatte es zeitlich nicht geklappt. Aber diesmal wollen wir gleich 2 Tage investieren! Und für jeden, der zweifelt, ob sich eine Städtetour dorthin lohnt, sei gesagt: Es lohnt sich - und wie!!!

Barcelona - im Herzen Kataloniens gelegen und deren Hauptstadt - ist Spaniens zweitgrößte Stadt und eine Partnerstadt von Köln. Hier leben ca. 1,6 Millionen Menschen, sie ist damit nur geringfügig kleiner als Hamburg. Und was hat sie nicht alles zu bieten? Wir sind in den beiden Tagen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgefahren und haben dabei den großen Vorteil genossen, mit dem Motorrad quasi jederzeit und überall anhalten oder parken zu können, um sich etwas umzuschauen oder um ein paar Fotos zu machen. In der Reihenfolge unseres Besuches seien ein paar Attraktionen aufgeführt und kurz erklärt.
 




 

Die Sagrada Família

Mein Bruder war in 2005 hier und hat uns anschließend von dieser sagenhaften Kirche vorgeschwärmt. Die Sagrada Família ist eine römisch-katholische Basilika und Sühnekirche. Der Spanier Antoni Gaudí hat sie (auf der Basis einer schon vorhandenen Grundstruktur einer Kirche) entworfen und über Jahrzehnte an ihr gebaut. Bereits 1882 wurde mit dem Bau begonnen und erst in 2026 (der 10. Juni 2026 ist Gaudis 100. Todestag) soll dieses wunderschöne Bauwerk fertig sein. Gaudí hat einen besonderen Stil entwickelt: Runde, organische Formen und Linien prägen alle seine Werke. Dazu gehören unsymmetrische Grundrisse, schräge Stützen aus Naturwerkstoffen, viele Motive aus der Natur, etwa Formen oder Farben. Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser, dessen Häuser wir schon in 2002 in Wien bestaunt hatten und von dem einige Werke in unserem Wohnzimmer hängen, wurde von ihm inspiriert. Erst in 2010 weihte Papst Benedikt XVI. die Kirche ein und erhob sie zugleich zur päpstlichen Basilica minor, was ein besonderer Ehrentitel ist, den der Papst nur ganz besonderen Kirchen verleiht. Die Tatsache, dass die gesamte Kirche eine einzige Baustelle ist, stört zwar unseren ästhetischen Blick ein wenig, beeinträchtigt aber den Gesamteindruck keineswegs. In einem der Bilder wurden - der Anschauung wegen - dann auch alle Kräne heraus retuschiert.

Für diejenigen, die technisch-mathematisch interessiert ist, sei noch gesagt, dass viele seiner Bögen einer umgekehrten Kettenlinie folgen. Der einzelne Bogen sieht aus wie eine (umgekehrte) Parabel, es ist aber keine! Es ist ein (umgekehrter) Cosinus Hyperbolicus. Deshalb hängt in seinem Haus Casa Mila auch ein großes Kettensystem mit einem Spiegel darunter. Damit kann dann auch jeder Laie anschaulich erkennen, was eine Kettenlinie ist. Das ist wirklich toll gemacht.
 

Der Plaça de Sant Jaume

Das ist der kulturelle Mittelpunkt Barcelonas, das historische und politische Zentrum der Stadt. Hier gibt es alles, was der Stadtbesucher so benötigt. Alte Gebäude, einen uralten römischen Aquädukt, winzig kleine Gässchen mit ebenso kleinen Geschäften und jede Menge Restaurants und Cafés.
 

Die Kolumbus-Säule

Wir fahren mit dem Bike zum Plaça Portal de la Pau, das ist der große Platz mit dem Kreisverkehr, auf dem sich eine 60 Meter hohe, begehbare Säule befindet. Auf deren Spitze streckt kein geringerer als Kolumbus höchstpersönlich seinen Arm aus, interessanterweise aber nach Süden, nicht etwa nach Westen, was wir eigentlich erwartet hätten. Ein paar Meter weiter befindet sich auch der alte Hafen, der Port Vell, in dem man mittelalterliche Schiffe und Werften bewundern kann.

Und in der anderen Richtung kann man einen sehr schönen Bummel anschließen über die Rambla, eine Art historische Fußgängerzone mit Bauchläden, Malern, allerlei Künstlern und einer wunderschönen Allee. Das alles erinnert etwas an den Mont Martre in Paris.
 

Der Circuit de Catalunya

Die ersten beiden Stunden des zweiten Tages in Barcelona nutzen wir, um dem ganz in der Nähe liegenden Formel 1 Gelände einen Besuch abzustatten. Einmal im Jahr findet hier der Formel 1 Zirkus, der große Preis von Spanien, statt. Es ist alles verbarrikadiert, wie seinerzeit in Imola.
 

Die Casa Batlló

ist das erste von den zwei sehr schönen Häusern, die ebenfalls von Gaudi gebaut wurden, von 1904 bis 1905. Es wurde 1995 komplett renoviert. Das Besondere an der Außenfassade sind die vielen kleinen Balkone vor fast jedem Fenster, die mit ihren Rundungen auf den ersten Blick aussehen wie die Maske aus "Das Phantom der Oper". Die etwas größeren Balkone haben Stützen zur Verstärkung, die verziert sind mit Ornamenten. Außerdem wurde die ganze Hausfassade mit sanften Blumenmotiven verziert. An einigen Stellen sind Keramiken verbaut.

Die "Geschichte" der Außenfassade erzählt die Legende des Heiligen Georg, des Schutzpatrons Kataloniens. Das Dach veranschaulicht die Schuppen eines Drachen, gegen den der Heilige Georg gekämpft haben soll, und das Kreuz auf einem fast minarettförmigen Türmchen oben auf dem Dach soll seine Lanze symbolisieren. Die Balkone stehen für Totenköpfe und die Galerie im ersten Stock für das Maul des Drachen.

Da es eine nicht unerhebliche Warteschlange vor diesem Haus gab, haben wir uns nur von außen der Anziehungskraft dieses Hauses ergeben.
 

Die Casa Milà

ist das zweite Gaudi-Haus, was zwischen 1906 und 1910 gebaut wurde und das wir uns auch von innen angeschaut haben. Das Haus (spanisch: Casa) hat viele sehr interessante Eigenschaften:

  • Die genial durchdachte Konstruktion macht eine Klimaanlage überflüssig,
  • die Wände in den einzelnen Wohnungen lassen sich individuell verändern,
  • es gibt eine Tiefgarage, alles andere als üblich seinerzeit,
  • die Statik des Hauses lässt es zu, dass es keine (!) tragenden Wände gibt, die Eisen-Beton Konstruktion wird von Säulen getragen,
  • einen leicht elliptisch geformten Innenhof, der Licht in die inneren Teile der Wohnungen wirft, so dass fast alle Zimmer Tageslicht haben, eine absolute Ausnahme am Anfang des 20. Jahrhunderts,
  • nach seiner Fertigstellung wurde es von den Menschen der Stadt eher mit Häme überzogen: "La Pedrera" (spanisch: Der Steinbruch) nannten sie es wegen der ungewöhnlichen und unregelmäßigen Fassade - diese Bezeichnung verdankt es seiner unregelmäßigen Fassade mit den vielen Vorsprüngen und seiner wuchtigen Masse, die schon von weitem ins Auge fällt,
  • eine Wohnung im 6. Obergeschoss kann besichtigt werden, sie ist eingerichtet im Stil der 20er Jahre,
  • auch die Dachterrasse ist öffentlich, hier können weitere Bauwerke, Gestaltungsformen und speziell gestylte Hauselemente wie Belüftungen oder Wasserspeicher bestaunt werden,
  • die meisten Stockwerke werden "ganz normal" von Einwohnern Barcelonas bewohnt.

Die Casa Milà war übrigens das letzte Gebäude Gaudís, bevor er sich ausschließlich auf die Sagrada Familia konzentrierte.
 

Der Park Güell

Der Park entstand im Auftrag des Industriellen Eusebi Güell. Es sollte ursprünglich eine große Gartenanlage mit ca. 60 Häusern und Villen werden, ganz im Stil von englischen Gärten. Der Plan wurde aber aus Geldmangel nie umgesetzt, lediglich drei Häuser wurden erstellt. Die Anlage wurde in die Landschaft hinein gebaut, für die vielen Mosaike aus Keramik wurden Abfälle aus den nahgelegenen Keramikfabrik benutzt.

Da wir wie immer einen sehr nahegelegenen Parkplatz für unser Motorrad suchen, müssen wir ein paar Mal in kleine und kleinste Gässchen hineinfahren, bis dass wir dann endlich eine Sackgasse finden, an deren Ende das Bike prima stehen kann. So kommen wir nicht durch den Haupteingang, sondern "zäumen den Park von hinten auf". Über von Steinmauern umsäumten Wegen kommen wir langsam dem Terrassenplatz näher, dem Zentrum der ganzen Anlage. Von hier hat man einen tollen Blick auf den eigentlichen Eingangsbereich des Parks, der durch zwei Häuser mit "Zuckergussüberzug" gebildet wird, sie sehen aus wie "Hexenhäuschen". Gleichzeitig hat man einen schönen Blick auf Barcelona. Der Terrassenplatz ist darüber hinaus auch Treffpunkt von Malern, Musikern und Studenten.
 

Das Olympia-Gelände

Die Olympischen Sommerspiele 1992 wurden vom 25. Juli bis zum 9. August ausgetragen. Es waren die ersten Sommerspiele, an denen nicht mehr zwei deutsche Staaten teilnahmen. Auch die Sowjetunion gab es nicht mehr, die Nachfolgestaaten bildeten teilweise eigene Mannschaften. Jugoslawien wurde wegen des Krieges auf dem Balkan ausgeschlossen.

Heute ist es ein sehenswerter Park, der von zahlreichen Wegen, Straßen und Parkanlagen durchzogen ist. Ideal geschaffen zum Spazierengehen und Relaxen. Ein markanter Punkt ist der futuristisch gestylte Fernsehturm, der sich auch auf dem Gelände befindet. Er wurde ebenfalls wie viele dieser Anlagen anlässlich der Spiele Anfang der 90er Jahre gebaut. Seine äußere Gestalt soll an einen Sportler erinnern, der das olympische Feuer trägt.
 

zurück

Übersicht