Final Approach auf ATH


Ein grandioses Flugerlebnis hatte ich 1994 auf einem Flug von Frankfurt (FRA) nach Athen (ATH). Es war ja noch vor dem "11. September" und damals konnte man es noch wagen, die Stewardess zu fragen, ob man mal einen Blick ins Cockpit werfen darf. Bereits nach kurzer Zeit kam sie mit der Erlaubnis des Flugkapitäns zurück. Selbstverständlich habe ich diese "Einladung" angenommen. Heute ist das Betreten des Cockpits undenkbar!

So befand ich mich also nach rund einer Stunde Flugzeit (wir flogen gerade über Österreich hinweg) im Cockpit eines A320-Jets der Lufthansa. Natürlich habe ich mich mit den beiden Piloten, die mich sehr freundlich empfingen, ein wenig unterhalten. Ich habe Ihnen selbstverständlich auch von meiner Leidenschaft als "Pixelpilot" erzählt. Den Begriff hatten sie nun allerdings noch nicht gehört - und so wurde das Gespräch plötzlich noch viel interessanter als es schon vorher gewesen war. Ich erklärte also, was ein Pixelpilot ist und fragte nur so nebenbei, warum das VOR FRA noch eingestellt sei (ich konnte nämlich den Einstellungsknopf auf der VOR-Frequenz 114,2 erkennen). Diese Frage verblüffte den Kapitän so sehr, dass er mich prompt einlud, für den Rest des Fluges incl. Landung vorn im Cockpit zu bleiben!

Er bot mir einen kleinen Klappsitz (unter Fliegern "Jump-Seat" genannt) an, der sich hinter den beiden Pilotensitzen in der Mitte des Cockpits befindet. Und auch ein Headset zum Mithören des Funkverkehrs drückte er mir in die Hand. Mit dem Satz "Sie dürfen auch einen Knopf bedienen - aber nur diesen einen!" war ich schlicht im 7. Fliegerhimmel. Es war allerdings nur der Lautstärkeregler für den Funkverkehr... 

Es war schlicht überwältigend! Ich konnte sehen, dass der Flieger seine Kurven tatsächlich ohne Einwirkung der Piloten fliegt und dass die beiden kaum etwas anderes zu tun haben, als sich ab und zu beim Controller zu melden. Ich hatte den Eindruck, dass ich Ihnen eine irgendwie willkommene Abwechslung war. Der Kapitän erklärte mir hin und wieder, wo wir sind und erzählte mir, dass wir wegen des Balkankrieges einen großen Bogen um Jugoslawien fliegen müssen. Richtig spannend wurde es allerdings erst, als wir die Reiseflughöhe verließen. Das muss irgendwo in der Nähe von Thessaloniki gewesen sein. 

Auch wenn ich die Controller nur schlecht verstehen konnte, so sah ich doch hier zum ersten Mal, wie sehr auch der Pilotenjob ein "Arbeitsplatz" mit Routine ist. Der Controller gibt den Flight-Level an, und der Pilot dreht den "ALT"-Schalter auf den entsprechenden Wert - genau wie im Simulator auch! Entscheiden tut das der Controller - der Pilot führt "nur" aus. Der Kapitän fluchte über das schlechte Englisch der griechischen Fluglotsen und später noch einmal kräftig über deren Bevorzugung einer griechischen Maschine, die eigentlich hinter uns hätte landen müssen (nach Ansicht der beiden Piloten vor mir).

Aber das schärfste war natürlich der Endanflug und insbesondere die Landung. In dieser Phase musste ich mich auch anschnallen und durfte nicht mehr reden oder Fragen stellen. An der Flughöhe orientiert, konnte ich ja gut einschätzen, wie weit es noch war. Und irgendwann sagte der Kapitän plötzlich "Da vorne ist die Akropolis". Ich verrenkte mir meinen Hals, suchte einen Moment, und tatsächlich: Da lag sie auf ihrem Felsen! Von nun an ging alles sehr schnell. Ich wunderte mich sehr über den stumpfen Winkel, den der Airbus zur Runway hatte, aber zu fragen traute ich mich nicht. Auf den Fotos erkennt man ja, dass alles "gut ging".

Es war absolut das Höchste, was ich in Sachen Fliegen jemals erlebt habe. Ich gestehe, dass ich sogar meine Frau "vergaß", die zwar wusste, dass ich "nicht weit weg" sein konnte, aber dennoch ein wenig "beunruhigt" war, dass ich sie nun hier "allein" ließ... Mit einem Abendessen auf der Akropolis konnte ich das wiedergutmachen!

 

Viel sieht man ja schon als Pilot nicht, und einen Meter hinter den Piloten wird es mit der Sicht noch schlechter, aber trotzdem konnte ich den Anflug ganz gut sehen. Hier sieht man eine Bildsequenz der letzten 2 Minuten:
 

 

 

Was mich heute noch wundert, ist der extrem stumpfe Winkel, in dem dieser Anflug stattfand.
Rechts im Bild ist schon der Airport zu sehen.

 
 
 

 

Hier sieht man es noch deutlicher: So "schräg" wollen wir landen?

 
 
 

 

Und das VASI-System (Virtuell Approach Slope Indicator) für den visuellen Anflug zeigt eine viel zu große Höhe an.
Ich gebe zu, ich war etwas irritiert.

Inzwischen habe ich von einem designierten Lufthansa-Piloten gehört, dass der Grund für diesen Anflug
die Akropolis war (war deshalb, weil es inzwischen einen neuen internationalen Airport in Athen gibt).
Man befürchtete nämlich, dass das alte Bauwerk dem ständigen Lärm und den damit einhergehenden
Vibrationen nicht standhalten könnte.

 
 
 

  Aber wie man sieht, hat es tadellos funktioniert. Hier stimmt das VASI auch (fast) wieder.
 
 

  Und unser Airbus landet sicher.
 

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