Südafrika und Dubai 4(7)

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Freitag, 12.02.16: Weingüter und Kapstadt-Waterfront

Die weitere Rückfahrt von P.E. zurück nach Kapstadt führt uns heute für 180 km durch eine Mischung von afrikanischer Savanne und hohen Bergen. Wir sehen wieder wilde Horden von Pavianen. In Kapstadt können diese Tiere inzwischen Türen, Fenster und Kühlschränke öffnen. Aber diese hier laufen noch weg, wenn man anhält. "Marloth Nature Reserve" heißt das Gebiet hier nördlich von Swellendam. Die fast 300 km lange Gebirgskette heißt "Langeberg Mountains", an deren Nordrand wir heute Morgen entlang fahren. Hier erleben wir auch das "Tischtuch-Phänomen", von dem schon auf Seite 2 die Rede war, in Vollendung. In Barrydale an der Route 62 machen wir eine erste große Pause. Ein sehr empfehlenswertes Dörfchen und eine Oase. Wir machen einen langen Spaziergang (einmal die Straße hinauf und wieder herunter) und genießen die Sonne. Fast jedes Haus hat hier eine Café-Terrasse, auf der man sich niederlassen und den Kaffee und die wunderschöne Gegend genießen kann. Der Blick auf die Berge ist phantastisch.

Dann fahren wir weiter, zunächst die R60 und R62, dann die R101. Das sind schon recht große Entfernungen hier, die aber schon seit den 1960er Jahren in km gemessen werden und nicht mehr in englischen Meilen. Bei Ashton überqueren wir das Gebirge. Wieder einmal fällt auf, dass ZA überraschend gebirgig ist. Sowohl entlang der Strecke nach P.E. als auch hier auf der R62. Ab jetzt sind wir wieder in der Kap-Region, in den "Wine-Lands".

In der Ferne stehen zwei Felsen, die aussehen wie Perlen - das dachten sich wohl die ersten Europäer, als sie hierher kamen. Daraus wurde dann "Paarl" - die nächste Stadt, dort legen wir eine Mittagspause ein. Die Preise sind für uns Mitteleuropäer ein einziger Spaß: Ein Glas phantastischen Rotweins kostet 1,20 Euro. Leider kann man kaum ein Wort wechseln mit den Menschen. Hier in der Region Coroo sprechen alle Africans. Die wenigsten englisch.
 

Wir durchfahren als nächstes (leider nur "fahren", weil nicht mehr Zeit vorhanden ist), noch die wunderschöne Universitätsstadt Stellenbosch. Die zweitälteste Stadt nach Cape Town ist bekannt durch ihre rund 120 Weingüter in dieser Gemeinde, die ihre Weine in die ganze Welt exportiert. Wir sehen sehr viele Häuser in kapholländischem Stil, es sieht sehr europäisch aus. Der Uni-Campus und die einzelnen Stadtteile gehen ineinander über. Eine großartige Stadt. Früher stand die Uni in der Kritik, weil sie nur Weiße ausbildete, das hat sich inzwischen geändert. Heute sehen wir internationales Publikum.

Wir fahren von Paarl weiter auf der R301 gen Süden und machen 5 km vor Wemmershoek noch einmal einen kurzen Stopp. Kein Geringerer als das Denkmal Nelson Mandelas lacht uns hier an. Früher dürfte ihm hier weniger zum Lachen zumute gewesen zu sein, weil hier das Drakenstein-Gefängnis ist, in dem er seine letzten Gefangenschaftsjahre verbrachte. Am Tage seiner Entlassung erhielt dieses Gefängnis weltweite Publicity.

Erst ein Mittagessen auf dem einen Weingut, dann kurze Weiterfahrt zur Weinprobe zu einem anderen Gut, "Beyerskloof" nördlich von Stellenbosch. Wir finden uns auf einem tollen Anwesen wieder, bekommen eine kurze Führung durch das Anwesen und können uns anschließend an einer ganzen Reihe verschiedener Rotweine gütlich tun. Sie schmecken alle!
 




Am späten Nachmittag fahren wir zum Hafen. Diese ehemalige Hafenanlage mit Werft- und Industrie-Historie heißt heute Victoria & Alfred Waterfront (kurz: V&A Waterfront). Fast 20 Jahre wurde daran gebaut, und heute ist es eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Also auch in der Stadt am Kap erinnert man sich seiner Entwicklung und "übersetzt" die Vergangenheit in attraktive Gegenwartsgeschichte.



Hier gibt es Wohnungen ebenso wie Hotels, Geschäfte und Restaurants, angeordnet rings um die beiden alten Hafenbecken. Und wie in jeder Großstadt der Welt gibt es Straßenmusikanten, Gaukler und Künstler am Straßenrand. Von hier aus starten die vielen Boote zum "Whale-Watching", Hochseeangeln oder nach Robben Island, dem ehemaligen Mandela-Gefängnis. Von hier aus hat man einen phantastischen Blick auf den Hafen, die Stadt und den Tafelberg. Für ein Bild wie dieses hier muss man vermutlich 4 Wochen Urlaub machen. Das Abendessen nehmen wir direkt in einem Restaurant am Wasser ein, mit einem Blick auf die langsam in der Abenddämmerung verschwindenden Boote, die hier durch den Hafen cruisen.
 
Video Waterfront

Samstag, 13.02.16: Kap der Guten Hoffnung und Township Khayelitsha

Ein großes Highlight, ja, ein absolutes "MUSS" eines jeden Südafrika-Besuchs ist natürlich das Kap der Guten Hoffnung, das klang weiter oben im Reisebericht ja schon an. Schon der Weg dorthin ist ein echter Genuss. Und immer wieder "Mandela". Kurz hinter dem WM-Stadion kommen wir an der "Three Anchor Bay" vorbei, dort steht ein Modell seiner Brille in Übergröße am Strand, also geschätzt 3 Meter hoch. Heute sehen wir auch zum ersten Mal Radfahrer in nennenswerter Anzahl. Wir haben uns ja schon oft darüber gewundert, warum hier kaum jemand Fahrrad fährt. Gleichzeitig sehen wir am Straßenrand Menschen schlafen. Es gibt kleine Häuser, erfahren wir von Amora, welche die Obdachlosen aufnehmen. Aber es ist nicht unentgeltlich. Es kostet 20 Rand. Damit auch die Ärmsten der Armen merken, daß es nichts umsonst gibt. "Keine Leistung ohne Gegenleistung", sagt sie, das sei die südafrikanische Philosophie. Toll, das wünschen wir uns auch für Deutschland...
 

Den ersten Stopp legen wir bei Maiden's Cove an der Camps Bay ein. Wir befinden uns jetzt auf der anderen (westlichen) Seite von Lions Head und Tafelberg. Diese Felsen nennen die Südafrikaner die "12 Apostel". Wir dachten immer, die lägen in Süd-Australien. Aber gut, dann hat Südafrika eben seine eigenen Apostel. Es gibt hier am Victoria Drive auch ein Hotel namens "12 Apostels Hotel". Wir gehen ein paar Schritte am Strand entlang, genießen die phantastische Aussicht und wundern uns ein weiteres Mal über die Heftigkeit des Windes. Hier, direkt am Süd-Atlantik, weht es besonders heftig. Kein Wunder, dass die Bäume hier so aussehen.

Wir kommen als nächstes zur Hout Bay. Hier wurde früher Holz gefällt, daher der Name. Und an jedem Parkplatz stehen große Schilder "Dangerous - Baboons. Don't feed." Und man solle unbedingt auf seine Taschen und Kameras achten, meint Amora. Hier klauen nicht nur die Menschen, sondern auch die Affen, meint sie scherzhaft. Aber der ernste Hintergrund sei, dass es eben viele Diebstähle hier in der Region Kapstadt gebe, sowohl in den reichen als auch in den armen Gegenden.

Wir kommen am "Chapman's Peak" vorbei. Das ist der Berg, der dieser Maut-Straße den Namen "Chapman's Peak Drive" gab. Sie wurde in den 1920er Jahren gebaut und verdient die Ehre, die ihr in jedem Reiseführer zuteil wird. Diese Straße nimmt es in der Tat auf mit der spektakulären italienischen Küstenstraße zwischen Positano und Salerno. Hin und wieder mal wird die Straße für Werbeaufnahmen von Automobilherstellern gesperrt, erzählt Amora. Dann dürfen die Autos sogar rechts fahren, weshalb man dann im Film nicht auf Anhieb erkennen kann, dass diese Szene hier am Kap gedreht wurde, denn normalerweise fahren die Autos hier ja links.
 





Am Kap der Guten Hoffnung

Unsere Fahrt geht weiter, an den Misty Cliffs (den Nebel- und Gischtklippen) vorbei in Richtung Kap der Guten Hoffnung. Der weiter oben bereits erwähnte Portugiese Diaz nannte diese über 20 km ins Meer vorragende Landzunge einst das "Kap der Stürme", weil er gleich beim ersten Mal in einen heftigen Sturm geriet. Der portugiesische König soll ihm dann später aber mutmaßlich den Namen "Gute Hoffnung" gegeben haben, da er hoffte, der Seeweg nach Indien sei nun endlich entdeckt - was ja auch stimmte. Aber die Historiker sind sich bis heute nicht ganz einig, woher die Namensnennung genau kommt. Seine Bedeutung hat das Kap jedoch behalten, allein wegen seiner geografischen Gegebenheiten. Denn wenn man hier oben auf dem Felsen steht, dann kann man nachvollziehen, dass frühere Seefahrer glaubten, sie hätten den Wendepunkt um Afrika geschafft.

Aber wie auch immer der Name entstand, das Kap der guten Hoffnung gehört definitiv auf jede Agenda einer Südafrika-Reise. Aus zahlreichen Geschichten und Filmen weiß man, das es die sturm- und sagenumwobene Stelle ist, die den Atlantik mit dem Indischen Ozean verbindet - obwohl das nicht ganz stimmt. Denn das Kap ist nicht die Südspitze Afrikas, diese Ehre gebührt dem Kap L'Agulhas, das etwa 150 km südöstlich liegt. Wir konnten jedenfalls die gesamte False Bay bis hinein in den Indischen Ozean überblicken. Wie gerne hätte ich hier mal mit dem Flieger eine Runde gedreht, um das Kap einmal aus der Luft zu sehen!
 





 

Die Strände laden zum Baden und Surfen ein, jedoch sollte man sich das gut überlegen! Unser Fahrer Freddy nennt die False Bay gerne auch "McDonald's für Haie". Denn jeder dritte Haiangriff auf Menschen weltweit erfolgt hier am Kap! Zum Schutz der Menschen vor den Haien gibt es deshalb seit 2004 ein Programm zur Verhütung von Hai-Angriffen. Dazu stehen oben auf den Felsen Hai-Beobachter mit einem Fernglas, welche die jeweiligen Badebuchten überwachen. Wenn er einen Hai sichtet, zieht er eine Fahne hoch, die weit über der Bucht sichtbar ist. Aber möchte man sich darauf verlassen?

Auf dem Rückweg vom Kap kommen wir wieder einmal durch eine südafrikanische Perle namens Simonstown. Dieses kleine Städtchen mit seinen romantischen, im viktorianischen Stil erbauten Häusern ist sehr sehenswert. Statt eines opulenten Mittagessens ziehen wir es deshalb auch dieses Mal vor, einen Spaziergang zu unternehmen und uns anschließend auf einer viktorianischen Terrasse mit 2 Stück Kuchen und 2 Cappuccino (insgesamt 7 EUR) in die Sonne zu setzen und über den Hafen hinaus zum Meer zu schauen! Gibt es was schöneres? Leider schaffen wir es zeitlich nicht, die kleine Brillenpinguin-Kolonie am Strand von Boulders Beach zu besuchen, die hier eine echte Touristenattraktion ist. Natürlich haben wir schon Pinguine gesehen - aber wild lebende in freier Natur? Aber es geht eben nicht alles in so kurzer Zeit.
 

 

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