Washington und New York 1(5)

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USA 1999: Washington D.C. und New York City 

Im April und August 1999 war ich gleich zweimal aus beruflichen Gründen in den USA. Im Frühjahr war es ein internationaler Kongress in Washington D.C., im Hochsommer ein 10tägiges Seminar, das ich bei einem verbundenen Unternehmen moderieren musste oder durfte - beides trifft zu. Und an den Abenden habe ich mir in mehreren Anläufen die Hauptstadt angesehen. Das Wochenende SA/SO habe ich dazu genutzt, mir ein Auto zu leihen und nach New York zu fahren. Ich hatte auf beiden Reisen unterschiedliche Kameras dabei, daher die abweichende Bildqualität.
 

Washington D.C. - das Zentrum der Weltmacht USA

Die erste Hauptstadt nach der Ratifizierung der Verfassung 1787 war New York City. George Washington hat den Amtseid als erster Präsident der USA auf dem Balkon des alten Rathauses abgelegt. In 1791 wurde Philadelphia für zehn Jahre zur Hauptstadt gemacht, um sich dann nach einem permanenten Platz am Potomac River umzusehen. Präsident Washington wählte ein Gebiet, das sowohl Teile von Maryland als auch von Virginia umschloss. Zu jener Zeit bestand das Gebiet in erster Linie aus Wiesen- und Sumpfland. Es wurde geplant, dass der Kongress in der neuen Hauptstadt am ersten Montag im Dezember 1800 tagen sollte. Washington ist also eine geplante Hauptstadt. Am 11. Juni 1800 wurde Washington D.C. zur ständigen Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Sie gehört keinem Bundesstaat an, sondern hat als District of Columbia (D.C.) einen Sonderstatus. Dieser Name ist genau wie der Name Kolumbiens von Christoph Kolumbus abgeleitet.

WDC ist eine wirklich wunderschöne Stadt, nicht nur, weil sie von einem genialen französischen Planer Pierre L'Enfant geplant wurde, sondern auch, weil sich spätere Generationen an genau diesen Plan hielten.
  

Karte WDC

Stadtbild

WDC ist in vier Distrikte eingeteilt: Northwest (NW), Southwest (SW), Northeast (NE) und Southeast (SE). Die Straßen sind alle gerade angelegt und durchnummeriert, die rechtwinklig dazu verlaufenden Straßen alphabetisch geordnet, so dass die Orientierung sehr leicht fällt. Das Kapitol befindet sich an den Grenzen der vier Distrikte. 

Die bekanntesten Gebäude sind das Weiße Haus, das Kapitol und das (außerhalb der eigentlichen Stadt gelegene) Pentagon. Es gibt in Washington keine Hochhäuser. Dies liegt daran, dass kein Gebäude höher sein darf als das Kapitol. Drei Gebäude verletzen dieses Gesetz jedoch: das Washington Monument, der Turm des Old Post Office und die National Cathedral. Der Grund hierfür liegt darin, dass diese Gebäude fertiggestellt wurden, bevor das Gesetz Anfang des 20. Jahrhunderts verabschiedet wurde.

Der nächste Flughafen ist Ronald Reagan Washington National Airport; er liegt am rechten (westlichen) Ufer des Potomac River in Virginia. Dieser Flughafen dient nur zu inländischen Flügen und solchen nach Kanada. Washington Dulles International Airport liegt 45 km westlich von der Stadt in Virginia.
 

WDC

Besondere Sehenswürdigkeiten

Ich habe einen großen Spaziergang (rund um die Mall) und mehrere kleine (Pentagon und Arlington) gemacht. Hier stelle ich nun nur die vor, bei denen ich intensiver gewesen bin und mir einen persönlichen Eindruck verschaffen konnte:

 

Das Weiße Haus

ist der Wohnsitz und Arbeitsplatz des US-Präsidenten. Die Lage des Hauses wurde von George Washington persönlich sowie dem Stadtplaner L'Enfant ausgesucht. Der Grundstein wurde im Oktober 1792 gelegt. Das Weiße Haus wurde zum größten Teil aus niedersächsischem Sandstein (Schaumburg-Lippe) und kroatischem Marmor (Insel Brac) gebaut. Es gibt Gerüchte, dass sich unter dem Südrasen in 8-10 Stockwerken Tiefe ein Schutzbunker für den Präsidenten befindet. Damals - es war ja noch vor dem 11.September - gab es noch täglich Führungen durch das weiße Haus. Heute (2005) dürfen das nur noch US-Bürger, und zwar nach Voranmeldung über ihren Abgeordneten und mit 6 Monaten Anmeldefrist.

Man kennt das Bild vor allem aus den Nachrichtensendungen des Fernsehens, wenn sich die Journalisten vor den halbrunden Erker mit seinen 6 Säulen hinstellen und die Weltpolitik kommentieren. Der Anblick ist schon faszinierend, wenn man sich klarmacht, dass hier das Machtzentrum der Welt steht. Was mich sehr überraschte, war die Größe - besser gesagt: Die Kleinheit - des weißen Hauses. Es ist nämlich nicht besonders groß! Der Vizepräsident bewohnt ein Haus, das mehr als dreimal so groß ist. Es steht auch ganz in der Nähe, und ich hätte es nicht wahrgenommen, wenn mich der Taxifahrer nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
 

Das Weiße Haus

Lincoln Memorial

Die 36 Säulen des von griechischem Stil geprägten Monuments aus weißem Marmor symbolisieren die 36 Staaten, welche zur Amtszeit Lincolns die USA bildeten. Innen befindet sich eine 5,80 m hohe Statue des sitzenden Lincoln. An der Nordseite ist Lincolns Antrittsrede in Stein gehauen, an der südlichen die berühmte Gettysburg-Rede. Der Anlass der "Gettysburg Adress" war die Einweihung des Soldatenfriedhofs, die am 19. November 1863, mitten im noch andauernden Bürgerkrieg, auf dem Schlachtfeld von Gettysburg in Pennsylvania stattfand. In dieser entscheidenden Schlacht des Amerikanischen Bürgerkriegs waren dort vom 1.-3. Juli des selben Jahres rund 40.000 Soldaten der Nord- und der Südstaaten gefallen. In seiner nur zweieinhalb Minuten dauernden Ansprache legte Lincoln in denkbar knapper und präziser Form die Gründe des Konflikts dar.

Mit dem Demokratieverständnis, das Lincoln in dieser Rede zum Ausdruck brachte, identifizieren sich die USA bis heute. Amerikanische Schüler lernen die Rede auswendig, und sie bildet – wie die Unabhängigkeitserklärung, die Lincoln eingangs zitierte - einen festen Bestandteil des kollektiven historischen Gedächtnisses der Menschen in den Vereinigten Staaten. Kein anderer Präsident der USA hat in ähnlicher Weise durch Worte überzeugen können wie er - Lincoln war ein begnadeter Redner.
 

Lincoln Memorial

Die National Mall

Bei einer Länge von ca. 4 km und einer Breite von ca. 91 Metern, ist es schon eher ein Park, beginnend mit dem Lincoln Memorial und am Kapitol endend. Das von vielen Bildern bekannte Washington Monument markiert einen der markantesten Punkte der National Mall. In dem Park sind viele Attraktionen und Symbole der USA vertreten, so zum Beispiel:

  • Washington Monument
  • Korean Veterans Memorial
  • Vietnam Veterans Memorial
  • Vietnam Women's Memorial
  • Constitution Garden
  • US Botanic Garden

Ferner sind diverse Museen an der langen Parkallee vertreten, allein 9 der insgesamt 14 Smithsonian Museen sind hier. Darunter das National Air and Space Museum und die National Gallerie. "The Mall" - wie dieser Park in den USA genannt wird - ist ein beliebter Zielort für Klassenausflüge, die noch junge Geschichte der USA, kann hier in anschaulicher Weise vermittelt werden.

 

Das Washington Monument ist ein weißer Marmor-Obelisk, der sich genau auf der Verbindungsgeraden zwischen dem Capitol State Building und dem Lincoln Memorial befindet (siehe Karte). Dieses Denkmal wurde zu Ehren des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, George Washington, errichtet.

Das Monument wurde von Robert Mills entworfen. Von der Grundsteinlegung am 4. Juli 1848 dauerte die Bauphase bis zum 21. Februar 1885. Am 9. Oktober 1888 wurde das Denkmal der Öffentlichkeit freigegeben. Das Monument ist 169 Meter hoch. Die Spitze bildet eine Kappe aus massivem Aluminium.
  

Washington Monument

Jefferson Memorial

Im Jahr 1930, auf Anregung des damaligen Präsidenten Franklin Roosevelt, begannen Gespräche, für Thomas Jefferson, dem dritten Präsidenten und dem Vater der Verfassung, ein Monument zu bauen. Es gab bereits das Lincoln Memorial zum Gedenken an Abraham Lincoln und das Washington Monument zu Ehren George Washingtons. Ausgehend von der Initiative, genehmigte der Kongress im Jahr 1934 den Vorstoß. Der Architekt John Russell Pope (1874 - 1937), bereits Gestalter des Westflügels der National Gallery of Art bekam den Auftrag, das Denkmal zu planen. Grundsteinlegung war 1939 und es wurde offiziell im Jahr 1943 eröffnet. Der Stil wurde oft kritisiert; es war vielen Menschen nicht genehm, im 20. Jahrhundert immer noch einen römischen bzw. griechischen Baustil für Denkmäler zu wählen.

Im Inneren steht eine ca. 6,5 Meter hohe und etwa 4,5 Tonnen schwere Bronzestatue von Thomas Jefferson, welche ca. 4 Jahre nach der Eröffnung hinzugefügt wurde. An den Wänden sind Auszüge aus verschiedenen Reden und Schriften Jeffersons eingraviert. Das gesamte Gebäude, am Flussufer des Potomac, wird umsäumt von japanischen Zierkirschen, ein Geschenk der Japaner an die USA im Jahr 1912. Das Monument hat nicht die Popularität, verglichen zu bereits erwähnten, aber ein Besuch lohnt sich, es ist ein wunderschöner Blick vom Jefferson Memorial hinüber über den Fluss zum Washington Monument und dem dahinter liegenden Weißen Haus.
 

Jefferson Memorial

National Air and Space Museum

Dieses Technikmuseum ist dem Smithsonian angegliedert. Damals (1999) war es das einzige seiner Art. Seit 2003 teilt es sich in 2 Hauptgebäude auf. Es beherbergt viele bekannte Exponate aus der Luft und Raumfahrt, etwa das Original-Flugzeug von Charles Lindbergh, die Spirit of St. Louis. Auch die Gelegenheit, einmal in seinem Leben einen 4 Milliarden Jahre alten Splitter echten Mondgesteins zu berühren, wird hier geboten. Da die räumliche Expansion an dieser exponierten Stelle nicht gegeben war, wurde der Entschluss zur Gründung des 2.ten Standortes gefasst.

Dieser neue Standort mit dem Namen Steven F. Udvar-Hazy Center wurde erst im Dezember 2003 eröffnet. Benannt ist das Gebäude nach Steven F. Udvar-Hazy, einem Mäzen des Museums und über die Firma ILFC der Luftfahrt stark verbunden und bekannt. Der neue Komplex liegt etwas westlich des Washington Dulles International Airport in Chantilly (Virginia) und bietet sehr viel größere Flächen und Gebäude.
 

Air+Space Museum

Capitol

Der Kongress setzt sich aus einem Oberhaus (Senat) und einem Unterhaus (Repräsentantenhaus) zusammen. Beide Häuser zusammen bilden die Legislative innerhalb der Gewaltenteilung. Der Senat besteht aus insgesamt 100 Senatoren, diese werden für 6 Jahre direkt gewählt. Alle zwei Jahre steht jeweils ein Drittel der Senatoren zur Wahl. Jeder Bundesstaat entsendet unabhängig von seiner Bevölkerungszahl 2 Senatoren.

Das Repräsentantenhaus hat ca. 435 direkt gewählte Abgeordnete. Die Anzahl der Repräsentanten, die jeder Bundesstaat entsendet, wird durch die jeweilige Bevölkerungszahl bestimmt. Auf ca. 1/2 Million Menschen kommt ein Repräsentant, wobei jedoch jeder Staat zumindest einen Repräsentanten stellt. Die Legislaturperiode beträgt 2 Jahre.
 

Das Capitol

Vietnam Veterans Memorial

Es ist vielleicht nicht das am häufigsten gezeigte, aber das am meisten bewegende aller Denkmäler in WDC - wenigstens für mich. Dieses Mahnmal ist eine Mauer aus schwarzem Granit, in welche die Namen der in Vietnam getöteten oder vermissten 58.209 Soldaten gemeißelt wurden. Die Wände des Denkmals sind 75 Meter lang und bis zu 3 Meter hoch.

Die Wand der Namen beginnt in ca. 50 cm über dem Erdboden, wächst dann an bis auf über 3 Meter, um dann wieder kleiner zu werden und zu enden. Die Namen vermisster Soldaten wurden mit einem Kreuz gekennzeichnet, wenn die Soldaten lebend zurück kamen, wurde ein Kreis um das Kreuz eingefügt. An sehr vielen Stellen legen Menschen ein Stück Papier über die Marmorwand und pausen den Namen mit einem Bleistift hindurch auf das Papier.
 

Vietnam

Holocaust Memorial Museum

Das Museum, das sich mit der Judenverfolgung im Dritten Reich in Deutschland beschäftigt, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es gibt sehr viele Original-Ausstellungsstücke, teilweise mit Ton- und Bildaufnahmen begleitet. Die Eindrücke sind für ein "künstlich geschaffenes" Museum sehr bewegend und nur noch durch Original-Schauplätze wie Buchenwald oder Auschwitz zu übertreffen. Ich muss gestehen, dass mir hier als einziger Deutscher nicht ganz wohl in meiner Haut war...

Es gibt lange Warteschlangen (Amerikaner lieben Warteschlangen) und man zieht Nummern, weil nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern gleichzeitig hineingelassen wird. Es war allerdings nicht schwer, den Museumspagen davon zu überzeugen, dass mein Flieger in 3 Stunden nach Europa zurückfliegt und ich unbedingt noch das Museum sehen möchte. Nach kurzer Diskussion ließ er mich hinein, obwohl ich eigentlich noch 2 Stunden hätte warten müssen.

Was mich nach dem Besuch sehr nachdenklich gemacht hat, war die Frage, warum es hier eigentlich kein "Sklaverei-Museum" gibt? Oder eines, das an die Ausrottung der Ureinwohner erinnert? Ich glaube, dass der Grund nicht nur moralischer Natur ist - auch wenn der Rassismus in den USA (wie auch in europäischen Ländern) noch latent vorhanden ist. Vielmehr stehen wohl eher harte wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Wie viele afroamerikanische Nachkommen würden wohl eine finanzielle Entschädigung verlangen? Die Folgen wären dramatisch!
   

Holocaust

Pentagon

Mitten im 2. Weltkrieg litt das seinerzeit 24.000 Mitarbeiter umfassende Verteidigungsministerium unter akuter Platznot und war zudem auf 17 verschiedene Gebäude verteilt. Im Juli dieses Jahres versuchte man, diese Probleme durch einen Neubau zu lösen, der ursprünglich nur als Übergangslösung gedacht war. Der US-Kongress hatte aufgrund der zu erwartenden hohen Baukosten zunächst Bedenken, gab jedoch angesichts der Kriegssituation in Europa grünes Licht für den Bau und stellte die nötigen Mittel bereit. Für den drohenden Fall des Kriegseintritts der USA sollte das Verteidigungsministerium einsetzbar sein.

Ursprünglich sollte das Gebäude an einem anderen Standort entstehen. Das vorgesehene Bauland wurde durch 5 Straßen eingerahmt, was die charakteristische Form des Gebäudes vorgab. Präsident Roosevelt fürchtete jedoch, der riesige Bürokomplex könne die Sicht vom Nationalfriedhof Arlington aus auf WDC beeinträchtigen und ließ nach einem anderen Bauplatz suchen. Den endgültigen Standort fand man dann 1,2 km flussabwärts am Potomac River. An der fünfseitigen Form hielt man aber fest.

Das Pentagon gilt bis heute als eines der effizientesten Bürohäuser der Welt. Um von einem Punkt zu einem beliebigen anderen zu gehen, braucht man nicht länger als 7,5 min, obgleich es die Korridore auf eine Gesamtlänge von 28 km bringen. Das Gebäude selbst ist etwa 23 m hoch und steht auf einer Fläche von 117.000 m², der Innenhof nimmt 20.000 m² ein. Ungefähr 23.000 Personen in militärischen und zivilen Positionen arbeiten im Pentagon. Ich konnte damals noch bis in den Eingangsbereich laufen, ohne dass mich jemand ansprach. Heute, nach den Erfahrungen von "Nine/Eleven", ist das nicht mehr möglich.
 

Pentagon

Arlington National Cemetry

Dieses Areal war einst eine Plantage, die George Washington's Adoptivsohn gehörte. Dieser entschied sich im Bürgerkrieg für den Süden (viele der ersten amerikanischen Präsidenten waren Plantagenbesitzer und Sklavenhalter) und wurde anschließend enteignet. Der Kommandeur der Nordstaatenarmee, der in seinem Haus wohnte, versuchte, ihn dadurch zu entehren, in dem er gefallene Soldaten hinter dem Haus beerdigte. So entstand dieser Friedhof.

Heute liegen hier mehr als 200.000 Menschen begraben. Ein "Meer" weißer Steine begleitet und bedrückt mich auf der Suche nach dem wohl bekanntesten Grab, das dieser Friedhof besitzt: Das von John F. Kennedy und seiner Frau.
 

Arlington

 

 

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