Die Rettungsgeschichte...


...des schiefen Turms von Pisa:

Seit über 800 Jahren versuchen Architekten, den Glockenturm zu stützen. Alle Sanierungsversuche schlugen jedoch fehl. Nachdem sich der Schiefe Turm im Laufe der Jahrhunderte um mehr als 5 Meter neigte, begann 1990 eine aufwändige Rettungsaktion, die zwölf Jahre andauerte. Am 07.01.1990 wurde der Turm für die Öffentlichkeit gesperrt. Zwischen 1990 und 1999 wurde die Neigung um 25 Millimeter korrigiert, dann von 1999 bis 2001 nochmals um 43,8 Zentimeter. Das 54,75 Meter hohe Bauwerk wurde für die Öffentlichkeit gesperrt, jahrelang beobachtet und akribisch vermessen. Einsturz und bürokratische Hürden schienen das Ende für das einzigartige Weltkulturerbe zu besiegeln. Erst 1998 brachte ein Verfahren von Fernando Terracina aus den sechziger Jahren neue Hoffnung. Dreißig Tonnen Erde wurden unter der Nordseite des Patienten herausgebohrt. Zur Sicherheit wurde er während der Arbeiten mit Bleigewichten beschwert und mit Stahlseilen verspannt. Experten bezeichnen es als ein Wunder, dass der Schiefe Turm von Pisa noch steht.

Er hielt sich gut über die Jahrhunderte. Bis 1550 hatte er sich um 3,79 Meter aus der Senkrechten bewegt. Und 300 Jahre später waren es gerade mal fünf Zentimeter mehr. Also bestand kein Grund zur Sorge. Er würde auch die nächsten Jahrhunderte gut überstehen. Im Jahr 1838 machte sich der Architekt Alessandro Gherardesca daran, das Geheimnis der Schräglage zu lüften. Beim Versuch, das Fundament freizulegen, ließ er große Mengen Grundwasser abpumpen. Das war ein schwerer Fehler: Der Turm legte sich weitere 20 Zentimeter zur Seite. Eigentlich hätte er damals schon umfallen müssen. Das tat er zwar nicht, neigte sich aber seitdem jedes Jahr um einen weiteren Millimeter der Erde entgegen. Schließlich blieb den Behörden 1990 nichts weiter übrig, als den schiefen Turm aus Sicherheitsgründen für Touristen zu sperren.

Da es 1990 so schlecht um den Turm stand, mochten die Experten nun nicht weiter tatenlos dem nahenden Ende entgegen sehen. Viele Konzepte zur Rettung wurden erarbeitet und fast alle wurden wieder verworfen – bis auf eines. Der Stuttgarter Ingenieur Fritz Leonhardt hatte vorgeschlagen, das Fundament mit einem Betonring zu sichern und mit Erdankern die Absenkung auszugleichen. Eine neue Technik sollte verhindern, dass beim dafür notwendigen Abpumpen des Grundwassers der Boden in Bewegung geriet: Der Untergrund wurde vereist. Leider vergaßen die Techniker, dass sich beim Auftauen des Eises das Volumen des Bodens verringern würde. Und so passierte es, dass ein Hohlraum entstand, in den der Turm förmlich hineinfiel. Alle Kontrollinstrumente, die die Bewegungen des Bauwerks registrierten, schlugen heftig aus und signalisierten höchste Alarmstufe. Nur mithilfe von mächtigen Bleigewichten verhinderten die Bauingenieure, dass der Campanile umstürzte. So wäre um Haaresbreite 1995 das Ende des schiefen Turms gekommen. Eigentlich, so zeigten alle Computermodelle, müsste der schiefe Alte schon längst am Boden liegen, hätten die fast 4,5 Meter, die er sich aus der Senkrechten hinauslehnt, ihn längst in die Tiefe ziehen müssen.

1995 galt es zu retten, was zu retten war. Umsichtig und vorsichtig machte sich der englische Techniker John Burland ans Werk. Unter seiner Regie wurden lange, schräg in den Boden verlaufende Röhren unter die hochstehende Nordseite des Turms getrieben. Durch diese Röhren wurden vorsichtig Schlamm und Schlick hinausgebohrt. Und endlich zeigte sich der Erfolg: Der Turm begann sich wieder aufzurichten. Insgesamt wurden 30 Tonnen Erde unter dem Fundament entfernt. Um 40 Zentimeter hat er sich in die Senkrechte zurückbegeben und gilt fürs Erste als gerettet. Die Stahlkorsetts sind weg, die Haltetaue gelöst, auch äußerlich hat man ihn herausgeputzt.

Denn seit dem 15.12.2001 ist er wieder offen. Die Touristen können wieder seine 293 Stufen erklimmen – allerdings nur in kleinen Gruppen mit maximal 30 Teilnehmern und unter fachkundiger Begleitung mehrerer Aufsichtspersonen. 
 

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