Schweiz 2(3)

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Unsere diesjährige Tour beginnt und endet in Schaffhausen

In diesem Jahr haben wir wieder der Variante "Fahren von Hotel zu Hotel" den Vorzug gegeben. Nach jahrelangem "Weigern" in der Form "Ich fahre doch nicht in die Schweiz, erstens haben die Eidgenossen keinen Euro, zweitens sind sie sehr teuer" konnte ich in diesem Jahr nicht mehr anders. Denn wenn ich irgendwann die besten aller Alpenpässe gefahren haben will, dann kann die Schweiz unmöglich fehlen. Insbesondere die von mir so genannte "Grimsel-Acht" ist ein echtes Highlight in den Alpen und an Fahrspaß der Sellarunde mindestens ebenbürtig!!! Nur in einer Stunde schafft man die Acht nicht.

Und eine große Erkenntnis hatte ich dann auch gleich: Denn obwohl die Schweiz zweifellos ein Hochlohn- und Hochpreisland ist, hielten sich die Zimmerpreise in Grenzen. Nur einmal, am Thuner See, haben wir 80 CHF (ca. 54€) bezahlt, sonst sind wir mit 40-50€ ausgekommen. Und zum Teil richtig gut, wie z.B. das bereits erwähnte "Hotel Kulm" am Albula.

Na ja, und was die Rechnerei zwischen Schweizer Franken und Euro angeht, das geht mit der

Faustformel: EUR = CHF mal 2 durch 3 (in 2005)

ebenfalls ganz ordentlich.
 

MO 22.08.05

In Schaffhausen-Unterstadt beginn unsere Tour. In Steckborn essen wir in der Sonne eine Bratwurst mit Cola. Danach geht es südlich des Bodensees weiter, direkt am Wasser. Die Strecke ist landschaftlich interessant und auch gut zu fahren. Als der See dann "verschwindet", wird es langweilig. Erst der Pass "Hulftegg" war wieder ganz gut, aufgrund der ersten "richtigen" Kurven war es auch der 1. Fahrspaß dieser Tour. Am Nachmittag machen wir in Rüti am Hafen des Zürichsees einen Boxenstopp. Hier nehmen wir einen Cappuccino und aalen uns ein wenig in der Sonne.
 

 

Die Passhöhe Satteleck mit 1.190 m ist zwar noch keine hochalpine Landschaft, aber zum Training ganz gut. Als kleine Übung sehen wir auch kurz vor Schwyz noch das Iberegg an, das landschaftlich sehr schön ist, aber keine herausragenden Fahranforderungen hat. Gegen 18:00 Uhr finden wir nach dem dritten Versuch 2 Zimmer in Brunnen für 50 bzw. 60 CHF. Dabei ist die Dusche für das 50 CHF-Zimmer nur über den Flur zu erreichen. Das ist in 5 Minuten Gehzeit zum Vierwaldstätter See ein recht guter Preis. Aber das liegt wohl hauptsächlich an der Bahnlinie, die auf der anderen Straßenseite liegt und mich die halbe Nacht "quält".
 

DI 23.08.05

Um 08:45 Uhr geht's wieder los. Nach einer Stunde erreichen wir die Pragelpasshöhe auf 1.150 m. Zuerst eine normale Straße, dann weist uns ein großes Schild daraufhin, dass hier am SA und SO kein Kfz-Verkehr erwünscht ist. Danach wird die Straße sehr eng und ist an einigen Stellen auch anspruchsvoll zu fahren, heute morgen besonders, da es noch etwas feucht ist. Sie führt durch dichten Wald und wird nach oben hin immer offener.

Das einzige, was stört, sind die großen Mengen an tierischen Hinterlassenschaften auf der Straße. Nun liegt der Klausenpass vor uns: Mit 1.948 m ist er schon fast ein Zweitausender. Die Landschaft ist schon, aber die Straße ist heute morgen furchtbar dreckig!!! So schmutzig, dass wir bei der nächsten Tankstelle erst einmal den Wasserschlauch bemüht haben. Als uns andere Motorradfahrer - ebenso dreckig wie wir! - bei der Aktion sehen, halten sie spontan an und machen es uns nach. Eine Stunde später sind unsere Bikes wieder blitzblank, und wir fahren direkt weiter nach Altdorf.

Die Stadt Altdorf rühmt sich als Heimatstadt eines der größten Nationalhelden der Schweiz: Wilhelm Tell. Kein anderer Schweizer ist so bekannt wie Wilhelm Tell - dank Friedrich von Schiller und seinem klassischen Drama. Sein Bild findet sich auf der Rückseite jedes 5 Franken - Stücks, doch ob er wirklich gelebt hat, ist heftig umstritten. Für die einen ist er Symbol der schweizerischen Unabhängigkeit und Freiheit, für die anderen schlicht ein Mythos.
 

 

Zur Erinnerung: Der Apfelschuss

Landvogt Geßler treibt in der Talschaft Uri Steuern für die Grafen von Habsburg ein. Um deren Herrschaftsanspruch zu unterstreichen, pflanzt er seinen Hut auf einer Stange auf dem Dorfplatz von Altdorf auf und verlangt, dass jeder Vorbeigehende diesen grüßt. Wilhelm Tell, ein mit einer Armbrust bewaffneter Jäger, verweigert den Gruß. Gessler weiß, dass Tell ein Meisterschütze ist und stellt ihn vor die Wahl, entweder einen Apfel vom Kopf seines Sohnes Walter zu schießen oder zu sterben. Tell besteht die Probe, hat aber noch einen zweiten Pfeil bereit. Er gibt freimütig zu, dass er damit Gessler erschossen hätte, wenn der Apfelschuss misslungen wäre...

Unter dem Denkmal von Wilhelm Tell nehmen wir ehrfürchtig vor soviel Mut einen Cappuccino und stoßen mit "Willi" an.
 

Andermatt, Gotthard-, Nufenen-, Furka-, Sustenpass

Eine Strecke vom Feinsten führt durch die Schöllenen-Schlucht hinauf nach Andermatt! Hinter einigen Galerien geht es dann über die neue "Teufelsbücke". Der Sage nach hat der Teufel persönlich diese Brücke gebaut. Die erste urkundlich erwähnte Brücke ist von 1230 n.Chr. - aus Holz. Sie musste der Witterung wegen oft erneuert werden. Die erste steinerne Brücke ist von 1820 und besteht heute noch! Aufgrund des starken Verkehrs wurde dann 1956 die neue Teufelsbrücke eingeweiht. Siehe das Bild hier rechts.

Als nächstes fahren wir den Gotthard-Pass. Er hat seinen Namen vom Bischof von Hildesheim (960 - 1038), dem hl. Gotthard, erhalten. Im Jahre 1236 wird der Pass zum ersten Male erwähnt. Zu dieser Zeit beschließt ein Benediktiner-Mönch aus Bremen, nach Rom zu reisen, um vom Papst ein Sündenerlass zu erbitten. Auf der Heimreise führt der Weg über Bellinzona, Airolo und Luzern. Anlässlich dieses Ereignisses im 13. Jahrhundert fällt der Name Gotthardpass zum ersten Mal. Natürlich haben die Einheimischen aus den Urkantonen den Übergang schon früher benutzt, erwähnt wird er aber geschichtlich erst ab diesem Jahrhundert. Einen "Berg Gotthard" gibt es nämlich nicht!

Die Nordrampe mit der Schöllenenschlucht ist gigantisch und sehr beeindruckend. Einige sehr alte Brücken (-reste) stehen noch da, daneben wurde die neue Straße mit ihren Tunneln und Galerien gebaut. Er ist sehr gut ausgebaut und lässt sich klasse und sehr zügig fahren. Oben auf der Passhöhe stellen wir dann fest: Es gibt 2 Gotthard-Pässe. Den alten Pass mit seinem Kopfsteinpflaster gibt es auch noch. Den sind aber nicht gefahren. Danach geht's den Nufenen-Pass hinauf. Er verbindet das Wallis mit dem Tessin.
 

 

Die Südrampe mit Ihrer Betonpiste ist nicht besonders angenehm, aber landschaftlich vom feinsten! Oben am Pass gibt es eine herrliche Aussicht auf die in der Nähe liegenden 4.000er. Dann wenden uns dann der Südrampe zu. Sie ist gut ausgebaut und sehr schnell zu fahren. Und kein Beton, daher deutlich angenehmer. Der Nufenenpass ist mit seinen 2.478 m übrigens der höchste Pass innerhalb der Schweiz. Der Umbrailpass ist zwar mit 2.501 m etwas höher, liegt aber teilweise in Italien. Der Furka ist ebenfalls klasse zu fahren, sehr gut ausgebaut und ebenfalls sehr flott. Nur das Wetter ist hier nicht ganz so klar. Es nebelt ein wenig. Besonders eine Stelle, bei der eine Brücke über eine Schlucht direkt zwei Tunnel verbindet, ist sehr beeindruckend.

Auf 2.272 m befindet sich auf der Westseite des Passes das Hotel Belvédère, von dem man Zugang zum Rhonegletscher hat. Er ist ein sehr gut erforschter Gletscher, weil er schon seit 1874 wissenschaftlich beobachtet wird. Beeindruckend ist vor allem, wie deutlich er sich in den letzten 100 Jahren "zurückgezogen" hat. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts floss er noch ganz ins Tal hinunter, heute ist er deutlich schmaler und endet schon auf dem Berg, wie man hier auf diesem Bild gut erkennen kann.

Der Susten-Pass ist teilweise sehr schnell. Macht riesig Spaß, hier zu fahren. Manchmal ist er allerdings auch eng, insbesondere bei einigen Tunnelkonstruktionen. Da muss man dann schon aufpassen. Gegen 18:00 Uhr finden wir in Innertkirchen ein Hotel, das mit Garten und einigen Motorrädern recht einladend aussieht. Und sogar für die Moppeds ist gesorgt: Eine verschließbare Garage direkt neben dem Hotel. Hier In der Nähe von Innertkirchen befindet sich übrigens die berüchtigte Eiger-Nordwand.
 

 

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