Honeymoon unterm Regenbogen 6(8)
Sonntag 29.03.2009: Kalalau-Trail
Heute erkunden wir die östliche Seite der Na Pali Küste. Um 9 Uhr sind wir
am Ende der Straße mit der Nummer 560 im Norden der Insel angekommen. Auch
hier muss man früh sein, wenn man einen der wenigen Parkplätze bekommen
will. Hin und wieder nieselt es ein wenig. Aber auch die Sonne hat sich
schon blicken lassen. Gestern sind wir auf dem Kamm der Berge gegangen,
heute laufen wir einen Teil des 11 Meilen langen Trails direkt an der Küste
entlang. Von der Notwendigkeit eines Permits zum Trekking haben wir weder
gehört noch gelesen. Hier ist zumindest kein Hinweis darüber zu finden. Der
Kalalau-Trail ist laut Reiseführer "mittelschwer". Aber richtiges Schuhwerk
ist schon angesagt. Die meisten laufen hier mit Turnschuhen. Die sehen dann
nach dem Trip grausam aus. Einer kam uns mit Wildlederschläppchen entgegen,
die kann er wohl anschließend wegwerfen. Und ganz wenige sogar mit
Flip-Flops. Das ist schon gefährlich hier auf den oft feuchten Felsen
direkt am Abhang. |
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Der Trail ist sehr abwechslungsreich und von kaum beschreibbarer, schlicht grandioser landschaftlicher Schönheit. Er beginnt im kaum von Tageslicht erreichten feuchten Regenwald und folgt in Schleifen und Berg-und-Tal-Formationen der Küstenlinie. Die höchste Stelle ist zwar nur ca. 300 m hoch, aber der Weg ist aufgrund seiner Enge, seiner Feuchtigkeit (oft verbunden mit Matsch und Glätte) und seiner ständigen Höhenwechsel sehr anstrengend zu gehen. Wir sehen mehrfach Leute noch vor dem ersten Etappenziel eines kleinen Flusslaufes in einer kleinen Schlucht wieder umkehren, meistens wegen sehr unvorteilhafter Schuhe. Aber wir erkennen auch neidlos an, dass andere viel schneller unterwegs sind, und das noch mit 30 kg Gepäck auf dem Rücken - wie jenes junge deutsche Paar, mit dem wir uns kurz unterhalten und das für 4 Tage hier an der Küste unterwegs ist. Respekt! Und wir haben richtiges Hawaii-Wetter: Ein ständiger Wechsel von Sonne, Wolken, Wind, hin und wieder etwas Nieselregen von ein paar Minuten und natürlich immer wieder Regenbögen. Zwei Stunden brauchen wir bis zum ersten "Lagerplatz", der aus einer kleinen Flussmündung mit großen Felsen besteht und von dem aus weitere Trails zu anderen Zielen wie dem "Hanakapiai-Wasserfall" führen. Die Vorstellung, hier nun "allein" mitten im Pazifik zu sitzen, der starken Brandung zuzuhören und sich an ein paar Broten und Wasser zu erfreuen, hat schon was. Da von unseren 3 Litern Wasser noch gut die Hälfte da ist, laufen wir den Trail noch eine Zeitlang weiter Richtung Westen, müssen dann aber einsehen, dass es uns möglicherweise zu weit wird und kehren deshalb wieder um.
Auf dem Rückweg fängt es zu regnen an, aber diesmal heftig. Aber
dafür haben wir ja unsere Regenjacken im Rucksack dabei. Es ist schier
unglaublich, wie schnell hier das Wetter umschlägt. Aus blauem Himmel mit
weißen Wolken wird im Handumdrehen Regen - und umgekehrt. Kein Wunder, dass
ein hawaiianisches Sprichwort sagt: "Wenn Dir das Wetter nicht gefällt,
warte 5 Minuten oder gehe 5 Meilen weiter!" Genau so erleben wir es hier,
fast jeden Tag! |
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Montag 30.03.2009: Trail zum Waimea-Fall
Trotz des anstrengenden gestrigen Tages nehmen wir uns heute den Trail zu
den Waimea-Wasserfällen vor. Der Rucksack wird neu gefüllt, und wir nehmen
noch eine dritte Flasche Wasser mit, damit es nicht so knapp wird wie
gestern. Auf dem Weg zum Canyon kommen wir an der "Swinging Bridge", einer
Hängebrücke in "Hanapepe" vorbei, die wir uns natürlich nicht entgehen
lassen. Statt wie neulich die Route "55" nehmen wir heute morgen die
kleinere Straße "550", den Waimea Canyon Drive. An einem Parkplatz lassen
wir unser Auto stehen und folgen der Beschilderung “Falls”. Dummerweise sind
die Fälle aber nur ganz oben beschrieben, die nächsten Schilder weisen auf
alles mögliche hin, aber nicht mehr die Wasserfälle. Dort unten, hinter dem
Plateau, müssen die Fälle sein! Wir wissen nur ungefähr die Richtung, die
wir laufen müssen und probieren auch mehrere Trails aus. Einige führen zu
phantastischen Lookouts. Hier schaut man nicht mehr in den Canyon hinein,
hier ist man mitten drin. Man fühlt sich plötzlich als Teil des Canyons,
nicht mehr als Besucher - phantastisch! |
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Nach zwei vergeblichen Versuchen, die uns nicht zum Plateau führten,
erwischen wir endlich den richtigen Weg der verschlungenen Trails. Von
weitem konnte man ja schon das Plateau sehen, jetzt stehen wir genau drauf.
Wow, der Canyon hat's in sich. Wir wissen nicht, wie weit die Fälle noch
entfernt sind, aber plötzlich höre ich ein leises Rauschen! Tatsächlich, der
Wasserfall. Genau vor unserer Nase. Und wir hätten es beinahe nicht bemerkt.
Der Wasserfall hat 4 Kaskaden. Eine ungefährliche kleine, die auch weiter im
Innern liegt, dann 2 Fälle, neben denen man genau stehen kann, und
schließlich den großen, den man vom Heli und vom Canyonrand sieht. Wir sind
tief beeindruckt und halten uns über eine Stunde hier auf. Wir klettern
herum, machen viele Bilder und ein paar kleine Videos. Der Rückmarsch fällt
uns trotz der Steigung leicht, aber die Sonne hat ein paar "Spuren" auf den
Armen und im Gesicht hinterlassen. Dieser Trail inmitten des riesigen
Canyons mit seinem grandiosen Wasserfall am Ende ist eine der schönsten
Erfahrungen, die uns von jetzt an mit Hawaii verbinden. |
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Dienstag 31.03.2009: Weiterflug nach
Heute fliegen wir zur größten der Hawaii-Inseln und können während des
Fluges ein paar sehr schöne Blicke auf Oahu und Maui genießen. Um 13 Uhr
sind wir auf der Insel. Der Airport liegt mitten in einem Lava-Feld. Die
"Abfertigungshalle" ist vollkommen offen, quasi unter freiem Himmel. Jede
Fluggesellschaft hat ihre Schalter, die aussehen wie Strohhütten.
Inmitten der "Halle" steht zur Begrüßung eine Skulptur von “Hula-Mädchen”,
die die Besucher begrüßt.
Während man auf Oahu und Kauai nach den vulkanischen Wurzeln regelrecht
suchen muss, ist Big Island schon beim ersten Anblick ein Vulkan. Es sieht
hier überall aus wie oben auf dem Ätna, selbst am Strand oder am Hotel oder
Flughafen. Wir besuchen noch am Nachmittag den "Kealakekua Bay Park", das
ist die Bucht, in der einst
James Cook umgekommen ist. |
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Mittwoch 01.04.2009: Auf dem
Heute morgen steht ein Highlight auf der Agenda, auf das ich mich schon
lange freue. Trotz eines ausgiebigen Frühstücks im Hotel biegen wir bereits
um 09:15 Uhr in die knapp 80 km lange Saddle Road ein, den Hwy 200, der sich
zwischen den beiden großen Bergen Mauna Kea und Mauna Loa befindet, daher
natürlich auch der Name. In einigen Reiseberichten liest man, dass die
Autovermieter das Befahren verbieten, da diese Straße in so schlechtem
Zustand sei. Abgesehen davon, dass wir dieses Kleingedruckte gar nicht
richtig zur
Kenntnis genommen haben, hätten wir es auch geflissentlich ignoriert. Denn
erstens ist die Straße nicht schlechter als so mancher Alpenpass oder
Nebenstraße in der Eifel. Und zweitens verpasst man eine grandiose
Erfahrung! Eine halbe Stunde später geht es dann links hinauf auf den Mauna
Kea (hawaiianisch: Weißer Berg), den höheren der beiden gigantischen
Vulkanberge. Alle Vulkane auf Hawaii gehören übrigens zur Gruppe der
Schildvulkane, anders als z.B. der Ätna, der ein
Schichtvulkan ist. Aufgrund der singulären Lage Hawaiis mitten im
Pazifik, der Höhe der Berge sowie der bemerkenswerten Klarheit und
Trockenheit der Luft gibt es hier und auch auf Maui astronomische Institute
der Universität Hawaii. |
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Die Straße zum Gipfel ist nicht durchgehend asphaltiert. Im oberen Drittel fehlt ein Stück. Dafür ist sie aber ganz oben und ganz unten komplett neu ausgebaut. Nur, wenn es hier heftig regnet, dürfte es für ein normales Auto eventuell problematisch werden, ansonsten kann man hier auch mit einem PKW ohne 4WD ganz prima hinauffahren! Bei jeder 1.000er-Marke halten wir an, schnuppern frische Luft und laufen ein paar Schritte. Und natürlich informieren wir uns wie immer im Visitor-Center. Die Vegetation in Form von Büschen reicht nur bis ca. 3.000 m. Danach ist nur noch Stein und Geröll. Bis auf eine Höhe von 3.800 m merken wir keinen Unterschied. Aber ab dieser Höhe nötigen uns bereits ein paar Schritte bergan auf einem Parkplatz zum langsamen Laufen, weil uns die Luft wegbleibt. Innerhalb von Sekunden wird es uns mulmig "in der Magengrube", wenn wir uns anstrengen. Wir fahren bis zum höchsten anfahrbaren Punkt in 4.100 m Höhe. Nur vom Aussteigen und Gehen einiger Schritte pusten wir schon. Die Vorstellung, hier in über 4 km
Höhe mitten im Pazifik zu stehen und Kein Wunder also, dass in früheren Zeiten nur Priester und Könige diesen (heiligen) Berg betreten durften! Majestätisch sind auch die Daten der Berge:
Der Mauna Kea wird nicht bis in alle Ewigkeit der "höchste Berg der Erde" sein. Nach vielen Millionen Jahren des Wachstums schrumpft er derzeit wieder. Nicht nur durch die Erosion von Wind und Regen, sondern auch durch sein eigenes Gewicht. Er ist schlicht zu schwer: Alle 10 Jahre sinkt er 2 cm tiefer in den Pazifikgrund hinab und versinkt möglicherweise irgendwann wieder im Ozean (rein rechnerisch also in 2 Mio. Jahren). Bei nahezu Windstille und einer Temperatur von knapp 10° C genießen wir die phantastische Aussicht über den Wolken. Aus den vielen Beulen und Löchern in den Straßenschildern schließen wir aber, dass hier oft ein ordentliches "Lüftchen" gehen muss. Nach einem knappen Stündchen wird es langsam kalt in unseren Sommerjacken! Weiter unten auf 3.000 m regnet es leicht. Beim Herabfahren stellen wir fest, dass es von hier oben bis nach Hilo 70 km lang nur bergab geht. Das hatten wir noch nie! Es geht teils durch Lavafelder von 1984. Auf den Karten sind die verschiedenen Flows mit Jahreszahlen eingezeichnet. Es ist eine Fahrt durch die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte.
Um 14:00 Uhr sind wir nach kurzer Suche bei den Rainbow-Falls. Nach den
selbst erlaufenen "Waimea-Falls" und den "Jurassic-Falls" aus dem Helikopter
ist das der größte Wasserfall, den wir gesehen haben. Er ist extrem leicht
zugänglich, weil quasi am Stadtrand von Hilo liegend. Im "Presto", einem im
Zentrum liegenden und stilvoll eingerichtetem Bistro an der Hilo Bay nehmen
wir einen Cappuccino, dazu 2 Stückchen Kuchen. Der Kaffee war spitze... |