Das erste
BMW-Motorrad mit einem 6-Zylinder-Reihen-Motor
1) Die K 1600 GT
- Gran Turismo - das
bedeutet in der BMW-Sprache: Großes Reisen. Der als "Ausnahme-Tourer"
titulierte "Dampfer" hat einen neu entwickelten 6 Zylinder Reihenmotor
als Triebwerk, dem kompaktesten, 6-Zylinder, der je in einem Serien-Motorrad
eingebaut wurde.
- Er leistet 160 PS (118 kW) und dürfte - bauartbedingt
wie alle R6-Motoren - eine Laufruhe haben, die auf einem Motorrad eher
unbekannt ist.
- Erstmalig auch mit einem adaptiven Kurvenlicht
(Sonderausstattung). Das ist eine Technik, die in Kurven das Licht auf
die Straße und nicht in den Himmel leuchten lässt.
- Das in der Verkleidung eingebauter Navigationssystem
"BMW Navigator" ist nach Auskunft des Messestands mit dem Zumo 660
identisch.
- Das "Grundgefühl" der Sitzposition auf der GT ist
nach meinem Empfinden eher wie auf der RT. Nach meiner Wahrnehmung also
ein deutlicher Ruck in Richtung Tourer. Während ich die K12/13GT eher
mit einem Hauch Sportlichkeit verbinde, lässt die K16GT genau diese
"Errungenschaft" wieder vermissen. Das finde ich sehr schade.
- Und schwerer und länger ist sie geworden: Ohne Koffer
sind es 319 kg, mit Koffer und Topcase sogar 348 kg. Der Radstand ist um
6 cm gewachsen und die Länge um 10,8 cm.
2) Der Motor
- Die Reihen-6-Zylinder-Motoren kenne ich seit 1989,
sie sind großartig, fast legendär - für mich die besten Motoren
überhaupt (von einem V12 mal abgesehen). Aus den 1.649 ccm holt BMW 118 kW
(160 PS) und ein maximales Drehmoment von 175 Nm. Das klingt schon mal beeindruckend.
Ich gehe mal davon aus, dass Laufruhe und Kultiviertheit insgesamt auf
dem Niveau der Automotoren liegt - und die setzen Maßstäbe!
- Über das Fahrerlebnis kann ich natürlich noch nichts
sagen, das bleibt einer Probefahrt im März vorbehalten. Auch in niedrigen
Drehzahlbereichen dürfte der Motor Zwischenspurts oder flotte
Überholmanöver souverän machen. Schon ab 1.500 upm - so der BMW-Mann auf
der Kölner Messe - stehen über 70 % des maximalen
Drehmoments zur Verfügung.
- Um die Breite so gering wie möglich zu halten,
befinden sich die elektrischen Nebenaggregate sowie deren Antrieb hinter
der Kurbelwelle, oberhalb des Getriebes.
- Dem Datenblatt entnehme ich: 102,6 kg Gewicht und 560 mm Breite.
"Noch nie war ein
großvolumiger Reihen-6-Zylinder so kompakt." heißt es in der
Werbebroschüre. Es ist der leichteste zur Zeit gebaute Sechszylinder
oberhalb von 1 L Hubraum.
3) Adaptives Kurvenlicht
- Noch eine Neuheit: Die Sonderausstattung "Adaptives Kurvenlicht".
Eine Elektronik steuert in Abhängigkeit der Schräglage den Winkel des
Scheinwerferlichts in Bezug auf die Straße. Ergebnis: Der Lichtkegel
leuchtet dorthin, wohin man fährt. Für jemand, der viel nachts fährt,
sicher eine tolle Sache.
4) Der in BMW-Autos als "iDrive"
bekannte Unversalschaltelter heißt hier "Multi-Controller"
- In BMW Automobilen gibt es das schon länger: Den "iDrive".
Jener Steuerungsknopf auf der Mittelkonsole, mit Hilfe dessen man eine
Vielzahl von Schaltern überflüssig gemacht hat. Mit Hilfe von "Drehen,
Drücken und Schieben" führt der iDrive den Fahrer kreuz und quer durch
alle Menüpunkte seines Fahrzeugs.
- Das gibt es nun auch auf dem Motorrad. Ich weiß nur
nicht, ob ich das gut finden soll. Im Auto mag man sich die eine oder
andere Sekunde gönnen, um mit einem Blick auf den gerade gewählten
Menüpunkt zu verharren. Aber auf dem Motorrad?
- Die Funktionalität: Der
Multi-Controller bedient alle Systeme und
Einstellungen, als da wären: Bordcomputer, ESA II, Audiosystem, adaptiven
Kurvenlichts, Navigation, alle Arten von Heizungen. Der Fahrer braucht nicht die Hand vom Lenker
zu nehmen, er dreht den Controller und bestätigt den entsprechenden
Menüpunkt durch Druck mit dem Daumen.
5) Kupplung
- Die Kupplung ist eine 10-Scheiben-Ölbadkupplung mit
"Anti-Hopping-Funktion". Was "Anti-Hopping" genau ist, habe ich noch nicht
herausgefunden!
- Endlich Serie: Die Zahnräder des Getriebes sind
schrägverzahnt. Schon beim Probesitzen auf der Messe stelle ich fest,
dass sich die Gänge sehr leicht und leise (im Stand!) schalten lassen!
Das verspricht erstmals ein richtig leises Getriebe zu sein!
6) Fahrwerk
- Bei diesem Tourer wurde - so der BMW-Mann auf der
Messe - die Gewichtsverteilung für die K16-Modelle auf eine
Radlastverteilung von 52% vorn zu 48% hinten ausgelegt
(Fahrzeuggewicht).
- Das zentrale tragende Teil ist der aus Leichtmetall
bestehende Hauptrahmen in Brückenbauweise.
- Der Motor ist über acht Punkte mit dem Rahmen
verschraubt und wirkt damit selbstversteifend als mittragendes
Konstrukt.
- Die neue BMW K1600GT besitzt die zweite Generation
der elektronischen Feder-Dämpferverstellung ESA II (Electronic Suspension Adjustment). Dieses System erlaubt es
wie bisher auch,
das Fahrwerk per Knopfdruck optimal auf seinen Fahrstil,
Besetzung, Beladung sowie Streckenverhältnisse
anzupassen. An den Einstellungen "Sport", "Normal" und "Comfort" hat sich
nichts geändert.
- Die Bremse ist wie bisher ein
Teilintegralbremssystem.
- Auch auf DTC (Dynamic Traction Control), die
Traktionskontrolle für das Hinterrad beim Gasgeben, braucht der Fahrer
nicht zu verzichten. Bei diesem neuen System wird auch die Schräglage des
Motorrads über eine Sensorik ermittelt und das Regelverhalten
entsprechend beeinflusst.
- Am Reifendruck-Kontrollsystem RDC hat sich wohl
nichts verändert.
7) Audiosystem und Navigation,
weiteres Sonderzubehör
- Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass ich eigentlich keine Musik
auf dem Motorrad brauche, aber dieses neue System mit USB-Schnittstelle
für den iPOD oder den USB-Stick mit mehreren GB Musik fand ich schon
klasse!
- Wiedergabelisten oder Zufallswiedergabe der jeweiligen Audioquelle,
das sind schon Features, die mich ins Grübeln kommen lassen.
- Der BMW Motorrad Navigator IV ist optional, gehört aber direkt zur
Sonderausstattung "Audio". Auch das Navi kann also über den Controller
bedient werden, das finde ich ganz praktisch!
- Dazu kommt noch: Der Datenaustausch
zwischen Navigation und Bordnetz ermöglicht den Austausch von Datum und Uhrzeit an die
Instrumenten-Konsole. Es ist auch in der Lage, bei Erreichen einer bestimmten
Restreichweite die nächstgelegene Tankstelle vorzuschlagen. Außerdem können
die TMC-Daten des
Radios direkt für ein dynamisches Routing verwendet werden. Das hilft, Staus
umfahren zu können.
- Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber ein Tankrucksack gehört
ebenfalls zur Ausstattung.
- Auch Zusatzscheinwerfer in LED-Technologie und Sportschalldämpfer
gibt es.
- Und irgendwo habe ich was von "Zentralverriegelung" gehört. Wie das
funktioniert, bleibt einem praktischen Test vorbehalten.
- Last but not least: Schutzbügel für den Motor.
9) Fazit
- Besonders der Motor hat mich begeistert: Das ist
Ingenieurskunst, wie ich sie mir in Deutschland vorstelle und wünsche.
- Die "Zerklüftung" der Verkleidungselemente rechts und
links hat zwar nicht die Ausmaße angenommen wie der R12RT, aber die
vielen Einzelteile finde ich nicht so gut gelungen. Das gilt auch für
die beiden "Schlitze" der Koffer rechts und links hinten, deren Sinn
sich mir komplett verschließt. Da macht sich die Erkenntnis breit, dass
Designer keine Motorräder putzen!
- Bliebe noch klären - schließlich ist das ja das
wichtigste! - wie sich dieses Bike auf der Straße bewegen lässt. Ich bin
gespannt.
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