Dolomiten 1(3)

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Eine Woche Dolomiten:

Ich kann dieses Revier nur jedem Motorradfahrer wärmstens empfehlen. Es liefert leichte und schwere Strecken, kurze und längere, hohe und nicht ganz so hohe Straßen, aber eines verbindet alle: Eine herrliche Naturlandschaft und Fahrspaß ohne Ende. Dabei habe ich mich schon gleich zu Beginn gefragt, worin eigentlich genau der Unterschied zwischen "Pässen", "Jöchern", "Sätteln" und "Panoramatrassen" ist.

Die finale Lösung habe ich wohl nicht gefunden, aber wenigstens einige kleinere Definitionen aus Büchern, Internet und vom ADAC:

  • Ein Pass ist danach die "Verbindung zweier Täler über die Einsattelung eines Berges" und damit klar unterscheidbar von 
  • "Panoramastraßen", die keine Täler verbinden (sonst wären es ja Pässe...)
  • Ein Joch ist "eine Einsattelung im Kamm eines Gebirges"
  • Ein Sattel ist "ein Gebirgseinschnitt"
Der ADAC glaubt, dass der Einsatz der Begriffe regionsabhängig ist, obwohl es ja gerade in den Dolomiten alle drei Begriffe gibt. Aber vielleicht muss man den Begriff "Region" relativieren und aus der Zeit sehen, in der er entstanden ist. Damals war eine Passüberquerung ja noch fast eine Weltreise.

Wie auch immer, auf diesen Seiten habe ich versucht, unsere Erlebnisse auf diesen Straßen  nieder zu schreiben und mit Bildern zu dokumentieren:

 

MI 18.07.01

Vom ersten Teil der Anfahrt von Meckenheim nach Ditzingen (Stuttgart) gibt es nicht viel zu berichten. Auf der linken Seite der Autobahn war Sonne und blauer Himmel, auf der rechten düstere Wolken: Erst über der Eifel, dann über dem Hunsrück, danach auch über dem Pfälzer Wald. Schließlich erwischt uns doch noch ein Schauer. Auf der A81 vor Stuttgart ist das Wetter wieder OK. Dieses war nun auch schon der längere Teil der einschläfernden Autobahnfahrt. Eine tolle von Thomas selbstgebackene Pizza rundet den ersten Teil der Reise ab. Die Bilder zeigen Herbert und Albert bei der Abfahrt in Meckenheim und unsere Motorräder in Ditzingen: Die RSV Mille meines Bruders Thomas, die K 75 von Albert und meine RT.

 

 

DO 19.07.01

Morgens um 7 Uhr fahren wir in Ditzingen los. Ziemlich langweilig, die Autobahnstrecke über die A8 bis Ulm und dann die A7 Richtung Füssen. Es ist recht frisch, der Himmel ist dunkel, und wir entschließen uns, die Regenkombis anzuziehen.

In Oy-Mittelberg verlassen wir die Autobahn und fahren kurz die Oberjoch-Paßstraße in Richtung Hindelang. Aber dieses Touri-Dorf wird einfach von zu vielen Holländern (und sonstigen Urlaubern) angefahren, so dass der Fahrspaß auf dieser tollen Strecke nicht in Unermessliche steigt. Unten angekommen drehen wir kurzerhand wieder um, unterbrochen lediglich von einer kurzen Fotopause. Das Oberjoch ist nicht unbedingt das, was einem nach einer Woche Dolomiten als erstes einfällt, aber einen Superlativ hat es dennoch zu bieten: Es ist Deutschlands kurvenreichste Paßstraße.

Hinter Oberjoch geht es zum ersten Mal etwas hoch. Nicht überragend, aber zum Trainieren ganz gut. In Weißenbach fahren wir weiter Richtung Elmen und dort zum Hahntennjoch. Das Wetter spielt auch mit, manchmal ist sogar etwas blaues zu sehen, die Straßen sind überwiegend trocken.

Das Joch ist landschaftlich sehr abwechslungsreich, bei weitem nicht so befahren wie der Fernpass (der war im letzten Jahr eine Katastrophe!), und so reift schon auf den ersten Metern der Entschluss, den Fernpass auch zukünftig zu meiden und statt dessen das Hahntennjoch zu nehmen.

In Imst ist wie immer viel los. Wir fahren zügig hindurch und biegen so schnell wie möglich ins Ötztal hinein. Tanken in Sölden ist noch angesagt und dann ab Zwieselstein (hier beginnt das Tal, in dem vor ein paar Jahren der "Ötzi" gefunden wurde) geht's zum ersten Mal richtig hoch. Wo hier noch vor einigen Jahren regelmäßig im Winter die Lawinen heruntergingen, sind heute kleine Tunnel. Wir waren selbst mal Leidtragende, als uns eine Lawine während eines Sölden-Besuches aussperrte; da war der Skiurlaub vorbei! In Untergurgl geht's links hoch nach Hochgurgl bis zur Mautstation des Timmelsjoch. Hier gibt es sogar etwas Blau am Himmel.

Ich frage einige Biker, wie es "oben" aussieht und sie machen uns wenig Hoffnung auf gute Sicht: "Nebel: Man sieht die Hand vor den Augen nicht!" - Wie recht sie hatten. Im ersten Gang müssen wir teilweise fahren, weil man den Straßenbelag nicht richtig oder im Tunnel fast gar nichts mehr sehen konnte. Etwas unterhalb des Scheitelpunktes lichtet sich der Nebel wieder, aber von der atemberaubenden Schönheit der Südseite dieses Passes ist leider nicht viel zu sehen.

In St. Leonhard hingegen ist schönstes Sommerwetter. Das macht Hoffnung auf gute Sicht auf dem Jaufen-Pass. Aber Pustekuchen! Die Auffahrt durch den dichten Wald ist noch klasse, aber ganz oben sieht man ebenfalls kaum 50 m weit. Also nur ein kurzes Absitzen unter dem Schild "Passo Giovo" und weiter geht's. Weiter unten machen wir dann eine Cappucino-Pause und hoffen darauf, dass die Biker recht haben, die gesagt haben, in Sterzing sei gutes Wetter. Aber wie nicht anders zu erwarten war, haben sie recht. In Sterzing ist tatsächlich Sommer. Die Regenkombis waren inzwischen wieder im Koffer verschwunden.

Obwohl die SS 12 eine sehr vielbefahrene Straße ist, ist sie dennoch gar nicht so unangenehm oder uninteressant. Die Eisack schlängelt sich hier durch das Tal, wir bekommen einige Staustufen zu sehen und oben am Hang sehen wir die Brennerautobahn auf ihren Stelzen stehen. Die Durchfahrt durch Brixen wird allerdings zum Stauhopsen von Ampel zu Ampel. Danach wird es wieder besser und kurz hinter dem viel netteren Klausen biegen wir in Barbian nach links ab ins Grödnertal. Diese SS 242 ist die erste, die richtig viel Spaß macht. Eine kleine, enge, teilweise durch Wald und Felsen führende Straße, die darüber hinaus auch noch wenig befahren ist. Ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein sind wie erwartet echte Touri-Dörfer. Trotzdem genießen wir in Wolkenstein während einer Pause das gute Wetter, den rauschenden Grödnerbach und die ersten Blicke auf die Berge der Sella-Gruppe.

Zwei Pässe liegen nun noch auf unserem Weg nach Arabba, wo sich unser (Motorrad-) Gasthof befindet. Wir nehmen die nordöstliche Route über das Grödner Joch und den Passo Campolongo. Dann haben wir das erste Etappenziel erreicht. Der Gasthof Pordoi, den wir als Unterkunft für die ersten drei Tage ausgesucht haben, erweist sich als gut geeignet: Ein großer Motorradkeller mit Platz für ca. 30 Maschinen und einigem praktischen Equipment wie z.B. Druckluft oder Dampfstrahler.
 

 

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