Mit der Sirius in Friesland


 

Nr. 1 (1995) Ein "holländisches Gewächshaus" mit folgenden Eigenschaften:
  • Länge: 14 m
  • Breite: 4,20 m
  • Tiefgang: 1,20 m
  • Motorisierung: 1 x 6 Zylinder Diesel mit 138 PS

Der Charter-Stützpunkt lag in Lemmer, und von dort sind wir auch unseren Wochentörn in Friesland angetreten.

Boote dieser Größenordnung dürfen in den Niederlanden von jedermann ohne jegliche Boots-, Nautikkenntnisse oder Sportbootführerschein gefahren werden. Die Motoren sind auch alle gedrosselt. "Unsere" Maschine z.B. machte ganze 1800 upm. Das entsprach etwa einer Geschwindigkeit von 7 Knoten (kn). Genau war das nicht festzustellen, denn das Log war defekt.

Aber so schön langsam, dachte ich mir, ist Friesland der ideale Ort, um die Praxis zu erlernen. Hier dürften nicht viele Profis unterwegs sein. Das war auch so! Denn ablegen und fahren ist gar nicht so schwierig. Das Anlegen ist das Problem. Insbesondere gegen den Wind! Doch davon später.

 
 
Sirius an einem der vielen kostenlosen Liegeplätze

 
 
 

Dieser Törn war als reiner Lerntörn gedacht. Zwar war das Boot recht groß für den Anfang, aber das hat auch ein paar Vorteile: Es schaukelt nicht so (aber das ist hier in Friesland eh kein Problem) und der Versatz durch Strom und Wind ist nicht so groß wie bei kleinen Booten. Man hat also mehr Zeit zur Verfügung beim Anlegen.

Navigation ist in diesem Revier gänzlich unnötig. Man fährt fast wie auf Straßen, was neben der fehlenden Speed wohl der Hauptgrund für die Führerscheinlosigkeit in diesem Revier ist. Hier ist ein kleines Beispiel für eine Karte.

Eine Besonderheit ist darüber hinaus die sehr große Anzahl von Brücken, die fast allesamt nur 1-2 m Durchfahrtshöhe haben, so dass man genau die Brückenpläne studieren muss, um nicht plötzlich vor einer geschlossenen zu stehen. Eine schöne Tradition gibt es an den Brücken zu bewundern. Der Brückenmeister hält einen Holzschuh wie an einer Angel befestigt und schwingt den Schuh in Richtung Boot. Auf dem Vor- oder Achterdeck muss dann ein Crewmitglied stehen, das den (freiwilligen!) Salär von ca. 1 Gulden in dem Holzschuh unterbringt. Das funktioniert in ganz Holland so!

Insbesondere im Frühjahr und im Herbst sind auch Brücken mit "Doppel-Rot" übereinander (Dauernd gesperrt) anzutreffen. Da muss man die Pläne gut studiert haben oder umkehren.

 
 
 
 

Wir wollten zu Beginn gleich ins IJsselmeer, aber das ging nur durch eine Schleuse, und das wollte ich gleich als erstes nicht unbedingt haben. Das erste Anlegemanöver in Woudsend klappte dann auch ganz passabel, allerdings ohne Wind. Beim zweiten Mal gab's dann große Probleme, da wir ablandigen Wind hatten. Um diese Situation professionell zu fahren, muss man das Boot "in die Spring dampfen". Das habe ich aber erst viel später gelernt. Hier in Holland habe ich mich beim Anlegen oftmals gequält.

Es gibt ein paar herrliche Flecke unterwegs, große Wiesen zum Anlegen, jede Menge Windmühlen, oder auch die sehr niedliche Innenstadt von Sneek.

In Stavoren dann der nächste Höhepunkt: Eine Schleuse! Die erste in meinem Skipper-Leben. Auch hier heißt es nicht einfach hineinfahren, wie man das mit einem Auto in eine Garage tun würde. Es gibt immer ein wenig Schwell und Kabbelwasser durch andere Boote und vor allem und wieder einmal: Der Wind!

Man legt das Boot natürlich an der wind-abgewandten Seite an, damit der Wind das Boot sanft an die Schleusenwand drückt. Das habe ich natürlich beim ersten Mal auch falsch gemacht. Und selbstverständlich macht man das Boot in der Schleuse nicht fest, da es sich ja vertikal bewegt. Aber das ist ist Friesland kein Problem, denn die Schleusen haben einen minimalen Hub, manchmal nur ein paar cm, die man gar nicht wahrnimmt. Das ist z.B. in Berlin oder auf der Mosel ganz anders, dort sind Hübe von 5-8 m keine Besonderheit.

 
 
 
 
  Alles in allem hat diese Woche genau das gebracht, was ich mir versprochen hatte, nämlich eine Lehr- und Lernwoche für die erste "richtige" Tour im Sommer desselben Jahres in Dänemark.
 
 
 

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