1200 RT Erfahrungsbericht von Carsten Lietzmann 1(2)

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Carsten Lietzmann am 30.04.06

R 1200 RT – Eine Liebe auf den ersten Ritt!

Meine Motorradgeschichte vorweg: Honda XS500, Honda CB 900 Bold´or, Kind-Pause, Honda XL 600 V. Ich selbst bin Bj. 61. Bevor ich zu meinen Eindrücken und Erfahrungen komme, eine Anekdote wie es ausgerechnet dieses Motorrad wurde…

Ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC hat es zutage gebracht: ABS ist in Punkto Sicherheit ein echter Fortschritt und der Vierzylinder lief auch deutlich runder als meine Transalp (Bj. 96)! Bisher sehr zufrieden und verliebt in dieses Mopped, war von jetzt auf gleich einfach ein anderer Blick auf "meine" Maschine entstanden. Also was neues (gebrauchtes) sollte her. Eine Zielsetzung war schnell gefunden: ABS, Vierzylinder, bequem, etwas mehr Power, ein Kardan und viel mehr Laufruhe sollten her. Mobile.de, Zeitungen und Kataloge gewälzt, geblättert und geklickt, waren recht schnell drei Maschinen in die engere Wahl gerückt: Honda Pan European, Yamaha FJR 1300A und die BMW K1200GT. Ein Boxer kommt mir nicht ins Haus! Vibrationen ohne Ende und eben keine vier Töpfe…

Probefahrten waren schnell vereinbart. Honda: handlich, agil aber mit viel Sog hinter der Scheibe und irgendwie der Klang… Yamaha: sportlich straff…besser steif, wenig Schutz von der Scheibe…also auch nicht mein Ding! BMW K 1200 GT Vorführer bestellt, Termin gemacht und hin. "Unser Mann" noch im Verkaufsgespräch, haben meine Frau und ich Probesitzen geübt: Aufsatteln, Absatteln und Kopfschütteln oder gefälliges Nicken. Unter anderem war da auch eine R 1200 RT dabei…aber Boxer?? NÖ! 

 

 
Der Verkäufer nett und freundlich: "Sorry Herr Lietzmann, aber Ihre Vorführmaschine fährt gerade hinter Ihnen vom Hof…!" Klasse, alle Klamotten dabei, gutes Wetter, nur kein fahrbarer Untersatz! "Aber haben Sie eigentlich schon mal diese hier ins Auge gefasst?" Was zeigt der Nette mir wohl? Da Verweigerung nicht zu meinen Eigenschaften gehört und sowohl meine bessere Hälfte als auch der Verkäufer es nun gar nicht verstehen konnten, dass ich auf meinen Einwänden mit den Vibrationen und den fehlenden zwei Zylindern bestehen wollte und mir die Maschine auch noch mit einem ganzen Wochenende statt zwei Stunden schmackhaft gemacht wurde…was blieb mir übrig? Klein beigegeben und mich mit 250 km für das Wochenende mehr als reich beschenkt gefühlt rauf auf das Mopped und ab nach Hause. Frauchen im Auto hinterher und ein paar Minuten später neben mir auf dem Hof: Mensch Carsten, nimm bloß das zufriedene Grinsen aus dem Gesicht! Es war Liebe auf den ersten Ritt! Nach etwas mehr als 600 km am Wochenende und deutlich mehr Geld als wir eigentlich ausgeben wollten, war schon Montagnachmittag "unsere" RT in Silbergrau als gebrauchte mit etwas mehr als 4000 km gekauft…

Nun aber zu den mehr technischen Dingen und den Erfahrungen mit einer der neueren Errungenschaften im Bereich der BMW Motorräder: Alle technischen Details und Daten entnehmt bitte der mehr als umfangreichen Technikseite von Herbert, besser geht’s nicht und darum: Platzsparen!

Die ersten Meter waren wirklich eine Überraschung! Handlichkeit, Beweglichkeit, Kurvenradius und –verhalten waren und sind eine echte Leistung für ein Motorrad dieser Größe und Gewichtsklasse. Wenn ich eine Yamaha FJR durch die Kurve denken, lenken und aktiv fahren muss, dann reicht jetzt ein Blick und die RT folgt jeder Schwingung bereitwillig. Die gut dimensionierten Bremsen packen im Schritttempo etwas zu hart zu, lassen sich also durch den Bremskraftverstärker dort etwas schwerer dosieren. Bei flotter Fahrt sind sie dagegen ein wahres Sicherheitspolster und zusammen mit dem ABS des Biker´s Wunschwelt! Und auch das: durch die teilintegrale Bremsanlage kann man fast schon ganz auf die Fußbremse verzichten! Der Lastwechsel fällt wesentlich weniger auf als bei meiner Kette getriebenen Transalp. Das Fahrzeug lässt sich also fast so leicht fahren wie ein Damenfahrrad, wenn man mal ein wenig vom Gewicht absieht.

Ach ja, Gewicht: Aufbocken gewünscht? Kein Problem: Eine Hand am Lenker, eine Hand am Haltegriff hinten und man stelle sich auf den Hauptständer, dann reichen 78 Kilo gut aus, um ohne jede Kraftanstrengung die Maschine in einen sicheren Stand zu bringen. Der Seitenständer legt das Gewicht bei weitem nicht so erschreckend zur Seite wie bei anderen Mopped´s, so das man auch hier keine beunruhigenden Gefühle entwickelt.

Meine Vorbehalte gegen den Boxermotor mit seinen schon sprichwörtlichen Vibrationen sind mit diesem Motor gegenstandslos! Es schüttelt nichts seitwärts, die Hände am Lenker werden geschont und selbst mehrere hundert Kilometer am Stück lassen den "Popometer" nicht gefühllos werden. Der Motor ist in JEDER Hinsicht ein Vergnügen. Nicht nur, dass er sich von 2000 Umdrehungen bis Enddrehzahl schaltfaul ausreizen ließe, es lassen sich auch sportliche Ambitionen und flotte Gangart ohne Probleme "erfahren". Gewicht und PS stehen in einem guten Verhältnis und wer sich für die RT entscheidet, sucht sicher nicht den Supersportler. Dampf ist allemal genug da und die Elastizität ist schon ein Spaß. Dazu noch das ohne allzu laute Geräusche butterweich schaltbare 6-Gang Getriebe, eine gut dosierbare Kupplung und eine knackig-direkte Kraftübertragung durch den Kardan…noch Fragen zum Antrieb?

JA SICHER! Der Verbrauch! Er liegt bei ruhiger Gangart zwischen 4,7 und 5 Litern. Bei zügiger Autobahnfahrt oder sportlicherem Fahren geht es auf die 6 Liter zu. Allerdings wird Superplus gefordert, was die Kosten doch schon ein wenig nach oben treibt. Super geht allerdings auch ohne Probleme und ohne jeden Verlust an Fahrdynamik. Ich fahre trotzdem den teureren Sprit, denn ich denke mir, dass es seine Gründe hat, warum BMW den Edelsaft im Tank haben möchte. Mit den 27 Litern, die in den Tank passen sind 500 km am Stück kein Problem und laden damit so richtig zum Kilometerfressen ein. Zum Spritverbrauch kommen allerdings für mich noch ungewohnte 250 bis 300 ml Motorölverbrauch auf ca. 3000 km hinzu, die scheinbar boxerspezifisch sind.

 

 

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