Mit der Felicitas auf der kroatischen Adria 8(8)

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  Ich hatte es weiter oben schon angedeutet: Ein älteres Boot und dann noch von privat zu chartern, ist zwar erheblich billiger, kann aber auch für "Überraschungen" sorgen. Als wir auf der Heimreise wieder in Zadar vorbeikamen, fängt die Bb-Maschine plötzlich an, laut zu knallen und zu poltern. Schnell ist klar, dass da "richtig was kaputt" ist. So können wir zum ersten Mal von einer Doppelmotorisierung profitieren, denn mit der Stb-Maschine lässt sich sicher (allerdings nur langsam) der nächste Hafen erreichen.

Insgeheim bin ich froh, dass es in der Nähe einer größeren Stadt passierte und nicht irgendwo "da draußen". Wie auch immer, es kostet eine Menge Geld (incl. Bestechungsgeld an die Mechaniker und Kranführer, die sonst keinen Finger krumm gemacht hätten) und 3 Tage Aufenthalt, bis wir die Felicitas wieder zu Wasser lassen konnten.

Der einzige Trost ist: Es hat in diesen drei Tagen in der Region von der Südspitze Istriens bis Rijeka extrem schlechtes Wetter in Form einer Orkans gegeben. Mit Windstärken von 10-12 blies sich zwei Tage lang die Bora die "Lungen aus dem Hals". Wir haben später von einigen Booten gehört, die auf dem Kvarner in Seenot geraten sind.

Nach drei Tagen Wetterbericht hören und -karten studieren, machen wir uns wieder auf den Weg. Da wir 2-3 Tage "verloren" haben, sind wir zügig weitergefahren, denn wir haben ja noch eine lange Wegstrecke vor uns. Leider hat sich das Wasser auf dem Kvarner noch nicht wieder beruhigt, obwohl der Sturm schon 3 Tage zurück lag. Die Wellen sind also noch ganz schön hoch, aber man kann sie noch in Gleitfahrt abreiten, kein Vergleich also mit unserer Fehmarn-Belt-Erfahrung.

Pech: Ein gebrochener Kardan im Bb-Z-Drive

 
 
 
  Ohne größere Pausen erreichen wir zum letztmaligen Tanken Rovinj. Der Name des alten Kutters "Laboe" erinnerte schon vorsichtig daran, dass sich unser Urlaub dem Ende zuneigt.
Nochmals Rovinj 

 
 
 
  Allerdings nicht, ohne dem schönen Pula einen Besuch abzustatten. Wie man im Ort an dem "Kolosseum"  leicht sieht, haben auch hier die Römer ihre Spuren hinterlassen.
Nach Pula kommen noch zwei kurze Stops, einer in Rovinj und einer in Porec, bevor wir wieder in Umag, unserem Ausklarierungs-Hafen sind. Da auf der Adria immer noch ziemlich viel Wind ist, können wir abends nicht mehr nach Lignano zurück. Selbst spät abends lässt der Wind kaum nach.

Unsere letzte Chance, pünktlich wieder in der Heimatmarina zu sein, ist der (sehr) frühe Morgen. Wir nutzen dabei den bekannten Effekt aus, dass über Tag der Wind aufgrund der Wärmespeicherung des Wassers vornehmlich von der See zum Land und des nachts umgekehrt vom Land zur See weht. In der Phase des Umkehrens der Windrichtung herrscht dann nämlich fast Windstille.

Also den Wecker auf 4 Uhr gestellt und in knapp einer Stunde in flotter Gleitfahrt die Route zurück von Istrien nach Italien gefahren. Die Rechnung ging perfekt auf. Ohne nennenswerten Wellengang bis in die Lagune von Lignano.

Diese Reise ist die bisher längste auf dem Wasser: 523 Seemeilen in 48,5 Betriebsstunden. Daran sieht man, dass wir auch sehr oft nur "getuckert" sind.

Bleibt noch anzumerken, dass wir alle Kosten der Reparatur (incl. einer kleinen Entschädigung in Form eines Abendessens) vom Eigner zurückerstattet bekommen, er sich insofern also ganz vernünftig verhalten hat. Allerdings behauptet er, einen meiner Euroschecks für die Kaution des Bootes zu Hause "vergessen" zu haben. Das ist ein fieser Trick, denn den Betrag habe ich nie wieder gesehen. Tja, man lernt nicht aus.

Trotz der mitunter flotten Fahrweise sind noch halbwegs akzeptable Verbrauchswerte von

  •   2,6   Liter pro Seemeile oder
  • 27,9   Liter pro Stunde

herausgekommen. Ein großer Trost dabei ist: In Kroatien kostet der Liter Diesel nur ca. 80 Pfennige (1998).

Auch das ist sicher ein Grund dafür, dass wir hier nicht das letzte Mal gewesen sind.

 

  Quelle der Luftbilder: Küstenhandbuch Kroatien, Edition Maritim
 
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