Dreiländereck 2(3)

1     2     3


Freitag, 16.07.04: Nauders, Samnaun und Stilfser Joch

Schon die Anfahrt von Pfunds (letztes Dorf im Tal) hinauf nach Nauders ist ein echter fahrtechnischer Leckerbissen. Die Straße ist durch den Fels gehauen, etliche Tunnel und Galerien wechseln einander ab, bis dass man oben an der alten Festung von 1834 vorbeikommt. Noch ein paar weitere schöne Kurven, dann hat man Nauders erreicht.

Als erstes fahren wir zum Tanken nach Samnaun. Wozu? - Nun, da kostet der Sprit nur die Hälfte (0,65€/Liter). Hier kann man nämlich zollfrei einkaufen - ein Relikt aus alten Zeiten, denn Samnaun ist Schweizer Staatsgebiet, aber per Straße nur über Österreich erreichbar. Diesen Nachteil gleichen die Stadtväter seit ca. 1800 über die Zollfreiheit aus. Immer wieder versucht die Schweizer Staatsregierung, diese "Sonderlocke" abzuschneiden, aber es gelingt ihr nicht.

Das erste Ziel ist natürlich der Reschenpass, kurz hinter der "Grenze" nach Italien. Er ist vor allem durch den im See versunkenen Kirchturm bekannt. Hier wurde das alte Dorf "Graun" im gleichnamigen (Reschen-) See geflutet. Nur noch die Kirchturmspitze ragt aus dem Wasser.

Dann geht es weiter zum Ortler. Dieses Felsmassiv hat insgesamt knapp 30 Gipfel mit über 3.500 Metern Höhe. Es ist ein Eldorado für Kletterer, Wanderer, Radsportfans - und natürlich für uns. Die Stilfser-Joch-Straße, die das Vinschgau (Südtirol) mit dem Veltlin (Lombardei) verbindet, beginnt flach ansteigend und eine ganze Zeit an einem Gebirgsbach entlangführend. Danach wird die Landschaft immer spektakulärer, die Straße verläuft sozusagen am Fuß des Ortler (3.905 m). Die nun folgenden 48 Kehren haben es "in sich". Und sie spalten die Motorradfahrer in mindestens 2 Kategorien: Die einen finden es langweilig, eine Kehre zu fahren, dann Gas zu geben und wieder eine Kehre zu fahren (dazu gehört Thomas); die anderen beziehen die großartige Landschaft in das Gesamterlebnis ein und finden es atemberaubend, wie sich diese Straße den Berg hinaufwindet (dazu gehöre ich).
 

Auf jeden Fall ist hier höchste Aufmerksamkeit angebracht. Vom Schwierigkeitsgrad her ist diese Straße nur mit dem Gavia-Pass und der Edelweißspitze (Großglockner) zu vergleichen. Und wenn einem in einer Kehre ein Wohnmobil begegnet, muss man schon mal anhalten. Ich habe Motorradfahrer gesehen, die ihr Bike langsam haben rückwärts rollen lassen, da sie die innere Kurve nicht nehmen konnten...

Die letzten 600 Höhenmeter sind jedoch der spektakulärste Teil des ganzen Passes: Zwischen spärlich bewachsenem Fels und Schotterhalden geht es nach oben. Auf der Passhöhe wimmelt es von Andenkenläden, Würstchenbuden und Eisverkäufern. Natürlich gibt es auch ein Hotel, eine Kapelle sowie Seilbahn und Skilifte. Hier kann man es schon mal 1-2 Stunden aushalten.

Auf der Südseite führen 31 Kehren nach Bormio. Dabei ist eine Stelle besonders beeindruckend, wo sich die Straße in rund 20 Kurven nahezu parallel den Berghang hinunterwindet, aber nicht, ohne einem kleinen Wasserfall das Geleit zu geben. Aber dieses Stück des Passes fahren wir erst am Sonntag.

Wir biegen kurz unterhalb der Passhöhe Stilfser-Joch in einen Abzweig zum Umbrail-Pass, den wir nun als nächstes nehmen. Er hat mehrere Schotterstellen und ist deshalb nicht besonders gut zu fahren. Am Ofenpass gibt es ein kleines Restaurant, in dem wir es uns erst mal ein wenig gemütlich machen. Danach geht es durch das Unter-Engadin zurück nach Nauders.
 

Samstag, 17.07.04: Pensertal und Timmelsjoch

Unsere zweite und längste Route führt uns heute überwiegend durch Italien. Wir lassen das Stilfser Joch "rechts liegen" und fahren parallel zur Etsch bis nach Meran. Dort muss man gut aufpassen, das Gampen-Joch, unser nächster Pass, ist schlecht beschildert. Aber nach zwei Anläufen finden wir es. Mit seinen 1.518 m ist die Passhöhe allerdings nicht besonders attraktiv. Da beeindruckt uns ja der kleine Lago di Giustine sogar ein wenig mehr.

Viel besser aber der Mendelpass. Er ist zwar mit 1.363 Metern auch nicht hoch, aber dafür windet er sich sehr eng und sehr grün die gut ausgebaute Straße den Berg hinauf - und vor allem wieder hinunter. Die Bozener Seite ist auf jeden Fall die landschaftlich schönere.

Dem schaurigen Verkehr von Bozen wieder entkommen, genießen wir als nächstes das famose Pensertal. Das sehr enge und von großen Felsformationen umschlossene Tal wird immer wieder von Tunneln begleitet und ist schon deshalb hier, wo von "Pass" noch meilenweit nichts zu sehen ist, ein echter Leckerbissen, landschaftlich vor allem, aber auch fahrtechnisch. Später zieht sich die Straße mit großen Schwüngen hinauf, die man sehr flott fahren kann - macht sehr viel Spaß.

Der sich ab Sterzing anschließende Jaufenpass ist auch immer wieder gern genommen (zusammen mit Timmelsjoch und einigen anderen heute zum 3. Mal). Besonders der durch Wald nach St. Leonhard hinab führende Teil ist sehr, sehr schön und abwechslungsreich zu fahren. Aber das Timmelsjoch ist der Höhepunkt heute. Wieder haben wir großes Glück (noch mehr als schon in 2001): Auf italienischer Seite ist fantastisches Wetter, nur ganz oben behindern ein paar tiefhängende Wolken die Sicht. Wir sind so begeistert von der Fahrt, dass wir kaum Fotos machen (nicht einmal auf der Passhöhe! Dabei muss man hier wegen der Mautgebühr von 8€ sogar anhalten!) - jetzt bedauere ich das natürlich...
 

 
Am anderen Ende des Passes kommt man erst durch Hoch-, dann durch Untergurgl. Zusammen mit dem Ort Obergurgl ist das hier ein ganz fantastisches Skigebiet. Anfang der 80er Jahre habe ich hier als Student mit meiner Frau ein paar fantastische Winterurlaube erlebt, allerdings nicht im Hotel, sondern im Wohnmobil meiner Eltern, mehr war nicht "drin" damals. Heute ist Obergurgl kaum wieder zu erkennen, soviel Neues wurde gebaut. Nur der Dorfkern, der ist noch wie damals. Das Ötztal und Imst ist schnell durchfahren. In Landeck treffen wir Motorradfahrerpaar aus Köln (!), mit dem wir sehr angenehm zu Abend essen. Ein toller Tag heute!!!
 

 

zurück Übersicht weiter