Korsika - Sardinien - Sizilien


Korsika 2002   -   Sardinien 2003  -  Sizilien 2007

Unser Versuch, die Unterschiede sowie die Vor- und Nachteile der Inseln zu beschreiben

In der oben genannten Reihenfolge haben wir die drei Mittelmeerinseln bereist und auch lieben gelernt. Vermutlich ist es unmöglich, die Unterschiede der Eilande nachvollziehbar, korrekt und halbwegs objektiv zu beschreiben, ist doch vieles zu sehr von persönlichen Vorlieben und Geschmäckern sowie von der eigenen Erfahrung abhängig. Gleichwohl haben wir hier versucht, ein paar Dinge, die uns wichtig zu sein scheinen, aufzuschreiben.

Zu beachten wäre auch noch, dass sich unsere Darstellungen auf die von uns explizit ausgesuchte Vorsaison beziehen. In der Hochsaison dürfte sich manches anders darstellen, z.B. Preise, Anzahl deutscher Touristen u.ä.

 

Korsika

  • Diese Insel ist am schnellsten zu erreichen! Von Frankfurt nach Livorno sind es keine 1.000 km, und die Überfahrt von 130 See-km mit der langsamsten Fähre dauert gerade mal 2-3 Stunden. Schon die Schnellfähre nach Sardinien benötigt die doppelte Zeit, geschweige denn eine normale Fähre.
  • Korsika ist das Motorradrevier schlechthin. Nicht Sardinien und auch nicht Sizilien kann da wirklich mithalten. Man fährt einfach "drauflos", egal wohin, egal woher. Es gibt Kurven ohne Ende. Keine Straße, die mal länger als 100 m geradeaus verläuft. Hier ist die "Kurvendichte" mit Abstand am größten. Die Insel ist aber auch für den Roadster nicht ungeeignet, allerdings hat Sardinien hier die Nase vorn, da die Straßen doch im Schnitt besser sind.
  • Korsika ist mit Abstand die teuerste Insel. Nicht nur Gasthäuser oder Hotels, auch Getränke jedweder Art.
  • Es ist kaum Planung nötig, wenn man tolle Gegenden besuchen will und Aussicht und Kurven genießen möchte. Dafür sind die Straßen aber nicht so gut in Schuss. Es gibt viel Dreck auf dem Asphalt, von allem "tierische Hinterlassenschaften" von Kühen, Schafen oder Ziegen. Man muss gut aufpassen, sonst zeigt einem hinter der nächsten Kurve eine Horde Ziegen, wem die Straße gehört.
  • Korsika ist nahezu ungeeignet für einen reinen Badeurlaub. Es gibt keine Sandstrände (wir haben keine gesehen), mindestens keine weißen und bei weitem nicht so schön und so groß. Während auf Sardinien und Sizilien fast rings um die Insel Sandstrand und damit auch gute bis sehr gute Bademöglichkeiten anzutreffen ist, hat Korsika vor allem Felsen und Steine zu bieten.
  • Dafür gibt es auf Korsika noch am meisten Wald. Und vor allem gibt es Traumstraßen wie etwa das Restonica- oder das Asco-Tal. Oder die 2 km der Calanche! Seen gibt es auf allen drei Inseln eher selten, aber auf Korsika muss man sie regelrecht suchen.
  • Sehr oft gibt es Garagen bei den Hotels, um das Motorrad sicher und trocken abzustellen.
  • Auch auf Korsika ist eine Sprachbarriere spürbar. Natürlich will jeder Einheimische die Landessprache Französisch hören, aber das Italienische ist ebenso überall vertreten. Deutsch spricht hier allerdings (quasi) niemand!

 

Sardinien

  • Die Anfahrt ist schon etwas aufwändiger. Erstens ist der Hafen am Festland weiter entfernt. Zweitens dauert auch die Schiffspassage mit 260 km Wasserweg deutlich länger! Schon die Schnellfähre benötigt 4 Stunden!
  • Super Straßen, fast überall, breiter ausgebaut und viel sauberer als auf Korsika. Im Durchschnitt sind sie auch besser als auf Sizilien (außer rings um den Ätna). Aber sehr oft haben die Straßen auf Sardinien und Sizilien keine oder wenig Kurven (außer im Gebirge). Das macht das reine Fahren spürbar unattraktiver als auf Korsika.
  • Die Oberflächenbeschaffenheit der Straßen auf Sardinien ist spitzenmäßig (bis in das letzte Bergdorf hinein) und mindestens eine Kategorie besser als auf Sizilien, gegenüber Korsika manchmal sogar 2 Kategorien.
  • Wie auf Sizilien kann man hier allerdings nicht einfach "drauflosfahren", dazu sind beide Inseln zu weitläufig. Man muss ein wenig planen, was man sehen will und woher man fahren möchte.
  • Auf sehr vielen Straßen Sardiniens ist Tempo 50 angesagt, auch auf großen und gut ausgebauten. Es hält sich allerdings kaum jemand daran.
  • Es ist etwas weniger tierischer Dreck auf den Straßen als auf Korsika. Aber immer noch mehr als auf Sizilien. Dort ist halt mehr Platz, das Vieh lebt dort eben überwiegend nicht auf der Straße.
  • Es gibt deutlich weniger Motorradfahrer auf Sardinien als auf Korsika. Und wenn, dann fast nur in den Bergen. Und man begegnet kaum Deutschen.
  • Sardinien und Sizilien sind in vielen Dingen billiger, in manchen sogar deutlich billiger als Korsika.
  • Im Westen Sardiniens ist es klar billiger als im Osten. Hotelpreise sind auf Sardinien oder Sizilien erwartungsgemäß sehr stark saisonal abhängig. Im August kostet manches Zimmer 80 € statt 50 €; so manche Unterkunft ist 3-5 mal so teuer! Das berichten auch andere Urlauber, die wir getroffen haben.
  • Sardinien ist viel weitläufiger als Korsika; die Attraktionen liegen weiter auseinander, man muss größere Entfernungen zwischen ihnen zurücklegen.
  • Der Westen wird (auch von Einheimischen!) als der attraktivere Teil apostrophiert.
  • Im Westen Sardiniens sind auch viel weniger Touristen unterwegs als im Osten, der vielfach von europäischer "Schickeria" heimgesucht wird. Es sind dort auf den Straßen kaum Wohnmobile unterwegs und auch nur wenige LKW, ganz anders als im Osten. Deutsche haben wir nur im Osten und Südosten gesehen.
  • Im Gegensatz zu Korsika gibt es auf Sardinien sehr viele Sandstrände, sehr schön und sehr groß. Vor allem der sardische Strand bei Poetto (Cagliari) und an der Costa Rei ist bilderbuchartig. Noch niemals zuvor haben wir einen solch feinen und weißen Sandstrand gesehen!
  • Auf Sardinien gibt es kaum Garagen bei den Hotels. Was auf Korsika die Regel ist (eine "Moto-Garage" für's Motorrad), ist auf Sardinien die Ausnahme, ebenso wie auf Sizilien! Nur bei den mit an die 100 € teuren Hotels hat unser Motorrad abgeschlossen gestanden; ein einziges Mal gab es ein kleines Vordach auf einem abgeschlossenen Hof.
  • Vielleicht haben wir nicht alles gesehen, aber wir haben weniger Wald wahrgenommen als auf Korsika. Es gibt auch keine vergleichbaren Traumstraßen wie Les Calanche, das Restonica- oder Asco-Tal. Dafür gibt es mehr Seen.

 

Sizilien

  • Es ist sehr weit bis Sizilien, das ist für viele schon ein Hindernis! Für uns kommt nur die Reise über’s Festland in Frage, aber wir haben Urlauber kennengelernt, welche die Fähre Genua-Palermo (ca. 800 km Seereise) benutzt haben und damit gut klar gekommen sind.
  • Super Straßen gibt es eigentlich nur im Nationalpark Ätna. Hier sind sie sogar noch besser als auf Sardinien, weil alle paar Jahre der Ätna dafür "sorgt", dass sie neu gemacht werden müssen. Fast bin ich geneigt zu sagen: Es sind die besten Straßen Italiens! Weite wie enge Kurven, sehr übersichtlich, zumindest in der Vorsaison sehr leer und deshalb sehr schön und flott zu fahren! Und wo kann man schon einen Vulkan hinaufgeigen?
  • In den 3 Nationalparks im Norden und Osten findet man ein absolutes Roadster- oder Motorrad-Eldorado. Aber nur dort! Das restliche Sizilien ist unter reinen Touring-Gesichtspunkten eher weniger vorteilhaft.
  • Man kann - wie auf Sardinien - nicht einfach "drauflosfahren", sondern muss sich gezielt Gebiete oder Routen für eine Tour heraussuchen.
  • Als Motorradfahrer ist man nahezu "allein" auf der Insel, als Deutscher erst recht. Nur am Ätna sind uns in nennenswerter Anzahl Motorräder begegnet. Roadster – zumal deutsche – gar nicht. Wir haben nicht einen einzigen Z4 gesehen auf Sizilien.
  • Es gibt keinen tierischen Dreck auf den Straßen, ganz anders als auf Sardinien oder gar Korsika (dort ist es am schmutzigsten).
  • Für Kulturliebhaber hat Sizilien mit Abstand das größte Angebot. Ob es mittelalterliche Dörfer sind oder das über 1.300 Jahre alte Palermo mit seinen Kulturschätzen. Es gibt eine Reihe von archäologischen Anlagen, die allesamt einen Besuch wert sind.
  • Und was keine der anderen Inseln hat: Einen Vulkan! Der Ätna allein ist schon einen Besuch wert. Wenn man etwas Glück hat oder sich einen schönen Tag aussuchen kann, ist das Besteigen des Berges ein Abenteuer, das man ansonsten in Europa nicht erleben kann. Schlicht unvergleichlich. Und mit sehr viel Glück kann man sogar Zeuge eines Ausbruchs werden! So ist es Touristen eine Woche vor uns ergangen!
  • Landschaftlich gibt es ansonsten kaum Unterschiede, eigentlich gar keine. Macchia-bewachsene Hügel und Berge sind identisch, ebenso die Täler und das Meer. Und Attraktionen gibt es auf allen drei Inseln in Hülle und Fülle.
  • Sizilien ist dabei allerdings noch viel weitläufiger als Sardinien; die Sehenswürdigkeiten liegen teils sehr weit auseinander. Hier entsteht ein richtiges "Inselgefühl" gar nicht erst.
  • Im Gegensatz zu Korsika gibt es auf Sizilien sehr viele Sandstrände für einen Badeurlaub. Fast rings um die Insel sind uns Sandstrände begegnet. Die besten fanden wir am Capo San Vito im Nordwesten und an der gesamten West- und Südostküste. Gerade an der Südküste haben wir beobachtet, dass sehr viel gebaut wird: Häuser, Hotelanlagen, ja sogar ganze Häfen! Wir sind fest davon überzeugt, dass die Südküste Siziliens in den nächsten Jahren ein echter Geheimtipp für Strandurlaub ist. Hier wächst still und leise etwas heran, von wir zukünftig noch hören werden!
  • Auf Sizilien gibt es kaum Garagen bei den Hotels. Auch deshalb haben wir unsere Hotels bzw. Ferienwohnungen schon von Deutschland gebucht. Man ist auf Sizilien und Sardinien weitgehend auf die italienische Sprache angewiesen, nur sehr vereinzelt oder in großen Hotels bzw. Ferienanlagen wird Englisch gesprochen. Und die Guides auf dem Ätna sprechen ganz passabel Englisch, wegen der vielen internationalen Besucher. Aber der Anteil an deutschsprechenden Italienern ist auf Sizilien nach unserem subjektiven Gefühl deutlich größer als im "restlichen" Italien. Das liegt wohl an den vielen Gastarbeitern, die in den 60er und 70er Jahren in Deutschland gearbeitet haben.

 

Fazit: Es kommet eben darauf an, was man will

Strandurlaub
  • Wer Badeurlaub am Meer sucht, ist vor allem auf Sardinien richtig. Aber auch Sizilien hat fast gleichermaßen gute Strände zu bieten. Die feinen Sandstrände sind ideal (insbesondere auch für Familien mit Kindern) für einen Urlaub am Meer mit Spitzen-Wasserqualität. Da kann Korsika mit seinen steinigen Küsten definitiv nicht mithalten.
  • Aufgrund der vielen baulichen Aktivitäten vor allem an der Südküste sind wir fest davon überzeugt, dass dieser Teil Siziliens künftig für einige Jahre ein echter Geheimtipp sein wird. Viele neue Hotels direkt am Sandstrand dürften weitgehend unbekannt sein und demzufolge auch nicht überlaufen und preislich interessant. Eines davon haben wir (durch Zufall) kennengelernt.

 

Motorradfahrer müssen sich gut überlegen, was sie wollen:

  • Korsika ist das Motorradrevier schlechthin. Weder Sardinien noch Sizilien kann da auch nur annähernd mithalten.
  • Es gibt Kurven ohne Ende auf Korsika, egal wohin man fährt.
  • Dafür ist die korsische Straßenqualität (Oberfläche, Asphalt, Löcher, Tiere usw.) deutlich schlechter als auf Sardinien oder Sizilien. Auch km-lange Schotterstrecken oder halb weggebrochene Straßen sind auf Korsika nicht selten. Möglicherweise ist das aber auch genau das richtige für den Enduro-Fahrer.

 

Roadsterfahrer

  • Wer Super-Straßen haben will, muss nach Sardinien fahren. Deshalb ist die Insel z.B. für einen Roadster-Urlaub sehr gut geeignet, m.E. besser als Korsika. Große Löcher in den Straßen gibt es gar nicht, kleine sind sehr selten. Die Oberflächen sind absolut klasse, kein Bitumen, kein Steinschlag, kaum Tiere oder deren Hinterlassenschaften auf der Fahrbahn. Kurz gesagt: Freie Bahn. Man kann flott fahren und trotzdem noch was von der Umgebung sehen, da man nicht ständig mit dem Blick nach Steinen, Löchern oder Tieren auf der Straße unterwegs ist. Nachteil von Sardinien (wie auch Sizilien): Man kann nicht einfach losfahren und Kurvenspaß haben wie auf Korsika, sondern man muss sich die Strecken heraussuchen und ein wenig planen. Ansonsten können auch schon mal "plattes Land" oder Geraden bis zum Horizont das Fahrvergnügen trüben.
  • Auch Sizilien ist für den Roadster sehr gut geeignet. Kurven bis zum Abwinken gibt es allerdings nur in den drei Nationalparks im Norden und Osten.

 

Kultur und exorbitantes Naturschauspiel
  • Hier bietet nur Sizilien wirklich Überragendes. Jahrtausende alte Kulturstätten an vielerlei Orten lassen in diesem Punkt Korsika und Sardinien vor Neid erblassen.
  • Und das alles überragende Naturschauspiel des Vulkans Ätna ist schlicht nicht zu überbieten.
    - Auf einem aktiven Vulkan zu fahren und zu laufen,
    - die Dämpfe vor den Füßen aufsteigen zu sehen und
    - zu spüren, wie man in Turnschuhen bei einstelligen Außentemperaturen heiße Füße bekommt,
    - in 3.000 m Höhe echte Magmaflüsse zu sehen,
    wir kennen keinen Ort in Europa, der das toppen könnte!

 

Landschaft und Erholung

  • Wandern, Trekking und Outdoor-Aktivitäten aller Art sind auf allen drei Inseln sehr gut möglich. Hier bieten alle drei Inseln ein reichhaltiges Angebot. Ich glaube, da gibt es keine besonders erwähnenswerten Unterschiede.

 

Für welche der Inseln man sich auch immer entscheidet, lohnend sind sie alle drei! Welche wir als erste zum zweiten Mal besuchen würden? Hmmh, das ist eine sehr schwierige Frage! Ich glaube, die Wahl würde auf ... fallen… Nein, ganz ehrlich, ich weiß es nicht.
 

 

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