In den Pyrenäen 2(7)

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Sonntag, 13.06.10: Ausflug zum Mittelmeer

Ein Blick auf die Wetterkarte sagt uns heute morgen, dass es nur am Meer wirklich schön werden soll. Also auf zum Mittelmeer. Wir fahren um 09:30 Uhr die N116 in aller Gemütlichkeit nach Perpignan und dann direkt weiter ans Meer bei Canet-Plage. Hier scheint die Saison noch gar nicht richtig begonnen zu haben. Jedenfalls haben wir die Meeresuferstraße fast für uns allein. Über den Bergen hängen ein paar weiße Wolken, aber wir cruisen bei 20 Grad und wolkenlosem Himmel am Meer entlang.

Die kleinen Dörfer hier am Meer gleichen sich ziemlich, sind sie doch alle auf "Sonne, Strand und Meer" getrimmt und bieten dem Strandurlauber alles, was er braucht. Dem Tipp unserer "Chefin" Mireike folgend, machen wir die erste Pause in dem "schönsten Dorf Frankreichs": Collioure.

Es wirkt gar nicht wie ein Dörfchen, eher wie eine kleine Stadt. Es ist Markt heute, und wir werden gleich von einer Dixie-Band begrüßt. Der Spaziergang enttäuscht nicht: Niedliche kleine Gässchen, ein geschäftiger Markt, viele Besucher in ebenso vielen kleinen Lädchen und Strandcafés. Aber der Kaffee - grausam!!! Mein Cappuccino für stolze 3,70 € ist nur mit Sahne, brrrrr..... Ein toller alter Hafen mit Kirche, Stadtmauer und alten Wehranlagen entschädigt für diese "Gaumenbeleidigung".

Erst gegen 13:00 Uhr fahren wir weiter. Als erstes suchen wir uns die winzig kleine Straße hinauf zum Madeloc, eines unserer vorher ausgesuchten Ziele. Sie ist zwar beschildert, aber bis zu diesem Punkt muss man auch erst mal finden. Das Navi liefert da sehr gute Dienste. Eine enge Straße mit wenig Verkehr, dafür aber mit allen mediterranen Eigenschaften wie Korkeichen und Olivenbäumen. Die Straßenoberfläche ist typisch französisch, sehr rau und grob. Man hört förmlich das Gummi wegfliegen. Leider kann man legal nicht ganz bis zum Turm hinauffahren. Auf der Passhöhe machen wir eine kleine Pause und genießen die tolle Aussicht.
 

 

Wieder unten am Meer fahren wir ein paar km zurück nach Norden, aber Port-Vendres lohnt sich nicht besonders, also wieder Südkurs. Etwas später hat die schöne Strandstraße ein paar tolle Kurven, und ab Banyuls-sur-Mer geht sogar ein echtes Kurvengewitter los. Als ich etwas verhalten fahre, knallen sofort ein paar Biker an uns vorbei. Ich bleibe dran, aber es gelingt nur mit Mühe, da ich ständig von hinten kleine Rippenstöße bekomme... ;-))  Bis Cerbère präsentiert sich eine wirklich tolle Strecke mit einem sagenhaften Straßenbelag.

Am Cap Cerbère fahre ich eine kleine Offroadeinlage auf einen Berg hinauf. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf das Cap Cerbère. Nach einer Stunde "Sonnenbaden" und "Sicht genießen" stellen wir fest, dass sich über den Bergen im Westen langsam aber sicher eine sehr dunkle Wolkenwand zusammengebraut hat. Allerdings liegt das Cap de Creus, das heute unser südlichstes Ziel ist, noch in der Sonne! Das wollen wir auf jeden Fall noch erreichen. Aber als wir um 15:30 Uhr den Berg zur französisch-spanischen Grenze hochfahren, fallen die ersten Regentropfen. Trotzdem muss ich natürlich an der ehemaligen Grenze zwischen Frankreich und Spanien erst ein paar Fotos machen. Die nächsten Dörfchen Colera und Llancia sehen sehr nett aus. Die Straße wird zum Glück gar nicht nass, wir schaffen es, dem Regen davon zu fahren.

Aber eines hat sich hinter der Grenze doch sehr geändert: Der Charakter der Küsten in Form der Farbe der Häuschen! Hier ist nichts mehr creme- oder terrakottafarben. Hier sind alle Häuschen weiß! Wir fahren bei inzwischen auch hier bewölktem Himmel bis Cadaqués. Dort gibt es nämlich ein schönes Museum vom großen Salvatore Dali. Da wir aber wegen des WM-Fußballspiels und der zugesagten Pizzabestellung bereits gegen 19 Uhr wieder in Prades sein müssen, haben wir leider keine Zeit für einen ausführlichen Besuch. Aber wir genießen den wunderschönen kleinen Hafen bei einem Kaffee auf einer Dachterrasse. Leider merken wir zu spät, dass diese Terrasse auch der Heimatort eines Wespenvolks ist und ehe ich mich versehe, hat mir eine Wespe auch schon einen Stich versetzt - genau zwischen die Augen!!! Der Stachel guckt noch heraus. Ich besorge mir sofort ein paar Eiswürfel von der Bedienung und kühle mir den Stich. Glücklicherweise bin ich nicht allergisch, so dass es zwar juckt, aber nicht weiter behindert.

Zum Schluss fahren wir auch noch zum Cap de Creus hinaus, bis zum leicht heruntergekommenen Leuchtturm. Hier entscheiden wir, dass wir nicht mehr nach Roses und Figueres fahren (können), da es zeitlich nicht mehr passt. Also Rückmarsch! Allerdings sieht der Himmel sehr deutlich nach einer kalten Dusche aus! Da in Spanien der Sprit mit 1,17 € viel billiger ist als in Frankreich, tanken wir erst noch und fahren dann auf die Autobahn, damit wir noch halbwegs pünktlich kommen. Wir haben sehr viel Glück: Auf der Bahn bekommen wir tatsächlich keinen einzigen Tropfen ab. Erst 10 km vor Prades beginnt der Regen, aber die Straßen werden erst nass, als wir schon wieder im Hotel sind. Die Pizza ist schon bestellt. So schauen wir das Fußballspiel D-AUS im familiären Rahmen mit einigen Gästen und den Hausherren!
 

Montag, 14.06.10: Pyrénées 2000

Gleich beim Aufstehen bekomme ich einen großen Schrecken. Mein Gesicht ist aufgequollen. Der schon fast vergessene Wespenstich meldet sich zurück. Aber ich erhalte eine tolle Hilfe bei Oliver, der geplagter Allergiker ist und mich mit der nötigen Erste-Hilfe-Ausrüstung ausstattet. Unangenehm, aber nicht so schlimm. Nach kurzem Check des Wetterberichts entscheiden wir uns, eine "Acht" zu fahren, Pyrénées 2000 (ein großes Skigebiet), dann ein Bogen bei Puigcerda in Spanien und wieder zurück.

Wir lassen das Städtchen Villefranche-de-Conflent hinter uns. Ab hier geht es dann permanent bergan. Sieht man von den vielen Baustellen ab, ist es eine wirklich tolle Straße, mit einer prima Oberfläche und sehr vielen, meist sehr übersichtlichen Kurven. Sehr gut geeignet für ein Schräglagentraining.
 

Die Straße steigt bis Mont-Louis auf 1.600 m an, und entsprechend kalt wird es. Meine Sozia hätte besser ihre dicke Jacke angezogen, sie friert ein wenig. Die Landschaft ist aber sehr abwechslungsreich und erinnert mich ein wenig an die Göschenenschlucht bei Andermatt in der Schweiz. Auf halber Höhe spannt sich eine phantastische Brücke über das Tal. Wir haben sogar das Glück, das farbige Bähnchen darauf zu sehen. Oben angekommen stellen wir fest, dass es hier aussieht wie in Méribel. Skihotels auf beiden Straßenseiten, und auch der Charakter der Häuser kommt dem sehr nahe.

In Font-Romeu-Odeillo-Via nehmen wir einen Café au Lait, was sich als Espresso mit etwas Milch herausstellt. Der Geschmack hält sich auch hier in Grenzen, aber dafür nehmen wir ihn direkt in der wärmenden Sonne ein. Etwa 20 min später kommen wir am "Sonnenofen von Odeillo" vorbei. Hier wurde zu Forschungszwecken von 1962 bis 1986 der Sonnenofen gebaut und 1970 in Betrieb genommen. Der "Ofen" besteht aus 63 Fangspiegeln, die einzeln der Sonne nachgeführt werden und ihr Licht auf einen 2.000 m² großen Hohlspiegel reflektieren, der die Strahlung wiederum auf einen 625 cm² großen Absorber konzentriert. Mit einer Leistung von einem Megawatt erreicht der Ofen in seinem Brennpunkt eine Temperatur von bis zu 4.000° C. Die Gesamtfläche der Spiegel beträgt 2.835 m², und damit ist der Sonnenofen von Odeillo der größte der Welt. Die eingefangene Energie dient der Grundlagenforschung in der Materialkunde und Werkstoffprüfung, worüber sich Besucher bei einer geführten Besichtigung informieren können.

Wir fahren unsere geplante "Acht" weiter und kommen nach Spanien. Das dortige Gelände ist aber außerordentlich flach und unattraktiv. Andererseits ist es für die große Runde (zurück über Ripoll) bereits zu spät. Auch die immer näher rückenden Regenwolken signalisieren uns, dass wir besser den kurzen Weg heim nehmen sollten. Das funktioniert auch wieder tadellos. An den Ampeln nehmen wir immer die Pole-Position und nach einer guten Stunde sind wir wieder im Hotel.
 

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