Die Walpurgisnacht


Die Nacht zum 1. Mai: Die Walpurgisnacht

Die Walpurgisnacht ist das Hexenfest schlechthin. Jeder kennt es. Es werden allerorts Feste veranstaltet, auf dem Brocken im Harz wie auch im Rheinland und anderswo. Es gibt Gedichte, Musik und jede Menge hochgeistiger Literatur darüber, aber was genau verbirgt sich dahinter? Das habe ich mich schon oft gefragt, deshalb habe ich ein wenig recherchiert und ein paar Dinge zusammengetragen.

Schon für unsere Vorfahren war diese Nacht von besonderer Bedeutung. Es wurden Freudenfeuer entzündet, um den Frühling zu begrüßen. Im Harz versammelten sich die Menschen um diese Feuer, tanzten um sie und sprangen vor Freude durch die Flammen. Besonders dort waren diese Feste sehr verbreitet. Mit Beginn der dortigen Christianisierung wurden diese Feste verboten. Wer weiterhin die Feste in der alten Form feierte, wurde als dem Teufel hörig angesehen und als Hexe bezeichnet. Die Kirche verdammte jene und verbreitete das Gerücht, dass in dieser Nacht die Hexen ausflogen, um sich auf dem Blocksberg zu versammeln und dort auf die Ankunft des Teufels zu warten.

Der Ursprung des Hexenglaubens, wie er in der Walpurgisnacht dargestellt wird, geht nicht auf diese alten Feste und den Volksglauben zurück, sondern entstammt den Kirchenbüchern. Durch diese ist die Ansicht in der Bevölkerung vorgedrungen, dass Frauen mit medizinischen Kenntnissen mit dem Teufel im Bunde stünden. Es war also die Kirche, die im Zuge der Inquisition immer schaurigere Geschichten erzählte, welches Unwesen die von ihnen als Hexen bezeichneten Frauen angeblich trieben.

Aber wie auch bei anderen heidnischen Feiertagen, die in der Bevölkerung stark verwurzelt waren, hat die Kirche dafür gesorgt, dass diese Feste in kirchlichen Festen aufgefangen wurden. Zum Beispiel ging das heidnische Julfest in Weihnachten auf und Ostara in Ostern. Der erste Mai wurde der Hl. Walpurga, der Schutzpatronin der Bäuerinnen und Mägde geweiht und so entstand der Name Walpurgisnacht. Selbstverständlich wurde der Hl. Walpurga von der Kirche nachgesagt, dass sie vor den Hexen schützen sollte. Das Walpurgisnachtfest auf dem Brocken, wie es heute noch gefeiert wird, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts, in Anlehnung an Goethes Faust, eingeführt.

Natürlich gab es auch abergläubische Bräuche, mit denen sich die Menschen schützen wollten gegen die Hexen, die in dieser Nacht ihr Unwesen trieben. Wenn in der Walpurgisnacht mit Kirchenglocken geläutet wird, dann können die Hexen, die an den Kreuzungen ihre Tänze in Gegenwart des Teufels abhalten, einem nichts anhaben. Um sein Vieh und seine Häuser zu schützen, wurde in dieser Nacht geweihtes Salz auf die Türschwellen der Ställe und Häuser gestreut. Aber auch das Aufhängen von Baldrian- und Dostzweigen an den Stallungen sollte verhindern, dass das Vieh verhext wurde, da man glaubte, dass Hexen diesen Duft nicht leiden können. Die Besen wurden in dieser Nacht mit dem Reisig nach oben aufgestellt; oder auch zwei gekreuzte Besen vor der Tür aufgestellt. Das galt als sichere Abwehr vor den Hexen. In manchen Gegenden war es üblich, zur Hexenabwehr ein Messer ins Schlüsselloch zu stecken. Mancherorts zogen die junge Männer peitschenknallend durch die Straßen, um besonders an den Kreuzungen dafür zu sorgen, dass sich dort keine Hexen versammeln konnten. Wer in der Walpurgisnacht einen Gundelrebenkranz trug (Gundermann oder Gundelrebe ist ein Kraut, das überall wächst), erkannte angeblich alle Hexen!

Am 1. Mai ging niemand vor dem ersten Hahnenschrei oder vor dem Tagleuten aus dem Haus, man konnte ja nicht wissen, ob vielleicht doch noch irgendwo eine verspätete Hexe unterwegs war. Eine Bauernregel besagt: Ist die Hexennacht voll Regen, wird's ein Jahr mit reichlich Segen! Wer wissen wollte, ob der Geliebte treu bleibt, der pflanzte in der Walpurgisnacht zwei Vergissmeinnicht auf einen Stein mit etwas Erde. Wuchsen die beiden Pflanzen aufeinander zu, so würde der Geliebte treu bleiben und eine Hochzeit bevorstehen. Ein beliebter Brauch in der Walpurgisnacht war auch das Häckselstreuen. Bei diesem Streich wurden geheime Pfade der Liebe aufgedeckt, indem eine Häckselspur von dem einen Haus zum anderen gelegt wurde.

Nicht nur solche Späße waren in der Walpurgisnacht üblich. Die jungen Burschen nutzten die günstige Situation, dass sich alle hinter dem Ofen verkrochen, gerne aus und verübten in dieser Nacht diverse Streiche. Im Hof vergessene Gerätschaften wurden gerne auf den Dachfirst oder einen hohen Baum gebracht. Oder sie fanden sich am nächsten Tag im Dorfbrunnen wieder. Die Bauern sahen also zu, dass sie ihre ganzen Gerätschaften gut verschlossen hielten in dieser Nacht. Oftmals konnten diese dann auch nur gegen Freibier wieder ausgelöst werden.

Auch heute besteht das Fest der Fruchtbarkeit und des Lebens weiter in den Maifeiern mit Tanz in den Mai und Maibäumen, frischen Birkenzweigen und ausgelassenen Feiern. Auch der Maibaum ist ein eindeutiges Fruchtbarkeitssymbol. Üblicherweise wird er in der Walpurgisnacht geschlagen und am 1. Mai aufgestellt.

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