BMW 1er M-Coupé 1(6)

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Datum

Erfahrungsbericht

29.06.2012

Abholung in der BMW-Welt

Unser Pirat

Braucht man einen solchen Sportwagen?

Nein, so viel ist klar! Man braucht aber auch keinen Cheeseburger, man braucht keinen Kaviar und keine Flasche Wein für 300€. Man "braucht" sehr vieles nicht. So richtig vernünftig erscheint es also nicht. Aber was heißt schon "vernünftig"? Es ist wie bei vielen anderen vergleichbaren Hobbys! Ist etwa Bergsteigen "vernünftig" (im Sommer 2012 gab es gleich mehrere Tote am Montblanc)? Oder Fallschirmspringen? Oder Motorradfahren? Selbst Wandern, Skifahren, Tauchen oder Mountainbiking ist nicht a priori vernünftig, wenn man es zu Ende denkt.

Allen diesen Aktivitäten ist aber eines gemein: Es ist allein der "Prozess der Erlebens", der diese Tätigkeiten so attraktiv macht. Wer einmal einen solchen Sportwagen am Limit bewegt hat und die Agilität, die Längs- und Querbeschleunigungen gespürt hat, der wird in gewisser Weise "süchtig" danach. Der Prozess des Fahrens und des (möglichst weitgehenden) Beherrschens dieser "Geräte" (Auto, Motorrad, Mountainbike, Berg, Fallschirm usw.) birgt darüber hinaus ein gewisses Risiko, dessen kalkulierte Beherrschung für viele einen unglaublichen Reiz ausübt. Deshalb sind diese "Sportarten" - und die obige Liste ist ja bei weitem nicht vollständig - so beliebt. Dabei kommt es beim Hobby "Sportwagen" gar nicht auf die Erzielung hoher Endgeschwindigkeiten an - geradeaus schnell fahren kann jeder Depp - sondern eher auf das Verhältnis von Geschwindigkeit zu Kurvenradius. "Aus Freude am (Kurven-) Fahren" trifft es ziemlich gut. Und natürlich auf das Teilen dieser Freuden mit Freunden und Gleichgesinnten. OK, und nach diesem kleinen philosophischen Exkurs ist die Frage ja wohl hinlänglich beantwortet. Also wieder zurück zum Thema!
 

"Lovers at first sight":

Schon auf den ersten Bildern Ende 2010 fand ich den Einser M optisch extrem gut gelungen! Und als ich ihn dann das erste Mal im Showroom sah und auch hinter dem Steuer saß, war’s um meinen Verstand geschehen: "Den will ich! - Unbedingt!". Das war im Mai 2011. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe noch nie ein Auto ohne Probefahrt gekauft und mich noch nie so stark von Emotionen leiten lassen.

Wie schrieb doch irgendein Motorsport-Journalist: Das Auto ist wie ein Silvesterböller! Der Böller ist auch nicht vernünftig, sondern einfach nur laut - und macht trotzdem einen Riesenspaß. So ist es auch mit dem Einser! Der 1M ist sportlich, wild und bis zu einem gewissen Grad auch kompromisslos - soweit Autos das heutzutage überhaupt sein dürfen. Aber "Pirat"? Warum gerade "Pirat"?
 

Zur Erinnerung:

Der 1M ist eine Mischung aus

  • dem normalen Einser BMW,
  • dem Einser Coupé, insbesondere dem 135i und dem
  • M3, von dem das komplette Fahrwerk stammt (incl. Räder, Bremsen, ...)

Aufgrund dieses Räuberns in den BMW-internen "Regalen" hieß er BMW-intern von Anfang an "Pirat". Der eine oder die andere kennt sicher die Bilder von dem Fahrzeug mit dem (nicht offiziell gemeldeten) Kennzeichen von Pirna: AT 1. Hier ist das Video dazu:

www.youtube.com/watch?v=s2Z09qRdpog
 

"M" wie eMotion

Dieser "bissige, kleine Kraftzwerg" ist aus meiner Sicht so etwas wie eine "Revival of traditions", er ist fast ein Remake der 02er-Baureihe aus den 70er Jahren, in denen ich "automobiltechnisch groß geworden" bin. Vermutlich deshalb habe ich eine so große Affinität zu diesem Fahrzeug. Und schon damals waren seine Fahrer allesamt davon überzeugt, dass ein solcher Kraftprotz auch schon mal mit den Hinterrädern lenken darf. Ein solches Auto war in den 70er Jahren für mich etwa so unerreichbar wie ein Flug zum Mond, der gerade stattgefunden hatte. Daher steht das "M" heute für mich nicht hauptsächlich für "Muskeln" oder für "Männerspielzeug", sondern es steht hauptsächlich für eMotion.

Der 1M vermittelt beim Fahren ein unglaubliches Gefühl von Leichtigkeit. Er ist bärenstark und superleicht, nur 150 kg schwerer als unser Z4, aber leichter als der (nahezu) identisch motorisierte E89 35is, vom M3 ganz zu schweigen. Und während so manches neue Auto heutzutage schon zukunftsorientiert mit Katheterhalterung ausgeliefert wird, ist dieses hier ein echtes "Sportstudio", ein Trainingszentrum auf Rädern, eine ultimative Fahrspaßmaschine, mit Air-Curtain statt Air-Scarf.

  

Rotes Auto, blauer Himmel und grüne Hölle

Das ist der Dreisatz, den ich nun regelmäßig rechne, und es sind die Zutaten für ebenso spannende wie sportliche Runden mit diesem "Gerät". Und ich habe die feste Absicht, ihn artgerecht zu bewegen, getreu den Empfehlungen der Bedienungsanleitung! Einer der schönsten Sätze dort übrigens lautet wie folgt: "Um die Bremsanlage in optimalem Zustand zu halten, ist es zweckmäßig, sie in regelmäßigen Abständen dem Fahrzeugcharakter entsprechend zu belasten." Ist das nicht herrlich? Ich gehe davon aus, dass die das mit dem Motor genau so haben wollen.

Unsere kurioseste Geschichte des Jahres ist zweifellos die, dass BMW uns im März einen "falschen" 1M gebaut und in der BMW-Welt ausgeliefert hat. Dieses Kapitel ist inzwischen abgeschlossen. Das Autohaus hat sich einigermaßen erkenntlich gezeigt. Bilder von beiden Übergaben gibt es natürlich jede Menge!

Die lange Geschichte unseres Sportwagenkaufs nimmt aber schließlich doch noch ein gutes Ende. Am 29. Juni, ziemlich genau 13 Monate (!) nach der Kaufentscheidung, steht das Coupé nun endlich in unserer Garage:
 


Unser Maskottchen


M-Garage


Zweimal M


Zweimal M


Lichtspiele


Garage

 

  

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