Französische Alpen 2009 3(3)

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Fortsetzung Freitag

Klasse und flott zu fahren ist die D93 bis Die. Da ich bis 18 Uhr noch etwas Zeit habe, fahre ich die vom ADAC vorgeschlagene Route weiter nach Süden auf der D93. Aber sie ist eher langweilig - jedenfalls bis Poyols. Statt dessen fahre ich die beiden Pässe Grimone und Menée. Super Pässe, beide, aber vor allem der Menée. Sehr einsam und flott geht es eine erstaunlich gute Piste hinauf. Ich mache sogar noch einen kleinen Abstecher hinauf nach Boulc, über den Col de Miscon, der hält sich aber in Grenzen. Überragend sind aber die anderen beiden. Vor allem der Col de Meneé. Sehr flott zu fahren! Das bemerkenswerte an diesem Pass ist, dass man schon sehr oft die übernächste Kurve einsehen kann. So kann man risikolos auch nicht einsehbare Kurven sehr flott fahren. Der Menée gefällt mir so gut, dass ich ihn auch auf der anderen Seite noch 10 km hinunterfahre. Hier sehe ich plötzlich einen riesigen Felsen, der aussieht, als wäre er auf einen Hügel aufgepfropft worden. Ich stehe vor dem gewaltigen "Monte Aguille". Dieser Felsen aus Riffkalkstein ist (neben vielen anderen) der Beweis dafür, dass dieser Teil der Alpen mal Meeresgrund war. Er ist ein Überbleibsel aus der Zeit vor ca. 250 Mio. Jahren. Bestimmt zwei Stunden kosten mich diese beiden Pässe, mit Pause. Aber sie lohnen sich!

Dann geht es weiter durch "Die", einem niedlichen kleinen Städtchen. Und anschließend und zu meiner großen Überraschung hält der Tag noch ein weiteres, nicht erwartetes Highlight für mich bereit, den Col de Rousset. Eine Super-Straße, leer, breit, übersichtlich, gute Oberfläche, was will man mehr! Und dazu eine grandiose Aussicht. Allenfalls die Bildqualität der tollen Motive hier leidet ein wenig aufgrund der schon sehr tief stehenden Sonne.
 

 

In Pont en Royans bleibe ich nochmals fasziniert an der gleichnamigen Brücke stehen. Ich dachte, solche Häuschen seien nur Italien vorbehalten! Aber hier gibt es sie auch! Einfach nur schön. Kurze Zeit darauf kommt das letzte Teilstück. Ist die Bourne-Schlucht jetzt tatsächlich offen? Ja, sie ist es! Auf ganzer Länge! Zwar fällt kaum noch ein Sonnenstrahl hinein, so dass der Lichtkegel meines Scheinwerfers schon auf den Felsen sichtbar wird, aber tief beeindruckend finde ich diese Schlucht auch im Dämmerlicht. Plötzlich fällt mir ein: Dann machst Du eben ein kleines Video, dafür reicht das Licht auf jeden Fall. Gesagt - getan! Und ganz zum Schluss stehe ich wieder am Eingang der Schlucht, der mir gestern die Einfahrt versagte. Die Jungs aus Esslingen hatten also recht - zu meiner großen Freude!

 

Samstag, 13.06.09: Alpe d'Huez, Col der Croix de Fer, Iséran, Madeleine

Auch am dritten Tag herrscht absolutes Traumwetter. Heute will ich ein paar der ganz großen Pässe der Alpen (noch einmal) fahren: Galibier, Iseran und Madeleine. Und als erstes ich will mir heute morgen "Alpe d’Huez" und "Les Deux Alpes" anschauen. Aber es sollte ein klein wenig anders kommen, denn am Fußpunkt der Alp d’Huez Auffahrt steht ein großes Schild "Col de Galibier fermée". Ich muss also ein weiteres Mal meine Route umplanen.

Aber zunächst hoch nach Alpe d’Huez. Bekanntlich wird diese Auffahrt oft bei der Tour de France als Bergankunft genutzt. Es findet sogar ein Radrennen statt heute morgen. Diese Strecke scheint wohl nicht nur auf mich eine große Faszination auszuüben! Sogar jede Menge Jogger laufen hier hinauf. Oben nehme ich einen Cappuccino. Das ist aber auch hier nur ein schlecht schmeckender Kaffee mit Sahne und kostet sogar 3 € statt der sonst üblichen 2,50 €. Außerdem ist halb Alpe d’Huez derzeit eine Baustelle. Insofern nicht besonders attraktiv. Eine Weile schaue ich den einlaufenden Radfahrern zu.

Meine Planung heißt nun: Kein "Les Deux Alpes", sondern den Col de la Croix de Fer und dann den Iseran und den Madeleine. Das ist eine ziemliche Strecke! Also nichts wie los! Ich fahre nicht die Radrennstrecke wieder zurück, sondern eine "Abkürzung" über Villard-Reculas zur D44. Von hier hat man ein paar tolle Blicke auf die Strecke. Allerdings ist die Straße erbärmlich, das Hinterrad geht mir mehrfach leicht weg.
 

Den Croix de Fer erkenne ich sofort wieder. Seine grün besamtenen Berge sind mir noch sehr gut in Erinnerung. Allerdings den kleinen Stausee habe ich nicht mehr im Gedächtnis. Bei der Durchfahrt durch St. Sorlin halte ich bei einigen Motorradfahrern kurz an, um mich nach der Befahrbarkeit des Iséran zu erkundigen. Die Jungs wissen zu berichten, dass das von mir bereits beobachtete Radrennen wohl eine größere Nummer ist. Jedenfalls ist der Galibier deshalb geschlossen (und nicht etwa wegen Schneefalls) und einige andere Pässe werden es wohl auch sein. Und bereits im nächsten Dorf Saint-Jean-de-Maurienne ist es soweit. Die Polizei hat alle Dorfeingänge gesperrt, kein Durchkommen mehr. So ein Schei...

Ich hole mir meine Detailkarte aus dem Koffer, um herauszufinden, ob es noch einen anderen Weg gibt. Und tatsächlich, es gibt einen winzig kleinen Pass über Albiez-le-Jeune, der die Stadt umgeht. Na hoffentlich keine Schotterstrecke! Aber die Befürchtungen sind unberechtigt, er lässt sich gut fahren, allerdings sehr, sehr eng und kostet viel Zeit. Unten angekommen kann ich tatsächlich auf die Hauptstraße einbiegen, aber hier stehen schon 50 Autos im Stau. Ich fahre auf die Pole-Position und geselle mich zu ca. 30 anderen Motorradfahrern, die hier schon seit 30 min in der sengenden Sonne bei 31° Grad stehen und auf die Straßenfreigabe durch die Polizei warten. Ich habe Glück, nach bereits 10 min geht’s weiter. Auf der D1006 kommt man wenigstens flott weiter. Und bei Tempo 100 stören die mehr als 30° auch nicht so. Ich komme wieder an dem alten Fort aus Napoleons Zeiten mit Namen "Les Forts de l'Esseillon" vorbei, das Harald und ich schon 2002 bestaunt hatten.

Aber dann - endlich - geht es wieder hinauf in die Berge: Der Col de l’Iséran liegt mir nun zu Füßen! Mehrfach halte ich an und staune über die oftmals 5-6 m hohen Schneewände, durch die sich die Schneefräse hindurch geschraubt hat, um die Straße frei zu bekommen. Trotz der nur 9 Grad hier oben genieße ich die frische Luft und unterhalte mich eine Weile mit anderen deutschen Bikern. Bei der Abfahrt komme ich an der Auffahrt zum kleinen St. Bernhard vorbei. Schade, dass es schon so spät ist. Ich habe diese Auffahrt als extrem gut in Erinnerung.

Den Col de la Madeleine muss man echt suchen! Zum Glück nimmt einem das Navi diese Aufgabe ab! Denn erst unmittelbar vor der Einmündung steht ein Schild. Als ich endlich oben bin, ist es halb sieben! Also 2 Stunden braucht man von einer Passhöhe zur anderen! Und der Rückweg hat noch 140 km. Als ich um 21:30 Uhr wieder beim Hotel bin, habe ich 546,4 km auf der Uhr - und kann kaum noch absteigen... ;-)

Letzteres ist auch der Hauptgrund, weshalb ich mich entschließe, die GT zu verpacken und morgen sehr früh wieder heim zu fahren. Dann habe ich noch etwas vom Sonntag-Nachmittag. Drei phantastische Motorrad-Tage liegen hinter mir, die ich so jederzeit wieder machen würde!

 

 

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