Südafrika und Dubai 6(7)

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Montag, 15.02.16: Ankunft in Dubai

Die VAE (Vereinigte Arabische Emirate) gibt es völkerrechtlich erst seit 1971. Der Scheich von Abu Dhabi hat seinerzeit alle benachbarten 6 Emirate zu einer "Vereinigungs-Konferenz" eingeladen. Zunächst waren es nur sechs, aber 1972 trat auch das siebte und letzte der Emirate den VAE bei. Die Hauptstadt ist Abu Dhabi. Sie nennen ihre Staatsform eine "parlamentarische Monarchie mit Erbfolge", allerdings ist dieses "Parlament" nicht frei gewählt. Die VAE sind eine knallharte Diktatur, derzeit nur auf Platz 152 (von 167) des Demokratieindex - das ist noch hinter dem Jemen!!! Die Machthaber sind die 7 Emire, die innerhalb ihrer Machtsphären weitgehend schalten und walten können, wie ihnen beliebt.

In den VAE leben ca. 9 Millionen Menschen aus rund 120 Ländern, 85% davon sind Ausländer. Es sind weit überwiegend Arbeitsmigranten, hauptsächlich aus Asien. In Dubai allein leben etwa 2 Mio. Menschen. Die sozialen Bedingungen dieser Menschen erinnern stark an Knechtschaft oder gar Sklavenhaltung. Menschenrechte? Fehlanzeige! Dasselbe gilt für Kranken- oder Unfallversicherung, Rente oder andere soziale Errungenschaften. Auf den Großbaustellen gibt es jedes Jahr Arbeitsunfälle mit hunderten (!) von Toten (Quelle: Handelsblatt). In Europa liest und hört man davon kaum etwas. Der Durchschnittslohn für die Asiaten liegt bei einem Bruchteil des Durchschnitts im Emirat. Die Emiratis sind vor allem bekannt wegen des Handels mit Artikeln der Goldschmiedekunst - es ist aber nicht alles Gold, was hier glänzt...

Dubai ist eine der meistbesuchten Städte der Welt. Auch der Airport ist von überwältigender Größe. "Emirates" hat von allen Airlines weltweit die größte A380-Flotte, es sind exakt 80 Stück derzeit. Und auch die Zahl der Fluggäste ist beeindruckend: Mit 80 Millionen sind es ca. 20% mehr als in Frankfurt. Aber vor allem kommen die Touristen wegen der oft spektakulären Bauprojekte. Die sind auch wirklich eindrucksvoll und sehr schön anzusehen - keine Frage! Deshalb besteht überall die Gefahr, dass man positive Emotionen der Umgebung, Gebäude, Strand, Meer usw. auch auf das Land selbst überträgt. Aber es bleibt eben doch ein fader Beigeschmack angesichts von so extrem protzig zur Schau gestelltem Super-Luxus wie

  • aufgeschüttete Inseln
  • Malls mit Eislaufhalle
  • Wasserfälle im Einkaufszentrum
  • Skihalle bei 40° Außentemperatur
  • fulminante Stadtlandschaften
  • hypermoderne Edel-Gastronomie

Und alles mitten in der Wüste! Bei angenehm klimatisierten 20 Grad. Was uns ganz besonders schockiert hat und was wir in dem Maße auch nicht erwartet hatten: Nichts von diesem ins Land geholte Wissen und den Fähigkeiten zum Bau dieser Einrichtungen ist nachhaltig! Es ist alles nur mit Petro-Dollars eingekauft. Das gilt für den Bau des Burj Khalifa (das Know-how kam aus den USA) ebenso wie für das Hotelmanagement des Burj al Arab, was z.B. derzeit von einem Deutschen geführt wird. Nach der Erstellung der Bauwerke geht das Know-how wieder außer Landes. Und obwohl die Emiratis selbst nichts essentielles dazu beigetragen haben, sind sie wahnsinnig stolz auf ihre Errungenschaften! Hier nur ein Beispiel von mehreren, die wir aufgeschnappt haben: "Waren Sie schon mal in New York?" fragt mich der Guide. Als ich nicke, meint er: "Sehen Sie, in NY gibt es nur ein Chrysler-Buildung. Wir haben zwei!!!"
 

Dienstag 16.02.2016: Das Hotel

Der Flug von Kapstadt hierher nach Dubai dauert knapp 10 Stunden. Der Bus, der uns nun um 3 Uhr nachts zum Hotel bringt, erweist sich als viel zu klein, es passen nicht alle Leute hinein, und auch nicht das komplette Gepäck. Vollständig überladen, mit Gepäck und einem Dutzend stehender Personen im Gang, geht es nun (hochgradig sicherheitsgefährdet) in Richtung Hotel. Zum Glück herrscht um diese Zeit kaum noch Straßenverkehr vor. Eine gute halbe Stunde Fahrt durch's nächtliche Dubai, dann sind wir im Fairmont Ajman Hotel angekommen.

"Hotel" ist eigentlich ein wenig untertrieben für diese erstklassige Nobel-Herberge. Wir haben schon in 5-Sterne-Hotels übernachtet, auf dem Petersberg in Bonn z.B. oder im Ritz Carlton in Kansas City. Aber das hier übersteigt alles! Das Hotel ist der absolute Ober-Hammer. Zwar gibt es gleich bei der Ankunft ein paar Einschränkungen: Das Hotelpersonal ist nachts um halb 4 doch etwas überfordert mit den 35 Personen, die alle so schnell wie möglich einchecken und noch ein paar Stunden schlafen wollen. Aber davon abgesehen ist dieses Hotel das höchste, was wir bisher in Sachen Übernachtung erlebt haben. Wir öffnen mit unserem elektronischen Zimmerschlüssel einen Riesen-Raum und befinden uns in einer beispiellosen Wohnlandschaft, natürlich bei voller Beleuchtung! Als wir eintreten, schweift unser Blick umher: Ein Bad, das fast so groß ist wie sonst das ganze Hotelzimmer, die persönliche Begrüßung auf dem TV ist schon nichts Besonderes mehr, eine sehr angenehme Atmosphäre und ein Ambiente, das seinesgleichen sucht. Was allerdings auch besonders ist: Es wird freilich nur der Mann begrüßt - die Frau kommt nicht vor! Wir sind ein paar Minuten überwältigt und vergessen, dass wir seit 21 Stunden auf den Beinen sind. Nach einem kurzen Blick auf den Balkon verabschieden wir diesen Tag.
 





Historisches Dubai

Obwohl nur knappe 4 Stunden geschlafen, sind wir schon um 08:00 Uhr wieder auf den Beinen. Geschlafen wird nächste Woche. Nach dem Frühstück, das wir natürlich draußen in der Strandlandschaft einnehmen und das - nebenbei bemerkt - an Opulenz nicht mehr zu überbieten ist, unternehmen wir einen kurzen Rundgang durch die Haupt-Attraktionen im Innen- und Außenbereich des Hotels. Wir genießen den bemerkenswerten Ausblick von der Aussichtsterrasse des Hotels auf den persischen Golf und gehen anschließend zum Strand hinunter. Wir stehen inmitten mehrerer Pools, wunderschön arrangierter Liegestühle, Sessel, Sonnenschirme, natürlich alles zur freien Verfügung für Gäste. Die strandeigene Bar ist bereits jetzt, um 09:30 Uhr, besetzt. Die Menschen begegnen uns mit Freundlichkeit und einem "Good morning, Sir. Anything to drink?" Hier könnte man es sich den ganzen Tag wohlergehen lassen. "Alkohol" ist in Dubai verboten - grundsätzlich! Aber hier im Hotel bekommt man alles, was das Herz begehrt. Einer der vielen Widersprüche dieses Landes.
 





 

Um 10:00 Uhr treffen wir uns mit unserer Reisegruppe und lernen auch unseren Guide kennen: Mehmet ist kein Emirati, sondern Syrer, der 20 Jahre lang in Deutschland gelebt hat, die deutsche Kultur sehr gut kennt, aber auch seine Hausaufgaben als Guide in dieser für uns doch fremden Welt sehr gut gemacht hat.

Wie fremd diese Welt wirklich ist, wird mir gleich am ersten Tag klar, bevor wir in den Reisebus einsteigen, auf den wir gerade warten und der uns in die Stadt bringen soll. Denn auf meine sehr freundlich vorgetragene Frage, welch' ein Landsmann er denn sei, ernte ich erst einmal betretenes Schweigen. Leicht irritiert insistiere ich noch einmal sanft und erhalte postwendend folgende bemerkenswerte Antwort, sinngemäß: Diese Frage sei hier nicht erlaubt, so etwas frage man hier nicht, meint Mehmet, das sei unhöflich und von der Herrscherfamilie nicht gewünscht. Die Menschen lebten hier alle sehr gut, sie arbeiten und handeln alle miteinander, aber sie tauschen keine persönlichen Informationen aus. Das "saß". Erst am Nachmittag hatte ich wieder den Mut zu einer weiteren Frage...
 

Als erstes fahren wir zur Al-Bastakiyya

Die Al-Bastakiyya ist ein historischer, inzwischen unter Denkmalschutz stehender Stadtteil. Persische Händler aus dem 19. Jahrhundert sind die ersten gewesen, die sich hier niederließen. Sie gaben ihrer Stadt den Namen Bastak, ihrem Heimatort in Persien, daher der Name. Das älteste Gebäude ist das Al Fahidi, das heute als Museum dient. Der Besuch dieses Museums ist schon ein "Muss". Er erzählt die Geschichte Dubais von Anfang an. Aufgrund der überall im Stadtgebiet vorhandenen Zweisprachigkeit (Arabisch und Englisch) kommt man mit der englischen Sprache sehr weit. Schließlich waren die Emirate bis 1971 von Großbritannien abhängig. Und es gibt sogar heute noch Verträge, dass die Scheichs erst die britische Regierung um Erlaubnis fragen, bevor Großprojekte in Auftrag gegeben werden. Dieser Vertrag, dessen Name uns leider "entglitten" ist, sei bis heute gültig, erzählt unser Guide.

Die Al-Bastakiyya stand laut Wikipedia schon des Öfteren vor dem Abriss, bevor kein Geringerer als Prinz Charles den Scheich davon überzeugt hat, es zu erhalten. In 2005 begannen die Restaurationen, und heute ist es eine echte Sehenswürdigkeit mit Museum, Kulturzentrum und Straßen-Restaurants.
 

Video
Historisches Dubai

An manchen Stellen kann man einige der großen Balkone oder Loggien begehen, von denen man einen phantastischen Blick über den Dubai Creek hat. Hier kann man schon mal 15 min verweilen, die Aussicht genießen und das geschäftige Treiben auf dem Creek beobachten. Der Dubai Creek ist eine Art Fjord, also ein natürlicher Meeresarm zwischen 2 Stadtteilen. Hier entstand Dubai. Es gibt nur 3 Brücken auf dem 14 km langen Meeresarm, aber dafür jede Menge Wassertaxis, sogenannte "Abras", deren Benutzung man sich nicht entgehen lassen sollte. Außerdem ist auch der Stadtteil auf der anderen Seite durchaus sehenswert. Der Creek soll in Kürze erweitert und noch attraktiver gemacht werden, die Pläne dazu bestehen bereits. Ein Teil des Creeks wird dann als Insel aufgeschüttet, ähnlich wie die Palm Islands.

Es gibt hier jede Menge - um nicht zu sagen - eine Unmenge an Gold-Geschäften (vor allem), Teppichhändlern und sonstigen Waren. Diese "Souks" genannten Stadtviertel bilden den hiesigen Handel. Hier wird - wie auf anderen orientalischen Märkten auch - geredet, gefeilscht und verkauft. Die kleinen Gässchen sind schon ein Erlebnis. Die Souks sind meist auf eine bestimmte Art von Produkten fokussiert, z.B. Gold, Gewürze, usw. Man wird natürlich permanent angequatscht, ausweichen ist kaum möglich.

Am Abend nehmen wir noch an einer der vielen Schiffsfahrten mit Restaurantbetrieb teil, die hier alle so gegen 20 Uhr starten. Die Fahrt auf dem Creek mit gleichzeitigem Essen ist bei uns nicht so gut "angekommen". Das Essen ist ein warmes Buffet, aber geschmacklich nicht so prickelnd und auch nicht mehr ganz heiß. Zudem sieht man in der Dunkelheit nichts vom Creek und seiner Umgebung. Eine Bootsfahrt am Tage ist wesentlich schöner. Ein abendlicher Spaziergang am Creek und ein Abendessen in einem der vielen Restaurants würden wir eher empfehlen.
  

Anmerkungen unseres emiratischen Guides

Einer der wenigen Vorteile einer Gruppenreise ist der, dass man vom Guide Informationen erhält, die man in keinem Reiseführer lesen kann! Und zusätzlich kann man auch noch mit eigenen Fragen seinen Wissensdurst weiter löschen. Hier sind ein paar Themen, die aus Mehmets Erzählungen Einzug in unser Reisetagebuch gehalten haben:

  • Die Emiratis sind eigentlich Vertriebene, lernen wir. Es sind überwiegend Sunniten, aber nicht mit der extremen hanbalitischen und wahhabitischen Prägung (also Abhacken von Gliedmaßen, Steinigungen von Frauen usw.). Sie wurden ursprünglich aus Saudi Arabien verstoßen und seien somit so etwas wie die "Pilgerväter des Morgenlandes". Hier am Golf ließen sie sich dann nieder. Interessanterweise gerade dort, wo es praktisch nichts gab. Und so wurden sie zu Perlentauchern und Goldhändlern. Obwohl es hier gar kein Gold gab. Es wurde eben eingekauft, und man handelte damit. Daraus sei auch die Kultur des Händlers und des Handels entstanden, und darin sei auch der Grund zu sehen, dass die Emiratis alles einkaufen und nichts selber machen. Auch das Know-how des Fruchtbarmachens von Wüste ist keineswegs hier erfunden worden, sondern ist ein Importprodukt aus dem Westen.
  • Autofahren ist extrem billig in Dubai. Ein deutsches Auto kostet hier 30-40% weniger als in D. Und der Liter Benzin schlägt mit nur 45 ct zu Buche. Als Tourist darf man auch tatsächlich ab dem ersten Tag ein Auto fahren. Als hier lebender Bürger darf man das aber nicht. Das ist dann erst nach 2 Jahren erlaubt. Und dass Frauen hier Auto fahren dürfen, ist für unseren Guide von bemerkenswerter Besonderheit. Geradezu zum Schmunzeln ist: Ein schmutziges Auto oder gar eine Beule an einem emiratischen Fahrzeug zieht eine Mahnung der Polizei nach sich. Wer nach 30 Tagen nicht nachbessert, bekommt einen Strafzettel.
  • Was tatsächlich freier und offener geworden ist, ist die Kleiderordnung im Emirat. Im Gegensatz zu früher sagt heute niemand etwas zu "normaler" Sommerbekleidung von Frauen in der Öffentlichkeit. Das können wir sogar bestätigen! Wir haben hier in Dubai weniger vollverschleierte Frauen gesehen als bei einem Spaziergang in Bad Godesberg.
  • Als Ausländer darf man in Dubai bleiben, so lange man einen gültigen (befristeten!) Arbeitsvertrag hat. Ohne Arbeitsvertrag keine Aufenthaltsgenehmigung. Ob man als Gastarbeiter seine Familie mitbringen darf, hängt vom Einkommen ab. Unterhalb von 5.000 Dirham (AED) - das entspricht etwa 1.200 € - darf man seine Familie nicht mitbringen. Das ist der Grund, warum die Einwohnerzahl in Dubai quasi von heute auf morgen stark schwanken kann. Das heißt aber auch: Es gibt keine Arbeitslosigkeit in Dubai. Die Quote beträgt Null Prozent. Unseres Wissens ist das eine einmalige Konstruktion auf dieser Welt: Sehr viele Ausländer und nur wenige Einheimische.
  • Rentner sind hier unerwünscht. Mit dem Erreichen der Altersgrenze von 60 Jahren erlischt die Arbeits- und damit die Aufenthaltsgenehmigung. Eine staatliche Rentenversicherung gibt es nicht, aber es gibt ausländische Firmen, bei denen die Arbeiter quasi eine private Rentenversicherung abschließen können. Diese Firmen sind aber gezwungen, den Arbeitern nach dem Erreichen der 60 Jahre ihre Rente in voller Höhe auszuzahlen. Der Arbeiter könnte ja schließlich krank werden! Also muss er vorher das Land verlassen. Dieser Ausweisung kann man nur entgehen, wenn man hier eine Wohnung oder ein Haus kauft. Dann hat man automatisch ein Recht auf ein "Residenz-Visum", also ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht.
  • Und gleich noch eine Ausnahme: Als Freelancer, also als Selbständiger, darf man auch länger arbeiten als nur bis zum Lebensalter von 60.
  • Es gebe hier übrigens Religionsfreiheit, berichtet Mehmet, und erzählt, es gebe buddhistische und indische Tempel in Dubai, sogar evangelische und katholische Kirchen. OK, es wird wohl stimmen, gesehen haben wir allerdings keine! Aber eines gebe es hier nicht, fährt er fort: Israelis! Im Klartext: Juden. TOLLE RELIGIONSFREIHEIT. Denn was sonst als purer Antisemitismus sollte hier dahinter stecken?
  • Dubai sei nicht demokratisch, es gebe auch keine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, führt unser Guide weiter aus. Auch nicht zwischen einheimischen Emiratis und ausländischen Arbeitern. Diese Gesetze könne man überall nachlesen. Nationale Vereine zu gründen, ist verboten, Gewerkschaften gibt es natürlich auch keine. Natürlich gibt es auch keine Meinungs- oder Pressefreiheit. Das sei allein der Regierung vorbehalten. Also darf die Presse auch nicht über diese gesellschaftlichen Differenzen, seien sie kulturell oder konfessionsbedingt, schreiben. Die Idee dahinter sei, dass einzelne Gruppen aufgehetzt würden. Und das soll verhindert werden. Also wird im Alltag auch nicht darüber gesprochen, wer jemand ist oder woher er kommt, welche politische Überzeugung jemand hat oder welcher Kultur oder welcher Religion man angehört. OK, jetzt wird auch klar, warum ich gleich am ersten Morgen in mein Fettnäpfchen getreten bin... Und jetzt kommt's: Das wird sogar durch staatliche Kräfte (Mehmet nennt sie "Offizielle") überprüft und kontrolliert, ob sich die Menschen daran halten. Und falls nicht, gibt es - nennen wir es mal - "Überprüfungen". Personen, die dagegen verstoßen, kommen auf eine "Black List" und können nach Ablauf ihres Arbeitsvertrages nie mehr einreisen. Also sehen die Menschen hier - so geht diese "Logik" weiter - in den Mitmenschen nur einen Handelspartner oder einen Nachbarn, im besten Falle einen Freund. - Wir stutzen! Freundschaft??? Für uns ist das eher "George Orwell im 21. Jahrhundert".
  • Für die Emiratis ist Schulbildung Pflicht und kostenlos. Aber Ausländerkinder müssen dafür zahlen! Und da es kaum ausgebildete einheimische Lehrer gibt, wird auch dieses Know-how eingekauft, sprich: Es gibt fast nur ausländische Lehrer im Land. Da Gastarbeiter aber in der Regel eher wenig Geld verdienen und dieses Geld dann nicht für Schulbildung ausgeben wollen, werden die Mütter mit Kindern über 6 Jahren eben ausgewiesen! Eine andere Variante ist: Wenn beispielsweise viele Nepalesen in Dubai arbeiten, werden (für wenig Geld) nepalesische Lehrer für nepalesische Schulen eingekauft, die dann nepalesische Kinder unterrichten. Das kann jede Familie frei entscheiden, wie sie will - sagt Mehmet. Die Folge ist, dass es unter den ausländischen Arbeitern nur 25% Frauen gibt, während das Verhältnis unter den Emiratis etwa gleich ist, 55:45. Deshalb sieht man in Dubai an Sonn- oder Feiertagen so viele Männer in den Straßen und Anlagen.
  • Aufgrund der hier nicht weiter ausgeführten historischen Entwicklung wurde Dubai zum weltgrößten Goldhändler (neben Perlen- und Gewürzhandel). Es werden jedes Jahr 770 Tonnen Gold umgesetzt. Das ist fast doppelt so viel wie die Nr. 2 weltweit. Das erklärt die vielen Gold-Händler und Ausstellungsfenster mit Gold-Artikeln in der Stadt. Inzwischen ist natürlich eher der Erdölhandel (Offshore-Erdöl) zur alles bestimmenden Wirtschaftskraft geworden, aber der Goldhandel ist noch immer bedeutend für Dubai. Das Gold wird aber nicht nur an die Schmuckindustrie verkauft, sondern auch in die Medizin und in die Elektrotechnik. Ob nun ein Emirati mit Gold, Perlen, Erdöl oder Immobilien handelt, im Durchschnitt verdient jeder Emirati ca. 58.000 $ jährlich. Auf der Nationen-Weltrangliste der Prokopfeinkommen ist das Platz 7. Welcher Platz das wohl wäre, würde man auch die Gastarbeiter hinzurechnen?

 

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