RT-Tour de France Alpes 2(4)

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Freitag, 19.07.02: Genfer See bis Val d'Isère

Unsere Tour beginnt früh morgens um 7 Uhr in einem kleinen Ort in der Nähe des Genfer Sees: St. Cergues. Wir haben hier in einem "F1-Hotel" übernachtet. Es ist zwar sehr preiswert, wir haben ganze 29 € (incl. Frühstück) für die Übernachtung bezahlt, aber der Komfort hält sich doch sehr stark in Grenzen, es gibt zwar ein Waschbecken im Zimmer, aber keine Dusche oder Toilette. Dafür aber einen Fernseher; eine eigenartige Priorisierung...

Wir fahren zunächst in nördlicher Richtung an den Genfer See. Leider sieht man nur an ganz wenigen Stellen etwas von diesem ansonsten phantastischen See. Die Strecke von Genf bis Thonon-les-Bains kann man sich also getrost sparen: Viel Verkehr und ziemlich langweilig.

Richtig gut wird es erst auf der "Route des Grandes Alpes" (ab Thonon-les-Bains), der wir noch oft begegnen sollten. Es geht direkt an einem kleinen Flüsschen entlang und langsam, aber stetig bergan. Die Strecke über die beiden Pässe (1237 m und 1369 m) ist klasse und flott zu fahren. Bereits hier geht es durch viel Wald und durch einige enge Felsschluchten.

Gegen 13 Uhr und nach 224 km sind wir bereits am Fuße des kleinen St. Bernhard. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und einer persönlichen Beziehung zu diesem Namen habe ich zum kleinen und großen St. Bernhard noch ein paar Informationen zusammengetragen.

Diese Strecke ist der erste "richtige" Pass und führt uns auf knapp 2200 m Höhe. Wir fahren bis nach La Thuile in Italien, essen dort und fahren anschließend wieder zurück. Für die gesamte Strecke hin und zurück muss man 86 km und etwa 2 Stunden rechnen.

Um 18 Uhr und nach insgesamt 338 km sind wir in Val d'Isère auf 1850 m Höhe. "Spartanisch, aber dafür teuer", könnte das Motto für das Zimmer hier lauten: 70 € für allenfalls mittlere Qualität. Aber dafür sind wir halt im mondänen Val d'Isère am Fuße des Col de l'Iseran.

Samstag, 20.07.02: Iseran, Galibier, Izoard, Gd. Canyon du Verdon

Unter anderem diese drei Spitzenpässe stehen heute auf dem Programm. Als wir losfahren, zeigt das Thermometer ganze 3 Grad. Als erstes fahren wir nach Tignes, das ein paar km entfernt auf 2100 m liegt. Dort stellen wir verblüfft fest, dass hier die Leute tatsächlich Ski fahren.

Um 9 Uhr erreichen wir nach ganzen 50 km (incl. des Tignes-Abstechers von 20 km) die Passhöhe des Iseran. Absolut hochalpin und kaum noch Grün zu sehen. Ein paar Murmeltiere schrecken wir auf. Neugierig schauen Sie uns an und sind schon wieder verschwunden. Die Straße hinauf ist klasse zu fahren, während die andere Seite mit Split und Teer ausgebessert wurde.

Schon nach kurzer Zeit "wimmelt" es hier von Motorradfahrern: Östereichern, die die französischen Alpen "viel schöner" als ihre eigenen finden und auf dem Weg in die Pyrenäen sind. Chopperfahrer, die sich darum reißen, ihre Bikes vor dem Iseran-Schild abzulichten. So manche schöne Geschichte hören wir hier.

Bis uns die Kälte (8 Grad) langsam an den Beinen hochsteigt und wir weiterfahren. In Lanslebourg fahren wir abseits unserer Route noch den Col du Mont Cenis bis zum See hinauf, kehren aber nach einer kurzen Pause zurück auf unsere Route. Die Strecke bis Modane ist eine breite, übersichtliche, aber dennoch kurvige Strecke, wo wir mal "richtig Gas" geben. Die Schlucht, durch die es hier geht, nehmen wir deshalb gar nicht richtig wahr. Nur an einem alten Fort riskieren wir einen Blick in die Schlucht und das alte Bauwerk.
 


Um 11:30 Uhr und nach 145 km erreichen wir St. Michel, quasi den "Fusspunkt" des Galibier. Achtung: Wer von Modane kommt, muss nach einem Schild "Col de Telegraph" Ausschau halten. Der Galibier ist nur von der anderen Seite beschildert! Die Straße hinauf zum "Telegraph" ist eine Katastrophe: Viele dicke und breite Bitumenstreifen, die kaum eine vernünftige Linie möglich machen. Auch der Pass selbst ist eher uninteressant. Stünden dort keine Schilder, würde man ihn kaum wahrnehmen.

Ganz anders der Col du Galibier: Klasse Kurven in einer kargen Landschaft. Die Straße ist recht gut, es ist eng, teilweise sehr steil (bis zu 15%) und bietet eine grandiose Rundumsicht. Es hat sehr viel Spaß gemacht, hier flott hinauf zu fahren. Die südliche Seite des Galibier ist allerdings miserabel zu fahren. Sie ist frisch geschottert, dadurch extrem anstrengend. Ich kann gar nicht verstehen, dass sich die Fahrer der Tour de France eine solche Straße gefallen lassen. Da der Galibier ein Klassiker unter den Alpen-Etappen der Tour ist, hatte ich erwartet, dass diese Strecke tadellos in Ordnung ist - so kann man sich irren.

Die Passhöhe des Col d'Izoard erreichen wir nach 240 km um 14 Uhr. Sie ist nicht ganz so hoch, aber landschaftlich sehr reizvoll: Bis auf 2400 m grüne Wiesen und Bäume. Die Straße hat größtenteils eine gute Oberfläche, teilweise sogar mit Radweg.

"Fahrtechnisch" ist allerdings der Col de Vars der Höhepunkt des heutigen Tages: Eine Super-Oberfläche mit weiten sehr übersichtlichen Kurven. Kein Steinchen steht hier einer satten Schräglage entgegen. In Barcelonnette finden wir aufgrund eines Stadtfestes keine Zimmer mehr. Der Hotelier ist aber so nett und telefoniert ein paar Mal, bis er für uns etwas gefunden hat: Ein Ski-Hotel in "Le Sauze" hat noch 2 Zimmer frei. Hier enden gegen 18 Uhr unsere heutigen 330 km.

 

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