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22.09.2006
Start in Wissembourg
An
manchen Stellen ist Europa wirklich klein geworden! Hier an der
(ehemaligen!) Grenze zwischen der Pfalz und Frankreich hat man schnell
mal eine kleine Straße über ein paar Felder asphaltiert - schon ist man in Wissembourg (Frankreich). Zwischen
Hunspach und Surbourg ist es eine Schnellstraße, ansonsten ist die Gegend
flach und dörflich.
Betschdorf
ist bekannt als Potterie-Dorf, es sieht sehr ansprechend aus. Es ist ein
sehr gut aussehendes Dörfchen, das sogar ein Poterie-Museum hat. Zwischen
zwei Dörfern lasse ich es richtig knacken: Einige übersichtliche Kurven,
guter Grip, macht viel Spaß. Von weitem sehe ich ein Auto mit zwei Männern
stehen. Sollten das etwa…? Ja, tatsächlich, Polizei! Mit einer
Laserpistole warten sie auf mich. Da habe ich wirklich Glück gehabt. Ab
jetzt fahre ich in Ortschaftsnähe sehr aufmerksam! Zwischen Forstfeld und
der Töpferstadt Soufflenheim fahre ich eine Super-Strecke durch
Mischwald. Genial. Auch Hatten ist sehr nett aufgemacht. Hier in der
Gegend ist der Sprit ca. 4 ct teurer - später habe ich auch Preise
gesehen, die den unseren gleichen.
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Strasbourg
und die erste Pässe Straßbourg
lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Wenigstens einen kleinen Eindruck
will ich mitnehmen. Die RT parke ich direkt unter der Straßburger
Kathedrale. Anschließend mache ich einen kleinen Rundgang über den
Domplatz. Echt schön hier, so in der Sonne. Die Gebäude sehen alle sehr
mittelalterlich aus. Aber viel Zeit will ich nicht mit Städtetouren
verbringen - bin ja schließlich zum Kurvengeigen hierher gefahren.
Hier
bei Rosheim beginnen die Berge. Sowohl Boersch als auch Ottrot machen auf
mich einen sehr aufgeräumten Eindruck. Es scheint, als würden die Elsaß-Franzosen
an diesem Samstag alle hier Wein trinken wollen. Ab der Ortsschaft Barr
gibt es die ersten schönen Kurven. Ich kann mir nicht helfen: Frankreich?
Nein, französisch sehen diese Dörfer hier nicht aus! Eher wie in
Schwaben oder Baden. Ich
kenne keine andere Region Frankreichs, in der es solche Häuser gibt.
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Hinter
Andlau geht es dann (endlich!) in teils langen und teils engen Kurven die
Berge hoch bis auf 766 m immer an einem kleinen Bächlein entlang - das
ist immerhin schon höher als der höchste Eifel-Berg. Ich erreiche den
Col du Kreuzweg. Die Vermischung von Deutsch und Französisch in dieser
Region ist wirklich witzig. Fast jeder Name ist deutschen Ursprungs, aber
vieles ist "irgendwie" französisch geworden - und sei es, dass
man einfach ein "Col de la" davorhängt. Am Col du Kreuzweg
verlasse ich kurz die ADAC-Route bis Villé. Ich fahre flott den Pass
hoch, schieße unterwegs ein paar Bilder, und dann geht es wieder hinab.
Dann kommt der Col de la Charbonnière. Er endet im Tal an einem
idyllischen kleinen See. Der nächste ist der Col de Steige, er hat zwar
nur 560 m, ist aber sehr nett zu fahren! Und nun geht es Richtung "La
Schlucht".
Dafür
sind aber die Dörfer hier nun nicht mehr herausgeputzt, sie wirken eher
heruntergekommen. Ich habe dafür so recht keine einleuchtende Erklärung
- außer vielleicht, dass es hier keinen Wein mehr gibt und die
Touristenströme deshalb deutlich geringer ausfallen könnten. Ich fahre
nun ein Tal hinauf, das in Form, Steigung und Vegetation ein wenig an das
Ahrtal (zwischen Blankenheim und Schuld) erinnert. Hier muss man
aufpassen: Einmal das Schild "La Schlucht" übersehen, und schon
ist man vorbei! Die Straße ist echt klasse. Mit 100 bis 130 km/h kann man
hier völlig ungefährlich die Berge hochgeigen.
Haut
Koenigsburg ist erreicht. Eine auf 720 m Höhe auf einem Felsen liegende
Festung. Ab dem Hotel an der Kreuzung davor ist zwar Sackgasse, aber der
kurze Trip lohnt sich. Oben erwartet mich eine fantastische
Aussicht. Die Chance zur Burgbesichtigung nutze ich allerdings nicht, zu
wenig Zeit. Die Strecke von Ribeauville hierher war das beste bis jetzt.
Es gibt auch keinen Wein mehr, nur noch Wald. Das hat den Col de Ste Marie
auch sehr attraktiv gemacht. In Fraize frage ich mich, ob ich nicht besser
hier bleibe und den Col de la Schlucht morgen ausgeruht und in richtigem
Tageslicht zu fahren. Ich suche eine dreiviertel Stunde nach einem
akzeptablen Hotel, aber hier gibt es leider nur Unterdurchschnittliches. Das
Zimmer ist äußerst spärlich. Und für die RT gibt es leider auch nur
einen Platz unter der Laterne. Na
ja, ausnahmsweise...
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SA 23.09.2006
Col de la Schlucht und Le
Hohneck
Als
ich um 07:30 Uhr unten ein reich gedecktes Frühstücksbuffet suche, werde ich
schwer enttäuscht. Das
Frühstück besteht aus 2 kleinen Baguettes und einem Kaffee. Das war zwar
wenig, schmeckte aber wenigstens gut. Jedoch für 42 € erwarte ich etwas
anderes. Um
08:25 bei 15,5° in 590 m Höhe geht’s los.
In
Plainfaing fahre ich nicht sofort Richtung Schlucht, sondern erst einmal
hinauf zum Col du Bonhomme. Eine schöne (leere!) breite Straße führt
hier hinauf. Sie erinnert ein klein wenig an das "frühe"
Ahrtal, also zwischen Blankenheim und Münstereifel. Zwar gibt es ein paar
Bitumenstreifen, aber die kann man umfahren. Auch die letzten Meter hinauf
zur Passhöhe sind prima, mit guten 100 kann man hier gefahrlos
hinaufgeigen.
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Ich
erreiche die Passhöhe Col de la Schlucht. Viel Platz hier - ein
Riesen-Parkplatz. Das liegt wohl hauptsächlich an den Wintersportlern.
Denn von hier geht ein großer Lift weiter die Berge hoch. Noch steht er -
aber später habe ich den Lift auch fahren sehen. Und obwohl hier doch
jedes Jahr jede Menge deutsche Biker aufkreuzen dürften: Kaum einer der
Hoteliers oder Barkeeper spricht auch nur ein Wort deutsch. Na ja, für
ein Zimmer, einen Kaffee oder ähnliches reicht mein Französisch noch.
Mit knapp über 2 € ist sein Kaffee aber nicht gerade billig.
Aber
es ist schön hier. Alle 5 Minuten fährt eine Gruppe Biker an mir vorbei.
Das ist wie Fernsehen! Eine Gruppe französischer Biker kommt gerade an.
Harley, BMW, Ducati - alles dabei! Einige lächeln freundlich herüber und
grüßen nett. Das motiviert mich, hinüber zu gehen und ein Gespräch
anzufangen. Allerdings scheitert das daran, dass keiner des Deutschen oder
Englischen mächtig ist. Und mein Französisch ist für Benzingespräche
einfach zu rudimentär...
Ich
fahre auf der anderen Seite des Passes wieder hinunter. Eine Ampel hindert
mich daran, zügig Fahrt aufzunehmen. Direkt hinter einem Felsentor hat
man nämlich einen tollen Blick auf das Tal, das dem Pass seinen Namen
gab: Die Schlucht. Leider wird hier gerade eine Aussichtsplattform gebaut,
deshalb die Ampel. Für ein Auto unmöglich anzuhalten, aber für die RT
reicht’s. Danach geht’s hinab ins Tal. Ich fahre nun mit der D10 und
der D430 einen großen Bogen über Munster und Metzeral. Diese Ostseite
hier ist deutlich schöner als die Westseite, die ich gekommen bin. Klasse
Straße, teilweise neu - das ist eher die Ausnahme hier. Schöner kann
Fahren in den Alpen auch nicht sein, nur höher. OK, die Landschaft ist
natürlich auch noch attraktiver.
Unten
im Tal angekommen, stelle ich fest: Auch hier ist wieder Polizei zu sehen,
irgendwie zeigen die Jungs von der Rennleitung hier doch ziemlich gut
"Flagge". Und sie fahren RT!!! Später sollte ich noch einige
der Jungs unmittelbar zu Gesicht bekommen - allerdings ganz legal.
Unterwegs fällt mir auf: Es werden hier sehr viele Feuer angesteckt,
manchmal fällt der Rauch über ein ganzes Tal her. In vielen kleinen Dörfern
erinnern Mahnmale an den ersten Weltkrieg. Es
müssen furchtbare Gemetzel gewesen sein...
Auf
einem schon von weitem sichtbaren Bergkegel liegt auf 1.362 m Höhe "Le
Hohneck". Ein ansprechendes Restaurant liegt an der höchsten
Stelle. Eine phantastische Aussicht habe ich hier, auch, wenn das Wetter
mich nicht gerade mit Fernsicht verwöhnt. Und nur ein paar km weiter habe
ich meinen Rundtörn beendet: Ich bin wieder am Col de la Schlucht.
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Noch einmal Col de la
Schlucht - und dann Col du Ballon
Le
Bresse: Hier erwartet mich eine landschaftlich wunderschöne Strecke durch
viel Wald bis hinab nach Kruth. Zwar muss man gut acht geben auf die
vielen Bitumenstreifen, aber dennoch: Es ist echt klasse.
Der
nächste Abschnitt führt mich über den Col de Bussang. Das ist eine sehr
flotte Straße mit viel Wald, sehr schön zu fahren. Hier gibt es ein sehr
schönes Moto-Hotel, wenigstens von außen sieht es sehr ansprechend aus.
Und dann mache ich zum x-ten Male die Erfahrung, dass man hier gut
aufpassen muss. Hinter dem Bussang steht ein (angekündigter) riesiger
Starenkasten - eher ein "Storchenkasten", so groß ist der.
Und nach ein paar hundert Metern steht Polizei, um die "Ignoranten"
abzufangen. Interessant ist auch, dass sich die Autofahrer hier
gegenseitig vor der Polizei warnen - mehr, als in Deutschland.
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Landschaftlich
ist diese Strecke wirklich gut. Aber eines ist schon komisch: Entweder ist
die Straße schlecht, auch mit Löchern und Bitumen versehen, oder es wird
gerade gebaut. In beiden Fällen ist der Fahrgenuss nicht ganz optimal.
Jedes Dorf hier hat sein oftmals großes Rathaus, sein "Hotel de
Ville". Apropos Hotel: In dieser Gegend hier gibt es jede Menge
davon. Während ich in Fraize ja kleine Probleme hatte, was adäquates zu
finden, ist das hier kein Problem. Wie in den Alpen auch sehe ich jede
Menge Boxer. Allerdings kaum deutsche.
Dann
kommt der Col du Ballon. Er ist insbesondere vor dem Dörfchen Sewen als
ein "Parcours acrobatique" angekündigt. Und wirklich: Das
ist eine Straße wie ein eigens zu diesem Zweck angelegte Kart-Bahn. Ich bin davon so begeistert, dass ich sofort wieder
hochfahre und anschließend wieder hinunter. Viele sehr enge und trotzdem
übersichtliche Kurven, ein echter Hochgenuss. Vom reinen Fahrspaß her
ist das hier das Beste, was ich in den Vogesen gesehen habe.
Dafür
ist die Strecke von Oberbruck bis Altkirch echt langweilig. Nicht einmal
landschaftlich attraktiv. Es beginnt auch wieder industrieller zu werden.
Ich entscheide mich, hier in Altkirch nach einem Hotel zu suchen und habe
den Gedanken noch nicht ganz vollendet, da stehe ich noch vor der Stadt
(von Damemarie kommend) vor einem schönen Hotel. Sie haben sogar noch ein
Zimmer frei.
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