In den Pyrenäen 1(7)

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Zwei Wochen Pyrenäen - vom 12. bis 26. Juni 2010

Die Pyrenäen sind die "natürliche Grenze" zwischen Frankreich und Spanien. Ein 100 Mio. Jahre altes Faltengebirge zwischen dem Golf von Biskaya und dem Mittelmeer, das sich (wie auch die Alpen) durch Plattentektonik zur heutigen Form entwickelt (aufgefaltet) hat. Etwa zwei Drittel der Pyrenäen gehören zu Spanien. Das liegt daran, dass der französische Teil sehr schroff und steil ist, während der spanische langsam ins Landesinnere abfällt. Trotzdem bietet die französische Seite mehr Straßen und Pässe.

Die Region der Pyrenäen besticht durch eine Reihe von Merkmalen:

  • Kulturelle Besonderheiten und Unterschiede, wo immer man gerade geht und steht.
  • Der Jakobsweg als das Highlight kultureller Höhepunkte.
  • Berge, fast so hoch wie in den Alpen, aber noch mehr einsame Natur.
  • Ein enormer Abwechslungsreichtum - egal, ob von Nord nach Süd oder von West nach Ost betrachtet.
  • Klimatisch teils große Unterschiede.
  • Und vor allem eine enorme Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Für uns war's wie ein "Terra Incognita", ein unerforschtes Land.

Vielleicht haben sich gerade deshalb über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Kulturen bis heute erhalten: Die Gascogne (der äußerste Südwesten Frankreichs), das Baskenland (in der Mitte Nordspaniens), Katalonien (französisch und spanisch, im Nordosten der iberischen Halbinsel) und mitten drin das Fürstentum Andorra.
  

Schon seit Jahren stehen die Pyrenäen

auf unserer Motorrad-Urlaubs-Agenda. Vor allem die Tour de France hat (abseits der Diskussionen um die immer noch vorkommenden Doping-Skandale) mit ihren tollen Reportagen alljährlich dafür gesorgt, dass die Pyrenäen auf unserer Agenda immer weiter nach oben gerutscht sind. Allerdings ist es ein weiter Weg aus dem Rheinland dorthin. Wir sind über Luxemburg gefahren, vorbei am Genfer See und Lyon, haben dann Marseille "links liegen gelassen" und erst in Perpignan die Autobahn wieder verlassen. Und selbstverständlich fahren wir nicht in diese Bergregion, ohne unser Motorrad "hinter das Auto zu hängen"!

Nach 13 Stunden und 1.250 km sind wir am Ziel. Die Autobahn-Maut schlägt mit 36,10 € zu Buche, das geht ja noch. Die Mautpflicht beginnt erst kurz vor Nancy, d.h. die ersten 80 km in Frankreich sind kostenlos. Auf dem Heimweg sollte es allerdings deutlich teurer werden.

Und noch ein Thema ist hier erwähnenswert. Zwar haben wir uns nie besonders dafür interessiert, aber wenn man schon mal in dieser Gegend ist, dann kommt man am Jakobsweg und seinen Legenden und Mythen nicht vorbei. Und je mehr man sich mit ihm beschäftigt, um so mehr zieht er Dich in seinen Bann. Das ist sehr bemerkenswert, und daher haben wir dem Jakobsweg eine eigene Seite gewidmet.
 

Unser Reisekonzept

Nach dem Studium diverser Reiseführer, Reiseberichte und Straßenkarten haben wir uns entschlossen, Hotels an drei verschiedenen Standorten zu buchen:

  • Prades (im Osten): 1 Woche Ferienwohnung in der Villa Du Parc
    - Frankreich
    - eine deutsche Familie (Mireike und Oliver Zehner nebst 2 Kindern)
       betreibt seit vielen Jahren diese großartige Ferienanlage
    - extrem freundliche Leute, sehr kundenorientiert und selbst Motorradfahrer
    - schon lange nicht mehr haben wir uns in einem Feriendomizil so wohl gefühlt
  • Labuerda (Zentralpyrenäen): 3 Tage Hotel Turmo im Ordesa-Nationalpark
    - Spanien
    - die Umgebung ist grandios, Zimmerblick auf den Nationalpark
    - große Tiefgarage, wir haben gleich den ganzen Anhänger hineingestellt
    - einzig die sprachliche Verständigung war nicht optimal (schlechtes Englisch)
  • Aoiz Ecay (im Westen): 3 Tage Hotel Ecay im Baskenland
    - Spanien
    - keine Tiefgarage o.ä., aber ein riesiger Parkplatz
    - Rezeption spricht Englisch

Alle drei Lokationen sind sehr empfehlenswert!

Aber an dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz besonders bei Mireike und Oliver bedanken: Eure sehr liebenswürdige und zuvorkommende Art, Eure Freundlichkeit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft sucht zweifellos seinesgleichen. Weiter so! Sollten wir mal in der Nähe sein, werden wir vorbeikommen, so viel steht fest!

Von allen drei Standorten aus haben wir dann Tagestouren in die Umgebung unternommen. Insgesamt sind wir gut 1.920 km gefahren.
 

Fotos






Unsere Routen
Fazit der Reise:
  • Die Jahreszeit ist auch für diese Region genau richtig. Schnee gibt es nur noch ganz oben auf den Bergen, und die "richtige" Sommerzeit mit vielen Urlaubern hat noch nicht begonnen!
  • Die Menschen: Aufgrund der großen Einsamkeit dieser Gegend hatten wir diesmal - anders als sonst - kaum Kontakt zu Einheimischen! Wir haben zwar andere Touristen getroffen, sogar aus Kanada, aber die typischen "Begegnungen" in den Bergdörfern, wie wir sie aus Korsika, Sardinien oder Sizilien kennen, haben wir ein wenig vermisst.
  • Die Natur: Schon gleich am ersten Tag hat uns das Hochgebirge des "Canigou", der heilige Berg der Katalanen, in seinen Bann gezogen. Und nur 50 km entfernt befindet sich eine wunderschöne Mittelmeerküste. Drei riesige Nationalparks spenden ein wahrhaft vollendetes Naturerlebnis. Unglaublich bizarre Schluchten, Täler und Berge sorgen für grandiose Ausflüge und Ausblicke. Die hochalpinen Gegenden sind denen in den Alpen sehr ähnlich. Aber die Vortäler, die Klamme, die Täler entlang der winzigen Flüsse und Bäche sind deutlich höher zerklüftet.
  • Kultur: Es fängt schon mit über 30.000 Jahre alten prähistorischen Wandmalereien an, geht weiter über zahlreiche Burgen, Schlösser und Türme aus der Zeit der Kreuzzüge und der spanischen Inquisition. Kulturfreunde finden eine Vielzahl von Festungen und Klöstern, deren  Besuch allesamt lohnenswert ist. Noch einmal erwähnt sei der Jakobsweg und die Region Navarra sowie das Baskenland mit dem heiligen Berg der Basken: "La Rhune".  Bei den Basken muss man übrigens unbedingt eine der kleinen Bars besuchen, in denen man "Tapas" bekommt. Und last but not least auch noch das "schönste Dorf Frankreichs" (Mireike): Collioure.
  • Die Straßen: Sind die Pyrenäen eine Motorradregion?
    - Die Antwort heißt "Ja, ja und noch einmal ja!!!"
    - Alle drei Regionen sind ein absolutes Motorrad-Eldorado
    .
    - Die Straßenoberflächen in F sind zwar nicht immer gut. Aber in Spanien muss man schlechte Straßen fast schon suchen!
    - Die Berge auf spanischer Seite liefern eine Straßenqualität, die erahnen lässt, wohin die EU-Milliarden geflossen sind.
    - Wer Pässe fahren will, kommt am Tourmalet, Aspin, Aubisque usw. auf seine Kosten
    - Sowohl der östliche als auch der westliche Teil, besonders aber die Zentralpyrenäen sind extrem empfehlenswert.
    - Die besten Kurvenstrecken sind die vielen, vielen spanischen Seitentäler auf Höhen unter 2.000 m.
    - DAS BESTE ABER IST: Es gibt keinen Verkehr! Das ist das wahrhaft herausragende an den Pyrenäen!
  • Kosten:
    - In Frankreich ist alles teurer als in Spanien.
    - Hotelkosten: Siehe Links weiter oben.
    - Das Benzin ist in E billiger und kostet um 1,16 €, in F mit 1,35 € etwa so viel wie bei uns.
    - In Spanien ist ein Kaffee oder Cappuccino noch unter 2€ zu haben.
  • Andorra kann man getrost links liegen lassen, es sei denn, man will shoppen! Außerdem regnet's dort fast immer - zumindest auf dem Pass! Wir haben Motorradfahrer getroffen, die drei "Andorra-Versuche" gestartet hatten und dreimal komplett durchnässt wurden. Wir haben es daher mit dem Bike erst gar nicht probiert, sind aber mit dem Auto einmal hindurch gefahren.

  

Planung und Karten

Wie sonst auch plane ich unsere Touren vor allem mit Hilfe der ADAC-Karte. Danach haben wir auch unsere 3 Hotel-Standorte ausgesucht. Aber ein guter Reiseführer ist trotzdem unentbehrlich. Damit wir auch ja nichts verpassen, habe ich mir auch gleich zwei Motorrad-Reiseführer besorgt.

  • Die ADAC-Karte "Pyrenäen": Zur Übersicht und Planung ist sie kaum zu toppen. Allerdings um die eine oder andere kleine Kurvenstrecke zu finden, braucht es schon eine weitere Detailkarte.
  • Motorrad-Reiseführer von Dirk Schäfer, Rukka-Verlag
  • Motorradtouren Pyrenäen von Markus Golletz, Bruckmann-Verlag
  • Und last but not least die sehr guten Vorschläge von "Kalle" (dem Spanier): www.moto-aventura.com

 

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