In den Pyrenäen 7(7)

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Mittwoch, 23.06.10: Von Biarritz bis Zarautz

Heute treffen wir Maria-José und Thomas, den "beinahe-Spanier". Wir haben uns vor vielen Wochen im Internet "kennen gelernt" und kurzerhand - wo wir schon mal hier sind! - verabredet. Der Bequemlichkeit wegen lassen wir heute das Motorrad in der Tiefgarage stehen und fahren mit dem Auto. Über Saint-Etienne de Baigorry und Espelette umfahren wir den heiligen Berg der Basken, den "La Rhune". Auch zwei von den drei geplanten Dörfchen statten wir einen kurzen Besuch ab: Sare und Ascain. Beide sind sehr romantisch, mit Alleen, viel Grün rings herum und mit sehr netten Innenstädten. Auch den uralten Bahnhof "Chemin de Fer de la Rhune" finden wir.

Anschließend fahren wir nach Biarritz, um unsere Erinnerungen aufzufrischen. Denn hier waren wir schon einmal, anno 1976. Ein Leuchtturm ist eine ziemlich sichere Wegmarke, daher finden wir den Strand von damals ziemlich schnell wieder. Allerdings ist von "unserem Strand" nicht mehr viel zu entdecken! Inzwischen stehen hier Häuser und Hotelanlagen! Und auch aus der kleinen Landzunge, die vor 30 Jahren nur ein staubiger, ungenutzter Platz war, ist heute eine kleine wirklich sehr schöne Parkanlage geworden! Wir schwelgen in Erinnerungen ... as time goes by ...
 

 

Als nächstes kommt Hondarribia dran. Aber obwohl uns jemand das Städtchen empfohlen hatte, gefällt es uns nicht besonders. Einen Gelegenheitskaffee nehmen wir, aber dann geht’s weiter nach San Sebastian. Aber auch dieses Städtchen hat irgendwie nicht den Reiz und die Atmosphäre wie Biarritz, es ist ganz komisch, ein Funke will so recht nicht überspringen. Das ändert sich aber sofort, als wir ziemlich pünktlich um halb sechs die beiden Spanier in Zarrautz treffen. An der BAB-Abfahrt sitzen sie schon in ihrem "SL" und warten auf uns. Erst durch ein paar Straßen von Zarautz, dann in die Tiefgarage. Eine sehr freundliche Begrüßung, als würden wir uns schon lange Jahre kennen! Toll. Dabei haben wir uns noch nie gesehen!

Thomas und Maria-José sind sehr gute Gastgeber. In einem Straßencafé lassen wir uns nieder und erzählen uns was. Von Autos, von Biarritz anno 1976, von Zarautz und seiner bzw. ihrer Familie. Abends und genau pünktlich zum Fußballspiel "Deutschland-Ghana" finden wir uns in einer Tapas-Bar ein. Die erste Tapas-Bar unseres Lebens! Unsere zwei Gastgeber kennen den Kneipier persönlich und so bekommen wir natürlich einen Platz direkt unter einem großem Fernseher. Hier essen wir gemütlich allerlei spanische Besonderheiten, die wir noch nie gesehen, geschweige denn gegessen haben und die ich nun auch nicht mehr benennen kann. Aber es hat sagenhaft gut geschmeckt. Wir verbringen einen sehr schönen Abend mit den beiden! Ich hoffe, wir können uns mal revanchieren!
 

Donnerstag, 24.06.10: Kurven räubern und Pamplona

Heute morgen steht für mich noch einmal eine Motorradtour auf dem Plan. Ich stehe sehr früh auf und fahre allein eine Runde durch die spanischen Pyrenäen. Ich fahre exakt die vom ADAC vorgeschlagene "grüne" Route im Uhrzeigersinn. Und es stellt sich heraus, dass das mal wieder eine gute Wahl ist. Die Güte der Straßen lässt sich sogar mit Superlativen kaum ausdrücken: Phantastische Oberflächen, wenigstens der weit überwiegende Teil, eine sehr abwechslungsreiche Landschaft und das tollste: Ich bin ganz alleine hier!!!

Am Nachmittag fahren wir nach Puente la Reina und Pamplona. In Puente la Reina "fließen alle Adern" des Jakobsweges zusammen, ab hier verläuft der eigentliche Camino, beginnend auf der berühmten Brücke über den Rio Arga, die wir uns natürlich als erstes anschauen. Bei Temperaturen von 35° begegnet uns niemand. Es ist einfach zu heiß. Erst in den engen Mauern und Häuserschluchten sind nur wenige Menschen unterwegs. Wir beobachten gleich mehrere Storchenpaare, die oben auf den Dächern der Stadt ihre Jungen großziehen. Danach geht’s geradewegs nach Pamplona in die Altstadt. Erst einmal die Lage peilen mit dem PKW, dann finden wir sogar einen kostenlosen Parkplatz, allerdings 15 min entfernt von der Altstadt.

Pamplona lebt - jedenfalls dem ersten Eindruck nach - vom Stierlauf und vom Jakobsweg. In der gesamten Altstadt wimmelt es nur so von Hinweisen, Plakaten, Informationen usw. Entweder die gelbe Muschel auf blauem Grund oder ein rotes Schild mit weißen Erklärungen des Verlaufes und der genauen Stelle des "Encierro",  wie der Stierlauf am jährlich wiederkehrenden 7. Juli hier genannt wird. Sogar in Englisch wird das ganze erklärt. Letzteres hat seinen Ursprung vielleicht auch darin, dass der große Schriftsteller Ernest Hemmingway in seinem Roman "Fiesta" dieses Ereignis und mit ihm die ganze Stadt für immer unsterblich gemacht hat. Und wenn die Tiere dann die Arena erreicht haben wird ihnen dort der Garaus gemacht: Die Corrida (Stierkampf).

Nach einigem Suchen finden wir die gesamte Route des Encierro. Obwohl wir das in unseren Augen völlig sinnlose und ethisch grenzwertige Schauspiel des Stierkampfes (und der Encierro ist ja auch nur eine Art Vorspiel des Stierkampfes) ablehnen, können wir uns doch einer gewissen Faszination, hier in den Altstadtmauern, nicht entziehen.

Auf dem Weg zurück zum Hotel besuchen wir auch noch die Schlucht von Arbayun, eine 6 km lange Klamm, die der Rio Salazar geformt hat. Es ist schon tief beeindruckend, wie viele solcher und ähnlicher Schluchten es hier in den Pyrenäen gibt.
 

 

 

Freitag, 25.06.10: Heimreise

Um 8 Uhr am Morgen machen wir uns auf, um den ersten Abschnitt unserer Heimreise hinter uns zu bringen. Wir wollen noch zum Ardèche-Tal, das wir nach knapp 8 Stunden Fahrzeit erreichen. Das Motorrad wird nicht mehr ausgepackt, obwohl Landschaft und Straße schon dazu einladen. Aber auch wegen der großem Hitze ist es uns nun doch lieber, das gesamte Tal mit dem Auto abzufahren. Als Startup für unsere Tour durch das Tal der Ardèche wählen wir einen schönen französischen Café au Lait in dem kleinen Dörfchen Saint-Martin-d’Ardeche. Um 18 Uhr sehen wir dann schließlich auch noch die gewaltige Pont d’Ardeche, eine natürliche Brücke, die der Rainbow-Bridge in Utah recht ähnlich ist, ihre Größe aber bei weitem nicht erreicht.

In dem sehr niedlichen Ort Vallon Pont d’Arc essen wir in einem Straßen-Bistro mitten auf dem Marktplatz noch eine sehr gute Pizza. Für unser komplettes Gespann (PKW und Anhänger) haben wir am Ende der Hauptstraße sogar einen Parkplatz bekommen! Um 20 Uhr heißt es dann aber endgültig: Au Revoir La France!

Nach 1.813 km (Gesamtstrecke heute) und 19 Stunden reiner Fahrzeit sind wir wieder daheim!
 

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