Mit der Felicitas auf der kroatischen Adria 1(8)

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Nr. 8 (1998) Wir hatten lange nach einer halbwegs preiswerten Yacht gesucht. Dieses Revier ist leider nicht gerade billig. Schließlich haben wir uns für eine (private, weil deutlich billiger!) Fairline Targa entschieden. Erstens ein gutes Boot, nach allem, was man so lesen kann und zweitens: Eine Fairline hatten wir noch nie.

Die Daten hören sich ganz gut an:

  • Länge: 11,15 m
  • Breite:    3,48 m
  • Tiefgang: 1,00 m
  • Motorisierung: 2 x 6 Zylinder Volvo Penta Diesel mit je 200 PS mit Duoprop-Antrieb

Die Targa ist (wie die 330er Sealine) ein echtes Gleitboot. Sie ist zwar nicht ganz so modern motorisiert wie die Sealine. Das konnte man z.B. schnell daran merken, dass sie immer etwas Probleme hatte, in Gleitfahrt überzugehen. Da fehlen halt ein paar PS. Aber wenn sie mal in Gleitfahrt ist, geht sie ganz schön ab. Sowohl das Log als auch die Geschwindigkeitsmessung per GPS zeigen Werte bis zu 35 Knoten (zur Erinnerung: Das sind knapp 65 km/h). Das Boot hat allerdings auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, was sich auch noch bemerkbar machen sollte.

Und es gibt noch ein Novum: Im Mittelmeer waren wir auch noch nie. Deshalb habe ich viel Literatur "gewälzt", um ja keine Überraschungen zu erleben. Die Überraschung kam dann trotzdem und natürlich ganz anders als erwartet, aber immerhin nichts gefährliches und nicht, weil wir schlecht vorbereitet waren. Aber dazu später. Und ich bin heilfroh, in diesem Revier nicht nur ein paar theoretische Kenntnisse aus dem Führerscheinausbildung zu haben, sondern bereits eine ganze Menge Erfahrung.

Unser Adria-Törn beginnt in Lignano in Italien, das ist "ganz oben" in der Adria in einer traumhaften Lagune, ähnlich der von Venedig. Dann an der Küste Istriens entlang, über den Kvarner (der extrem gefährlich ist bei starkem Wind oder gar Sturm) und dann in die unübertroffene Inselwelt der Kornaten.

 
 
Heimat-Liegeplatz in Lignano (Italien),

das 4. Boot v.l. ist die Felicitas

 
 
 
  Noch etwas ungeübt beim Ablesen der GPS-Daten haben wir fast den Hafeneingang der Stadt Umag verpasst, die für uns "Port of Entry" war. Es ist absolute Pflicht für jedes von See anreisende Boot aus dem Ausland, unverzüglich einen solchen Zollhafen anzulaufen. Achtung: Nicht jeder Hafen ist ein Zollhafen. Und vor dem Verlassen von Kroatien muss natürlich auch wieder ausklariert werden.

Für diese erste Etappe (fast) quer über die Adria haben wir bei Marschfahrt von 25 kn etwa 90 Minuten benötigt. Bei Super-Wetter und sanfter Dünung.

 
  Das nächste Etappenziel hieß Rovinj. Schon von weitem können wir die goldene Figur auf der Kirchturmspitze (die Euphemia) erkennen. Hier gibt es einen alten Stadthafen, in dem man aber wohl nie einen Platz bekommt. Wir haben uns deshalb lieber gleich in die ACI-Marina gegenüber der Stadt begeben.

Hier machen wir das erste Mal Bekanntschaft mit einer hier überall üblichen, aber uns noch völlig neuen Anlegemethode. Natürlich wussten wir von Freunden theoretisch, wie das geht, aber die Praxis ist eben immer etwas anderes.

Jedenfalls gehen alle Boote achteraus an den Steg und machen mit je einer Achterleine an Stb und Bb fest. Es gibt aber keine "Boxen" mit Dalben, in die man hineinfährt, sondern nur eine sogenannte Muringleine, die vom Steg in Kiellinie (also senkrecht zum Steg) gezogen etwa 15 Meter schräg ins Wasser hinab bis auf den Grund verläuft. Dort ist diese Leine meist an einem großen Betonklotz am Meeresgrund vertäut. Diese Leine muss sich ein Crewmitglied achtern mit dem Bootshaken "angeln", dann die Leine aus dem Wasser ziehen und vorsichtig nach vorn manövrieren, ohne die Leine vom Haken zu verlieren. Schließlich macht man das Bug an Stb oder Bb mit einem Kopfschlag fest. Insbesondere bei Wind muss alles sehr schnell gehen, sonst liegt das Boot plötzlich längs am Steg. Aber oftmals hat man Glück und einer der Marineros hilft dabei, die Muringleine zu "fischen".

 
  

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