Cinque Terre 1(6)

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Die Cinque Terre: Vom 1. bis 05.09.2006

Auf unserer Roadster-Reise 2005 in die Toskana haben wir auf dem Heimweg ein landschaftliches Kleinod entdeckt, das seinesgleichen sucht. Sofort bei den ersten Blicken ist uns klar: Dieses wunderschöne Fleckchen Erde, von dem wir in 2005 kaum etwas gesehen haben und das es wert ist, in einem Atemzug mit der Amalfi-Küste genannt zu werden, schauen wir uns bei nächster Gelegenheit einmal genauer an. Diese Gelegenheit ist nun, im Herbst 2006, gekommen. Die meisten Touristen dürften wieder zu Hause sein, das Wetter verspricht eine Woche lang uneingeschränkten Sonnenschein (stimmte bis auf ein paar Wolken am Morgen auch!). Was liegt also näher, als diesen Plan nun auch umzusetzen?
 
 

Das Gebiet der Cinque Terre

Die Region der "5 Orte" oder auch "5 Ländereien" erstreckt sich längs des Küstenabschnitts der ligurischen Riviera zwischen Levanto im Norden und La Spezia im Süden.  Es stellt eine einzigartige Landschaft innerhalb der Sehenswürdigkeiten Italiens dar. Und von denen haben wir schon viele gesehen! Sie ist von einer wilden, rauen, aber auch romantischen Schönheit, deren Zauber nur zu Fuß zu verstehen ist. In vielen Jahrhunderten haben die Einwohner dieser Dörfer mit ihrer Anwesenheit und ihrem Wirken diese Landschaft geformt und gestaltet.
 

Ergänzung von 2011: Cinque Terre zum Wandern

Im März 2011 waren wir wieder einmal hier. Unserer neuen Leidenschaft folgend haben wir viele kleine Videos gedreht. Zwei dieser Tagesausflüge haben wir hier dokumentiert:

  • Riomaggiore nach Portovenere
  • Riomaggiore nach Corniglia

Zwei Filme:
Von Riomaggiore nach

Portovenere                  Corniglia

Die Region

umfasst (von Norden nach Süden) die Dörfer Monterosso (al Mare), Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Vier von Ihnen haben direkten Zugang zum Meer - eines (das mittlere) ist so hoch auf einem Felsen gebaut, dass kein Schiff es direkt anfahren kann. Das kristallklare Wasser des Meeres umspült die beeindruckenden Klippen der felsigen, steil abfallenden Küste. Im Frühjahr belebt die mediterrane Macchia den Sandstein mit sanften Farben. Die Luft ist wie auf Korsika oder Sardinien angereichert von dem herzhaften Duft des Rosmarins, der Myrte, des Lavendels und des Lorbeers. Im Herbst ist davon vieles zwar schon verblüht, aber der Zauber bleibt.
 

Karte 1

Die Cinque Terre im Profil

Kilometerlange Trockenmauern durchziehen die Weinberge des berühmten "Sciacchetrà" und führen die Gebirgshänge aufwärts, deren Anhöhen mit Kastanien und anderen typischen Bäumen der Mittelmeerregionen Italiens bedeckt sind. Längs der Küste entfalten sich malerische Dörfer, oft in scheinbar unmöglichen Stellungen verschanzt. Sie sind voller Häuser, die sich eng aneinander schmiegen und den Blick auf ungeahnte Kunstdenkmäler freigeben. Auf diesem (zusammengesetzten) Bild erhält man eine kleine Vorstellung davon, wie sich die 5 Dörfer auf einer Luftlinie von knapp 10 km verteilen.
 

Karte 2

 

Die Cinque Terre - ein Überblick

Obwohl diese kleinen Dörfchen viel besuchte Touristenziele geworden sind, ist es ihnen gelungen, ihren einfachen und ursprünglichen Charakter zu bewahren. Die Mühen und die Hartnäckigkeit der einheimischen Bevölkerung, die seit Jahrhunderten mit diesen ebenso eindrucksvollen wie auch schwierigen landschaftlichen Gegebenheiten leben mussten, lassen sich noch heute ablesen.

Und so liegt die Anziehungskraft der Cinque Terre nicht in Ihren Steinstränden, die zum Baden eher ungeeignet sind (erst recht mit Kindern), sondern in ihrer Fähigkeit, so zu sein, wie sie seit jeher waren, ohne sich den Gesetzen des modernen Tourismus zu unterwerfen, ohne ihre "Seele" zu verkaufen und ohne zu versuchen, ihre wilde Schönheit zu zähmen, um noch mehr Besucher anzulocken, die dann über gestylte DIN-Normstufen in Abendgarderobe laufen könnten. Das alles ist nicht passiert. Vielmehr soll alles in das Werk zur Bewahrung und zum Schutz ihres natürlichen, historischen und kulturellen Schatzes einbezogen werden. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen und dieses kleine Paradies ehrfürchtig und mit viel Schweiß und Spaß zu Fuß erlaufen. Die 3.680 Hektar große Fläche des Landstrichs der Cinque Terre wurde 1999 dank eines Dekrets des Staatspräsidenten zum Nationalpark erklärt. Dieses folgt und vervollständigt die bereits zwei Jahre zuvor vom Umweltminister erlassene Verfügung, mit der das Meeresreservat der Cinque Terre eingerichtet wurde. Den außergewöhnlichen Charakter des Gebietes belegt auch die Tatsache, dass die Region Cinque Terre schon den Römern bekannt war und seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Die Römer zogen die Dörfer jedoch wegen der Rauheit des Geländes für die Entwicklung ihrer Wege und ihrer Handelsbeziehungen nicht in Betracht, sondern überließen sie ganz im Gegenteil ihrem Schicksal. Beim Bau der Via Aurelia (einer Römerstraße, die erst von Rom bis Pisa, später dann über 962 Kilometer genau hier vorbei bis ins französische Arles führt) wurden die Dörfer schlicht links liegen gelassen. Der Verlauf der Via Aurelia in Italien wird übrigens noch heute durch die Staatsstraße 1 (SS 1) nachgebildet, die auch den Namen "Aurelia" trägt. Zweifellos aus diesem Grund verbleiben von den frühesten Siedlungen der Cinque Terre keine Spuren. Erst ab dem 12. Jahrhundert, als die häufigen Überfälle der Sarazenenpiraten abnahmen, bildeten sich regelrechte Dörfer. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte an die 10.000 Kilometer Trockenmauern (zum Vergleich: Die Chinesische Mauer ist 6.350 km lang) und Tausende von steilen Treppenstufen, die atemberaubende Terrassen begrenzen und miteinander verbinden und auch heute noch die Küstenlandschaft in diesem Abschnitt kennzeichnen. Die in mühsamer Arbeit dem Gebirge abgerungenen Böden waren ausschließlich für die landwirtschaftliche Nutzung bestimmt. Hand in Hand mit der Landwirtschaft entwickelten sich die Ortschaften, anfangs noch kleine Dörfer, die an unwegsamen Plätzen längs der Küste oder im Hinterland gebaut wurden, doch allmählich anwuchsen.

Der Bau der Eisenbahnlinie im Jahre 1874 bewirkte auf der einen Seite eine sanfte Aufhebung der Isolation der Ortschaften der Cinque Terre! Er erleichterte den Kontakt mit der übrigen Region und spornte auch den Tourismus an. Auf der anderen Seite machte er aber auch eine Abwanderung zu den Arbeitsgebieten von La Spezia, dem nahen Piemont und der Lombardei leichter, was zu einer gefährlichen Entvölkerung der Region und einer erneuten Isolierung der verarmten Küstenorte beitrug, im Gegensatz zu den immer reicher werdenden Ortschaften im Hinterland.
 

Die Entvölkerung einerseits und die Zunahme des Tourismus andererseits bedrohten aus verschiedenen Gründen gewaltig das Gleichgewicht, welches das Überleben dieses Gebietes seit Jahrhunderten ermöglicht hatte. Die Behörden des Parks mussten deshalb zuerst das Problem der katastrophalen Situation der Landschaft in Angriff nehmen, die durch das Abrutschen der Trockenmauern verursacht worden war. Ihre Erhaltung war nicht mehr gewährleistet, weil viele junge Leute die traditionellen landwirtschaftlichen Tätigkeiten aufgegeben hatten - eine Entwicklung, wie sie in ganz Europa auszumachen ist.

Dann galt es, auch das unkontrollierte Bauen zu vermeiden, das bereits mehrere andere Touristenorte der Umgebung und Italiens mit einer Zementlawine überrollt hatte. Bei der Durchführung des Projektes stützte man sich auf die Arbeit freiwilliger Helfer. Ferner leitete man eine strenge und nicht leicht durchzuführende Politik zum Schutze des Gebietes ein. Dazu gehörte unter anderem das Autoverbot in den hiesigen Ortschaften (mit Ausnahme von Monterosso, wo das Auto teilweise erlaubt ist) zugunsten des Zuges, der Boote oder der zahlreichen beschilderten Pfade, die längs der Küste die verschiedenen Orte miteinander verbinden. Diese Maßnahmen waren recht erfolgreich und garantieren auch weiterhin das Bestehen dieser einzigartigen Oase, wo Natur und Mensch noch heute miteinander verwoben sind. Gleichzeitig wird den Besuchern die Möglichkeit gegeben, dieses Areal in ihrer ganzen Ursprünglichkeit zu bewundern.
 

Planungsunterlagen

Keine! Für diese 5 Orte braucht man keine große Planung. In welcher Reihenfolge man sie besucht, ist ziemlich nebensächlich. Aber wie gesagt: Es geht nur zu Fuß! Man kann zwar mit dem Auto von der Via Aurelia kommend jeweils eine Sackgasse hinunter zum jeweiligen Dorf fahren, aber die Straße endet an einer Schranke oder einem Parkplatz-Guide, der einem schnell die Ausweglosigkeit seines Vorhabens erklärt. Meist sieht man also vom Dorf nichts. Nur in Monterosso fährt man bis ganz in die Stadt (nicht Altstadt) - und findet dann ebenfalls keinen Parkplatz.

Wir sind also zuerst von Süden (Riomaggiore) über Manarola zum mittleren Städtchen (Corniglia) gewandert. Diese Wege sind auch als "Sonntagnachmittagsspaziergang" geeignet und wenig herausfordernd. Wir haben gedacht, die beiden anderen Wege wären vom selben Schwierigkeitsgrad - aber weit gefehlt! Nicht nur, dass es doppelt so weit ist (das wussten wir ja!), es ist auch um Größenordnungen schwieriger, anspruchsvoller und anstrengender, von Norden (Monterosso) über Vernazza nach Corniglia zu wandern. Das ist fast "Trekking" - und man fragt sich, wofür man auf diesen "Wegen" drei Euro pro Person bezahlt. Aber soviel sei gesagt: Die 3 € lohnen sich.

Aber auch jede andere Reihenfolge ist möglich und reizvoll. Das einzig sinnvolle Auswahlkriterium ist die Tageszeit und damit die Richtung der Sonneneinstrahlung. Es fotografiert sich nämlich viel besser mit der Sonne im Rücken. Abends bzw. morgens fährt man dann mit dem Zug für 1,80 € pro Person zum Hotel oder Auto zurück. Ich habe dieses Mal meinen kleinen Bericht nicht chronologisch (wie sonst), sondern thematisch geordnet. Ich habe also alle Bilder, die ein bestimmtes Dorf zeigen, zusammengefasst. Das erklärt die unterschiedlich blauen Himmel - denn an 2 Tagen war es vormittags bedeckt, und erst am frühen Nachmittag kam die Sonne heraus. Und am letzten Tag haben wir für 10,50 € pro Person in Riomaggiore ein kleines Schiff bestiegen und sind die gesamte Küste bis Monterosso (und wieder zurück) auf dem Wasser gefahren - traumhaft.

Sollte mich jemand fragen, welches das schönste der Dörfer ist, fällt die Antwort sehr schwer. Aber legt man Kriterien an wie Autofreiheit, Nähe zum Meer, Strand, dörfliche Gemütlichkeit, Felsen und Meer sowie etwas Platz zum Spazierengehen, dann heißt die Reihenfolge der Attraktivität wohl: Vernazza, Manarola, Riomaggiore, Corniglia, Monterosso. Am besten, man macht sich seinen eigenen Eindruck. Und dazu sollen die folgenden 5 Seiten mit Bildern helfen.
 

 

  

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