Motorraum
ACHTUNG:
Dieser Leitfaden unterliegt dem
Urheberrecht.
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Wartung
- Oft wird der Motorraum vorher einer Wäsche unterzogen, um alles
schön gepflegt aussehen zu lassen. Man muss also genau hinschauen, ob
der Motorraum frei von Ölen oder anderen Stoffen ist.
- Sicherheitshalber sollte man die Fahrgestell-Nummer kontrollieren (die letzten 6
Ziffern), besonders bei älteren Fahrzeugen oder wenn man Anlass zu
Misstrauen hat.
- Bei Zweifeln sogar die Motornummer. Natürlich sieht es immer
fachkundig aus, wenn man bei dem jeweiligen Fahrzeugtyp auch genau weiß, wo
sich die Nummer befindet und man nicht erst suchen muss!
- Die Verschraubungen von Kotflügeln, Stoßdämpfern, Motorelementen und anderen Teilen
müssen genau angeschaut werden. Man kann erkennen, ob die Schrauben
schon mal gelöst wurden. Entweder an der Farbe oder an der Schraube
selbst. Manchmal sieht man auch Farbnebel oder Sprühreste an Gummis.
- Diese Frage an den Verkäufer darf nicht fehlen: Wieviel Öl
verbraucht der Motor? Wenn er es weiß, wird es im Vertrag festgehalten.
Falls nicht, kann man es leider nicht direkt feststellen! Aber man kann
es indirekt
anhand von Indizien vermuten:
- Ölmeßstabkontrolle (Tropfen sind OK, aber nicht Klumpen, erst recht
keine Metallteilchen)
- Öltropfen unter dem Motor (falls eine Bühne vorhanden ist)
- Blaue Abgase aus dem Auspuff zeugen von verbranntem Öl und sollte zu
Vorsicht mahnen!
- Ein Motor sollte normalerweise nicht (viel) mehr als 1 Liter auf
1.000 km verbrauchen. Achtung: Vor deutschen Gerichten wird sogar ein
Verbrauch von 2 Litern noch als vertretbar angesehen!
- Man sollte den Öleinfüllstutzen aufschrauben und genau ansehen. Er
sollte möglichst wenig
weiße oder gelbe Ablagerungen haben, im Idealfall gar keine, aber auf
keinen Fall richtigen "Schlamm". Das
deutet auf viel Kurzstrecke hin, wenig Pflege oder im schlimmsten Fall
auf eine defekte Zylinderkopfdichtung.
- Ein Tropfen unter dem Ölfilter oder der Ölablaßschraube ist in aller
Regel harmlos.
- Ist genug Kühlwasser aufgefüllt? Fast alle Behälter haben
Minimum-Maximum-Markierungen eingeprägt. Kühlwasser darf nicht rostig
aussehen. Leckt der Kühler bzw. hängen Tropfen darunter?
- Ist genug Bremsöl aufgefüllt? Wann wurde das Öl zum letzten Mal
gewechselt? Gibt es dazu Informationen? Hängt ein Wartungs- oder
Werkstattschildchen im Motorraum? "Passen" die Daten Daten zusammen? Bremsöl sollte nicht viel älter
als 3 Jahre sein, kürzer ist besser!
- Die beiden Pole der Batterie (häufig auch im Kofferraum zu finden!)
dürfen keine Ablagerungen haben. Wurde etwas Polfett aufgetragen, zeugt
das von Pflege und Wartung. Falls die Batterie nicht wartungsfrei ist,
kann ein Blick in zwei oder drei Kammern recht aufschlussreich sein. Auf
keinen Fall darf der Säurestand so niedrig sein, dass die Bleiplatten
teilweise frei liegen.
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Technik und
Probefahrt |
Motor und Auspuff
- Wenn es "geht", immer zunächst den Verkäufer fahren lassen. Das gibt
einen Eindruck von seinem Fahrstil. Man erkennt etwa sofort, ob er
kupplungsschonend fährt, siehe auch
mein "Wort zur
Kupplung".
- Klingt der Motor "normal"? Besonders, wenn er warm ist.
Bleibt die Motordrehzahl konstant?
- Auskunft über einen gesunden und korrekt eingestellten Motor gibt
auch die Farbe der Abgase. Weiße Wölkchen entstehen, wenn Kühlwasser
verbrannt wird. Das ist meistens teuer, weil dann oft die
Zylinderkopfdichtung defekt ist. Blaue Wölkchen sind nicht ganz so
tragisch, dabei wird jedoch Öl verbrannt, was auch nicht ganz "gesund"
ist. Hier hängt es von der Menge ab, siehe Thema "Ölverbrauch" weiter
oben. Das liegt meistens an verschlissenen Ventilkäppchen oder Ventilschaftdichtungen.
In schlimmeren Fällen sind es verschlissene Ölabstreifringe. Je nach
Auto und km-Leistung kann sich hier sogar noch eine Reparatur lohnen.
Das kann jeder Kfz-Geselle.
- Man sollte überlegen, ob eine zweite Person in einem anderen Auto
hinterher fahren kann, wenigstens ein paar km. So sieht man die
Abgaswölkchen und kann sie in die Bewertung mit einfließen lassen.
Wölkchen bei kaltem Motor oder in der kalten Jahreszeit sind übrigens
normal.
- Scheppert der Auspuff? Oder klingt er besonders "sportlich"? Ob ein
Auspuff noch in Ordnung ist, kann man eigentlich nur auf der Bühne
beurteilen. Diese Gelegenheit hat man allerdings nicht unbedingt. Aber
mindestens kann man hinten am Auspuff mal kräftig wackeln, eventuell
sogar die hinteren Gummis anschauen.
Lenkung
- Sitzt das Lenkrad bei Geradeausfahrt mittig? Falls nein: Große Vorsicht.
-
Das Lenkrad darf nicht
(stark) vibrieren - bei keiner Geschwindigkeit. In diesem Fall haben wir
es mit schlecht (oder gar nicht?) ausgewuchteten Rädern zu tun. Oder schlimmer
noch: Defekte Felgen!
-
Das Lenkrad darf auch kein
großes Spiel haben, sonst sind evtl. die Spurstangen nicht in
Ordnung.
Kupplung und Getriebe
- Für die Kupplung gibt es zwei gute Tests: Einer im Stand bei
laufendem Motor und einer
während der Probefahrt.
- Im Stand muss man vor allem die "Geräuschkulisse" checken. Also Tür
öffnen und mal genau hinhören: Wenn es vernehmbar klingelt oder rasselt,
ist schon mal Vorsicht geboten. Sollte das Rasseln bei getretener
Kupplung (ohne Gang) aufhören oder deutlich geringer werden, deutet das auf eine
defekte oder zumindest arg gebeutelte Kupplung hin. Man lese zu diesem
Thema auch ggf. meine oben bereits erwähnten Ausführungen zum
Gebrauch von Kupplungen.
- Der andere Test sieht so aus: Handbremse
anziehen, Kupplung im 1. Gang kommen lassen, etwas Gas geben, dann muss das Auto
"hart ruckeln". Wenn sich das im Kupplungspedal "butterweich" anfühlt
oder extrem spät "kommt", heißt es Vorsicht!
- Sehr hilfreich: Der Blick auf die Gummierung des Kupplungspedals. Je nach Abnutzung des
Gummis ist die Kupplung entsprechend oft benutzt worden. Das ist ein
linearer Zusammenhang: Je abgenutzter das Pedalgummi, um so schlechter die
Kupplung. Dieser Test macht natürlich nur beim Schaltwagen Sinn. Beim
Automatik ist dieses Problem gar nicht vorhanden.
- Ein Getriebe geht eigentlich gar nicht kaputt.
Die Haupt-Verschleißteile beim Getriebe sind die Synchronringe. Man
kann aber folgenden kleinen Getriebe-Check machen:
- Nehmen wir
einmal an, man fährt im 2. Gang und zieht den Motor mal an das obere Ende des
Drehzahlbereiches, sagen wir bis Tempo 60 oder 80 (das hängt ja vom Auto
ab!). Dann schaltet man in den 3. Gang und anschließend bei genau
demselben Tempo zurück in den 2. Gang. Wenn das funktioniert, ohne dass
man die Zahnräder spürt oder hört, dann dürften keinerlei Probleme vom
Getriebe zu erwarten sein!
Bremsen im Stand
- Immer daran denken: Im Zweifel sind Bremsen wichtiger als der Motor!
Den Zustand der Bremsen kann man aber (im Gegensatz zu Kupplung und
Getriebe) sehr zuverlässig und leicht feststellen.
- Hier muss gleich zu Beginn die Frage an den Verkäufer erlaubt sein,
ob die Bremsbeläge oder sogar die Bremsscheiben schon mal ausgetauscht
wurden bzw. wann das zum letzten Mal geschah. Siehe auch "Vertrauensfrage"!
- Vor allem die Prüfung der Bremsscheiben vorn ist extrem
aufschlussreich.
Ab
ca. 25.000 km dürfen die Scheiben an der Außenseite eine
deutliche, fühlbare Kante haben. Je heftiger diese Kante ist, umso eher ist ein
Austausch fällig. Eine genaue Messung ist zwar möglich, aber dazu ist
schon etwas mehr Aufwand nötig, etwa Auffahren auf eine Bühne oder
Abnehmen des Rades. Mit ein wenig Erfahrung kann man das aber auch schon mit einer
Fingerspitze feststellen!
-
Ist die Kante sehr groß und
hat das Auto gleichzeitig wenig Laufleistung (z.B. nur 10 oder 20.000
km), sollte man sehr stutzig werden! Entweder wurde das Fahrzeug stark
beansprucht - sprich: sehr sportliche Fahrweise (Rennstrecke?) - oder
der km-Stand stimmt nicht. Und das alles sollte auch noch mit der
Information des Käufers zusammenpassen, wer das Auto wie gefahren hat.
Eine Verkäufer-Aussage "Das Auto hat meine Oma gefahren!" kollidiert mit
einer heftigen Bremsscheibenkante und geringer km-Leistung in
exorbitanter Weise und ist mit großer Sicherheit eine Unwahrheit.
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Wichtig ist auch noch, den
Status der Bremsklötze ins Verhältnis zu den Bremsscheiben zu sehen.
Passt das zusammen? Und passt das wiederum zu den Aussagen des
Verkäufers? Für die Beurteilung der Beläge ist allerdings meist etwas
mehr Aufwand (eine Bühne oder das Rad abnehmen) nötig. Eine kleine
Taschenlampe ist sehr hilfreich.
-
Und noch etwas: Wie sehen
die Bremssättel aus? Passt das zum Alter des Autos? Ein Auto, das
angeblich nur im
Sommer gefahren wurde, darf keine verrosteten Bremssättel haben! Und
wenn der linke Bremssattel deutlich verrosteter ist als der rechte,
heißt das "Obacht geben!" Es kann aber auch einen harmlosen Hintergrund
haben, z.B. wenn das Auto im Winter an der Straße
steht und die Streufahrzeuge regelmäßig ihre Ladung Salz unter
das Auto geschickt
haben.
Bremstest während der Fahrt
-
Man muss unbedingt darauf
achten, dass keine Verkehrsgefährdung entsteht. Und natürlich muss man
den Beifahrer informieren, was man vorhat.
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Um die
Funktionsfähigkeit der Bremsen zu testen, reicht eine
Geschwindigkeit von 30-50 km/h vollkommen aus.
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Nach kurzem "Warmbremsen"
von Scheiben und Belägen bremst man den Wagen relativ kräftig
ab und lässt dabei das Lenkrad
vorsichtig los. Das Fahrzeug darf
dabei nicht nach rechts
oder links ausbrechen! Falls es das doch tut, ist große Vorsicht
angesagt. Dann ist ein Austausch von Bremsbelägen und eventuell
sogar Bremsscheiben fällig. Im schlimmsten Fall sogar auch noch die kompletten
Sättel mitsamt der Bremskolben. Das ist dann richtig teuer.
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Beim 2. Bremsentest führt
man eine Vollbremsung aus. Wenn das ABS einwandfrei funktioniert, dann dürfen die Räder erst kurz vor
Stillstand des Autos blockieren. Auf nasser Straße oder gar bei Schnee geht das natürlich
besser. Man spürt die ABS-Funktion sehr deutlich im
rechten Fuß.
- Handbremstest nicht vergessen, besonders bei Fahrzeugen mit
Scheibenbremsen hinten: Man zieht bei Schrittgeschwindigkeit den
Bremshebel erst langsam, dann aber auch kräftig hoch. Dabei müssen beide Räder blockieren und das
ganze Auto muss gleichmäßig in der Hinterachse "eintauchen" und
wieder zurückfedern. Eine
ungenügende Handbremsfunktion ist aber meist kein großer Kostenfaktor.
Stoßdämpfer
- Alter und Laufleistung des Fahrzeugs zerren auch an den Dämpfern.
- Ein erster Test lässt sich durch kräftiges Wippen an den 4 Ecken des
Autos durchführen. Schaukelt das Auto nach, sind die Dämpfer defekt.
- Aber Vorsicht: Nicht zu stark mit kleiner Auflagefläche (z.B. nur
ein Handballen) drücken! Man kann auch Beulen in den Kotflügel drücken! Das
sieht nicht nur sehr unprofessionell aus, man hat auch fremdes Eigentum
beschädigt!
- Es gibt auch richtige Stoßdämpfertests, die man beim TÜV, der Dekra
oder in Werkstätten durchführen lassen kann. Man muss im Einzelfall
entscheiden, ob das Sinn macht.
Räder und Reifen
- Frage an den Verkäufer: Hat es Reifenschäden gegeben? Dann die
Reifen genau anschauen!
- Oft werden Reifen mit einem Silikon-Spray oder ganz einfach mit
etwas Kühlerfrostschutz behandelt, der sie wie neu
aussehen lässt. Davon darf man sich auf keinen Fall beeindrucken lassen.
- Reifen sollten keine äußerlichen Schäden aufweisen, besonders nicht
an den Flanken. Reparaturen an Reifenflanken sind hochgradig bedenklich.
- Außerdem sollten Reifen halbwegs gleichmäßig abgefahren sein.
Vorn/hinten darf es unterschiedlich sein, weil die Antriebsachse immer
etwas mehr Verschleiß als die "mitrollenden" Räder. Aber rechts und links
dürfen keine Unterschiede sein!
- Auch die Lauffläche sollte einigermaßen gleichmäßig abgenutzt sein.
Der "Sägezahn" (Abnutzung des Reifenprofils in Form einer Säge oder
Treppe) sollte nicht zu ausgeprägt sein. Das kann durch dem Fahrstil
begründet sein, aber auch durch die Charakteristik des Reifens. Beides
wäre unkritisch. Es kann aber auch auf eine verstellte Achsgeometrie
oder defekte Stoßdämpfer hinweisen.
- Die gesetzliche Mindestprofiltiefe liegt bei 1,6 mm. Aber alles, was
weniger als 3 mm ist, ist wertlos und daher zu ersetzen. Das kann
Verhandlungsspielraum sein, den man nutzen muss.
- Eine Kontrolle der Felgen kann auch nicht schaden, besonders, wenn
es "Bastler- oder Tuner-Fahrzeug" ist. Selbst ein
Autoliebhaber kann mal eine Bordsteinkante berühren. Das ist Potenzial
bei der Preisverhandlung!
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