Parcours acrobatiques 1(3)
Die
Vogesen - ein "Parcours acrobatiques"
Schon seit einigen Jahren stehen die Vogesen auf meinem Reiseplan. Aber immer gab es andere, weiter entferntere und (vermeintlich) attraktivere Regionen zum Motorradfahren. Auch die deutsch-französische Geschichte, die sich hier in besonderer Art und Weise offenbart, hat die Vogesen für mich immer als lohnendes Ziel ausgezeichnet. Schon allein der Begriff "Col de la Schlucht" hatte es mir immer schon angetan! Und natürlich die Tour de France, die hier regelmäßig zu Gast ist. Als nun in den späten Tagen des Septembers das Wetter in dieser Region als besonders gut prognostiziert wurde und ich mich glücklicherweise für 2 Arbeitstage (FR+MO) aus dem Office verabschieden konnte, war es so weit: Drei oder vier Tage Vogesen sollten es sein. Und da die für mich schönste Kurvenstrecke am Col du Ballon das Attribut "Parcours acrobatiques" trägt, habe ich meinem Reisebericht diesen Titel gegeben. Leider
kam dann am Sonntag doch noch ein nordatlantischer Tiefausläufer, der mich mit
Regen aus
den Vogesen verscheuchte und in den Schwarzwald trieb. Deshalb habe ich
einen ganz wesentlichen Teil der Vogesen - dazu gehört auch das
wunderschöne Colmar - leider nicht gesehen. Aber dafür gab's noch einen
dritten sonnigen Motorradtag im Schwarzwald. |
Start
Wissembourg Die Tour beginnt und endet in Wissembourg, kurz hinter der französischen Grenze. Und da man als Einzelperson immer "irgendwo" unterkommt, fahre ich auch auf dieser Tour von Hotel zu Hotel. Meine Route lehnt sich sehr stark am ADAC vorgeschlagenen Verlauf an:
Das sind gut 1.000 km in 3 Tagen, woran man sieht, dass ich viele Foto-, Aussichts- und Cappuccino-Pausen gemacht habe. |
Die Vogesen Die Region der Vogesen (Deutsch auch: Wasgenwald) besteht aus den zwei historischen Provinzen Alsace (Elsass) und Lorraine (Lothringen), die in sechs Departements aufgeteilt sind. In den vergangenen Jahrhunderten wechselten Elsass und Lothringen im Zuge der wiederholten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich genau 6 Mal ihre Landeszugehörigkeit. Daher kommen auch die bisweilen komisch anmutenden Begriffe für Ortschaften und Pässe. Alles ist irgendwie halb deutsch und halb französisch. Allerdings hatte ich erwartet, dass hier an jeder Ecke, in jedem Bistro auch Deutsch gesprochen wird. Zu meiner großen Überraschung war das aber nicht der Fall. In den Südvogesen liegen die höchsten Berge der Region. Höchste Erhebung ist der Große Belchen (Grand Ballon) bei Gebweiler (Guebwiller), daher auch Gebweiler Belchen genannt, mit 1.424 Metern Höhe. In der Nähe des Elsässer Belchens (Ballon d'Alsace) mit einer Höhe von 1.250 m entspringt die Mosel. Weitere Gipfel sind der Hohneck mit einer Höhe von 1.362 m (den habe ich dann auch explizit besucht), der Kastelberg (1.350 m), sowie der Kahle Wasen (Petit Ballon), 1.267 m hoch. Die Berge der Südvogesen haben die charakteristische Form einer Rundkuppe, die durch Erosion und Gletschertätigkeit zu erklären ist. Der vorherrschende Buchenwald ist durchsetzt mit Tannen, Ulmen, Fichten, Ahorn und Eichen. In den Vogesen bildet die Buche die Waldgrenze. Ich habe gelesen, dass durch Pollenanalysen nachgewiesen werden konnte, dass es in den Vogesen - anders als im Schwarzwald - relativ großflächige primär waldfreie Gipfelbereiche gibt. Das ist auch vielfach zu beobachten, wenn man die oft weit übersichtlichen Straßen hoch- oder hinunterfährt. Ein schmaler Streifen entlang des Kammes, oberhalb von etwa
1.250 - 1.300m ist hier überall waldfrei. Vielerorts wurden diese waldfreien Flächen
durch Beweidung noch vergrößert. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten
in den stark exponierten Kammlagen werden die Buchen mit zunehmender Höhe
immer kleinwüchsiger und fehlen schließlich ganz. Dies alles kann man
ganz gut erkennen, wenn man auf den hohen Straßen fährt und den Blick
auf die benachbarten Kämme wirft. Die Vogesen sind in den unteren
Regionen stark bewaldet. Auf den höher gelegenen (über 1.000 m NN)
Bergkuppen und dem die Vogesen von Norden nach Süden längs
durchziehenden Vogesenkamm sind Bäume rar: Neben Buschwerk findet sich
hier vor allem extensiver Bewuchs mit Heidelbeergesträuch u.a. |
Die größte Burgendichte in Europa Die elsässischen Burgen wachen auf den Gipfeln der Vogesenausläufer noch immer über die Ebenen. Das Elsass ist die Region Europas mit der größten Konzentration an Burgen aus der Feudalzeit als Zeugen seiner bewegten Geschichte. Es stehen mehr als 400 Überreste von Burgen hier in der Gegend, heute größtenteils Ruinen. Es gibt jedoch noch ungefähr einhundert Zeugen, welche die Pracht und Kühnheit eines Bergfrieds (Hauptturm einer Burg) oder einer Kurtine (Mauer zwischen zwei Burgtürmen) aufzeigen. Hier offenbaren sich 7 Jahrhunderte zwischen Pracht und Dekadenz! Im Vergleich zwischen Schwarzwald und Vogesen fällt auf, dass der Niederschlag in den Vogesen etwas häufiger vorkommt als im Schwarzwald. Dies liegt an der exponierten Lage der Vogesen, wodurch die Luft vom Atlantik abgefangen wird, und durch Steigungsregen einen Teil ihrer Feuchte verliert. Genauso erging es mir trotz einer regenfreien Wettervorhersage. Am dritten Tag musste ich vor dem Regen in den sonnendurchfluteten Schwarzwald flüchten. Im Ersten Weltkrieg waren die Vogesen Schauplatz fürchterlicher Kämpfe. Auf der Ostseite der Vogesen bin ich vielen großen Kriegsfriedhöfen begegnet, und auch heute sind noch an vielen Stellen deutlich sichtbare Schützengräben zu erkennen. Auf der Westseite des Vogesenkammes verläuft kurz unterhalb der Gipfel die Route des Crêtes (Gratstraße), eine alte Militärstraße, die von den Franzosen als Versorgungsstraße ihres Militärs bei der Verteidigung gegen die von Osten anrückenden Deutschen gebaut wurde. Anders als die meisten anderen Straßen verbindet sie keine Orte untereinander. Heute ist diese Straße eine beliebte Touristenstrecke, vor allem für uns Motorradfahrer. Zum
Schluss meines Überblicks möchte ich noch die beiden Naturparks erwähnen:
Der Parc des Ballons des Vosges und der Parc des Vosges du Nord. Beide
eignen sich gut für zahllose Freizeitbeschäftigungen. |
Fazit der Tour:
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Kartenmaterial Geplant habe ich an dieser Tour nicht viel. Meine Standard-Lektüre und roter Faden sind die allzeit beliebten ADAC-Führer, die mir in der Vergangenheit immer ein sehr guter erster Ansatz waren.
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