Urlaub 2004: Florida


Anmerkungen zum Thema Straßenverkehr in den USA

Autofahren in den USA macht sehr viel Spaß. Es gibt eine Menge Dinge, die ganz anders sind als bei uns und deshalb habe ich hier einige interessante Einzelheiten niedergeschrieben.

 

Freeways und Highways

Schon vor 3 Jahren in Kalifornien sind wir etliche Freeways gefahren, die eine echte Besonderheit aufweisen, die ich schon von Washington D.C. kannte: Die ganz linke Spur ist eine Lane „Only for Poolcars“. Was bedeutet, dass nur Autos mit mehr als einer Person darin diese Spur befahren dürfen. Es gibt auch kein Rechtsüberholverbot. Alle Autos fahren etwa die gleiche Geschwindigkeit. Mal wird rechts, mal links überholt.

Ein Freeway ist übrigens (nach meiner Beobachtung) eine kreuzungsfreie Straße, vergleichbar unserer Autobahn. Ein Highway ist eine Überlandstraße, die meistens Vorfahrt, aber Einmündungen und Kreuzungen hat. Insgesamt fahren die Amerikaner sehr viel verhaltener als Deutsche, Franzosen, Italiener und andere Nationen in EU. Eine durchgezogene Linie ist eine durchgezogene Linie! Auch wenn ich durch Setzen des Blinkers rechts anzeige, dass der PKW hinter unserem Wohnmobil doch bitte überholen möge, wird das schlicht "ignoriert". Manchmal gibt es Überschneidungen der Nummern von IS (=Interstate) -Freeways und Highways. Aber das ist wirklich der einzige Punkt, der schon mal zu Verwechselungen führen kann.

Insgesamt sind die Straßen nicht in so gutem Zustand wie bei uns. Der Straßenbelag ist meist auch viel rauer, es gibt viel Steinschlag auf der Windschutzscheibe, aber dafür auch sehr viel weniger Baustellen. Die großen Straßen haben oft Rubbelsteine statt nur eines weißen Randstreifens; ich nehme an, um aufgeweckt zu werden, wenn man mal den Fahrstreifen "verlässt".

Was aufgrund der großen Entfernungen sehr üblich ist und was wir sehr oft gesehen haben: Die Amis ziehen ihre Autos hinter ihren Wohnmobilen oder Pickups hinterher. Auf diese Weise haben sie ihren PKW am Ferienort auch gleich zur Verfügung. Gar nicht schlecht. Ich finde auch die Lösung gut, dass man pro Autobahn oft nur eine Raststätte hat, und zwar mitten zwischen den beiden Fahrrichtungen. So muss man sich zwar für die Zufahrt links einordnen, aber bei dieser Geschwindigkeit ist das eh kein Problem. In Florida haben viele Straßen eine sogenannte "Center Lane", also eine dritte Fahrspur in der Mitte der Straße. Die ist gedacht zum Halten beim Linksabbiegen oder beim Einfädeln zum Beschleunigen. Das ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Grunde eine gute Sache. Da die Amerikaner ihre Lane nur selten verlassen. Das ist bei uns in EU eben ganz anders.

Zum Motorradfahren sind viele dieser Straßen (jedenfalls für Straßenmaschinen) nicht so gut geeignet. Auch landschaftlich würde ich eigentlich nur den Yosemity NP und die Pazifikstraße empfehlen.

 

Beschilderung, Kreuzungen und Ampeln

Interessant und ganz anders als bei uns ist die Straßenbeschilderung (Straßennamen). Die Schilder sind viel größer, etwa wie unsere gelben Richtungshinweiser auf Bundesstraßen (mit Ort und km-Angabe), und sie hängen quasi mitten über der Kreuzung. Das hat den Vorteil, das der Straßenname unübersehbar und viel besser lesbar ist. Die Ampeln stehen oder hängen nicht an der Haltlinie, sondern auf der anderen Straßenseite. Das ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber wirklich besser. Wenn man nämlich vorn in der ersten Reihe steht, kann man die Ampel viel besser sehen. Und man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Es gibt auch keine Städte-Namen für die Richtungsangabe wie bei uns, sondern die Nummer der Straße und dazu die Himmelsrichtung, z.B. "IS 15 West", also Interstate Nr. 15 in westlicher Richtung. Ich finde das genial, denn die Himmelsrichtung kenne ich, aber den Namen der nächsten Stadt müsste ich erst auf der Karte suchen. Deshalb haben viele amerikanische Autos in ihren Armaturenbrettern eine Anzeige für die Himmelsrichtung N, NO, O, SO usw.

Auf vielen Highways gibt es übrigens an einer Kreuzung oftmals 4 Stopp-Schilder. Zwischen dem Yosemity-NP und San Francisco ist uns das oft sehr begegnet. Und auch hier In Florida sehen wir mehrere solcher Kreuzungen. Und der, der zuerst anhält, fährt auch wieder als erster. Funktionieren tut es, aber da finde ich unsere Vorfahrtstraßenregelung doch besser.

Interessant ist auch, dass es kaum Piktogramme auf Straßenschildern gibt. Alles wird verbal beschrieben. Unser Schild "Parkverbot" oder "Überholverbot" gibt es nicht. Hier heißt es lapidar "No Parking anytime" oder "Do not pass". Das Verbot des Nachtparkens wird mit einem "From Day to Dawn" angekündigt.

Es gibt auch Kreuzungen, bei denen (aus unserem Auto gesehen) die linke Spur "Rot" hat, da von links Autos in unsere Richtung einbiegen, aber die rechte Spur "Grün" hat und weiterfahren kann, da linke und rechte Lane getrennt voneinander sind, wenigstens in den ersten 100 Metern nach der Kreuzung. Dann ordnen sich die von links kommenden Fahrzeuge auf der linken Spur ein, während wir auf der rechten bei Grünlicht weiterfahren. Wegen des fehlenden Rechtsfahrgebotes geht das. Und Rechtsabbiegen trotz roter Ampel ist ebenfalls möglich. Wenn es nicht erlaubt ist, steht es explizit auf einem Schild: "No turn on red".

Interessant an den Ampelkonstruktionen sind auch die Kreuzungen mit 4 Straßen. Es wird ein Seil oder eine Stahlkonstruktion diagonal über die Kreuzung gespannt bzw. gebaut. Daran werden alle Ampeln für alle Richtungen aufgehängt. Eine sehr pragmatische Lösung.

 

Tanken

Tanken ist ein echtes "Abenteuer". (Fast) jede Tankstelle funktioniert anders. Mal muss man den Hebel, auf dem das Tankventil liegt, nach dem Herausnehmen mit der Hand wieder hochschieben. Ein anderes Mal, bei den etwas moderneren Tankstellen, muss man erst eine Taste "CF" drücken. Wenn man weiß, dass das "Cash First" heißen soll, geht's ja noch, aber nicht immer steht das auch an der Säule beschrieben. Manchmal muss man auch einen Wahlknopf für die entsprechende Sorte drücken. Und fast immer ist erst die Kreditkarte zu hinterlegen, wenn man nicht die Karte direkt in den Automaten schieben will, was ich immer vermieden habe.

Die Spritpreise sind sehr moderat im Vergleich zu Europa, zwischen 0,40 und 0,45 € pro Liter. An exponierten Stellen bisweilen doppelt so teuer wie in den Städten mit viel Konkurrenz.

 

Polizei

Wir haben wenig Polizei gesehen und wenn sie da ist, ist sie sehr hilfsbereit. In San Francisco z.B. standen wir nach abgelaufenen 2 Stunden im Parkverbot, was einem kontrollierenden Officer nicht entgangen ist. Er kam mit seinem kleinen Motorroller zu uns und meinte, wir müssten uns nun (nach fast drei Stunden!!!) nach einem anderen Platz umsehen. Da vorn, eine Querstraße weiter, habe er eben noch freie Stellplätze gesehen.

Als ich nach weiteren 10 min dann endlich am Steuer sitze und das 9 m lange Wohnmobil aus der Parklücke bugsiere, kommt er wieder angefahren und meint, na ja, sein Kontrollgang sei nun quasi beendet und wenn wir eine Runde um den Block drehen und uns wieder auf denselben Platz stellen würden, dann zählten die 2 Stunden wieder von vorn. Er wolle schließlich mit mir zusammenarbeiten. Alle Achtung!

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